Demobericht Augsburg 24. Februar

Veronika K. 02.03.2007 12:07 Themen: Antifa
Am 24. Februar demonstrierten knapp 50 Faschisten -parteigebundene wie auch unabhängige- aufgrund der Bombadierung Augsburgs im Februar 1944 und betrieben fleißig ihren Geschichtsrevionismus, beschützt von zahlreichen BeamtInnen der Polizei.
Ich habe versucht, meine Erlebnisse in einem Bericht zusammenzufassen um euch einen kleinen Überblick über den -meinen- Ablauf der Demonstration zu geben.
Demobericht Augsburg 24. Februar

Wir kamen so gegen 10 Uhr in Augsburg an, traten unter strahlendem Sonnenschein hinaus auf die Strasse, wo die Freunde und Helfer erstmal ne halbe Stunde Ausweiskontrolle und Abtasten für nötig hielten – aber verständlich bei dem sexuellen Entzug unter dem Pollies nun mal leiden.
Anschließend machten wir uns -alle in zeitlosem schwarz - auf die Socken und verirrten uns prompt in den Augsburger Straßen, bevor wir die bürgerliche Kundgebung erreichten. Da dort ein paar CSU-Schilder emporgereckt wurden, die Musik scheiße und uns langweilig war, beschlossen wir, die Stadt in kleinen Grüppchen weiter zu erkunden.
unser Grüppchen hatte -wie üblich- das Glück, von Blondi, dem schlecht gelaunten, noch schlechter frisierten und Macht besessenen Einsatzleiter aufgehalten zu werden um den ersten Platzverweis zu bekommen, wobei sich herausstellte, dass somit ca. 15 New Kids on the Black Block direkt auf die Naziroute geschickt wurden.
Außerdem maulte er einen von uns an, ihn "für alles verantwortlich zu machen" (vermutlich gefiel ihm das Gesicht von dem Kerl nicht) und machte eindeutig klar, dass sich mit ihm nicht diskutieren ließ.

Da wir den Platzverweis nicht einsahen, begaben zu den anderen Demonstranten, die ein paar Meter weiter standen und die ganze Sache äußerst fasziniert beobachteten, was Blondi zwar überhaupt nicht gut fand, seine Kollegen aber ignorierten unsere äußerst rebellische Handlung und versuchten Blondi - offenbar auch Choleriker - zu beruhigen.
Blondi allerdings legte Wert darauf, die AntifaschistInnen ein wenig durch die ihnen relativ unbekannte Stadt zu hetzen, so dass wir unseren ersten frühmorgendlichen Spurt hinlegen mussten.
Schließlich aber hatten sich ne ganze Menge Linke versammelt und wir waren genug, um eine passable Sitzblockade aufzustellen – also machten wir uns im Dauerlauf auf den Weg, schlossen uns zu Ketten zusammen und machten es uns auf dem Boden bequem.
(Neben uns saßen übrigens ein paar SDAJler, welche ihre Hammer und Sichel-Sprüche rumplärrten, was mir etwas auf die Nerven ging )
Nach geraumer Zeit wurden die Polizisten ungemütlich und begannen zu kesseln, weshalb meine Leute und ich uns so schnell wie möglich auf die Socken machten.
Die nächste halbe bis ganze Stunde war ein verzweifelter Wettlauf mit der Polizei, und das in glühender Hitze, durch winzige Gässchen.
Wieder einmal bewiesen die ach so kreativen Autonomen und Antifas äußersten Elan wenn es darum ging, weitere Straßensperren aufzubauen – wir standen anschließend zu zehnt vor 3 Bullen, die uns relativ einfach zurückdrängen konnten, was nicht der Fall gewesen wäre hätten die ca. 30 anderen Superradikalen ihre Zuschauerposition aufgegeben und sich uns angeschlossen.

Schließlich erreichten wir die Zwischenkundgebung der Geschichtsverdreher am Rathausplatz, wo ein äußerst hässlicher älterer Herr vergeblich versuchte, eine Rede zu halten und die armen deutschen „Opfer“ der Alliierten in Augsburg als Helden zu verklären, und wo wir auch auf drei früher zurückgelassene Kollegen und die ehemals Eingekesselten trafen.
Die ca. 50, glaube ich, Nazis setzten sich aus der frustrierten 1 Generation, den typischen Boneheads und dem Typ des Bankangestellten, der sich nach der intensiven Beschäftigung mit dem eigenen Geschlechtsteil versehentlich die Haare zurück gestrichen hat, zusammen.
Die Antifaschisten waren übrigens eine relativ ausgewogene Mischung aus Punks, Palikindern, Kommies, Altlinken und Black Blocklern.
Wir machten also ordentlich Krawall, plärrten unsere Parolen (darunter Klassiker wie „Ob Ost ob West, nieder mit der Nazipest“, aber auch Neukreationen im Stil von „Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C für die ganze NPD!“)
Doch da sich meine Gruppe aus hyperaktiven kleinen Punks bestand, die sich natürlich schnell langweilen, freuten wir uns riesig, als uns jemand fragte, eine weitere Sitzblockade zu errichten.
Also marschierten wir zügig zu viert durch die Straßen, auf den Weg Richtung Staatstheater in der Hoffnung einen Pulk aktionsbereiter Mitstreiter zu treffen.
Die einzigen, die wir trafen, waren zwei gelangweilte Polizisten, die uns den 2. Platzverweis des Tages gaben und uns in die Kesselstraße schickten, aus der wir uns („Nomen est omen“) schnellst möglichst und unauffällig entfernten.
Anschließend hingen wir in Erwartung anderer Demonstranten irgendwo in Augsburg herum, mümmelten unsere letzten Vorräte und langweilten uns.
Dazwischen trafen wir ein paar andere Punks, welche jedoch nur auf dem Weg zum nächsten Tengelmann und äußerst überrascht von der Tatsache, dass wir ausnahmslos nüchtern waren und auch nichts trinken wollten, waren.
Schließlich, nach langer, langer Zeit des Wartens, schlurfte dann der Rest der Linken, begleitet von dem üblichen Bulllenaufgebot und den lieben Herren von NPD, DVU, den AN und anderem Gesocks.
Dort wurden sie mit einem Hagel von zermatschten Tomaten, Kugelschreibern etc begrüßt, was den Bullen seltsamer Weise relativ egal war, und die Horde zog unbeeindruckt weiter bis zur Endkundgebung am Martin Luther-Platz.
Inzwischen hatte sich der Himmel verdunkelt, und auch die Stimmung unter den Nazifeinden war merklich gesunken.
Ich selbst war todmüde vom Rennen, heiser und hungrig.
Ein paar der Demonstranten schienen das ebenfalls zu sein, weshalb sie den nächsten McDonalds aufsuchten um sich ein paar köstliche Cheeseburger zu holen.
Und auf einmal –die Stimmung drohte grade in bodenloser Langweile zu versinken – hieß es dann: Tränengas. Anscheinend wurde es den Bullen auch langweilig, so dass sie sich ein wenig die Zeit vertreiben mussten.
Ich rannte also wie ein gejagtes Karnickel von den Damen und Herren USKlern weg und sammelte mich schließlich mit der vollen Besatzung meiner Gruppe zitternd und nass ein paar Meter abseits von der Demo, wo wir beschlossen, uns zu verkrümeln, um nicht vor den Herren der AN München am heimischen Bahnhof anzulaufen.
Doch was war das?
Die Nazis hielten zwar grade weiterhin ihre Kundgebung ab, aber Blondi und Konsorten waren der Ansicht, uns nicht in den Bahnhof zu lassen.
Also suchten wir – zusammen mit ein paar anderen, die hauptsächlich der „Schaugts mie oh, ich trage einen Pali und bin jetzt voll Hardcore“ – Gruppe angehörten, einen Umweg, der allerdings auch von zwei der Herren in Grün versperrt war.
Da die Palipunks sich relativ schnell einschüchtern ließen und sich verpissten, standen wir anschließend hilflos da und wussten nicht wohin mit uns.
Schließlich wurden wir anschließend doch durchgelassen, hockten eine zeitlang gelangweilt am Bahnhof herum und warteten auf unseren Zug – nicht ohne den Faschos, die wiederum durch ein massives Polizeiaufgebot beschützt wurden, ein paar Parolen entgegenzuschleudern (ja, das war supermilitant und beeindruckend).
Ich war auf alle Fälle ziemlich froh, schließlich im Zug zu sitzen und endlich mal entspannen zu können.
In München standen auch tatsächlich ein paar Boneheads am Burger King, aber denen konnten wir zum Glück entwischen, bevor sie sich dazu bequemt hatten, das Ende der Treppe zu erreichen.
Auf alle Fälle war ich verdammt froh, danach endlich zu Hause zu sein!!


v.k.
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Ergänzungen

Hört doch auf mit dieser ständigen

Zahlenrumlügerei 02.03.2007 - 12:58
Im ersten Artikel war noch von 130 nazis die rede, im zweiten waren es nur noch 80, und jetzt sollen es nur noch 50 gewesen sein?
Sorry aber mit sowas macht sich die deutsche Linke selbst unglaubwürdig. Wir haben es doch nicht nötig Zahlen runterzulügen, dass ist eher die stärke der Faschos,
Ich denke eine Zahl zwischen 130-100 Nazis ist schon realistisch!
Also bitte sachlich bleiben!
Luxus für alle und zwar sofort!!!
Solidarische Grüsse aus NRW!

genaue Zahl und Ereignisse im Bahnhof

Rootsburg 08.03.2007 - 13:25
Ich hab zuerst am Rathausplatz ein bissl eins auf Presse gemacht. Hab deshalb recht zuverlässige Quellen anzapfen können. Bis dahin gabs 7 Festnahmen (hauptsächlich bei der Blockade) und es waren 83 handverlesene Nazis.
Im Bahnhof gabs dann doch noch ein paar Grüße für die Nazis mit auf den Weg und es war auch nicht so schwer in den Bahnhof reinzukommen, wenn man halt auch sein Outfit für sowas angezogen hat.

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SDAJ — Alex