Old-School-Linke auf der LLL-Demo

Wladek aus Kreuzberg und Susen aus Plauen 17.01.2007 20:15
Bei Sonnenschein und für den Winter nahezu tropischen Temperaturen fanden sich am vergangenen Sonntag, den 14. Januar, über fünftausend junge und alte Menschen in Berlin zusammen, um an der LLL-Demo teilzunehmen. Insgesamt zogen mehr als 50.000 Personen am Grab der KPD-GründerInnen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vorbei, um deren Ermordung im Jahr 1919 zu gedenken.
Die üblichen Schikanen während der Demo durch die Berliner Polizei fehlten nicht: Vor allem der Antifa-Block hatte durch Seitentranspis, Schals, Sonnenbrillen und ähnlichem „Probleme“ mit den Bullen. Nicht weniger störend war das Nadelöhr der Polizei unter der Brücke am U-Bhf Frankfurter Allee, nachdem dort einige Böller explodiert waren. Ein 47jähriger Täter gestand noch am selben Tag bei der Polizei - seine Motive sind weiterhin unklar.

Weit vorn im internationalistischen Block des Anti-G8-Bündnisses liefen rund 40 junge AktivistInnen der kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION. Zwei große Transparente, ein Meer von roten Fahnen und die Sprechchöre zogen viele Blicke auf sich. Selbst die ältesten DemonstrantInnen können das nicht übersehen haben.

Dass es nicht reicht, einfach eine rote Nelke am Grab niederzulegen, sollte das Motto von Revo zeigen: „Old School – back to the revolutionary roots“. Denn es ist an uns, von den RevolutionärInnen von gestern zu lernen und den Kampf heute fortzusetzen. Dazu gehört auch, auf den im Juni in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden G8-Gipfel und die Proteste dagegen aufmerksam zu machen. Deshalb riefen wir kurz vor der Ankunft am Friedhof: „Wir drängen die G8 ins Meer – Kapitalismus hinterher!“

Am Abend zuvor hatte REVOLUTION eine Diskussionsveranstaltung und ein Hiphop-Konzert organisiert. Revos aus Berlin, Bernau, Wolfsburg, Plauen und Prag waren dabei, genauso auch junge AktivistInnen aus Melle, Freiberg und anderen Städten.

Bei der Diskussionsveranstaltung zur linken Jugendbewegungen 1917 und 2007 wurde mit zwei Vorträgen ein Einstieg gegeben. Neben der Rolle Karl Liebknechts bei der Entstehung der sozialistischen Jugendbewegung, lag ein besonderes Augenmerk auf der Rolle der Jugend der Stadt Braunschweig im Kampf gegen den ersten Weltkrieg.

Eine sehr lebhafte Diskussion entwickelte sich dann über die scheinbare Chancengleichheit des Kapitalismus und die mögliche Entfaltung des Menschen im Kommunismus - über eine Stunde diskutierten die rund 40 jungen Linken. Im Anschluss gaben Hesse aus Berlin, und Red Star Soundsystem aus Potsdam ein Hip-Hop Konzert: Lieder, Freestyles, Kritik und Aufklärung zu vielen linken Themen war zu hören.

Am Ende blieb die Frage, ob die Party zu lange ging oder die LLL-Demo zu zeitig am nächsten Morgen begann.



++++++++++ Aufruf zu LLL ++++++++++

OLD SCHOOL - back to the revolutionary roots!

"What we got to say
Power to the people! No delay
To make everybody see
In order to fight the powers that be!"
(Fight the Power – Public enemy)

Wieviel power haben die people hier? Willst du weiter ohne Ausbildungsplatz dastehen? Willst du dank Hartz IV bis 25 bei deinen Eltern wohnen? Hast du Einfluss auf den Lehrplan in der Schule? Hast du genug Geld für ein Studium? Willst du Abschiebeknäste? Bist du für Angriffskriege? Nein?

Dann hast du wohl keine Macht. Anders als die Wirtschaftsbosse, die ja in dieser Gesellschaft das Sagen haben. Denn die Politiker sind doch kaum mehr als Marionetten, beliebig austauschbar. Sie handeln im Interesse der Konzernchefs und ihres Systems – des globalen Kapitalismus.

Kapitalismus bedeutet, dass eine Mehrheit (ArbeiterInnen) von einer Minderheit (Besitzer von Konzernen) unterdrückt wird. Schon vor hundert Jahren wollten die Revolutionäre Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wladimir I. Lenin dieses System stürzen. Es gab zu dieser Zeit jedoch einflussreiche Linke wie die reformistische SPD, die auch gegen den Kapitalismus waren, ihn aber durch Reformen abschaffen wollten. Deswegen waren sie in der Regierung. Deswegen waren sie gegen eine Revolution. Deswegen halfen sie mit, die radikalen „Unruhestifter“ Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu ermorden.

Die WASG und die Linkspartei.PDS wollen dieses Jahr zu einer einzigen Partei der „Neuen Linken“ werden. Die Vertreter dieser „Neuen Linken“ sagen, dass der Kapitalismus weg muss, und sie gehen auch jedes Jahr zum Grab von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Aber sie sprechen nicht darüber, wie wir den Kapitalismus wirklich loswerden. Sie sprechen nur über soziale Reformen. Sie wollen einen friedlichen Übergang zu einer gerechten Gesellschaft. Doch wo sie in der Regierung sind, wie die L.PDS in Berlin, da werden sie genauso zu Marionetten der Wirtschaft wie alle anderen Politiker auch. Sie entschuldigen sich damit, dass sie „Sachzwängen“ ausgesetzt sind, aber machen nicht klar: Diese „Sachzwänge“ haben einen Namen – Kapitalismus.

Linke, die an Gleichberechtigung und Demokratie im Kapitalismus glauben, haben schon verloren. Wir müssen konsequent gegen jede Sozialkürzung und jede Form von Ausbeutung kämpfen. Wir müssen den Kapitalismus und seine „Sachzwänge“ vernichten, wir müssen die Betriebe übernehmen, Räte bilden und selbstständig die Gesellschaft verwalten. Wir müssen eine Linke aufbauen, die nicht nur am Grab von Rosa und Karl steht und heult, sondern eine Linke, die wie diese beiden Revolutionäre einen offenen Kampf für eine neue Gesellschaft führt!

„Politische Gleichberechtigung, Demokratie!“ sangen uns jahrzehntelang die großen und kleinen Propheten der bürgerlichen Klassenherrschaft vor. ...
Jawohl, sie soll ... verwirklicht werden. Denn das Wort „politische Gleichberechtigung“ wird in dem Augenblick erst Fleisch, wo die wirtschaftliche Ausbeutung mit Stumpf und Stiel ausgerottet ist. Und „Demokratie“, Volksherrschaft beginnt erst dann, wenn das arbeitende Volk die politische Macht ergreift. ...
Was bisher als Gleichberechtigung und Demokratie galt: Parlament, Nationalversammlung, gleicher Stimmzettel, war Lug und Trug! Die ganze Macht in der Hand der arbeitenden Masse als revolutionäre Waffe zur Zerschmetterung des Kapitalismus – das allein ist wahre Gleichberechtigung, das allein wahre Demokratie!"
(Nationalversammlung oder Räteregierung? – Rosa Luxemburg)

- Oldschool flow statt „Neue Linke“.
- Luxemburg statt Lafontaine.
- Revolutionäre Jugendbewegung
statt reformistischem Parteiapparat.

- Fight the Power!
- Smash the State!
- One solution: Revolution!

Quelle:  http://www.revolution.de.com/revolution/0701/ll-demo/index.html



++++++++++ P.S. vom Autor ++++++++++

natürlich ist der Bericht etwas "selbstfixiert" - aber das ist der Bericht von www.antifa.de ( http://de.indymedia.org/2007/01/166198.shtml) genauso!
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Ergänzungen

Der grund fürs nadelöhr

mr schulstreik berlin 18.01.2007 - 10:44
der grund fürs nadelöhr steht schon lange fest....
vll in zukunft einfah mal informieren....
der sogennante sprengstoffanschlag wurde von 2 menschen verübt die wie sie selber sagen "einen hass auf die ddr haben"...
und sie sahen diese demo als anlass dagegen, bzw gegen die ddr sympatisanten vorzugehen...
sie brachten eine kleine menge sprengstoff an dem brückenpfeiler an.zündeten jedoch diesen per funk zu früh...
dadurch wurde zum glück keiner aus der demo verletzt...
das nadelöhr war also nur zum schutzder demonstranten gedacht!
weil die polizei nicht wusste ob sich zu dem zeitpunkt der demo noch dort weitere sprengsätze befanden...
also war es keine schikane der bullen sondern eine schutzmaßnahme...
bullen sind nicht immer scheiße-- merkt euch das. sie können auch helfen....

ein L zuviel...

crave 18.01.2007 - 13:08
aua, jetzt heisst das also old school...bisher war ja eher steinzeit-kommi oder ewig-gestrige der passende begriff gewesen?! wo kommt eigentlich das dritte L her? ist es nicht anmaßend liebknecht und luxenburg, als opfer deutscher nazischergen kritiklos in einen derartigen zusammenhang zu bringen?!

allerdings scheint euer kritikverständnis ja insgesamt eher flach zu sein, allein eure kapitalismusanalyse ist derartig platt, als wäre die theorie der letzten 70 jahre spurlos an euch vorübergezogen?! jeder halbwegs gescheite (neo)marxist würde sich kaputtlachen...bzw im grabe rotieren! schön wenn die welt einfach und binär ist...es gibt halt nur gut und böse, juhu!

ergänzung halt zu revo

t(r)oy McLure 18.01.2007 - 13:08
REVOLUTION ist nicht und war nie in der "Liga für die fünfte Internationale".
REVOLUTION wurde anfangs von den nationalen Sektionen der L5I gegründet - in Deutschland von der Gruppe Arbeitermacht und sollte ursprünglich für sie als Jugendorganisatzion dienen.
Auf Grund dessen agierten auch Kader der GAM in REVOLUTION um sie mehr oder minder zu führen. Infolge dessen gab es ab Ende 2005 innerhalb von REVOLUTION national wie international große Meinungsverschiedenheiten. Ein Flügel (vornehmlich die Sektionen Österreich, England, Schweden) wollte ihre enge Bindung an die L5I wahren, während der andere Flügel (vornehmlich bestehend aus der deutschen, tschechischen und der schweizer Sektion) einen unabhängigen Kurs der Jugendorganisation befürwortete.
Im 3.Quartal 2006 kam es schließlich zu einem vorläufigen Höhepunkt des Streits als sich die unabhängigen Sektionen (Deutschland, Tschechien, Schweiz,Australien etc.)zur Tendenz iRevolution innerhalb der internationalen Organisation zusammen und gaben im Zuge dessen unter anderem eine Broschüre heraus, in welcher Texte führender Kommunisten gesammelt wurden, welche für die Unabhängigkeit von Jugendorganisationen gegenüber ihrer Mutterorganisation sprechen.
Des weiteren erkannte die Tendez iRevolution den von den Sektionen gewählten internationalen Rat "RIC" nicht mehr an, da dieser ihres Erachtens nach von der L5I gesteuert werde. Die L5I treuen Sektionen beschlossen daher die Sektionen der Tendenz auszuschließen aus der Organisation, da sie die internationalen Strukturen nicht anerkennen.
Seit dem versucht die GAM in Deutschland eine neue Revolution-Gruppe aufzubauen, die aktuell jedoch, so scheint es, überwiegend aus Personen von 30 Jahren und ältern besteht und von der unabhängigen Tendenz als GAM-Jugend tituliert werden.
Auf der LL(L)-Demo liefen beide REVOLUTION-Gruppen fast nebeneinander und ein klares von einander Abgrenzen war nicht zu erkennen.
REVOLUTION versteht sich als kommunistische/trotzkistische Jugendorganisation in der Tradition von Marx, Lenin und Trotzki.

Internetseite der Liga-treuen Gruppe in Deutschland:
www.onesolutionrevolution.de
Internetseite der Liga-unabhängigen Gruppe in Deutschland:
www.revolution.de.com

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 22 Kommentare an

ja wat denn nu? — manni

Ehrlich bleiben! — very old school

Nicht schlecht, atzen — Faultiermann "Hugo"

(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)

saul schon wieder... — Löschkandidat

sprachgebrauch — stalin

@stalin — karl

Lenin — Ergänzer

@ Ergänzer — nix

Wohnort — saul

^^ — konterrevolution

werbung — FRIDALO

KORREKTUR — REVOLUTION-member

Kein Sektenkrieg auf Indy — Unbeteiligter

KORREKTUR! — Revo-Mitglied