Dresden: 13. Februar - Warm up

ra0105 04.02.2007 23:06 Themen: Antifa Repression
Der Naziaufmarsch rückt näher und näher - Antifaschisten in Dresden bereiten sich wie auch im letzten Jahr auf den Großaufmarsch vor.

[Anna und Arthur]

Für die etwa 30 Teilnehmer begann der Nachmittag im AZ-Conny mit einer Einführungsveranstaltung zum Thema "Tipps und Tricks bei Demos". Hierbei stand zu Anfang vor allem die rechtlichen Aspekte im Vordergrund. Da auch viele ausgesprochen junge Antifaschisten vor Ort waren, konnte somit grundlegendes Hintergrundwissen zum Umgang mit den staatlichen Organen vermittelt werden. Aber auch für die "alten Hasen" dürfte so eine Auffrischung höchst willkommen gewesen sein. Ein sehr unterhaltsamer Film illustrierte dann nocheinmal das soeben gelernte - anhand kleinerer Filmschnipseln von Auseinandersetzungen mit Team Green. Somit ergab sich dann ein theoretischer Diskurs zum Verhalten auf Demonstrationen im Allgemeinen.
Praktisch umgesetzt wurde dies (zumindest teilweise) später dann anhand von Rollenspiele - Kettenbildung sowie Sitzblockaden und ähnliches wurde geprobt.
Nicole Berger (Rote Hilfe Dresden) sagte zur Notwendigkeit der Veranstaltung: "In unserem Alltag, der Unterstützung von staatlicher Repression betroffenen Personen, stellen wir immer wieder fest, dass das Verhalten der Aktivisten meist alles andere als optimal ist. Obwohl man denkt, dass viele es besser wissen müssen, begegnen uns doch immer wieder Fälle in denen Beschuldigte Aussagen gemacht haben. Schlimmer ist es etwa bei DNA-Analysen - aus Unwissenheit geben einige sogar freiwillig ihre Speichelprobe ab, obwohl dafür eine richterliche Anordnung notwendig ist."
Gerade aus diesem Grund war auch dieses Jahr ein Schwerpunkt die Simulation von Verhörsituationen.

[Antifa heißt Sitzenbleiben]

Das es durchaus Sinn machen kann dergleichen zu üben, zeigte das letzte Jahr. 2006 gelang es Antifaschisten erstmals in Dresden den Naziaufmarsch empfindlich zu stören. Aufgrund einer Sitzblockade mussten der "nationale Widerstand" schließlich umkehren. Ähnliches ist auch dieses Jahre geplant, neben vielen bürgerlichen Gegenaktivitäten wird es auch eine Antifademogeben. Dort wird man versuchen neben reinen Antinaziaktivitäten eigene Akzente zu setzen.

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Ergänzungen

Viel Erfolg

!!! 05.02.2007 - 02:21
Ich wünsche viel Erfolg, und wahrscheinlich bin ich mit dabei! Vielleicht kann jemand mal mehr über Nazi-Aktionen und Gegenaktivitäten hier rein setzen.
Einige Anmerkungen aber: Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass man in DD mit willkürlichen AKTIONEN zum 13./14.2. ZIEMLICHEN unnötigen Schaden angerichtet hat. Zur Erinnerung: Das Gedächtnis an die Bombardierung Dresdens hat eine längere Tradition. seit den 80ern waren es zunächst vorwiegend Kreise aus dem "kirchlichen Untergrund", die das Gedächtnis an die Ereignisse besonders ins Bewusstsein gerufen haben. Von Anfang an spielten dabei die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung (Treffende Zitate von Konrad Weiß: "Das Feuer kehrte ins Land der Brandstifter zurück" oder ein Anderer "Erst brannten die Bücher, dann die Synagogen, dann die Städte") ebenso eine Rolle wie Bekenntnis gegen Krieg überhaupt, gleich von wem gegen wen, oder jede Form staatlicher Repression. Mit der wende und den Gedenktagen danach geriet das zwar etwas in vergessenheit, spielt aber für die Meisten, die am Abend des 13./14.2. unterwegs sind oder auf irgendeiner Demokratie-Meile oder so, so sie nicht Neonazis sind, immer noch eine erhebliche Rolle! Warum? Am 13.2/14.2. starben innerhalb von 24 Std. ca. mindestens 25 000 Menschen, vorwiegend Frauen, Kinder und Alte. Das wird nur von Hiroshima/Nagasaki getoppt! Da ich weiß, dass das gerne von Nazis, aber auch durch verschiedene Rechnereien, Annahmen von Flüchtlingszahlen in der Stadt, Übermittlungsfehler, ewig gestrigen Konservativen, aber auch im Kalten Krieg gegen den bösen Ami mißbrAUCHT und unglaubwürdig hochgerechnet WIRD, zugleich ich aber auch als an einem Forschungsprojekt dazu Beteiligter wirklich entsetztlichste Berichte gelesen habe, fallen mir diese Zeilen ziemlich schwer. Tatsache: Der olle G. hat mit seiner Sportpalast-Rede ("Wollt ihr den totalen Krieg...") das Fanal eingeleitet, Tatsache, dass diverse optische und feinmechanische Betriebe sowie strategisch bedeutsame Bahnanlagen zumindest zeitweilig behindert wurden, Tatsache, dass es aus Sicht der demokratischen Alliierten Sinn machte, den Krieg wenn auch für kürzeste Zeit zu verkürzen, Tatsache, dass der Krieg ins Land der Brandstifter zurückkehrte... Tatsache ist aber auch, dass da eine Stadt und seine Einwohner wie nie zuvor durch systematische Berechnung der optimalen Wirkung des einsatzes verschiedenster Bombentypen,des Wetters... in kürzester zeit in Schutt und Asche versenkt wurde, die darauf leichtsinnigerweise nicht vorbereitet war (Berichte von Feuerwehrleuten, Schülern ... berichten davon), die von jeder LuftaBWEHR ENTBLÖßT WAR (wie leichtsinnig, die schwere Flak zur Panzerabwehr an Ost- und Westfront abzuziehen...)... Noch immer - u.a. wegen Dresden - streiten sich die Völkerrechtler über die legitimität von Bombardierungen. Wenn wir hier Amis etc. wegen Irak und Afghanistan angreifen, dann gehört auch das damals dazu. Hussein etc. waren ebenso von Volksteilen geduldete und bejubelte Verbrecher wie Hitler und Konsorten, auch wenn diese jenen in ihrer grausamen Politik nicht annähernd nahekommen! Kurz gesagt: die meisten Bürgerlichen von heute, die am 13./14.2. unterwegs sind, waren die Kinder und Jugendlichen von damals (mal nachrechnen: 65 Jahre, damals so 3, 75 damals 13, aber seit 1933 keine vernünftige staatliche Erziehung genossen...). Diese Generation ist von Krieg traumatisiert, vielleicht daher geheilt (ich seh´s an meiner Mutter, die 45´11 war und von zuhause mit Sicherheit nicht nazistisch oder irgendwie militaristisch erzogen...).
Also, tut was gegen Nazis, aber nicht einfach blind gegen das bürgerliche Gedenken! Seit einfach mal klug, dann werden auch "Bürgis" mal wieder und vielleicht sogar die alten Knochen da sitzen und auf Nazis und Polizeirepression pfeifen! By the way: Verbündete sichern - es steht noch immer, dass letztes Jahr vermutlich nur deswegen nicht exzessiv geräumt wurde, weil da Hardcore-Nazis nicht nur von der Antifa, sondern auch von PDS-, DGB- und Grünen-Fahnen blockiert wurden.

@!!!

[iskra] 05.02.2007 - 04:32
gut das du schreibst..."weil da Hardcore-Nazis nicht nur von der Antifa, sondern auch von PDS-, DGB- und Grünen-Fahnen blockiert wurden.", denn das dürfte das bild gewesen sein...die masse setzte sich natürlich als antifas zusammen, wohingegen unproportional viele parteianhänger gleich ihr fähnchen gehisst haben! dadurch wird natürlich in gewisser weise ein derartiger protest parteipolitisch missbraucht...

@iskra et.al.

nochmal !!! 05.02.2007 - 13:48
Natürlich hast du recht, dass das Parteifähnchen hissen scheiße ist. Zugleich waren es aber Leute, deren Einstellung gegen Nazis und Krieg nicht nur Parteiangelegenheit, sondern auch und gerade persönliche Sache ist, sonst wären die nicht "zum richtigen Zeitpunkt" auf der Brücke gewesen. Solche fahnen haben aber auch letzten Endes den Vorzug, dass sie Team Green von exzessiven Räumaktionen gegen vermeintliche Linksextremisten abgeschreckt und somit das Durchziehen der Nazidemo verhindert haben - vielleicht war das sogar Strategie? Außerdem können sie ein ermunterndes Zeichen für die "verschreckten Alten" sein, sich einzureihen, weil da eben nicht nur "chaoten" sitzen, die ihnen noch dazu das Recht zum Gedenken absprechen. O.g. Artikel verweist da auf zwei fast entgegengesetzte Demo-Aufrufe: während der eine erfreulicherweise ein breites Bündnis gegen den nazi-Aufmarsch anstrebt, hat der andere (Venceremos) in der gnadenlosen Arroganz der Nachgeborenen immer noch nicht begriffen, dass diejenigen, die nun wirklich wenig oder nichts für das System konnten (zu jung zum Wählen, zu verängstigt, die meisten heutigen Überlebenden und Gedenkenden gar erst Kinder... - ich wollte hier ein Bild aus den späten 40ern von einem geöffneten Keller, mumifizierte junge Mutter über Kinderwagen gebeugt, reinsetzen, sollte ich wohl aber nicht...) durchaus nicht das Prädikat "Wider den Opfermythos" verdienen, obwohl ich es zu einem guten Stück nachvollziehen kann! Aber: sich aller Möglichkeiten zum Widerstand zu vergewissern ("Ob friedlich oder...") bedeutet auch, eine positive oder eben negative Reaktion der Behörden, der Medien und der Öffentlichkeit einzukalkulieren und entsprechend produktiv darauf zu reagieren!

@!!!

straicha 06.02.2007 - 11:27
Also, Ich möchte zum Thema "Fähnchen auf der Brücke" auch nochmal etwas sagen.
Dass ein Paar BürgerInnen und ParteianhängerInnen zum "richtigen Zeitpunkt" auf der Brücke waren, lag einzig und allein daran, dass sich die sogenannte "Demokratiemeile" genau am Brückenausgang vor dem Fürstenzug befand. Das kam mir und einigen anderen Antifas entgegen, da wir uns Zeitweise (später wurde auch von Altstadtseite aus gekesselt!?!) eine kleine Stärkung an den vorhandenen Fressbuden holen konnten. Außerdem wurden wir mit Musik von minderer Qualität unterhalten. Ansonsten war diese "Meile" nicht sehr stark besucht und natürlich hatten auch einige Parteien ihre Infoständchen aufgebaut. Ich frage mich nur worin der Sinn dieser Meile bestand. Hätten die TeilnehmerInnen doch den Kompletten Zug der Nazi-Demo behutsam an sich vorbeiziehen lassen und mit Musik und Sprüchen widerum dessen TeilnehmerInnen belustigt. Erst als ein Antifa Mob aus dem Polizei-Kessel am Ende der Antifa-Demo (irgendwo hinterm Zwinger?) ausbrach (da sollten wir uns mal selbst loben!!!) und auf die Brücke rannte und diese so vorerst "dicht" machte fühlten sich einige Fähnchenschwinger berufen auch dorthin zuspatzieren und sich einzureihen, im Kampfe, solidarisch. Mir und meinem Gewissen wäre es lieber gewesen, es hätten sich keine gesellschaftlich bedeutenderen Personen als ein paar "Chaoten" auf der Brücke befunden und die "Meile" wäre von einer gewaltsamen Räumung der Brücke durch Team Green belustigt worden. Was ja auch ein gutes Bild in der Presse gibt. Das beste wäre natürlich gewesen, die BürgerInnen auf der Meile hätten die Brücke von sich aus versperrt und der gesamte Antifa Mob wäre frei gewesen für weitere dezentrale Aktionen! Aber diese Form von Antifaschister Zusammenarbeit bleibt wohl weiterhin mein Wunschdenken!
Jut ich wollt nur noch sagen, dass ich deiner differenzierten Sichtweise auf den Umgang mit dem Gedenken zustimme. Ich finde ebenfalls die Vorstellungen einiger Dresdener Antifas überzogen. Keine Bombardierung ist legitim, weil keine kriegerische Handlung legitim ist!
Deutsche Täter sind keine Opfer, aber deutsche Opfer sind auch keine Täter.???!
Jetz wird's schlecht... also mach ich lieber schluss... Bis zum 13.02.
Gegen jeden Geschichtsrevisionismus... Alerta Antifascista!!!

Informationen während der Aktionswoche

uninteressant 07.02.2007 - 18:21
Während der Aktionswoche der Nazis und insbesondere am 13.2. wird es wieder einen Handyticker geben, über den aktuelle Infos von Unterwegs oder Zuhase abgerufen werden können. Alles was ihr braucht ist ein WAP-fähiges Handy (praktisch alle) oder einen Firefox mit WML-Plugin.

Die Adresse:  http://ticker.hopto.org