HH: Präsidentendsturz / Polizei in Uni Café

studenta antifacsista 30.01.2007 17:34 Themen: Antifa Bildung Freiräume Militarismus Repression
+++ Vermummte stürzen Büste von Nazi-Rektor +++
+++ Polizei dringt in autonomes Uni-Café ein +++
Am heutigen Dienstag um 12 Uhr entschlossen sich circa 20 Menschen dem Hauptgebäude der Uni Hamburg und Sitz des Unipräsidiums einen unangemeldeten Besuch abzustatten.

Gekleidet in weiße Maleranzüge und maskiert mit Theatermasken wurde in einer kurzen entschlossenen Aktion die Büste von Albert Wiegand, Universitätsrektor in Hamburg von 1931 bis zu seinem Tod Ende 1932, mit Hilfe eines Seils vom Marmorsockel gezogen. Nebenher wurden die anwesenden Personen mittels Flugblättern und Redebeitrag auf den Sinn der Aktion hingewiesen.


Wegbereiter der NS-Diktatur

Albert Wiegand war bekennender Nationalist und Militarist. Schon vor der Machtergreifung bereitete der Meteorologe die Gleichschaltung der Universität in der Nazi-Zeit vor.

Wiegand arbeitete mit dem schon zu der Zeit nationalsozialistischen AStA zusammen an der Mobilbarmachung der Studierenden. Er richtetet einen Lehrstuhl für "Wehrwissenschaft" ein zur "Weckung und Förderung der kriegerischen Instinkte, die in jedem jungen Menschen angelegt sind, sofern er nicht von der Zivilisation in seinen natürlichen Anlagen verdorben worden ist". Er träumte schon 1932 von einem "neuen Reich" von "der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt". Wiegand trat für das "Führerprinzip" an der Uni ein und wandte sich gegen einen "Universitätsparlamentarismus".

Nach der Machtergreifung durch die Nazis schenkte der Nazti-AStA der Universität eine bronzene Büste vom Kopf Albert Wiegands. Bis heute, also über 70 Jahre verunstaltete diese - unkommentiert! - das Foyer des Uni Hauptgebäudes - und wurde nun entfernt.

Die Protestierenden übergaben diese anschließend der Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz mit der Forderung daraus eine Gedenktafel für die Professoren Albrecht Mendelssohn Bartholdy und Emil Wolff, die zu den erbitterten Gegner Albert Wiegands gehörten, zu gießen.

Wehrbarmachung - auch heute

Im Zusammenhang mit der feierlichen Amtseinführung (am 01.02.07 um 16 Uhr im Audimax) der umstrittenen neuen Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz sollte die Aktion auch als eine Mahnung gegen den neuen Militarismus und gegen Rüstungsforschung an Universitäten verstanden werden.

Schon mehrfach machten Studierende der Uni Hamburg die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, das Monika Auweter-Kurtz als Raketenforscherin aktiv an Rüstungsforschung beteiligt ist. Auf der Veranstaltung am Donnerstag wird auch Bundesforschungsministerin Schavan eine Rede halten, die sich erst kürzlich für mehr "Sicherheitsrelevante Forschung" an Deutschlands Unis einsetzte.

Agressiver Polizeieinsatz - mindestens drei Verletzte Studierende

Ungefähr eine halbe Stunde nach Beendigung der friedlichen und erfolgreichen Aktion kam es zu einem aggressiven Polizeieinsatz.
Eine übereifrige Universitätsangestellte meinte einige der (vermummten!) Teilnehmer der Aktion wiedererkannt zu haben. Diese sollten sich ihren Angaben zu Folge in das autoonome und selbstverwaltete Café Knallhart begeben haben.

Zunächst begaben sich zwei Streifenpolizisten in das Knallhart und forderten die betroffene Person auf seine Personalien abzugeben. Diese weigerte sich zunächst mit der Begründung auf einen Anwalt wareten zu wollen. Dies wurde zunächst auch akzeptiert, die Situation eskalierte jedoch, als immer mehr Streifenwagen mit Blaulicht auf den Campus rasten. Zuletzt waren es circa 8-10 Streifenwagen und 15-20 Polizisten, gleichzeitig versammelten sich Unterstützerinnen des Cafe Knallhart und solidarische Studierende, die aufgrund des großen Polizeiaufgebots einen Angriff auf den selbstverwalteten und besetzten Raum befürchteten.

Um die Situation zu entspannen entschloss sich die zunächst betroffene Person gemeinsam mit dem eingetroffenen Anwalt aus den Räumen des Cafes zu begebeben. Völlig unverständlich stürmten dann etwa vier bis fünf Polizisten durch einen Seiteneingang und drückten die in dem Cafe warteten Studierenden zu Boden. Nach 2 Sekunden sprühten einer der Polizisten aus unmittelbarer Nähe Reizgas auf die Studierenden - mindestens drei Personen wurde direkt getroffen. Ein Studierender wurde zudem durch Schläge und Tritte verletzt, seine Brille wurde dabei zerstört. Der Betroffene wurde brutal zu Boden geschmissen und mit Handschellen fixiert, ohne das ihm die vom Reizgas getroffenen Augen gereinigt werden konnten.

Die Polzei zog sich nach dieser absolut sinnlosen Eskalation zunächst zurück, ein Studierender wurde im Krankenhaus behandelt - es geht ihm mittlerweile wieder gut.

Das Kollektiv des Cafe Knallhart wertet den Vorfall auch als einen gezielten Angriff auf das linke Zentrum an der Uni. Freiräume sind gerade der neuen Uni Leitung ein Dorn im Auge und es wurde wohl auch schonmal für den Ernstfall einer Räumung trainiert. Schön zu sehen war das sich schnell etliche Unterstützerinnen sammelten, um das Cafe zu verteidigen.

Zur Zeitlaufen immer noch etliche Zivis über den Campus und suchen nach Teilnehmern der Aktion.

Fazit

Ein völlig überzogener Polizeieinsatz im Anschluss an eine gelungene antifaschistische Aktion an der Uni Hamburg die Lust auf mehr macht!
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Ergänzungen

Bilder Teil 4

Passantin 30.01.2007 - 19:10
++++

Mopo und Uni dazu

michse 30.01.2007 - 22:46
Mopo-Artikel zur Entfernung der Büste:
 http://www.mopo.de/2007/20070131/hamburg/panorama/enthauptung_an_der_uni.html
..und die total bescheuerte Presseerklärung der Univerwaltung:
 http://www.verwaltung.uni-hamburg.de/pr/2/21/pm/2007/index.html

Präsidentensturz & Polizei im Café Knallhart

Lotta 31.01.2007 - 15:02
Zum Präsidentensturz an der Uni Hamburg
und dem Polizeiangriff auf das Café Knallhart

„Die Büste des Rektors Albert Wigand im Hauptgebäude der Uni Hamburg ist von Studierenden gestürzt worden: Wir setzen damit ein Zeichen gegen Rüstungsforschung, Militarismus und Krieg.“

Das Café Knallhart solidarisiert sich mit dieser gelungenen antifaschistischen Aktion gegen Albert Wigand, einen Wegbereiter der NS-Diktatur und selbsternannter „Führer“ der Universität Hamburg von 1931 bis 1932. Wir verstehen die Aktion auch als weiteren Protest gegen die neue Präsidentin, Monika Auweter-Kurtz, die versucht, Rüstungsforschung wieder in den Universitäten zu etablieren.

Dienstag, 30. Januar 2007: Unmittelbar nach dem Fall des Kopfes von Albert Wigand rückte ein Polizeiaufgebot von etwa 30 Beamtinnen plus Bundespolizei und Zivilpolizistinnen vor den Eingängen der HWP und des Café Knallhart an. Gemeinsam mit einer vermeintlichen Zeugin machten sie sich in Foyer und Café auf die Suche nach einem von ihnen vermuteten „Sachbeschädiger“. Dank dieser „wohlwollenden Bürgerin“ und einer Eskalation unter Einsatz von Pfefferspray seitens der Polizei konnten die Personalien einzelner Leute festgestellt werden. Die Eskalation entstand durch den Versuch der Polizei sich mit Gewalt Zutritt zu den Räumen des Knallhart zu verschaffen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt und es gab eine vorläufige Festnahme einer unbeteiligten Person. Während der ganzen Zeit hinderten Polizistinnen Studierende am Betreten des Cafés.

Diese unverhältnismäßige Polizeigewalt reiht sich in eine Serie von Übergriffen gegen Studierende am und auf dem Campus ein. Zudem werden vermehrt Einschüchterungsversuche gegen Obdachlose durch den privaten Sicherheitsdienst der Uni beobachtet. Das heutige Ereignis ist außerdem ein weiterer Versuch den Autonomiestatus des Café Knallhart anzugreifen. Seit mittlerweile 20 Jahren versteht sich das Knallhart als selbstbestimmter, hierarchiefreier, politischer und sozialer Freiraum und dient sowohl als Café für Studierende, wie auch als Ort für verschiedenste linke Gruppen aus der Stadt. Mehr als nur ein Uni-Café ist das Knallhart also einer der wenigen noch in Hamburg existierenden Freiräume. Deshalb verstehen wir das Verhalten des AStA, der Unileitung und der Polizei gegen diesen Raum als direkte Provokation.

Die zahlreichen Unterstützerinnen haben dem Angriff heute getrotzt und werden sich auch in Zukunft nicht einschüchtern lassen. Damit auch dieser Freiraum weiter erhalten werden kann, brauchen wir viel Solidarität und praktische Unterstützung. Der 20. Geburtstag des Café Knallhart in der Woche vom 7. bis 13. Mai 2007 soll zum Anlass genommen werden, die Kommerzialisierung des Campus, der Stadt und des Lebens zu thematisieren. Knallhart, Campus und Hamburg können rocken, wenn sich viele an den Vorbereitungen und Aktionen beteiligen.

Für mehr Freiräume überall!
Gegen die Neuauflage von Militarismus und Rüstungsforschung an der Uni HH!

Das Café Knallhart www.knallhart.anti.de

Hamburger Abendblatt - Studenten zerstören Re

Nixda 31.01.2007 - 16:58

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Tolle Aktion...

fubstudent 30.01.2007 - 23:25
...und sehr krasse Re-Aktion von Univerwaltung/Bullen. Wer sich in erkämpften Freiräumen aufhält scheint in deren Augen potentiell verdächtig wird entsprechend schikaniert. Lasst euch nicht unterkriegen!

Solidarische Grüße aus der Freien Uni Bochum

Unsere Meinung...

Knallhart 31.01.2007 - 23:58
Ich weiß ganz genau auch ihr seit noch verletzbat. Das zeigt mit Eure Repression und die verdammte Hetzjagd. WE WILL BE HERE NOW AND EVER! FOREVER AND EVER!

Unsere Meinung...

Knallhart 31.01.2007 - 23:59
Ich weiß ganz genau auch ihr seit noch verletzbar. Das zeigt mir Eure Repression und die verdammte Hetzjagd.
WE WILL BE HERE NOW AND EVER! FOREVER AND EVER!

@Passantin

Premiumjunkie 09.02.2007 - 09:40
@ Passantin, nimm mal bitte mit  uwe@premium-cola.de kontakt auf, es geht um das foto mit der flasche...