ES: Ausstellung Neofaschismus eröffnet

Thomas Trueten 31.01.2007 10:20 Themen: Antifa Antirassismus
Am gestrigen 30.1.2007, dem Jahrestag der Machtübertragung an die faschistische NSDAP, fand im Esslinger DGB Haus die Eröffnung der noch bis zum 28. Februar gehenden Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland" der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V.) statt. Ungefähr 40 Besucher nahmen an der Diskussionsveranstaltung zu Beginn der Eröffnung teil.
Nach einleitenden Worten von Jürgen Groß-Bounin, IG-Metall, der auf die
zuletzt verstärkten Aktivitäten der letzten Monate, von faschistischen
Demonstration wie in Stuttgart, Göppingen und Schorndorf verwies,
referierte Gerd Wiegel, Fachreferent für Rechtsextremismus der
Linksfraktion im Bundestag.

Ausgehend von einer Strategieänderung der faschistischen Parteien wie
der NPD, DVU und der Republikaner in den 90er Jahren steht inzwischen
die Konkurrenz dieser Organisationen untereinander nicht mehr im
Vordergrund. Die NPD habe sich inzwischen weitgehend der rechten
Kameradschaftsszene geöffnet.

Der Nährboden für die rechte Szene, für rechte Gruppierungen werde
seiner Ansicht nach durch den Rückzug staatlicher Institutionen, vor
allem in ländlichen Gebieten berereitet.

Die Neofaschisten würden sich überall dort, wo ihnen auch von der Linken
nichts entgegengesetzt wird, breitmachen. Die Rechten etablieren sich
dort in der Gesellschaft und füllen diese Lücken und werden auch deshalb
von zunehmend größeren Teilen der Bevölkerung akzeptiert. Dies drückte
sich zuletzt auch in den Wahlergebnissen der NPD in
Mecklenburg-Vorpommern aus. Die Stärkung der faschistischen
Organisationen müsse durch positive sozialpolitische Forderungen und
gesellschaftliche Perspektiven der "Linken" begegnet werden.

Trotzdem sieht der Referent keine akute Gefahr für eine Wiederholung der
Ereignisse von 1933, da damals die Faschisten durch das Großbürgertum,
das Großkapital und die politische Rechte hochgebracht wurden.

Die anschließende kurze Diskussion beschäftigte sich unter anderem mit
der Frage des Verbotes aller faschistischer Organisationen bzw. der NPD
und inwiefern das sinnvoll ist.

Herausgestellt wurde, daß durch ein solches Verbot unter anderem die
finanzielle Haupteinnahmequelle der NPD, die Wahlkampfkostenerstattung,
versiegen würde und jegliches öffentliches Auftreten illegal. Der
Referent ist der Meinung das sei eine symptomatische Lösung, da sie
nicht an den Ursachen ansetzt.

Das, so ein Teil der Besucher ist in der kapitalistischen
Gesellschaftsordnung, die sich immer die Option der faschistischen
Diktatur offen hält, auch nicht möglich, dazu braucht es tatsächlich
eine andere Gesellschaftsordnung.

Die in 5 Teile gegliederte Ausstellung, die auch ausgeliehen werden
kann, ist besonders auch für Jugendliche gegeignet. Die Ausstellung ist
mit Sicherheit ein lohnendes Ziel für Besuche mit der Schulklasse, der
Lehrwerkstatt oder der Jugendgruppe.

Zu der Ausstellung der VVN kann man sich auch anhand umfangreicher
weiterer Verweise und Materialien vorab hierein Bild machen. Für 2,50
Euro ist ein Katalog der Ausstellung mit allen ausgestellten Tafeln und
einem Vorwort des IG Metall Vorsitzenden Jürgen Peters im DGB Haus oder
bei der VVN erhältlich. Ein erweitertes Heft mit Unterrichtsmaterialien
ist ebenfalls verfügbar.

Die Ausstellung findet vom 02. Februar bis 18. Februar 2007 auch im
Jugendzentrum Crailsheim statt.

Eröffnet wird die Ausstellung dort am 02. Februar um 20.00 Uhr mit einer
kurzen Rede von Bernhard Löffler (Regionsvorsitzender DGB
Heilbronn-Franken).

Am 18. Februar 2007 gibt es eine Kooperationsveranstaltung mit der
“Weißen Rose, Arbeitskreis Crailsheim e.V.”. Eine Lesung von Inge
Barth-Grözinger: Wer war Erich Levi? - Schicksal eines jüdischen
Schülers in Ellwangen in der NS-Zeit.

Zusätzlich wird noch ein weiteres Rahmenprogramm erarbeitet. Darin
sollen zum Einen die Themen der Ausstellung in Gesprächen vertieft
werden und zum Anderen soll dazu angeregt werden, über persönliche
Vorurteile nachzudenken. Darüber hinaus soll mit Jugendlichen die
Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren diskutiert werden. Eigene
Ideen und Vorschläge zu dieser Ausstellungswoche sind gefragt!

Weitere Links:
 http://www.esslingen.igm.de/
 http://www.vvn-bda.de
 http://www.linksfraktion.de/
 http://www.vvn-bda.de/ausstellungen/neofa/verleih.php
 http://www.vvn-bda.de/ausstellungen/neofa/tafel0.php
 http://www.vvn-bda.de/shop/
 http://www.juze-crailsheim.de/
 http://www.juze-crailsheim.de
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Ergänzungen

Neonazi-Aktionen gegen die Ausstellung

Antifant 31.01.2007 - 22:06
In Heide und Husum war die Ausstellung auch zu sehen. In beiden Städten gab es Versuche, die Abschlußveranstaltungen zu stören:

"Ausstellung gegen Neofaschismus"
Von 17.März bis zum 7.April wurde auf Initiative des DGB die Neifaschismus-Ausstellung der VVN im kreishaus in Heide gezeigt.Die Abschlussveranstaltung mit Dr. Bästlein am 6.April versuchten ca. 10 Neonazis unter Anleitung des stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Ingo Stawitz zu stören. Dies gelang jedoch nicht, da ihnen Hausverbot erteilt wurde, und die Veranstaltung unter Polizeischutz stattfand."
Quelle:  http://www.antifa-heide.tk

"Neofaschismusaustellung im Speicher zuende
Einen Monat war eine Ausstellung des DGB und der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus im Speicher zu Gast. Mehrere hundert Menschen und einige Schulklasse informierten sich über die Geschichte des Rechtsextremismus seit 1945 bis 2003. Am 18.5. wude die Ausstellung mit einer Abendveranstaltung beendet, die allerdings unter Polizeischutz stattfinden musste, da Mark Tenten und andere Mitglieder der Kameradschaft Nord-friesland versuchten, die Veranstaltung zu stören. Die von der DGBis verständigte Polizei schüchterte die 12 vor dem Speicher versammelten Nazis mit ihrem Auftreten ein, und diese verzichteten auf weitere Störmanöver. Generell zeigt die Kameradschaft NF zur Zeit einen erhöhten Grad an Aktivität, wie an den häufigen Plakataktionen in der Innenstadt zu sehen ist.
Husumer Neonazis bei einer Personenkontrolle vor dem Speicher am 18.5.06"
Quelle:  http://www.husuma.de.vu

Verfahren wegen dem Foto

egal 31.01.2007 - 22:30
Das Foto oben zeigt Mark Tenten, Kevin Stein (NPD-Kreisvorsitzender), Michael Lauritzen, Arne Trojan und etwas verdeckt Susanne Gant.

Im übrigen klagt Kevin Stein gerade gegen die SchülerInnenzeitung HusumA, weil die das Foto auch veröffendlicht hat (Kunsturhebergesetz). Außerdem füllt er sich durch die Bildunterschrift ("Husumer Neonazis vor...") beleidigt und möchte gerne Schadensersatz. So wie es bisher aussieht, zieht die Staatsanwaltwaltschaft Flensburg den Prozess durch.

Wer mehr wissen möchte, oder sich solidarisch engagieren möchte:  http://www.husuma.de.vu

Auch in Schweinfurt Nazis bei Ausstellung

Antifa 01.02.2007 - 14:10
Auch in Schweinfurt besuchten Nazis die Eröffnung der Ausstellung "Rechtsradikalismus in Bayern". Polizei und Veranstalter schritten nicht ein: "Wir leben in einer Demokratie. Es ist auch nicht in Ordnung, wenn Linke in eine Kneipe gehen, wo sich Rechte treffen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ pig destroyer — jaja