SH: 2500 SchülerInnen gegen Bildungsabbau

Moe 12.01.2007 18:06 Themen: Bildung
In Elmshorn (Kreis Pinneberg, ca. 30Km nördlich von Hamburg) versammelten sich am 11.01.2007 mehr als 2500 Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen um in Sternmärschen in Richtung Innenstadt zu marschieren, wo sie dann an einer Kundgebung teilnahmen.
Ab 10 Uhr begannen die ersten Sternmärsche sich in Richtung der Innenstadt zu begeben, auf halber Strecke fusionierten die Züge von insgesamt vier Schulen, um geschlossen weiterzuziehen. Die Polizei verhielt sich sehr ruhig und war - kleinstadttypisch - mit gerade mal 20 Beamten vertreten. Die Routen führten über einige Hauptverkehrsstraßen; durch die Züge wurde der Verkehr kurzfristig aufgehalten. Die Redebeiträge wurden sowohl von Schülern als auch von Vertretern der Elternschaft sowie der GEW gehalten. Während der Kundgebung wurden Unterschriften gesammelt. Insgesamt war eine sehr positive und teilweise schon energiereiche Stimmung zu verzeichnen, die die Hoffnung aufkommen lässt, dass es weitergehen wird.

Der Hintergrund der Aktion war der anhaltende Bildungsabbau und das gestern verabschiedete, neue Schleswig-Holsteinische Schulgesetz. Dieses sieht u.a. die Einführung der Profiloberstufe, Zentralabitur sowie die Umstrukturierung der Haupt- und Realschulen hin zur Regionalschule vor. Gesamtschulen werden zu Gemeinschaftsschulen, die dem Konzept einer integrierten Gesamtschule ähneln. Ebenso soll das Abitur an Gymnasien nach 12 Jahren erlangt werden, an Gemeinschaftsschulen hingegen erst nach 13. Ebenso sollen 100 weitere Lehrerstellen geschaffen werden - bei über 1000 Schulstandorten keine wirkliche Verbesserung für die einzelnen Schulen!

Diese Auftaktdemonstration wird als voller Erfolg gewertet, vielen Schülern wurde bewusst, dass sie sich gegen die bestehenden Zustände wehren können. Nicht zuletzt haben beinahe alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7-13 an der Veranstaltung teilgenommen, obwohl das Ministerium kurz zuvor die Schulleiter angewiesen hat, bekanntzugeben, dass eine Teilnahme als unentschuldigtes Fehlen vermerkt werden wird. Die lokalen Zeitungen haben am Tag selber wie am Folgetag mehrseitig und auch auf Titelblättern über die Proteste berichtet, der NDR zeigte Fernsehbeiträge und auch im Radio (RSH sowie NDR1) wurde berichtet.

In Planung befindet sich nunmehr ein Aktionsbündnis, welches sich rein mit Elmshorn beschäftigt. Für die geplante Demonstration in Kiel am 7.2. ist angedacht, Busse zu chartern oder Mitfahrgelegenheiten zu organisieren - es geht also weiter!

Wir fordern mehr Gelder für die Bildung, die Schaffung weiterer Lehrerstellen, aktuellere Unterrichtsmaterialien, längeres gemeinsames Lernen sowie ein in sich schlüssiges und vorallem sinnvolles Schulgesetz!
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Ergänzungen

bundesweite studi-demo am 26.01. in karlsruhe

get up 12.01.2007 - 18:21
gesammelte aufrufe, mobilisierungsmaterialien hier:  http://wiki.bildung-schadet-nicht.de/index.php/Aktionstag

infos zum antikapitalistischen block:  http://infoladen-karlsruhe.de.vu

Lob und Kritik

Flensburger 14.01.2007 - 15:48
Die schiere Größe der Demo zeigte eine der Stärke des Konzeptes und insgesamt ist die Aktion positiv zu bewerten, da es nicht nur gelang eine Position nach außen zu vertreten, sondern auch vielen Schülern erstmals klar wurde, was da eigentlich auf sie zukommt.

Aber es gibt einige Kritikpunkte.

Von energischer Stimmung kann so auf weiten Strecken der Demonstration keine Rede gewesen sein. Als Folge dessen, dass viele Schüler keinerlei Demo-Erfahrung mitbrachten und häufig bis zu den Redebeiträgen noch nichteinmal wussten, um was genau es geht, war die Demo teilweise fast schon Totenstill. Auf mehrere Versuche, Parolen anzustimmen wurde eher verhalten reagiert, auch wenn es über die Strecke der Demonstration gelang, mehr und mehr SchülerInnen das Rufen nahezulegen, blieb der Großteil doch ruhig. Auch dass kurze Sprints auf einer Demo die Stimmung heben hatte sich nicht wirklich rumgesprochen. Hier hätte etwas vorherige Absprache mit den "Linken" in der Demo vielleicht gut getan.

Selbige Absprache hätte sich auch bei den Redebeiträgen positiv bemerkbar gemacht. Warum nun zwangsweise eine Schülervertretung der Realschulen sprechen muss, wenn weder Vorwissen noch rednerische Qualitäten vorhanden sind ist mir schleierhaft. Insgesamt war der Auftritt, leider, eher peinlich - eine Mischung aus übermässiger Nervösität und zweifelhaften Positionen+Argumentationen (das dreigliedrige Schulsystem erhalten, weil Regionalschule+Gymnasium zu einer zwei-Klassen Bildung führen würden?!)

Auch hätte die schwache Polizeipräsenz einiges an Möglichkeiten geboten, die nicht ansatzweise genutzt wurden. Erfahrungen mit anderen Demonstrationen zeigen dabei, dass diese Aktionen auch mit nur schwach politisierten Schülern durchführbar gewesen wären.

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sehr gut!

one of us all 12.01.2007 - 19:05
es geht weiter! die bildungsbewegung hält an :)
auf noch viele, kraftvolle demonstrationen! von frankreich lernen! hauptbahnhöfe, verkehrsstrecken etc. lahmlegen heißt macht demonstrieren und aufmerksamkeit erlangen