Prozess wegen Schülerdemo

brechen 30.01.2007 14:55 Themen: Bildung Freiräume Repression
Am 13.09.2006 fand in Berlin eine SchülerInnendemo gegen Bildungsabbau statt. Überraschend kamen mehrere tausend TeilnehmerInnen.  http://de.indymedia.org/2006/09/157213.shtml . Um diesem Mobilisierungspotenzial Einhalt zu gebieten greifen Polizei und Justiz hart durch. Heute begann ein Prozess vor dem Jugenschöffengericht.
Die Demo wurde damals am Alexanderplatz von der Polizei aufgelöst weil sie angeblich keinen politischen Charakter hätte. Ein Mannschaftswagen der 23. Ehu versuchte durch die abziehende Menschenmenge zu fahren. Die Staatsanwaltschaft wirft nun einer Jugendlichen Widerstand, versuchte Körperverletzung und Beleidigung vor. Sie distanzierte sich heute von ihrem damaligen Umfeld, der Demo und den "Auseinandersetzungen". Sie hatte nach der Demo einen Haftbefehl erhalten der gegen Auflagen ausser Vollzug gesetzt worden war. Einem anderen Jugendlichen wird vorgeworfen sich vor die Wanne gesetzt zu haben und dadurch erst die anderen Straftaten ermöglicht zu haben. Auch er erhielt damals einen Haftbefehl mit Aussetzung gegen Auflagen.
Der zur Tatzeit 17 jährige M. war bis heute in Untersuchungshaft weil er angeblich einen Polizeibeamten, der als Sanitäter eingesetzt worden sein soll, geschlagen haben soll. Es stellte sich aber heraus das ein Sanitäter von der Polizei mit Pfeffer und Tritten zu Boden geschickt wurde.

Der gleichaltrige J. soll eine volle Saftflasche auf Polizisten geworfen haben, sein Haftbefehl lautet auf schwerer Landfriedensbruch. J. erklärte an der Demo wegen der Streichung der Lehrmittelfreiheit teilgenommen zu haben. Er habe gar nicht mit der rechten Hand werfen können, so wie es PM Magdanz behauptet, weil er Linkshänder ist. J. kritisierte die über 4 monatige U- Haft von M.

Die Beamten der BFE wurden als Zeugen hereingerufen. Ra. Herzog stellt erstaunt fest, das PM Magdanz mit Bierflasche und Schutzweste in den Gerichtssal tritt. Auf Nachfrage erklärt dieser damit die Tat rekonstruieren zu wollen. (wohlgemerkt soll angeblich eine grosse Saftflasche geflogen sein). Die Zeugen sollen draussen warten und Ra. Herzog legt ein Attest über die Verletzungen seines Mandanten durch die Festnahme vor.

Nach einem Disput ob alle Angeklagten das Recht auf einen Pflichtverteidiger haben betritt ein Polizist den Saal und erklärt das sein Kollege PM Magdanz soeben mit Brechdurchfall vom Dienst abtrete und nicht mehr als Zeuge zur Verfügung stehe. Ra. Herzog stellt fest das in der Akte Videoprints sind und beantragt den bis heute unter Verschluß gehaltenen Film zu sehen.

Der extrem schlechte Verteidiger von M. hat es seit September nicht geschafft einen Wohnsitz für seinen Mandanten zu besorgen. Das wird jetzt vom Publkum organisiert. Um den Videofilm zu besorgen setzt das Gericht das Verfahren bis zum 20. März aus, Haftverschonung für M. gegen viermal wöchentlich bei der Polizei melden.

Fazit: Die Veranstalter der SchülerInnendemo haben sich nicht um das Schicksal der Festgenommenen und Verletzten gekümmert. Beim Haftrichter waren fast alle ohne Anwalt. Versuche von Betroffenen nachträglich den EA zu informieren sind gescheitert weil dieser oft zu den Sprechzeiten nicht besetzt ist. Die Anwälte haben keine kollektive Verteidigungsstrategie erarbeitet, von Alkoholblack-out, Distanzierung bis zu politischer Erklärung haben die Angeklagten alles vorgetragen. Die Repression traf ein unorganisiertes Spektrum für das sich schwer eine echte Solibewegung bilden lässt.

Deshalb nicht die Leute verheizen sondern am nächsten Prozesstag den Bildungskillern und "Jugendrichtern" den Marsch blasen!
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Ergänzungen

23. EHU

schönblöd 30.01.2007 - 15:29
habt ihr bilder von den beteiligten bullen der 23. EHU? wäre ziemlich nütztlich, da bald bereits eine verfahrenswelle und eine kampagne gegen diese faschistische polizeieinheit aus berlin laufen wird. auch bullen haben wohnzimmer und fernseher!

Who is who?

Anti-PMS 30.01.2007 - 15:37
Hier ein Foto eines PMS-Beamten. Er wurde eindeutig identifiziert, als er am 1. Mai 2004 in Friedrichshain, brutal Antifas niederprügelt hat. Näheres zu ihm bitte posten!

Repression hat viele Gesichter

BVG- Fan 30.01.2007 - 16:11
Gleichzeitig zum Schülerprozess fand heute in Moabit ein Fortsetzungsverfahren gegen BVG Kontrolleure statt. Es geht um zivile Angestellte der Firma  http://www.wachschutz.de/
So wie der erste Verhandlungstag,  http://de.indymedia.org/2007/01/166330.shtml , lief es auch heute sehr zäh. Ein Rentner sagte aus das er beim Verlassen der Tram in den Schwitzkasten genommen wurde und mit dem Kopf gegen einen Papierkorb geschlagen wurde. Unter Tritten habe ihm der Gruppenführer einer zivilen Einheit, Dennis Brömse, die Festnahme ausgesprochen obwohl er einen Fahrausweis hatte, den er auch heute dem Gericht vorlegte. Rechtsanwalt Michael Martens verlas im Auftrag des angeklagten Gruppenführers eine längere Erklärung. Tenor - wer das Handeln privater Sicherheitsfirmen im öffentlichen Raum kritisiere sei ein Lügner und als Zeuge unglaubhaft. Kopfschütteln beim Gericht nachdem bislang alle Zeugen identische Angriffe der Securitys von hinten beschrieben.
Der Prozess wird fortgesetzt, bis dahin muss das Gericht entscheiden ob Geschädigte von Kontiangriffen alle Schlägereien ihrer Kindheit dem Verteidiger Ra. Martens erzählen sollen oder ob das sachfremd ist.
Das die BVG ihren Kurs weiter verfolgt zeigt sich hier:
Berliner Kurier vom 26.01.2007
Ressort:Berlin, Autor:Susanne Dübber,Seite:06

"Blaue Flecken, Pöbeleien, Polizei
Oma Christel (73): Mein Horror mit der BVG
Dabei hatte sie einen gültigen Fahrausweis
Berlin - Es ist eigentlich unbegreiflich. Eine alte Frau wird von BVG-Kontrolleuren angeschrien, aus der U-Bahn gezerrt. So brutal, dass ihr Arm danach blau war. Dabei war mit ihrer Fahrkarte alles in Ordnung. Christel Ahrends (73) aus Lichtenberg ist seit langem treue BVG-Kundin. Aber dieses Horror-Erlebnis kann sie nicht vergessen...

Ein Kurzstrecken-Ticket hatte sie an der Station Tierpark gelöst. Kurz hinter Friedrichsfelde verlangten vier Kontrolleure die Fahrausweise. "Einer behauptete, die Fahrkarte sei schon Elsterwerdaer Platz gelöst worden, nicht mehr gültig." Dann wurde es ruppig: "Der Kontrolleur schrie mich an: Sie haben die Bahn betrogen" , erinnert sich die alte Dame schaudernd. Dann musste sie aussteigen. "Einer packte mich fest am Arm, ließ auch nicht mehr los."

Die herbeigerufene Polizei stellte sofort fest, dass die Fahrkarte korrekt war. Christel Ahrends durfte weiterfahren. Doch der Schock über die Behandlung sitzt immer noch tief: "Ich wurde zu Unrecht beschuldigt! Ich habe mich doch korrekt verhalten."

Verzweifelt wandte sie sich an den KURIER. Erst als der sich einschaltete, entschuldigte sich die BVG. "Wir mussten mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass unsere Mitarbeiter Ihren Fahrschein bei der Überprüfung zu Unrecht beanstandet hat", heißt es in dem Schreiben. Als "kleine Wiedergutmachung" gab es eine Monatskarte. Christel Ahrends: "Das macht es nicht besser. Ich habe die Kontrolleure angezeigt." Die BVG wollte sich nicht weiter zu dem Vorfall äußern: Es handele sich um ein schwebendes Verfahren. DÜBB"

Pobleme mit Sicherheitsdiensten auch in Hamburg, Mopo berichtet:
 http://archiv.mopo.de/archiv/2007/20070127/hamburg/panorama/kopfgeld_auf_den_verraeter.html
 http://archiv.mopo.de/archiv/2007/20070126/hamburg/panorama/die_polizei_ermittelt_wegen_hitler_gruessen.html

nächster prozesstermin

leserin 31.01.2007 - 14:54
WEnn der nächste Prozesstermin am 20.3. ist, kann ja auf jeden FAll die Kampagne zum 18.3. für eine Mobilisierung genutzt werden. Wie wäre es mit einer Veranstasltung zu der Thematik im Vorfeld und dann einen Aufruf zum Prozess zu mobilisieren.

@irgendwer

böger 31.01.2007 - 15:43
Die Begründung für die Haftbefehle lautet das eine erhebliche Freiheitsstrafe zu erwarten ist. Diese Standartbegründung schreiben die Berliner Bereitschaftsrichter in alle Haftbefehle. Weil in dem Haftbefehl vier Personen, die sich nicht kennen und die ohne Zusammenhang festgenommen wurden, gemeinsam aufgeführt sind, ist davon auszugehen das der HB vor der Anhörung der Beschuldigten erlassen wurde. Auch ein üblicher Verstoß gegen die StPo.
Die Ermittlungsrichter vom AG Tiergarten verstehen sich als "eiserner Besen" der die Strassen der Hauptstadt sauberfegt. Genauso werden alle Durchsuchungs- Abhör- und Beschlagnahmeanträge der Staatsanwaltschaft abgenickt.

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Ääähm — irgendwer

Teil einer Maschine — ingenieur