Geldbörse der G8

fantomas 14.01.2007 20:30 Themen: G8 G8 Heiligendamm Globalisierung
Während bundesweit gegen den G8-Gipfel mobilisiert wird, treffen sich - bisher kaum beachtet - die Finanzminister zur so genannten G7-Runde in Essen. Gemütlich solls werden in der Essener Villa Hügel am 9. Februar, wenn sie ihre Finanzzusagen für den Gipfel in Heiligendamm vorbereiten werden. Ein Bündnis aus außerparlamentarischen Gruppen und Parteien ruft zu Protesten in Essen auf.
Pipelines, Flüchtlingsabwehr, Kredite: Wer als StaatschefIn während des G8-Treffens im Juni Vorschläge für größere Weltdominanz macht, sollte immer wissen, wo die Geldbörse steckt. Im Fall der G8 wird es dieses Jahr die Villa Hügel in Essen sein, wo die Euros und Dollars gehütet werden. In der Ruhrmetropole treffen sich schon vom 9. bis zum 10. Februar die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G7-Staaten (also aller G8-VertreterInnen, außer Russlands). Abgesehen von finanziellen Zusagen, die dort womöglich für das G8-Treffen in Heiligendamm vereinbart werden, haben die Schatzmeister auch eine eigene Agenda: Über "makro­ökonomischen Stabilität, die Rolle der Hedge Fonds für die internationale Finanzmarktstabi­lität sowie die Qualität und Nachhaltigkeit öffentlicher Finanzen" möchte Peer Steinbrück, deutscher Finanzminister, mit seinen Getreuen plaudern. Weitere Themen lauten etwa: Aufbau von Kapitalmärkten in Schwellenländern, Finanzpolitik zur Unterstützung von mehr Energie­effizienz.

Es soll also um Themen gehen, die jetzt schon die Hormone vieler AktivistInnen in Wallung bringen. Die Diskussionen der G7 spielen eine sehr entscheidende Rolle, um den Machtphantasien ihrer staatlichen Chefetagen konkrete Formen zu geben. Eine ähnliche Beachtung wie ihre Staatsoberhäupter bekamen die Minister bislang jedoch nicht. Ein Protestbündnis, das sich auf den kleineren Gipfel im Februar vorbereitet, rechnet bislang mit 1000 ProtestteilnehmerInnen - höchstens. Eine zentrale Demonstration wird am 10. Februar in Essen stattfinden. Auch zu weiteren kreativen Aktionen wird aufgerufen. Dass die AktivistInnen den G7 die Bude einrennen, ist jedoch unwahrscheinlich. Die Villa Hügel bietet nicht nur exklusives Ambiente, sondern auch guten Schutz vor ungebetenen Gästen. Das Gebäude steht mitten in einem Park und dürfte für die Cops im Februar leicht abzuschirmen sein. Allerdings möchten sich die beteiligten Gruppen, außer Attac etwa amnesty international, Gewerkschaften sowie WASG und Linkspartei aus der Region, nach Aussage von OrganisatorInnen im Februar ohnehin eher auf den größeren G8-Gipfel Mitte des Jahres vorbereiten, als schon in Essen ihr komplettes Pulver zu verschießen.

Über das Sicherheitskonzept schweigen Polizei und Landesregierung bislang. Ein Sprecher des Essener Polizeipräsidiums verrät nur, dass die Einsatzkräfte auch aus den Erfahrungen vergangener internationaler Treffen in NRW schöpfen werden. 1994 tagte ebenfalls in Essen der EU-Gipfel. Damals nisteten sich 9.000 Cops in der Stadt ein, um die knapp 2.500 DemonstrantInnen vom Gelände fernzuhalten. Wenn Peer Steinbrück im Februar gönnerhaft mit Geldzusagen um sich wirft, wird er wohl in lachende Gesichter blicken und die Aussicht auf den Park genießen.
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Ergänzungen

Mobilisierungsseite

Egester 15.01.2007 - 06:38
Hier gehts zur Mobilisierungsseite des Bündnis G7-Protest:

www.g7-protest.de