Lüneburg - Baumbesetzung durch SEK beendet

Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen 16.01.2007 11:38 Themen: Repression Ökologie
Seit dem 4. Januar 2007 protestierten Umweltaktivisten von Robin Wood in Bäumen an der Reichenbachstraße gegen den Neubau der Reichenbachbrücke und die AUTOritäre Lüneburger Stadtpolitik.
Am 15. Januar beendete die Polizei die Baumbesetzung. Mit Hilfe eines Spezialeinsatzkommandos wurden zwei Robin Wood Aktivisten vom Baum geholt.
Die Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen verurteilt diesen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz, bei dem einer der beiden Umweltaktivisten auch in Lebensgefahr gebracht und misshandelt wurde und fordert den Rücktritt des Lüneburger Oberbürgermeisters Ulrich Mädge (SPD). Wer Spezialeinsatzkommandos der Polizei auf friedliche Umweltaktivisten hetzt, dem fehlt jedes Augenmaß und gehört nicht an die Spitze einer Stadt.
Von diesem selbstherrlichen und autoritären Oberbürgermeister haben wir schon lange die Nase voll.
Bei dem Polizeieinsatz wurde zunächst eine Aktivistin brutal in Gewahrsam genommen. Ihr wurden die Arme auf den Rücken gedreht, der Kopf nach hinten gedrückt und mit der Hand in Augen und Nase gedrückt. Gefesselt wurde sie in die Polizeiwache gebracht. Noch am späten Abend konnte sie einen Arm kaum bewegen.
Ein anderer Aktivist wurde in Lebensgefahr gebracht, indem die SEK-Beamten seine Sicherungsleinen durchschnitten und versuchten ihn ungesichert vom Baum zu holen. Dabei wurde er schon im Baum misshandelt. So wurde er am Bein gezogen und dabei sein Fuß verdreht. Nur mit viel Glück stürzte er nicht ab.
Am Boden wurden seine Arme ebenfalls auf den Rücken gedreht und er wurde so stark gefesselt, das seine Blutgefäße abgedrückt wurden.

Die zur Räumung des Baumes eingesetzten Polizeibeamte gehören dem Spezialeinsatzkommando , früher auch Sondereinsatzkommando genannt, aus Hannover an. Die Mitglieder eines SEK sind speziell ausgebildete und intensiv trainierte Polizeibeamte. Die SEK´s werden bei Geiselnahmen, gegen bewaffnete und/oder extrem gefährliche Gewalttäter, bei Polizeieinsätzen im Bereich der organisierten Kriminalität oder der Terrorismusbekämpfung eingesetzt.
Ein Einsatz gegen friedliche Baumbesetzer war für die vermummt auftretenden Polizeibeamte sicherlich auch eine Premiere.

Der Polizeieinsatz steht für eine neue Qualität Lüneburger Polizeimaßnahmen. Offensichtlich brutalisiert sich der Kurs der örtlichen Polizei, nachdem es im Oktober 2006 Veränderungen der Führungsspitze der Polizeiinspektion gab.
Gewalttätige und überdimensionierte Polizeieinsätze sind aufgrund der Castortransporte oder Naziaufmärsche in der Region nicht unbekannt. Aber mit einem SEK gegen Baumbesetzer vorzugehen, ist eine neue Qualität polizeistaatlicher Methoden.
Damit werden die Aktivisten nicht nur wie hochgefährliche Schwerkriminelle behandelt, sondern mit diesen auf eine Stufe gestellt. Mit dieser diffamierenden Polizeiaktion werden die drei Aktivisten von Robin Wood nicht nur bedroht und kriminalisiert, sondern in der Öffentlichkeit soll ein Bild vermittelt werden, das schwerbewaffnete Spezialeinheiten nötig sind, um die Aktivisten zu überwältigen.

Für diesen skandalösen Polizeieinsatz tragen die Polizeibeamte Hans-Jürgen Felgentreu und Thomas Meyn die Verantwortung. Beide stehen für den offensichtlichen neuen Brutalokurs der örtlichen Polizei.

Hinsichtlich der Protestaktionen gegen den G8-Gipfel im Juni im Ostseebad Heiligendamm, soll wohl jetzt schon ein Signal polizeilicher Stärke gesetzt werden. Auch anderen Protest- und Widerstandsaktionen soll in Zukunft mit äußerster Härte entgegengetreten werden.
Politische Gruppen in Lüneburg, die ihren Protest nicht bei zahnlosen Appellen belassen wollen und nicht auf parlamentarische Politik vertrauen, müssen sich auf eine neue Form der Auseinandersetzungen gefasst machen und eine Antwort auf diese Form der Polizeigewalt finden.

Die Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen erklärt sich solidarisch mit den Lüneburger BaumbesetzerInnen und geht davon aus, dass es auch in Zukunft kreative Protestaktionen gegen die AUTOritäre Stadtpolitik in Lüneburg geben wird - trotz aller Polizeigewalt.

Weitere Infos:
www.subkontur.de (Bilder)
 http://www.umwelt.org/robin-wood/german/presse/index-070108.htm
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Ergänzungen

Mädge muss weg!!

Lüneburgerin 16.01.2007 - 12:03
Und das sagt die Stadtverwaltung Lüneburg dazu:  http://www.lueneburg.de/index.htm?baum_id=239&inhalt_id=405362

Presse

Patrick Star 16.01.2007 - 12:22

Was los in Lüneburg

ACAB 16.01.2007 - 12:52
Auch die Lüneburger Linkspartei, die im Stadtrat sitzt, meldete sich gestern mit einer Pressemitteilung zu Wort:

"die Fraktion Die Linke im Stadtrat Lüneburg kritisiert das harte Vorgehen der Polizei und der Stadtverwaltung gegen die friedlichen Baumschützer an der Reichenbachbrücke.
Heute Vormittag hatte ein Aktivist von Robin Wood ein Baufahrzeug für die Abrissarbeiten besetzt, während sein Kollege Karsten Hilsen weiter in der zu fällenden Eiche ausharrte. Schon seit elf Tagen verhinderten sie zusammen mit Cécile Lecomte erfolgreich die Abholzung des alten Baumes.

Die Stadtverwaltung hat sich heute leider entschlossen, dem eindrucksvollen Umweltengagement der Baumschützer ein Ende zu setzen und hart durchzugreifen. So hat die hiesige Polizei ein völlig übertriebenes Großaufgebot aufgefahren, mit dem sie das Gelände weiträumig vor weiteren Demonstranten abschirmte und zusammen mit einem vermummten Sondereinsatzkommando gegen die friedlichen Baumschützer vorgingen. Unterstützt wurden sie vom Bereich Stadtgrün, der mit Hebebühne und Motorsäge zu Werk ging, noch bevor die Demonstranten aus der Eiche entfernt wurden.

Aus Angst, dass die in einem Zelt am Boden campierende Cécile Lecomte ebenfalls den Baum erklimmen könnte, hatte die Polizei dieses umzingelt und sie durch massiven Gewalteinsatz aus dem Zelt gezerrt und zur "Gefahrenabwehr" in Sicherheitsgewahrsam genommen. Sie schrie dabei unentwegt vor Schmerzen, da sie bereits unter einem Hexenschuss litt und übertrieben aggressiv mit ihr umgegangen wurde. Ihr Kollege Karsten Hilsen wurde ebenfalls Opfer übertriebener Polizeigewalt. Als das vermummte Sondereinsatzkommando ihn nicht umgehend mit der Hebebühne aus der Baumkrone entfernen konnte, brachen sie ihm fast das Bein und zerrten ihn mit Polizeigriffen unter starken Schmerzen heraus.

Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat, Dipl. Oek. Malte Riechey:
"Das gewaltsame Vorgehen der Polizei war nicht nur unverhältnismäßig, sondern unverantwortlich. Den friedlichen Protest der Baumschützer so gewaltsam zu beenden, schadet auch dem Ansehen der Stadt Lüneburg und führt sicher nicht dazu, dass sie umweltfreundlich und bürgernah wahrgenommen wird. Wir werden das Thema im Stadtrat am Donnerstag zur Sprache bringen. Die Verantwortlichen werden für ihr hartes Durchgreifen Rede und Antwort stehen müssen."

Darüber hinaus werden wir uns dafür einsetzen, dass das Baumkletterverbot aus der städtischen Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gestrichen wird“.

keine inhaltliche ergänzung

... 16.01.2007 - 21:09
gewissenlose pflichterfüllung war den deutschen eben schon immer ein hohes gut.
denn sie tun ja alle nur ihre pflicht bloß nicht anfangen zu denken.
auch hier:  http://www.de.indymedia.org/2007/01/166240.shtml
das finde ich wirklich alarmierend!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

indy-Beitrag

von gestern 16.01.2007 - 12:15
weil besonders der erste Kommentar dadrunter total geil ist:
 http://de.indymedia.org/2007/01/166185.shtml?c=on#c405578
(nur, damit wir nicht vergessen wo wir hier sind...)

Und das schreibe ich

Alerta 16.01.2007 - 12:36
Es ist Anmaßend, von einer unbedeuteneden Aktion, zu fordern dass der Bürgermeister, welcher nur seine Pflicht tat, zurücktritt.

Leider

xxxx 16.01.2007 - 13:24
Traurig nichtmal auf nem Baum ist man noch sicher...Tolle Aktion von robin Wood es sollte mehr leute dieser art geben.Und die Kretik am Bürgermeister ist vollkommen berechtigt .

Nazi Deu...

not available 16.01.2007 - 14:23
tschland wird nicht überleben !

Die Alternative...

egal 18.01.2007 - 09:58
...wäre gewesen, den Baum einfach zu fällen - egal, wer da grade drinhockt. Das Geschrei hätte ich dann mal hören wollen...

Nee, es kann nicht sein, dass sich die Gesellschaft von irgendwelchen Spinnern ständig auf der Nase herumtanzen lässt. Die Aktion, die da runterzuholen, war schon gerechtfertigt.