München: Antifas stören Nazimahnwache

Sonja Erikson 13.02.2007 22:23 Themen: Antifa
Auch in München hatten Nazis eine Mahnwache anlässlich des alliierten Bombardements Dresdens am 13.Februar 1945 angekündigt. Doch wie allzu oft hatten sie ihre Rechnung ohne die örtlichen Antifaschistinnen und Antifaschisten gemacht.
Auch in München hatten Nazis eine Mahnwache anlässlich des alliierten Bombardements Dresdens am 13.Februar 1945 angekündigt. Doch wie allzu oft hatten sie ihre Rechnung ohne die örtlichen Antifaschistinnen und Antifaschisten gemacht.
Den Nazis, die mit ca. 35 Leuten, vormalig Dorftrottel und Bauernnazis, aufgetaucht waren, standen von Beginn an ca. 100 AntifaschistInnen gegenüber, die lautstark, kreativ und gut gelaunt ihren Protest und ihre Ablehnung deutscher Opfermythik und Nazis im Allgemeinen kundtaten.
Schon bald nach Beginn der Kundgebung tauchte ein „Butler“ auf, der leckere Häppchen an die Anwesenden verteilte. Mir nichts, dir nichts waren auch Partyhüte, Luftschlangen, Tröten etc. aufgeteilt und die Party konnte losgehen.
Lautstark wurden die Nazis mit Sprechchören übertüncht, die Stimmung unter den Antifas war exponentiell auf dem Weg Richtung plus unendlich, was durch die Armseligkeit der versammelten Nazis, die komplett untergingen, noch verstärkt wurde. Nach einiger Zeit voll bester Laune, wurde ein Packen Flugblätter gezückt, die von der US-Airforce über München abgeworfen worden waren, Papierflieger wurden gebastelt und nach lautstarken Runterzählen begann der erste „Luftangriff“ auf die Nazis, was ein wahrhaft wunderbares Bild ergab. Einige Nazis bekamen die Flieger auch an kapitaler Stelle ab, was allgemein beklatscht und bejubelt wurde. 100 Punkte für jeden Treffer, 1000 für jeden „Headshot“!!!
Dieses Zeremoniell wurde einige Male wiederholt, wobei die Flakhelfergeneration auf der Gegenseite jedes Mal kläglich scheiterte.
Der Unmut und die Frustration waren den Nazis deutlich anzusehen, wohingegen auf Antifaseite die Stimmung nicht besser hätte sein können, was dazu führte, dass die Nazis ihrer Blamage (durch die Antifaintervention hatten diese nahezu null Öffentlichkeitswirksamkeit!)
frühzeitig abbrachen und sich in Reih und Glied oder sollte man es besser Gänsemarsch nennen(?), auf den Weg nach Hause machten. Dies geschah allerdings nicht, wie gewöhnlich, durch die U-Bahn sondern durch die FUZO, was die Antifas nicht hinderte noch einige Zeit den Nazis lautstark vor sich herzutreiben, bis diese schließlich unter Bullenschutz weggeleitet wurden.

Fazit:

Alles in allem Bombenstimmung bei den Antifas, Nazis kläglich gescheitert und wahnsinnig lächerlich, keinerlei nervige Verhaftungen etc. durch die Polizei.
Für die Nazis wird es immer enger in München. Der Anmelder Roland Wuttke aus Mehring nahe Augsburg ist mit seinem Konzept der ständigen Mahnwachen mal wieder grandios gescheitert, Norman Bordin konnte mit seiner stumpfen Mackerprovo („Dicke Hose-schmales Hirn“) auch nicht Punkten, Thomas „tomyboy“ Wittkes Photos dürften auch fürn Arsch sein und Michael Deuringer machte wie immer keine gute Figur.
Beschaut man sich die Erfolgsliste Münchner bzw. Bayrischer Antifas in letzter Zeit dürfte den Nazis Angst und Bang werden. In dieser Reihe stehet auch das Outing des Sächsischen Nazikaders und Anmelder des „Dresden Marsches“ Ronny Thomas, der mittlerweile im Münchner Westen wohnt. Antifaschistische Grüße auch an alle die gerade in Dresden gegen den Naziaufmarsch vorgehen!!!
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Ergänzungen

Über den Wolken

Christina Ude 14.02.2007 - 01:59
An Aktionsmitteln kamen unsererseits zum Einsatz:

Fahnen über Fahnen, u. a. die Kokarden der Royal Airforce, viele Transpis, am coolsten waren aber die Gesänge (gut funktioniert, wohl eingeübt ;-) )die über den Marienplatz schallten, und in die übrigens auch so Manche aus der FuZo eingestimmt haben:

-So ein Tag, so wunderschön wie heute
-Ten german bombers ("and the R.A.F from England shot all down")
-Die Bomben vom Himmel, kommt lasst uns fröhlich sein
-Und schon wieder keine Stimmung - NPD
-Bom-, Bom-, Bombenstimmung
-Über den Wolken ("was gestern wichtig und groß, ist plötzlich nichtig und klein")
-Happy birthday ("lieber Luftangriff" bzw. "Dresden bombing")

na ja.

..,- 14.02.2007 - 15:03
Also, ein paar Kritikpunkte müssen dann doch sein.

Das erste Bündel bezieht sich auf die inhaltliche Repräsentation.
Alliiertenfahnen nerven einfach. der theamtische Bezug ist scon klar, trotzdem mache ich linksradikale Antifa politik und nicht Lobhudelei auf die Alliierten. Ob die Westalliierten, die gerade im Kontext des 2. Weltkrieges ihre Kolonien und die Kolonisierten massiv ausbeuteten, oder die Sowjetunion als der Staat, der wahrscheinlich die meisten Kommunist_innen geziehlt umgebracht hat - positive Bezugspunkte können das nicht sein.
"Es gibt nur ein Arthur Harris" "... Bomben drauf und weg die Scheisse" "Bomber Harris, do it again" - politisches Ziel muss es sein, den Opfermythos anzugreifen und in die relativierenden Diskurse zu intervenieren, nicht militaristischen Heldenkult zu betreiben oder das massenhafte töten von Menschen abzufeiern, auch wenn es vielleicht sein musste.
Viele, die vielleicht an sich nicht gerade auf Bomber Harris Abgefeiere stehen, liessen sich von der Stimmung mitreissen. Ein bisschen mehr Reflexion über die transportierten Inhalte täte hier Not.

Nun zur Praxis:
Die Idee, das ganze als Party aufzuziehen, war eigentlich super - nur, in Verbindung mit obigen inhaltlichen Punkten, schräg. Immerhin war es so nicht nur möglich, sondern sogar spassig, anderthalb Stunden Nazikundgebung zu stören und in der Aussenwirkung zu beeinträchtigen, und die Nazis waren sichtlich gepisst. Angesichts der Münchner Zustände sind militante Interventionen gegen Faschoaktivitäten eh schwierig, da ist es sinnvoller bei diesen Gelegenheiten auf Eskalationen zu verzichten und lieber 30 euro in Partyhäppchen als Unsummen in Anwaltskosten und Strafbefehle zu investieren.
Klasse war auch die kurze Demo durch die Fuzo. kritisch möchte ich hhier anmerken, dass als die Bullen eine Kette über 2 drittel der Breite der Fuzo zogen, alle davor stehenblieben. Es wäre einfach lustiger gewesen, um die Kette herum zu laufen und niedrigschwellig weiter Stress zu machen. Stattdessen blieben alle genau vor der Bullenkette stehen, wie magnetisch angezogen.
Was den Butler angeht, sei noch für Nachahmungstäter_innen erwähnt das die Bullen rumgenervt haben wegen Gesundheitszeugnis, er durfte irgendwann nicht mehr verteilen weil keins da war. Im Szeneumfeld gibt es immer ein paar Leute die so was haben, einfach ein bisschen rumfragen.

Fazit:
Es ist gelungen, einen Umgang mit einer Nazi-Mahnwache zu finden, der nicht nur für die Nazis nerviger war als für uns, sondern sogar Spass gemacht hat - bei einer allerdings beschissenen inhaltlichen Aussenwirkung. Grundsätzlich muss jede_r auch in solchen Stimmungslagen in der Lage sein, zu reflektieren, was da gerade gerufen wird.

Für den nächsten Nazi Termin solte ein Kontest ausgerufen werden: wer bringt das lustigste Party-gimmick mit, wer studiert die passendsten Lieder ein, wer flamvbiert die leckersten Reinhold Elstner Spiesse?

Fotos

mrs. coconut 14.02.2007 - 15:38
hier zwei bilder.

Kurze Ergänzung

Tegernseer Spezial 15.02.2007 - 02:23
Damits auch alle wissen: Die Faschos sind zum Teil (ca 20)in den Augustiner-Keller in der
Kaufinger/Neuhauserstr kurz vorm Stachus noch Saufen gegangen, was auch der Grund dafür war, dass sie diesmal ungewöhnlicherweise oberirdisch weggelotst wurden - also nix mit "erhöhter Konfliktbereitschaft" o.ä. Der Rest, der zum Bahnhof musste, wurde nämlich wie immer in die S-Bahn verfrachtet.

Ansonsten coole Party, fette Stimmung, voller Erfolg - bis auf das Alliierten-Abfeiern, aber mei, was solls, einmal im Jahr kann mensch das schon ertragen, sonst lässt sich die vereinigte Antideutsche Linke Münchens, die wohl gerade mal über genügend Personal verfügt, die vier Fahnen der Alliierten zu tragen, sowieso nicht blicken...

In diesem Sinne, bis zur nächsten Party! (Reinhold-Elstner-Mahnwahe im April)
München bleibt Antifa!

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