Studenten Demo in Wien am 17.01.

Konstantin Wenzel 18.01.2007 17:20 Themen: Bildung
Am 17.01. gab es in Wien eine Demonstration gegen den Wahlbetrug der SPÖ, welche im Wahlkampf versprochen hatte Studiengebühren abzuschaffen und nun dieses Versprechen gebrochen hat. Viele Studenten sind jetzt wütend und tragen ihre Wut und Enttäuschung auf die Straße. Es gab eine offizielle Demonstration, welche um 14.00 Uhr auf dem Minnoritenplatz begann und gegen 16.00 Uhr vor dem Kanzleramt ihren Abschluss fand. Dieser offiziellen Demo schloß sich eine SpontanDemo an, die bis 18.30 Uhr dauerte und kreuz und quer durch die Wiener Innenstadt ging. Der folgende Bericht versucht beide Demos kurz zu schildern.
Die Demo begann, wie bereits gesagt 14.00 auf dem Minoritenplatz vor dem Ministerium für Bildung, Wisssenschaft und Kultur. Es fanden sich ca. 700 Menschen ein. Nach zwanzig Minuten setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Es ging vorbei an dem Hauptgebäude der Uni, dem Rathausplatz, dem Parlament und dann über den Heldenplatz vor das Kanzleramt, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Während dieser Demonstration gab es eine große Präsenz von Journalisten, FernsehKameras und Radioreportern, z.B:: Radio Wien, ORF, Puls TV, ATV, etc. Als der Zug an dem Hauptgebäude der Uni vorbeiging, gab es einen Zustrom von Studenten, die sich ihm anschloßen. Es wurden diverse Slogans gerufen, wie zum Beispiel: "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Wer war mit dabei? Die Volkspartei!" oder "Bildung für alle, sonst gibts Krawalle!" oder: "Say Hey! Hey. Say Ho! Ho. Gusi has got to go!" oder "was ist der nächste Schritt? Rücktritt! Rücktritt!". Unangenehm vielen mir sogenannte Ordner auf, Studenten mit Armbinden, die der Demo durch ihr Eingreifen sehr viel von ihrer Dynamik nahmen, z.B. bei diversen Stop and Go - Aktionen. Bei der Abschlußkundgebung gab es eine UmfallAktion, bei der sich Studenten in der Form der Buchstaben S. P. Ö. aufstellten und dann gemeinsam bei Kommando umfielen, um so das Umfallen, den Verrat von Gusenbauer während der Koalitionsverhandlungen darzustellen. Es wurde auch ein roter Luftballon in die Höhe gelassen und eine Vorsitzende der ÖH verlass allgemein politische Forderungen. Darunter waren: ein eigenständiges FrauenMinisterium, GleichgeschlechtlicheEhe, Anerkennung von Flüchtlingen und dem Stop von menschenverachtenden Abschiebungen und Schubhaft, sowie natürlich die Abschaffung der Studiengebühren. Es wurde lauthals der Rücktritt des Kanzlers Gusenbauer gefordert.

Nach dem Abschluß der offiziellen Kundgebung standen viele Studenten unbefriedigt auf dem Platz vor dem Kanzleramt herum, während sich die Versammlung langsam aufzulösen begann. Viele wußten nicht so recht was zu tun sei und machten sich unverrichteter Dinge auf den Weg zurück zur Uni. Eine kleine Gruppe, darunter viele Anarchisten, beschloß den Ring zu blockieren. Sie liefen vorraus und viele Studenten folgten dieser Gruppe, so dass es schließlich ca. 250 Menschen waren welche sich auf den Ring wagten. Ein entschloßener Vortrupp beschloß den Weg zur ÖVP-Zentrale anzutreten. Es wurde gerannt. Doch die Polizei war vorbereitet. Die ÖVP-Zentrale war großzügig abgesperrt und ein hohes Polizeiaufgebot gab es dort, so dass schnell klar war, dass es hier keinen Weg einer möglichen Besetzung gab. Also wurde durch den Park vor dem Rathaus der Weg zurück auf den Ring angetreten. Der dynamischen Vortruppe folgten immernoch etwa 200 andere Studenten. Auf dem Ring wurde kurzerhand spontan entschloßen nach links abzubiegen und zu versuchen die SPÖ-Zentrale zu stürmen. Doch auch hier war die Polizei sehr gut vorbereiten und bereits mit einem Aufgebot vor Ort welches direkt durch einige weitere Einsatzwagen Verstärkung erhielt. Auch hier war nichts zu machen. Also beschloß man, die Kreuzung in der Nähe des Uni Hauptgebäudes zu blockieren, was dann auch geschah. jedoch wurde hier den Beteiligten klar, dass eine solche Blockade schnell zu bröckeln beginnt und sich aufzulösen könnte, also beschloß man, einfach weiter zu demonstrieren und zog geradeaus an der Börse vorbei Richtung Donaukanal. Dieser Trupp, welcher hier weiterzog bestand vielleicht noch aus 70 Leuten. Es wurden weiter Slogangs gerufen. Am Donaukanal angelangt bog man zuerst nach links vor das Gebäude der Schubhaft. Hier wurde mit Slogans wie "Kein Mensch ist Illegal!" auf die desolate Lage der Flüchtlinge aufmerksam gemacht. Von dort zog man zum Schwedenplatz und von dort weiter in die City hinein zum StephansDom. Man versuchte die Passanten mit Slogens wie "Solidariseren! Mitmarschieren! zum mitmachen zu motivieren. Am Stephansplatz gab es plötzlich ein unerwartet großes PolizeiAufgebot, so das vielen Demonstranten mulmig wurde und dazu aufgerufen wurde keine gewalt zu benutzen. Behelmde Polizisten mit Schildern begannen hier den Demozug zu begleiten. Als die Demo jedoch plötzlich nach rechts abbog, gelang es ihr, dieses Großaufgebot der Polizei abzuschütteln. Dananch ging es durch dieverse Seitenstraßen zurück zum Schottentor. Dort wurde wiederum kurz die Kreuzung besetzt, bevor man sich Richtung Parlament wieder in Bewegung setzte. Als man an der U-Bhf Station Volstheater anlangte, entschloß man sich eine U-Bahn Demo zu machen. Etwa 40 leute fuhren eine Station bis Neubaugasse, hier ging es dann raus auf die MariahilferStraße bis zum Westbahnhof. Hier wurde für etwa 10 Minuten der Gürtel besetzt, bis sich gegen 18.30 die Demonstration entgültig auflöste.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Spontandemo kreuz und quer durch Wien, bei vielen Passanten ein Bewußtsein für die Studentischen Proteste geschaffen hat. Wir konnten durch sie auf unsere Situation aufmerksam machen, nämlich dass wir uns von der SPÖ und Gusenbauer verraten fühlen und wir diesen Verrat nicht stillschweigend hinnehmen werden. Leider gab es bei der Spontandemo keinerlei offizielle Medien, so das darüber auch nicht berichtet worden ist, was ich persönlich als sehr bedauerlich empfinde, weil doch gerade dieser spontane Protest vielen Studenten eine viel bessere Möglichkeit der eigenen politischen Aktion gab, als die etwas langweilige offizielle Demo.
Man muss auch sagen, dass die Polizei alles in allem sehr kooperativ und zurückhaltend war, sie nahm uns teilweise vollständig die Arbeit ab, Straßen zu blockieren, dadurch dass sie sogar oftmals noch die Seitenstraßen mitblockierte, hat sie wahrscheinlich für ein viel größeres Verkehrschaos gesorgt, als die Demonstration es allein geschafft hätte. Am nächsten Samstag (27.1) soll es wieder eine Demonstration geben (Wer weiß mehr? wann/wo?). In der Hoffnung, dass das erst der Beginn von manigfaltigen Protest und Wiederstandsformen war, dem noch weitere folgen werden, um zu verdeutlichen, dass die Studenten den Wahlbetrug nicht kampflos hinnehmen werden, lade ich alle ein, diesen Artikel zu ergänzen, zu korrigen und Termine für weitere proteste bekannt zu geben!!!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Ergänzung und Links

no-racism 18.01.2007 - 18:10
Die Angaben über die TeilnehmerInnen bei der Spontandemo sind nicht ganz richtig. Laut Zählungen verschiedener Personen waren beim Schubhäfn noch ca. 200 AktivistInnen anwesend - und diese Menge wurde aufgrund der Tatsache, dass sich immer wieder ein paar Leute der Demo anschlossen, nur unmerklich kleiner. Am Beginn der Demonstration auf der Mariahilferstraße waren es dann noch an die 100, am Ende beim Westbahnhof an die 80.

Ein Bericht von der Demo in Wien findet sich unter:  http://no-racism.net/article/1963
Ein paar Bilder unter:  http://www.oeh.ac.at/politik_und_gesellschaft/bildungspolitik/studiengebuehren_unter_rot_schwarz/#c1482

Ebenfalls am 17. Jan 2007 demonstrierten in Wien mehrere Frauen bei der Wächterin, einem Denkmal dass im Jahr 2000 in Folge der Regierungskoalition aus FPÖVP dort aufgestellt worden war. Diesmal richtete sich der Protest gegen die Koalition aus SPÖVP. Mit der Aktion solidarisierten sich die Aktivistinnen mit den Protesten der Studierenden. Bericht unter:  http://no-racism.net/article/1964

Eine weitere Demonstration gegen Studiengebühren und gegen die Regierungskoalition fand am 17. Jänner 2007 in Graz statt, bei der sich nach unterschiedlichen Angaben 3.000-5.000 Leute beteiligten.

Am Do, 18. Jänner 2007 demonstrierten mindestens 500 AktivistInnen in Linz.

auch in doofland

üüüü 18.01.2007 - 21:53
bundesweite studi-demo gegen studiengebühren und den ganzen anderen scheiß

fr. 26.01. karlsruhe hbf 14h

infos zum antikapitalisistischen block:  http://www.infoladen-karlsruhe.de.vu

Diskussion um OPERNBALLDEMO auf...

negu gorriak 19.01.2007 - 20:10
Diskussion um die Opernballdemo gegen die Regierung im Forum von:  http://www.geocities.com/opernballdemo

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an