Nazikader an Erfurter Universität geoutet

Antifa-Recherche-Team-Erfurt (ARTE) 10.02.2007 11:34
Am vergangenen Mittwoch wurde der Erfurter Nazi Patrick P. an der Erfurter Universität geoutet. AntifaschistInnen verteilten Flugblätter und hängten Plakate auf, auf denen sie über die Aktivitäten des selbsternannten „Freien Nationalisten“ informierten.
Unscheinbar, höflich und strebsam – so dürfte Patrick P. von vielen seiner MitstudentInnen wahrgenommen werden. Doch hinter der Biedermann-Fassade des Studenten der Rechtswissenschaft verbirgt sich einer der aktivsten Nazis aus der Landeshauptstadt. Für die extrem rechte NPD und die sogenannten „Freien Kameradschaften“ ist er die Kontaktperson in Erfurt – ein Kader also, wie er im Buche steht. Wir sagen es ist höchste Zeit, seine braunen Umtriebe öffentlich bekannt zu machen. Auch die Universität sollte nicht länger ein sicherer Rückzugsraum für organisierte Aktivisten der extrem rechten Szene sein.
Doch zunächst ein kurzer Streifzug durch die letzten zwei Jahre: Im November 2005 wurden AntifaschistInnen das erste Mal auf ihn aufmerksam. P. tauchte in Arnstadt auf einer Kundgebung unter dem Motto „Nationalisten gegen Kinderschänder“ auf. In einem Redebeitrag forderte der angehende „Rechtswissenschaftler“ die „Todesstrafe für Kinderschänder“. Die Marschrichtung scheint seitdem klar: Soziale Themen sollen verstärkt aufgegriffen werden um darüber extrem-rechte Ideologie zu transportieren und sie so Schritt für Schritt gesellschaftsfähig zu machen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Zeitung „Bürgerstimme! – Freies Mitteilungsblatt für die Region Erfurt-Arnstadt“ zu sehen, als deren presserechtlich Verantwortlicher Patrick P. fungiert. Das kopierte Faltblatt wird flächendeckend in Briefkästen aber auch an Infoständen der NPD (wie am 20. Oktober in der Erfurter Bahnhofstraße) verteilt und soll alle zwei Monate erscheinen. Auch hier das Problem: Die kostenlose Zeitung ist nur bei sehr genauem Lesen als extrem rechtes Blättchen zu erkennen. Lokales, wie Verbraucherschutzthemen, der sogenannte Gammelfleischskandal, steigende Energiekosten oder auch die Umstrukturierung der Thüringer Polizei werden thematisiert. Aber auch die Weltpolitik ist Gegenstand der nachrichtlich gehaltenen Texte. Antiamerikanische Floskeln gegen die Außenpolitik der USA (vgl. "Bürgerstimme – Freies Mitteilungsblatt für die Region Erfurt – Arnstadt, Ausgabe 5). Der Unterstützung der Szene kann sich Blattmacher P. offenbar gewiss sein: "Nur durch eine großzügige Spende aus Hessen konnte das Projekt `Bürgerstimme` fortgeführt werden. Die Anschaffung eines neuen Druckers hätte uns sonst überfordert." (Vgl, ebenda)
Doch nicht dem "Bürger", vielmehr der sogenannten "Antikapitalismus-Kampagne" gibt P's Postille ihre "Stimme". Seit dem vergangenen Jahr haben sich Nazis aus Thüringen und angrenzenden Bundesländern zu der Kampagne zusammengeschlossen. Unter dem Motto "Zukunft statt Globalisierung" machen sie deutlich, was ihr Gegenmodell zu einer globalisierten Welt darstellen soll: die Volksgemeinschaft.
Patrick P., der Regionalbeauftragter der Antikap.Kampagne ist, entwickelte sich im vergangenen Jahr zu einem der maßgeblichen Wortführer völkischer Antikapitalisten in der Region. Am 4. März 2006 tingelten Thüringer Nazis auf einer "Antikapitalistischen Kaffefahrt" mit dem Bus durch Bad Salzungen, Ilmenau, Arnstadt und Neudietendorf. Fast überall war P. als Redner zu hören. Einer Gegendemonstrantin aus Ilmenau schrieb er noch im selben Monat einen sechsseitigen Offenen Brief in dem er verkündete: " .. der Nationalsozialismus war gestern. Aber der nationale Sozialismus in den Farben der Völker ist morgen!" (aus: Offener Brief an Frau Dr. Barbara Schramm, Seite 6). Auf der Auftaktdemonstration der Kampagne am 1. April 06 lief P. – mit einem Handzettel voller Parolen "bewaffnet" – neben dem Lautsprecher her und skandierte über ein Mikrophon Slogans wie "Nur eine Agenda hat wirklich Zweck, dieses System muss endlich weg". Die etwa 300 Nazis plapperten es ihm gehorsam nach.
Weitere Demos und Kundgebungen folgten, auf denen der Erfurter Student redete: Am 1. Mai 2006 auf einer Anti-Kapitalismus-Demo in Magdeburg, am 13.Mai in Suhl auf einer Kundgebung anlässlich einer Auseinandersetzung, bei der zwei Nazis verletzt wurden, wegen Zeitmangel musste sein Redebeitrag beim "Thüringentag der nationalen Jugend" im Mai in Altenburg ausfallen. Auftritte beim "Rock für Deutschland" in Gera und beim Pressefest der NPD am 2. September in Suhl folgten.
Offensichtlich versucht P., der in Erfurt eine Schnittstelle zwischen den sogenannten "Freien Aktivisten (FAE)" und der NPD bzw. Ihrer Jugendorganisation JN darstellen dürfte, sein Studentenleben mit seiner politischen Tätigkeit in Verbindung zu bringen.
Nur durch einen glücklichen Zufall konnte im September ein dreiwöchiges Praktikum des Kameradschaftsaktivisten im Thüringer Landtag verhindert werden (Quelle: Freies Wort vom 16.9.2006, "Landtagsverwaltung erstattet Anzeige gegen zwei polizeibekannte Thüringer Neonazis"). Gemeinsam mit dem stellvetretenden NPD-Vorsitzenden des Wartburgkreises, Patrick Wieschke, hatte er die Ausstellung "Erschossen in Moskau" im Landtag besucht. Anschließend schmierten beide Nazi-Parolen ins Gästebuch. Dadurch fiel der Sicherheitsabteilung auf, dass P. bereits seit Sommerbeginn eine Praktikumszusage hatte.
Die beiden "Patricks" aus Erfurt und Eisenach pflegen seit längerem eine intensive Zusammenarbeit. Der eine ist Student der Rechtswissenschaft an der Erfurter Universität. Der andere seit Jahren eine der Thüringer Szenegrößen. Wieschke wurde im Mai 2002 (LG Mühlhausen) wegen Körperverletzung und dem Sprengstoffanschlag auf einen Dönerimbiss zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Seit seiner vorzeitigen Haftentlassung organisiert er fast schon wöchentlich in ganz Thüringen Nazi-Demonstrationen. Die beiden Patricks besuchen und organisieren auch gemeinsam die sogenannten "Unternehmertreffen" der NPD, die am 23.9. und 18.10. 2006 im "Alten Fritz" (Liebknecht-Straße) sowie am 20. Januar 07 in der Ackerhofstraße/Moritzstraße in Erfurt stattfanden.
Für den 1. Mai 2007 haben NPD und die sogenannten "Freien Kameradschaften" einen Aufmarsch in Erfurt unter dem Motto "Arbeit für Millionen statt Profite für Millionäre" angemeldet. Die Demonstration ist eine Aktion der "Antikapitalismus – Kampagne". Und auf der bereits bekannten Rednerliste: Patrick P.

Sorgen wir dafür, dass Patrick P. in Erfurt in keiner Straße, keinem Hörsaal und keiner Mensa Platz hat, seine nationalsozialistische Propaganda zu vebreiten.
Schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft!

Die Serie "Nazis an der Erfurter Universität" wird fortgesetzt. Beim nächsten Mal: Tobias K.. Der Student der Rechtswissenschaft ist Beisitzer im NPD-Kreisverband des Wartburgkreises und schreibt für das extrem rechte Blatt "Der Wartburgkreisbote".
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Ergänzungen

paul

arte 10.02.2007 - 11:44
das isser

ta-artikel

xyz 10.02.2007 - 12:32
Thüringer Allgemeine, 10.2.2007

Verkehr ruhte wegen Infostand

Erfurt. (ta) Im Berufsverkehr war gestern Nachmittag der Straßenbahnverkehr zwischen Anger und Bahnhof für zwei Stunden unterbrochen. Grund war der Stand einer rechten Partei. Der Info-Stand der rechtsextremen NPD war von den Ordnungsbehörden der Stadt genehmigt worden. Mit massiven Einsatzkräften drängte die Polizei Gegendemonstranten ab und zog Sperrketten quer über die Bahnhofstraße. Von 16 bis 18 Uhr ruhte der Straßenbahnverkehr.Am Abend sicherte die Polizei zusätzlich das Umfeld der Synagoge am Juri-Gagarin-Ring ab. Sie war bereits Ziel eines Angriffs mit eindeutig rechtsradikalem Hintergrund. Wie ein Polizeisprecher sagte, würden uniformierte Einsatzkräfte regelmäßig Veranstaltungen in dem jüdischen Gotteshaus schützen.Zu einer so genannten Mahnwache wollen heute Vormittag Mitglieder und Sympathisanten einer rechtsextremen NPD Partei auf dem Domplatz zusammenkommen. Wie aus dem Rathaus zu erfahren war, genehmigte das Ordnungsamt eine Veranstaltung unter dieser Bezeichnung. Demokratische Parteien und Organisationen wollen im Umfeld an Informationsständen für ein tolerantes Miteinander werben.

weitere outings

antifa-blogger 10.02.2007 - 14:21
über den folgenden link gelangt ihr zu einer sammlung vorheriger outing-aktionen.
 http://antifa-aktionen.blogspot.com/2006/12/outings.html

unter  http://www.antifaschistische-aktionen.de.vu/ könnt ihr regelmäßig die öffentlich berichterstattung über (Anti-) Faschismus verfolgen und ein breites archiv zu diesem thema nutzen.

keep on rockin´! !

Es geht weiter...

Antifa 10.02.2007 - 19:04
1. Mai: Erfurt statt Leipzig

"Schulter an Schulter wollen am diesjährigen Mai-Feiertag parteifreie Rechtsextremisten gemeinsam mit der NPD ihre zentrale "Mitteldeutschland"-Demonstration in Erfurt zelebrieren.

Mittlerweile wurde gegenüber redok aus gut unterrichteten thüringischen Quellen die Anmeldung einer rechtsextremistischen Demonstration am 1. Mai in Erfurt durch den NPD-Landesvorstand, namentlich Ralf Wohlleben, bestätigt. Auch die gegenwärtig avisierte Demo-Route sei bereits bekannt. Ausgehend von den Teilnehmerzahlen verschiedenster Nazi-Aufzüge der letzten Jahre am ersten Maitag gehen Thüringer Antifaschisten am 1. Mai 2007 in Erfurt von mindestens 500 aufmarschierenden Rechtsextremisten aus."

Quelle:  http://www.redok.de/content/view/549/38/

Der stille Student (Patrick Paul)

TA, 23.02.07 23.02.2007 - 20:22
TA, 23.02.07
www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?kennung=on3taTHUThuNational39133& zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1

Der stille Student

Anonyme Flugblätter werfen einem Studenten der Universität Erfurt rechtsextreme Kontakte vor- er wäre nicht der einzige an einer der hiesigen Hochschulen.

ERFURT. Patrick P. ist ein wenig auffälliger Student. Er hat sich an der Universität Erfurt in Rechtswissenschaft eingeschrieben, belegt Seminare zum Wirtschaftsrecht und referiert zur "Funktionsfähigkeit des politischen Wettbewerbs" in Seminaren. In einem Planspiel zur Weltpolitik spielte er den Vertreter Afrikas.

Alles nur "Biedermann-Fassade", finden einige Mitstudenten. Tatsächlich sei P. "einer der aktivsten Nazis aus der Landeshauptstadt". Das zumindest behaupten sie auf Flugblättern und Plakaten, die sie überall auf dem Campus verteilten. Unterschrieben sind sie mit "Antifaschistisches Rechercheteam Erfurt" und der unmissverständlichen Aufforderung: "Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!".

P. trat bei mehreren rechtsextremen Kundgebungen in Thüringen auf, bei denen er schon mal die "Todesstrafe für Kinderschänder" forderte, weiß der Verfassungsschutz. In Terminankündigungen der NPD wird er meist als "freier Nationalist aus Erfurt" bezeichnet. Zudem gibt er in Erfurt und Arnstadt ein Propaganda-Flugblatt heraus; das alle zwei Monate erscheinende Blatt schüre in der Bevölkerung Ängste vor sozialer Veränderung und Kriminalität, heißt es beim Verfassungsschutz auf TA-Anfrage.

Die Universitätsleitung selbst hält sich bedeckt. Man sehe derzeit "keinen Anlass", hochschulrechtlich gegen ihn vorzugehen, teilte gestern Kanzler Martin Henkel-Ernst mit. Der Student trete an der Hochschule "in keiner Weise rechtsextrem in Erscheinung". Eine Exmatrikulation - oder sonstige Maßregelungen - seien deshalb nicht möglich. Dies könnte erst dann erfolgen, wenn P. gegen Gesetze verstieße.

Der Studentenrat erklärte, er distanziere sich von Extremisten, aber auch von dem Flugblatt, vor allem von dessen Aufruf zur Gewalt. Patrick P. selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Er wäre nicht der einzige Student in Thüringen, der mit rechten Kontakten auffällt. Einer seiner Erfurter Jura-Kommilitonen, Tobias K., sitzt im Vorstand der NPD im Wartburgkreis. In Jena haben Rechte vor einigen Jahren ihre eigene Burschenschaft gegründet, weil andere Verbindungen sie nicht aufnahmen.

Dass Rechtsextreme zunehmend an die Hochschulen strömen, davon könne jedoch keine Rede sein, so der Verfassungsschutz. Ihnen fehle dafür die wichtigste Voraussetzung: Nur wenige aus der Szene haben überhaupt ein Abitur.

22.02.2007 Von Falk HEUNEMANN

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