RCDS-AStA TU-Berlin: Frauenfrei, Debil, National?

TU-Student 01.02.2007 15:03 Themen: Antifa Bildung
RCDS-Amok-AStA will per E-Post ins Weltnetz. Seit Monaten betreibt der RCDS die Abwicklung der studentischen Interessenvertretung an der TU-Berlin. Mit einem sonderbaren Schreiben sorgt der neue AStA bei Studierenden jetzt für weitere Unruhe.

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Artikel auf Indymedia: RCDS im AStA der TU Berlin | RCDS-AStA beschließt Auflösung studentischer Selbstverwaltung | LAK Berlin rügt den AStA der TU (RCDS) | Sabotage beim rechten ASTA der TU Berlin
Weil ich an der TU-Berlin studiere, ging mir heute (01.02.07) ein nicht datierter Brief meines AStA zu. Mit komplizierten, grammatikalisch eher fragwürdigen Satzkonstrukten werde ich darüber aufgeklärt, dass nach über 40 Jahren endlich wieder ein "konstruktiver" AStA die TU-Berlin "regiert".

Der Liste der amtierenden Referenten entnehme ich, dass sich darunter keine einzige Frau befindet. Drei Referate sind bis auf weiteres nicht besetzt. Das für "Ausländer", das für "Frauen" und das für "soziale Minderheiten". Angeblich gibt es rechtliche Unklarheiten. Dass sich der AStA zukünftig auch nicht mehr um die BAföG- und Sozialberatung kümmern will, steht nicht in dem Brief. Was der AStA seinen studierenden stattdessen bieten will, wird in dem Brief nur vage skizziert: "Mehr Service – kürzere Wege".

Ein Großteil des Briefes macht die Aufzählungen der Schandtaten der bisherigen "linken" ASten aus. Es geht hauptsächlich um angebliche Geldverschwendung. Damit hat der neue AStA jetzt angeblich Schluss gemacht. Laut dem Schreiben konnte der AStA-Etat von 420.000 Euro auf 3,96 Euro gesenkt werden. Laut dem Brief werden dadurch 40% eingespart. Mir sieht das zwar eher wie eine Einsparung um 99,9990571% aus, aber ein Großteil des neuen RCDS-AStA kommt aus dem Bereich BWL, da möchte ich als rein technischer Ingenieur nicht rein reden.

Wofür der AStA verbleibende das Geld zukünftig verwenden will, kann ich einem Bericht von der letzten AStA Sitzung entnehmen: 22.600,00 Euro von meinem Geld gehen also erstmal an eine "renommierte Anwaltskanzlei", die auch in dem Brief erwähnt wird. Laut diesem Bericht hat der Referent für Hochschulpolitik, Roland Petsch (RCDS) sich dort mehrfach für über 100 Euro an einer Rechtshilfe-Hotline (3,60 Euro/Minute) beraten lassen. Laut dem Bericht äußerte Petsch dazu: "Ist ja genauso teuer wie Telefonsex!". Der Name der "renommierten Kanzlei", die sich über den warmen Geldregen aus dem RCDS-TU-AStA freuen kann, wird vorsorglich geheimgehalten.

Richtig krass wird es aber erst gegen Ende des Schreibens, wenn die Studierenden zur regen Teilname aufgefordert werden:

"Schickt einfach eine E-Post an presse@asta07.de oder besucht unser Weltnetzangebot unter http://www.asta07.de (die Seite ist leider erst in einigen Tagen fertiggestellt - Wir bitten um etwas Geduld)
(sic!)

Ich will gar nicht drüber reden, dass die Seite "asta07.de" auch zwei Monate nach der "Machtübernahme" noch immer nicht aktiv ist, und auch ein RCDS-AStA spätestens 2008 feststellen wird, dass "asta07" keine gute URL für die Webseite des Allgemeinen Studierendenausschuss der TU Berlin ist.

Was mich wirklich tief beunruhigt, ist die Verwendung der beiden Begriffe E-Post und Weltnetz. "E-Post" ist laut Wikipedia eine selten verwendete Entsprechung des deutschen Fremdwortes "E-Mail". "Weltnetz" kennt weder der Duden noch sonst ein renommiertes Nachschlagewerk. Es gibt nur einen gesellschaftlichen Zusammenhang in dem dieses beiden Begriffe immer wieder auftauchen: deutschnationale Neofaschisten (1), wie man sie beispielsweise bei der NPD (2) findet. Dass der RCDS-AStA die Unterstützung einer antifaschistischen Buchen­wald-Gedenkveranstaltung in dem vorliegenden Brief als Geldverschwendung darstellt, wundert mich vor diesem Hintergrund wenig.

Ich hoffe inständig, dass sich das Schreiben noch als grober Scherz herausstellt, oder einer der Verantwortlichen gesteht, dass er den Brief im Vollrausch verfasst und losgeschickt hat.

Mir, als TU-Student, ist es zutiefst peinlich, durch solche Leute vertreten zu werden. Studierende der TU-Berlin sollten auf allen Ebenen zusammenarbeiten, um diesem Spuk schnellstmöglich ein Ende zu bereiten.

(1) http://www.weltnetz-verweise.de
(2) http://www.npd-amberg.de/NPD-Hauptseite.htm

2 Webseiten, die ich in diesem Zusammenhang sehr vielversprechende finde:

Weiterer Indymedia-Artikel zum Thema:



Presse:



Ein weiteres Watch-Blog findet sich unter: AStAwatch-TU-berlin

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Ergänzungen

Neues Asta-Logo

TU-Student 01.02.2007 - 16:34
Ich hätte dann auch gleich ne Idee, für das Logo auf der Startseite von  http://www.asta07.de

naja

FU-student 01.02.2007 - 19:50
mal ganz ehrlich: natürlich ist das scheiße, aber was erwarten die linken gruppen denn? bin seit kurzem selber hochschulpolitisch aktiv, und da geht vieles SO dermaßen weit an den interessen usw der mehrheit der studentInnen vorbei, dass es nur noch schauerlich ist. zur stupa-wahl gingen folglich auch gerade mal knapp 10% der studis. wenn an den nach wie vor eher links einzuschätzenden instituten wie dem OSI die wahlbeteiligung nicht deutlich höher als im schnitt wär, hätte der linke asta wahrscheinlich auch ne viel knappere mehrheit. oder gar keine mehr. macht mal wieder BASISPOLITIK!!!

E-Post

saul 01.02.2007 - 20:18
Steht für Elektro Post und dieser Begriff wurde von den Neonazis erfunden um das Framdwort einzudeutschen. :-))) Was deswegen lustig ist, Elektro kommt aus dem Altgriechischen (von Elektra), Post ist original Latein.
Was den lockeren Umgang mit Kohle angeht (na und, ist doch nicht unser Geld), dafür sind die rechten Studivereine berüchtigt. Sind sie in der Opposition, dann verbringen sie viel Lebenszeit (als hätten sie 1000 Jahre davon) damit, den linken Asta die Ausgaben von vorn bis hinten vorzurechnen. Selbst an die "Macht" gekommen, schmeißen sie das Geld mit vollen Händen raus. Sind doch nur Plichtabgaben der Studies. Das sollte sich jeder Studie mal überlegen, wenn wieder Astawahl ist. Eigene Dummheit, ihr habt sie gewählt, auch durch Nichtwahl.
An dieser Stelle kann ich an einen Vorgang an der Frankfurter Uni vor jahren erinnern. Auch hier nervte der RCDS mit der Verwendung der Gelder. Als sie dann selbst im Asta die Mehrheit hatten, organisierten sie ein Campuskonzert. Was ist dagegen einzuwenden? Erstmal nichts. Doch beauftragten sie eine Firma für, der campus wurde mit Gitter abgesperrt, Eintritt kostete es wohl auch noch und lobenswerterweise gabs eine ganze Reihe Dixi Klos. Nur das Konzert selbst war recht mager besucht. Das alles kostete natürlich ne Stange Geld und in der Folge wurden die Astafinanzen unter Uniaufsicht gestellt. Der Asta mußte jeden Betrag der über eine geringe Summe hinausging, erst von der Unileitung freigeben lassen. So kann man eben auch Studentische Selbstverwaltung ruinieren. Die damals Verantwortlichen sind heute mit Sicherheit fett in irgendwelchen Wirtschaftsposten.

geht waehlen

(muss ausgefüllt werden) 01.02.2007 - 21:08
sonst verliert der ASTA u.U. die Legimentation und die Leute gehen in die richtige
Politik :-( Das waere sehr Unschoen, was fuer beide Lager gilt


RCDS Kiel steht dem im nichts nach

hah 02.02.2007 - 16:35
hier eine erklärung kieler hsg's zum verhalten der rcds kiel:
Rechte Parolen auf RCDS-Veranstaltung im Audimax

Breites Hochschulgruppen-Bündnis fordert Konseqenzen
beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten



Eine Veranstaltung des RCDS an der Universität Kiel unter dem Titel „Die Amerikanisierung der deutschen Sprache und Kultur“ am 24. Januar im Kieler Audimax hat sich als Forum für extrem rechte und geschichtsrevisionistische Parolen entpuppt. Nach Angaben von Teilnehmern der Veranstaltung, die an die hochschulpolitischen Gruppen der Universität herangetreten sind, mündete der von zweifelhaften rechtslastigen Andeutungen durchsetzte Vortrag des emeritierten Kieler Germanisten Heinz-Günter Schmitz in eine Diskussion, in der offen rechte Ansichten vertreten und mit deutlichem Applaus bedacht wurden, ohne dass die Verantwortlichen des RCDS sich davon distanziert hätten.

So war im Vortrag Schmitz‘ die Rede von einer „heute noch anhaltenden Okkupation“, deren „Agenten“ das Eindringen von Amerikanismen in die deutsche Sprache gezielt förderten und für ihre Zwecke nutzten, und dies mit dem Ziel der „Fremdbestimmung“ des deutschen Volkes. Darüber hinaus brachte Schmitz die Zeit von 1914 bis 1945 mit dem Begriff des „Dreißigjährigen Kriegs“ in Verbindung, der „gegen Deutschland“ geführt worden sei. Die Befreiung Deutschlands 1945 bezeichnete er als „neutral formuliert: Katastrophe“.

Schmitz ist unter anderem Autor einer Studie, die von der „Deutschland-Bewegung“ des bayerischen Rechtsextremen Alfred Mechtersheimer vertrieben wird. Diese Vereinigung wurde seit 1997 wiederholt in bayerischen Verfassungsschutzberichten erwähnt. Darauf von einem Zuhörer angesprochen, wertete Schmitz die Nachfrage als „kleinlich“ ab und erging sich in Andeutungen über den Umgang des Verfassungsschutzes mit öffentlichen Geldern, die von der Zuhörerschaft mit lautstarkem Beifall aufgenommen wurden. Ein Zuhörer fügte hinzu, dies habe man ja vom Bundesverfassungsgericht schwarz auf weiß bestätigt bekommen. Die Äußerungen des Referenten wurden aus dem Publikum mit weiteren antiamerikanischen, verschwörungstheoretischen und rechtslastigen Kommentaren ergänzt.

Die unterzeichnenden Hochschulgruppen sind erschüttert über das hier zutage tretende rechte Gedankengut. Wir verurteilen die zum wiederholten Male sichtbar gewordene fehlende Distanz des Kieler RCDS zu Positionen, die im Umfeld von Neonazis und Unbelehrbaren gang und gäbe sind. Derartige Anschauungen bedürfen deutlichen Widerspruchs, gerade auch von einer Vereinigung wie dem RCDS, die als Studierendenverband der CDU auftritt. Wir fordern deshalb:

* eine klare Stellungnahme des RCDS Kiel sowie der CDU Schleswig-Holstein, die keinen Zweifel daran lässt, dass rechtsextreme Meinungen in ihren Reihen nichts zu suchen haben,

* den Rücktritt derjenigen, die für eine derartige Veranstaltung verantwortlich sind,

* ein Moratorium für die Nutzung von Räumlichkeiten der Universität Kiel durch den RCDS, solange dieser sich nicht klar von den Vorfällen distanziert hat.

Otto-Suhr-Institut

Studi 07.02.2007 - 17:03
Korrektur: Am osi und am fachbereich ist die wahlbeteiligung nicht wirklich überdurchschnittlich. Ca. 10%. Gibt zwar auch weniger, aber an zwei fachbereichen ist es auch deutlich mehr.
Das mit der basisarbeit stimmt!

RCDS in München

Johannes 11.02.2007 - 20:30
Hier mal ein paar Infos über den RCDS in München:

Der Münchner RCDS ist definitiv faschistoid bis faschistisch. Mehrere Mitglieder, darunter der Vorsitzende des RCDS an der LMU, Stefan Rothbauer, sind bekennende Neurechte, Junge-Freiheit-Leser und InStaPo-Seminargänger. Alle bekennen sich als CSU-Leute selbstverständlich zum Antikommunismus, das ist nicht erstaunlich, aber die an NPD oder freie Kameradschaften erinnernde antikommunistische 'Militanz', die sich zu Handgreiflichkeiten, Sachbeschädigungen, Nötigungen und Gewalttaten steigern kann, durchaus noch. Aufrufe (Handzettel, Plakate) für eine Anti-Nazi-Demo gegen die NPD 2006, die von einem breiten Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften, SPD usw. getragen wurde, wurde von Münchner RCDSlern behindert und sabotiert. Viele sind in rechten Studentenverbindungen aktiv, wobei - anderslautenden Gerüchten zum Trotz - gesagt werden muss, dass die CV/KV-Kartellverbände in rechter Gesinnung den allseits bekannten Burschenschaften nicht wirklich nachstehen, wenigstens nicht in Bayern. Münchner Kartellverbändler waren an Provo-Auseinandersetzungen mit linken Studenten im Lichthof der LMU beteiligt, die zum Platzen einer Aktion gegen Studiengebühren führte, Mitglieder der CV/KV-Gruppierungen gehören zu dem Kreis bekennender JungeFreiheit-Leser und waren auch schon in - von ihnen ausgehenden - gewalttätigen Auseinandersetzungen mit linken Studenten beteiligt. Dass einige Münchner KVs/CVs regelmäßig Veranstaltungen mit dem neofaschistischen und religiös-fundamentalistischen Opus Dei durchführen, ist da nur noch ein Detail.

RCDS - erschreckend

FL/FM 13.02.2007 - 02:31
text wurde rumgeschickt. die haben anscheinend allgemein derartige probleme. nach rechts abgrenzen kann halt schwer werden, wenn man die ideen teilt. bei studivz sollte man deren gruppen im auge behalten. da findet man mit sicherheit äußerst interessantes material!

in jena wollen die zusammen mit einzelnen jusos und freien leuten den austritt aus dem fzs erzwingen. aber irgendwie nicht alle. ausgerechnet vom rcds ist einer dagegen. der schreibt was von "studentInnen", "ideologischen verkrampfungen", verrat der interessen der allgemeinheit wegen parteistrategischen gründen, "ideologischer verbohrtheit", "demokratischer solidargemeinschaft", kritisiert das "rechtsstaats- und demokratieverständnis" der cdu/csu/spd-koalition. einfach mal durchlesen :D

wenn man dann noch das profil bei studivz von diesem burschi ansieht, fehlt mir die einordnung. ist bei der stura uni jena gruppe der mit dem schwarz-roten foto.

solidarische grüße!

fm/fl

"Mehr Service – kürzere Wege" ?

magatu 13.02.2007 - 16:57
Also von mehr Service und kürzeren Wegen kann wohl keine Rede sein.
Nicht nur, dass die Internetseite nicht steht, es ist auch noch eine falsche Telefonnummer im Briefkopf zu finden. Wer die dort angegebene Nummer mit der von der alten AStA-Seite vergleicht, findet die fehlende "2". Aber einfach korrigieren und den Brief nochmal an alle Schicken. Soviel zum Thema "Misswirtschaft".

Lange Leitung

Taschenrechner 14.02.2007 - 01:42
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Die Zahlungen an die "renommierte Anwaltskanzlei" sind ja so ziemlich der Hammer. Für die über 22.000 Euro konnte die Hotline (3,60 Euro/min) fast 6.278 Stunden angerufen werden - das sind 261 Tage, wenn rund um die Uhr telefoniert wird.
Da stellen sich zwei Fragen, 1. dürfen die ihre rechtlichen Beratungskosten aus der Zeit vor ihrer Wahl über den ASTA abrechnen und 2. studieren die gar nicht, wenn sie den ganzen Tag telefonieren. Immer hin würde sich so erklären, wieso der neue ASTA noch keine Zeit gefunden hat, die Webseite an den Start zu bringen...

Vollversammlung

11:20 15.02.2007 - 12:21
Vollversammlung gegen RCDS:  http://de.indymedia.org/2007/02/168516.shtml

Taschenrechner wollen richtig bedient sein

Schlaubi 16.02.2007 - 19:41
22000 Euro zu 3,60 Euro die Minute ergeben bei mir 6111,1 Minuten, was wiederum 101,851 Stunden macht. Also etwa 4 Tage, wenn man am Stück telefoniert.

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