Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Sgh.

Antifaschistische Aktion Nordhausen 13.01.2007 00:10 Themen: Antifa Antirassismus
Vor genau einer Woche, am 6. Januar 2007, wurde am frühen Morgen ein rassistischer Brandanschlag auf eine AsylbewerberInnenunterkunft in Sangerhausen verübt.
Vor genau einer Woche, am 6. Januar 2007, wurde am frühen Morgen ein rassistischer Brandanschlag auf eine AsylbewerberInnenunterkunft in Sangerhausen verübt.

Laut Darstellung der Polizei warfen zwei Rechtsextreme drei Molotowcocktails in das Gebäude, welches daraufhin in Brand geriet. Nur dem glücklichen Zufall, dass sich zur Tatzeit niemand in dem angezündeten Zimmer aufhielt und das Feuer schnell gelöscht werden konnte, verdanken wir es, dass kein Todesopfer zu beklagen ist. Die mutmaßlichen Täter Danny R. (26 Jahre) und Glenn G. (25 Jahre), die bereits wegen rechtsextremer Delikte und Körperverletzung bekannt sind, sitzen wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung in Untersuchungshaft. Gegen zwei weitere Personen aus der Region ermittelt die Staatsanwaltschaft Halle.

Bei den Ermittlungen wurde frühzeitig ein Zusammenhang zu dem im benachbarten Sotterhausen aktiven Neonazi und JN Stützpunktleiter Enrico Marx und seiner Lebensgefährtin Judith Rothe hergestellt.

Die beiden Tatverdächtigen kamen von einer Feier in eben jenem Ort. Sie fuhren mit einem Auto an eine Tankstelle und kauften dort die Flaschen, aus denen wenig später die Brandsätze hergestellt wurden.

So meinte z.B. Sebastian Striegel, Mitglied im Landesvorstand BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt: "Die Verbindungen der mutmaßlichen Täter zum landesweit bekannten neonazistischen Unternehmer Enrico Marx, der in Sotterhausen einen Versand für rechtsextreme Musik betreibt und als Veranstalter von Skinhead-Konzerten agiert, zeigen deutlich die in der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt bestehenden Netzwerke auf.“

Wer ist dieser "höchst umtriebige Neonazi" Enrico Marx ?

Er gilt sogar nach Einschätzung des sonst mehr als zurückhaltenden Landesamtes für Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt als Multiplikator der extremen Rechten und Führungsfigur im Süden des Landes.

Der zunächst in Riethnordhausen ansässige Marx fiel Ende der 1990er Jahre als Anführer der mittlerweile weitgehend inaktiven Freien Kameradschaft "Ostara-Skinheads" auf. Gleichzeitig hielt er enge Kontakte zum "Nationalen und Sozialen Aktionsbündnis Westthüringen“ (NSAW), insbesondere zu dessen Anführer Marco Polzius aus Nordhausen.

Seit dem 26. März 2006 leitet Marx den Sangerhäuser Stützpunkt der "Jungen Nationaldemokraten" (JN). Gleichzeitig ging der überwiegende Teil der Kameradschaft „Ostara" mit zur Jugendorganisation der NPD über.

Neben seinen politischen Ambitionen ist der 30 Jahre alte Enrico Marx besonders im Rechtsrock-Spektrum aktiv. Er ist Herausgeber des Rechtsrock-Fanzines "Ostara", dem bekanntesten Neonazi-Fanzine aus Sachsen-Anhalt mit überregionaler Verbreitung. Mit dem "Barbarossa-Versand" betreibt er einen der größten Versandhandel für Rechtsrock im mitteldeutschen Raum. Seit Ende der 1990er Jahre organisiert er regelmäßig Neonazi-Konzerte und Parties zu Sonnenwendfeiern und ähnlichen Anlässen, zu denen bis zu 500 Personen in erster Linie aus der Neonazi-Szene aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Westsachsen anreisten.

2003 erwarb er einen ehemaligen Gasthof in Sotterhausen. Seit der Eröffnung am 6. Juli 2003 fungiert die illegale Gaststätte, eine Kneipengenehmigung wird von den Behörden verweigert, als einer der wichtigsten Treffpunkte der extrem rechten Szene im südlichen Sachsen-Anhalt. Neben zahlreichen Rechtsrock-Konzerten finden hier auch Schulungsveranstaltungen der NPD und JN sowie Saalveranstaltungen anderer extrem rechter Gruppierungen statt.

Zusammen mit Enrico Marx ist auch seine 27-jährige Lebensgefährtin Judith Rothe in der rechtsextremen Szene aktiv.

Gemeinsam betreiben sie den Szene-Treff „Zum Thingplatz” in Sotterhausen, zu dem auch die Kameradschaft „Zum Thingplatz“ gehört. Rothe kandidierte bei der Bundestagswahl 2005 sowie der Landtagswahl für die NPD. Mit anderen NPD-Funktionärinnen gründete sie am 16. September 2006 in Sotterhausen einen "Nationalen Frauenring" als bundesweite Frauenorganisation der NPD, in Sotterhausen. Mittlerweile fungiert Rothe als stellvertretende Vorsitzende der in "Ring Nationaler Frauen" umbenannten Organisation und unterhält gute Kontakte zu anderen Neonazi-Aktivistinnen in Deutschland.

Marx und Rothe bestreiten nun jeden Zusammenhang.
Zwischen Ihnen und den "Personen, die Partys feiern" auf der einen und den beiden von der Polizei verhafteten Rechtsextremen auf der anderen Seite bestehe keinerlei Zusammenhang. Gleichzeitig meinten beide, "genau dieser Personenkreis aus Sotterhausen toleriert diese Tat nicht."

Von einer Verurteilung des Brandanschlags ist jedoch nicht die Rede!
Wie auch, gehören die mutmaßlichen Täter doch zweifelsfrei mit zu dem genannten Personenkreis und kamen an dem Samstagmorgen von eben einer solchen Veranstaltung in Sotterhausen.

Doch, wie zahlreiche Untersuchungen und ähnliche Fälle belegen, ist agressiver Rechtsrock mit seinen fremdenfeindlichen und antisemitischen Texten häufig die Einstimmung für Gewalttaten, mit denen das zuvor Gehörte auch in die Tat umgesetzt wird.

Die Sorge von Marx und Rothe gilt nicht den an Leib und Leben gefährdeten Menschen!
Menschen die in Deutschland Schutz vor Verfolgung und Not in ihren Heimatländern suchen. Es geht Ihnen ausschließlich um sich selbst. Mit "Wir lassen uns nicht kriminalisieren!Schluß mit der Hetze" ist das in Sangerhausen verteilte Flugblatt der NPD überschrieben. In typisch verschwörungstheoretischer Manier wird davon geschrieben, es würden gänzlich unbeteiligte Personen ins Gerede gebracht und versucht, "mit solchen Mitteln bestimmte Personen zu diskreditieren, damit diese es im politischen Kampf für die Zukunft ihres Volkes schwerer haben." Von den tatsächlichen Opfern ist nicht mehr die Rede, stattdessen werden "anständige, nationale Deutsche" als Opfer beklagt. Die komplette Verdrehung ist erreicht, wenn die NPD ausdrücklich auch die "Bekämpfung der Ausländerkriminalität" in ihrem Programm hervorhebt.

Wir fordern Solidarität mit den Opfern und Migrantinnen!

Wir rufen auf, ent- und geschlossen Enrico Marx, Judith Rothe, der NPD, der JN, den Kameradschaften und allen anderen rechtsextremen Personen und Organisationen entgegenzutreten !



Text: AA NDH (Antifaschistische Aktion Nordhausen)
unterstützt durch: AG 17, ASJ, AGAP, AGST

Kontakt:  aa_ndh@gmx.de Internet:  http://www.antifa-aktion.info/


Quellen: PM Bündnis 90/Die Grünen, Artikel v. J. Rothe zu Heldengedenken 2006 auf  http://www.ring-nationaler-frauen.de/index1.html
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Ergänzungen

Reaktionen?

von HörenSagen 13.01.2007 - 00:59
Als wahrscheinliche Reaktion auf den Brandanschlag in Sangerhausen wurde gestern in Bernburg ein Naziladen entglasst.

Falls wer mehr Infos dazu hat ohne Hinweise zugeben: Bitte posten.

Kundgebung in Sangerhausen

dabei! 13.01.2007 - 01:54
Am Samstag, den 13.01.2007, findet eine Kundgebung vor dem Haus in der Mohrunger Strasse in Sangerhausen statt. Beginn ist 15:00 Uhr. Zu der Kundgebung ruft das örtliche Bündniss gegen Rechts auf. Ebenso mobilisieren AntifaGruppen aus Sachsen Anhalt und Thüringen. Solidarität mit den Opfern!

Enrico Marx

Antifa 13.01.2007 - 07:39
Hier ein Gesicht zum Artikel. Der Typ war auch am 30.12.06 in Salzwedel anwesend.

...Nachwuchs

nobody 13.01.2007 - 13:47
Zudem wird die Situation in den nächsten Jahren noch schlimmer werden, denn die nächste Generation von Neonazis steht schon bereit. In Sangerhausen und vor allem in den umliegenden kleineren Ortschaften ist seit den letzten 2 Jahren ein enormer Anstieg an jugendlichen Nazicliquen (14 bis 18 J.) zu beobachten, die offenbar gerade dabei sind sich zu vernetzten bzw. dies getan haben. Ansammlungen von 15 "Jungnazis" und mehr an den Wochenenden in einigen Orten sind fast schon Regelmäßigkeit. Bisher gab es nur kleiner Auseinandersetzungen. Es gibt zudem Hinweise, dass die letztes Jahr gegründete JN unter Leitung von E. Marx aktiv an der "Jugendarbeit" beteiligt ist.

[redok] berichtete ...

[redok]_Leserin 13.01.2007 - 16:05
"Mordversuch nach der Nazi-Party" @  http://www.redok.de/content/view/522/38/ [08.01.2007]

audio

auch das ist radio. corax. 13.01.2007 - 21:45
Der Harz profiliert sich in diesem Jahr weniger durch Schnee und NAtur- vielmehr rückt er fast jede Woche mit neuen Neo-Nazi-Überfällen in die Schlagzeilen und vor allem in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner im Harz. In Sangerhausen erlebte eine Familie, was deutsche Gastfreundschaft im Harz bedeuten kann. Molotov-Cocktails entzündeten ihre Wohnung, die Teil einer Asyl-Bewerber-Unterkunft war. Die Täter konnten gestellt werden und sind in Haft. Georg hatte David Begrich am Telefon. Er ist Rechtsextremismus-Experte bei Miteinander e.V.

MDR berichtet

Holowman 14.01.2007 - 13:56
Aktionen gegen Rechts in Magdeburg und Sangerhausen

Mehrere Hundertschaften der Polizei waren im Einsatz. Hunderte Menschen haben am Sonnabend in Magdeburg und Sangerhausen gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Magdeburg nahmen an der Menschenkette am Westfriedhof den Veranstaltern zufolge bis zu 200 Menschen teil. Mit insgesamt fünf Demonstrationen erlebte Magdeburg einen heißen Tag.
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 http://www.mdr.de/nachrichten/4001696.html

mit Video