Kundgebung und Spontandemo in Sangerhausen

AANDH - ASJ - Infoladen Jena - AGST 14.01.2007 20:48 Themen: Antifa Antirassismus
Kundgebung und Spontandemo in Sangerhausen am 13.01.2007

Am gestrigen Samstag veranstaltete das örtliche Aktionsbündnis gegen Rechts eine Kundgebung zum Gedenken an den rassistischen Brandanschlag vom 6. Januar 2007 in Sangerhausen. Dem Aufruf folgten ca. 70 bis 80 Sangerhäuser BürgerInnen und etwa dieselbe Zahl junger AntifaschistInnen aus Sachsen-Anhalt und dem benachbarten Thüringen. Die Kundgebung fand direkt vor der Unterkunft der AsylbewerberInnen statt und begann um 15 Uhr mit Musik und einem Redebeitrag des örtlichen Bündnisses.
Kundgebung und Spontandemo in Sangerhausen am 13.01.2007

Am gestrigen Samstag veranstaltete das örtliche Aktionsbündnis gegen Rechts eine Kundgebung
zum Gedenken an den rassistischen Brandanschlag vom 6. Januar 2007 in Sangerhausen. Dem Aufruf folgten ca. 70 bis 80 Sangerhäuser BürgerInnen und etwa dieselbe Zahl junger AntifaschistInnen aus Sachsen-Anhalt und dem benachbarten Thüringen. Die Kundgebung fand direkt vor der Unterkunft der AsylbewerberInnen statt und begann um 15 Uhr mit Musik und einem Redebeitrag des örtlichen Bündnisses.

Es wurde nicht nur der rassistische Mordversuch verurteilt, sondern deutlich formuliert, dass auch jene, die Ausländer und Ausländerinnen kontinuierlich unter Generalverdacht stellen und rassistische Sondergesetze und Entmündigungen in Heimen durchsetzen, Mitverantwortung für die Nazianschläge tragen. Danach kamen die MigrantInnen selbst zu Wort. Sie bedankten sich für die Solidarität und gaben kurz wieder, wie sie den Anschlag erlebt hatten. Verzweifelt berichteten sie über ihren Alltag, bei dem rassistische Pöbeleien und Übergriffe an der Tagesordnung sind. Darüber hinaus wurden die unhaltbaren Zustände in dem staatlichen Heim thematisiert. So wurde geschildert, wie bis zu vier junge Männer und Familien mit Kindern gezwungen sind, in Einraumwohnungen zu leben. In Sangershausen gibt es - wie für die Region üblich - unzählige leerstehende Wohnungen. "Helft uns", forderte ein Bewohner eindringlich.

Zum Gedenken an den Übergriff wurden von den Bürgern und Bürgerinnen weiße Rosen niedergelegt. Sie sollten symbolisch für die Bitte der Stadt und der Region um Verzeihung stehen, aber auch eine deutliche Sprache für Hoffnung und Selbstachtung der Menschen dieser Region finden. Anschließend lasen zwei VertreterInnen des Aktionsbündnisses aus dem von Sebastian Krumbiegel ("Die Prinzen") herausgegebenen Buch "Hoffnung säen. Lebensgeschichten von Flüchtlingen" vor. Stellvertretend für die Geschichte vieler Menschen, die in Deutschland Zuflucht vor Krieg, politischer Verfolgung und Not suchen, wurde das Schicksal einer bosnischen Flüchtlingsfamilie geschildert. Während der Veranstaltung und im Anschluß daran suchten viele Menschen das direkte Gespräch mit den in Sangerhausen untergebrachten AsylbewerberInnen. Das kürzlich gegründete Aktionsbündnis will nun den Blick nach vorn richten: auf die Frage nach unmittelbarer konkreter Hilfe für die betroffenen AsylbewerberInnen und im weiteren Sinne auf die Verabredung einer zukünftigen stetigen Zusammenarbeit.

Aus Solidarität mit den Opfern des Anschlages und den MigrantInnen mobilisierte die Antifaschistische Gruppe aus Nordhausen mit Unterstützung anderer Thüringer Antifagruppen nach Sangerhausen. Die jungen AntifaschistInnen nahmen geschlossen an der Kundgebung des Bündnisses teil und verteilten einen Flugzettel zur Situation der MigrantInnen vor Ort. Desweiteren wurde ein Flugzettel verteilt, auf dem besonders auf Enrico Marx und seine Lebensgefährtin Judith Rothe sowie ihre Aktivitäten bei der NPD und JN in der Region aufmerksam gemacht wurde. Ein Redebeitrag zu dem selben Thema war von den OrganisatorInnen der Kundgebung offenbar nicht erwünscht. Eine entsprechende Bitte wurde von der Bemerkung abgetan, mensch könne doch mit jedem/r einzelnen reden. Nach Beendigung der Kundgebung fanden sich ca. 50 junge AntifaschistInnen spontan zu einer Demonstration zusammen. Sie zogen lautstark durch die Innenstadt und zum Bahnhof, um auch jenseits des abgelegenenen Standortes der AsylbewerberInnen auf die Situation der MigrantInnen aufmerksam machen. Dabei wurden beinahe ununterbrochen Forderungen wie "Flüchtlinge bleiben - Nazis vertreiben!" skandiert. Die zunächst überraschte Polizei zeigte sich bei der Spontandemonstration durch das Zentrum weitestgehend zurückhaltend, nur zu Beginn gab es kleinere Rangeleien. Einhellig bekundeten die DemonstrationsteilnehmerInnen: "Wir werden auch weiterhin den antifaschistischen Widerstand in der Region stärken und uns entschlossen und geschlossen allen rechtsextremen Bestrebungen entgegenstellen!"

Text: AANDH - ASJ - Infoladen Jena - AGST
Kontakt:  aa_ndh@gmx.de Internet:  http://www.antifa-aktion.info/
Texte der Flugzettel unter:  http://de.indymedia.org/2007/01/165913.shtml
Weitere Bilder unter:  http://brp.jg-stadtmitte.de/index.php?option=com_content&task=view&id=62&Itemid=64
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Ergänzungen

Pressestimmen

Leserin 14.01.2007 - 21:11
MZ vom 14.01.07
 http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1167825110782&openMenu=1012902958666&calledPageId=1012902958666&listid=1018348861835

Weiße Rosen als eine Geste

200 kamen zur Kundgebung - Betroffene sprechen Probleme an - Dritter Anschlag

von Steffi Rohland, 14.01.07, 17:28h, aktualisiert 14.01.07, 19:33h

Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit
Symbolisch wurden weiße Rosen in die Hecke um das Haus der Asylbewerber in der Morunger Straße in Sangerhausen gesteckt. (MZ-Foto: Steffi Rohland)

Sangerhausen/MZ. "Bei den Montagsdemos in Sangerhausen waren wir anfangs auch wenige", erinnert sich Elke Heinrich und ist überzeugt, dass sich künftig mehr Sangerhäuser gegen Fremdenfeindlichkeit und für ein friedliches Miteinander einsetzen.

An diesem Samstagnachmittag war sie zusammen mit vielen anderen Menschen aus der Region der Einladung des Sangerhäuser Aktionsbündnisses zur "Mahnkundgebung gegen den Brandanschlag und gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit" gefolgt. Sie kamen dorthin, wo vor einer Woche Molotow-Cocktails gegen Asylbewerberunterkünfte flogen. Die Polizei ermittelt gegen zwei Tatverdächtige wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung. Mit weißen Rosen wurden die meistens aus Afrika stammenden Bewohner um Verzeihung für den Brandanschlag vor einer Woche gebeten.

Bündnissprecher Superintendent Gottfried Appel sagte: "Die Beurteilung eines Menschen darf sich dabei niemals aus seiner Herkunft, Hautfarbe oder Sprache ableiten, sondern allein aus dem Inhalt der Worte und dem Ziel seiner Taten. Sangerhausen soll ein Ort sein, an dem sich Menschen aus ganz Deutschland genauso wohlfühlen können, wie Menschen aus anderen Ländern der Erde. Weiße Rosen reichen sicher nicht, um Untaten entgegenzutreten, wie sie hier geschehen sind. Aber sie sind ein Zeichen dafür, aus welchem Geist heraus wir hier leben und einander begegnen wollen."

Bei der Begegnung mit den Betroffenen vor dem Haus zeigte sich, wie wenig in der Öffentlichkeit vom Leben und den Problemen der Asylbewerber bekannt ist: Der direkt vom Anschlag betroffene Boureima T. sprach von seiner Angst, die er seit Monaten durchlebt. Binnen weniger Wochen war es der dritte Anschlag. Zweimal flogen Steine durch die Scheiben, diesmal waren es die Brandflaschen. Der 23-Jährige aus Burkina Faso (Westafrika) hat Angst, in Sangerhausen zu bleiben.

"Helft uns", baten auch die anderen Bewohner am Mikrofon. Sie fühlen sich mit ihren Problemen alleingelassen. Zu den Sangerhäusern haben sie, auch nach mehrjährigem Aufenthalt in der Stadt, "keinen Kontakt" gefunden. So waren die über 170 weißen Rosen eine Geste. Aber Gespräche, wie sie unter anderem der 78-jährige Sangerhäuser Hans Kellner mit den Asylbewerbern führte, waren wichtig.

Für Appel war diese Mahnkundgebung ein Anfang für Gespräche miteinander, bei denen die Betroffenen einbezogen werden sollen: "Wir wollen uns ganz klar im Sinne einer grundsätzlichen Sympathie und einer deutlichen Kontakt- und Verständigungsbereitschaft positionieren."

Nach Abschluss der von der Civitas-Netzwerkstelle organisierten Kundgebung brachen einige Teilnehmer spontan mit Fahnen und Transparenten zu einer Demo in die Innenstadt auf. Ein starkes Polizeiaufgebot begleitete sie.


 http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1168601606186&openMenu=1013016724285&calledPageId=1013016724285&listid=1018881578312

Sachsen-Anhalt
Kundgebung nach Brandanschlag in Sangerhausen

Rund 200 Menschen wollen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen

erstellt 14.01.07, 15:26h

Asylbewerberheim
Einwohner von Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) stehen am Montag (08.01.2007) vor dem Asylbewerberheim, auf das zwei Tage zuvor ein Brandanschlag mit Molotow-Cocktails verübt wurde, betroffen ist die Wohnung im Erdgeschoss links. (Foto: dpa)

Sangerhausen/dpa. Rund 200 Menschen sind am Samstag vor der Asylbewerberunterkunft in Sangerhausen zusammengekommen, auf die vor einer Woche ein Brandanschlag verübt wurde. Zu der Mahnkundgebung hatte ein Aktionsbündnis aufgerufen. Vertreter der Kirche, einer Initiative für Demokratie gegen Rechts und Parteien aus dem Mansfelder Land wollten mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen.

«Die Menschen wollten sich mit der Aktion entschuldigen, sie wollten aber auch Gesicht zeigen und demonstrieren, dass Sangerhausen eine menschenfreundliche Stadt ist und gegen Rechtsextremismus», sagte Marion Rohland von der Civitas-Netzwerkstelle für Toleranz und Demokratie. Einige Teilnehmer der Kundgebung legten vor dem Haus weiße Rosen nieder. Auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Eisleben, Gottfried Appel, beteiligte sich an der friedlichen Aktion. Vor einer Woche waren gegen die Asylbewerberunterkunft Molotow-Cocktails geworfen worden, verletzt wurde niemand.

«Nur durch großes Glück ist bei dem Mordanschlag niemand verletzt worden», sagte Christoph Erdmenger, Landesvorsitzender der Bündnisgrünen in Sachsen-Anhalt. Drei Bewohner des Hauses hatten sich nach dem Anschlag rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Zwei Männer im Alter von 25 und 26 Jahren aus der Region Sangerhausen wurden kurze Zeit nach dem Anschlag ermittelt und verhaftet. Ihnen wird versuchter Mord und schwere Brandstiftung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft untersucht zudem, ob weitere Menschen an dem Anschlag beteiligt waren.

weitere Bilder

Antifaschistische Gruppe Südthüringen (AGST) 14.01.2007 - 21:25
...

War auch Sippel in Sangerhausen?

Karl Heinz Gasser 15.01.2007 - 14:12
Hier die neuesten Erkenntnisse meines wie immer aktuellen und hervorragend arbeitenden Amtes:

 http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/4008207.html

Standort: MDR.DE | Nachrichten | Meldungen
Neonazis arbeiten länderübergreifend

Rechtsextremisten in Sachsen-Anhalt und Thüringen arbeiten immer enger zusammen. Das geht aus Beobachtungen des Thüringer Verfassungsschutzes hervor. Präsident Sippel sagte, es gebe eine Verzahnung von gewaltbereiten Neonazis in der Grenzregion der beiden Länder. So sei die Kameradschaft Ostara sowohl in Nordthüringen als auch im Süden Sachsen-Anhalts aktiv. Gemeinsam würden zum Beispiel illegale Skinhead-Konzerte organisiert. Erst in der vergangenen Woche war in Sangerhausen ein Anschlag auf ein Asylbewerberheim verübt worden. Zwei Männer aus der rechten Szene wurden verhaftet.

zuletzt aktualisiert: 15. Januar 2007 | 13:11
Quelle: MDR 1 RADIO SACHSEN-ANHALT

Rausbekommen haben wir das unter anderem durch ein genaues Lesen dieses Wikipedia-Artikels:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Enrico_Marx sowie einer intensiven Internetrecherche.

Videobeiträge/Interview zu/mit Boureima T.

gesucht + gefunden 15.01.2007 - 15:45
der mdr hat zwei interviews mit den betroffenen migrantInnen gemacht.

und dabei auch bilder vort ort aufgenommen

hier die links für beide videos:

 http://www.mdr.de/sachsen-anhalt-heute/3983634-Large-''-d-WinMedVideo.html

 http://www.mdr.de/sachsen-anhalt-heute/3999879.html

Quelle: MDR Sachsen-Anhalt Heute