Widerstand gegen die Regierung [Wien]

indyan 12.01.2007 03:00 Themen: Antirassismus Bildung Soziale Kämpfe
In Wien protestieren Tausende gegen eine Regierung, von der sie schon genug haben, bevor sie überhaupt angelobt wurde. Seit den Morgenstunden geht es teilweise lustig bis militant zu. Derzeit (11.1.2007, 22 Uhr) ist der Innering noch immer blockiert und Räume der Universität besetzt.
Es stellte sich spätestens bei der Präsentation des Regierungsprogramms heraus, dass -unter einem “sozialdemokratischen” Kanzler- der alte rechts/rechtsextreme Kurs weitergeführt wird. Konkret bedeutet dass: weitere (Neo)Liberalisierung des Arbeitsmarktes bis hin zur Aufhebung des Kündigungsschutzes für Lehrlinge, Verschärfung des neuen Ausländergesetztes wird durchgesetzt, Zwangsernährung und Deportationen bleiben Alltag und Recht auf Asyl illegal, Frauenfragen werden kategorisch abgelehnt, Studiengebühren werden nun endgültig durchgesetzt mit der “Möglichekeit” der Zwangsarbeit für Studys, die kein Geld haben, ... um nur ein paar Punkte genannt zu haben, deren Ausführung ein Artikel für sich wäre.
Zu den Protesten, zum Widerstand: Die Wut begann schon am frühen morgen (pünktlich um 6Uhr); ca. 70 Leut aus autonomen Zusammenhängen trafen sich - gut informiert - vor der Wohnung des neuen Kanzlers (namentlich Herr Gusenbauer), um ihn persönlich zu seiner neuen Abreit zu begleiten. Auf die Idee kam ihnen zuvor schon eine Einheit der Polizei (4 Bullen), die sich jedoch - angesichts der direct AktivistInnen - nicht zumuteten, alleine diese Aufagbe zu bewältigen. Die Verstärkung - die Arschlöchher der Wega (Spezial Kampfhundtraining absolvierte Polizeibeamte mit fehlendem Hirn unter dem Helm) - kamen mit 1 Stunde Verspätung. Diese prügelten dem Herrn Gusenbauer, der schon ewig in seiner Wohnung festgehalten wurde, den Weg frei zur Staatslegitimation seiner Ära der Herrschaft. Farbbeuteln und sonstiges Zeug folgen ihm unglückwünschend hinterher. Ein Wega-Polizist soll Pfefferspray ins Gesicht bekommen haben, worauf hin - wie üblich - willkürlich jemand festgenommen und so nebenbei die Tat angelastet wurde (ZeugInnen meldet euch bei Rechtshilfe). So enstand gleich die nächste Aktion: Solidemo zum Polizeirevier. Dort spielte sich folgender Dialog ab:
Polizist: Geh räum sofort die Strasse, sonst gibts aufs Maul!
Demonstrant: Beruhig die Pitbull, sonst bekommst noch einen Schlaganfall.
Polizist: Wegen euch sicher nicht.
Demonstrant: Das meinte die Innenminsterin auch. (Sie starb diesen Silvester deswegen)
Polizist: Aber hallo, bleib menschlich! Wie redest du über eine Tote
Dann schubste das WegaArschloch noch ein wenig “menschlich” herum und forderte diese und jenen zu einem Einzelkampf auf. Die Leute blieben stehen, forderten über Sprechchöre die Freilassung. Nach einer halben Stunde wurde der Freund freigelassen.
Währendessen sammelten sich schon die ersten vor der Universität. ca. 2500 - die meisten Studierende - zogen in Richtung Präsidentenpalast, wo die Angelobung der neuen (bzw. der alten mit neuen Köpfen) Regierung stattfand. Einige hundert DemonstrantInnen waren schon vor Ort und es kamen noch einige dazu. Viel Pfiffe, Geschrei, Sprechchöre, Trommel,.. brachten lautstrak das Anliegen, die Regierung kritisieren bis stürzen zu wollen, zum Ausdruck. Plötzlich nebelte eine Rauchbombe, die in die Bullenreihen geworfen wurde, den Ballhausplatz ein. Trotz dieses glücklichen Umstandes der Undurchsichtigkeit gelang es nicht, die Absperrungen zu durchbrechen. Stattdessen versuchte auf der anderen Seite “eine anarchistische Splittergruppe” (so die bürgerlichen Medien) die Trettgitter zu entfernen. Immer wieder wurde mit verschiedensten Sachen in Richtung Polizei geschossen.
Irgendwann, als die Sitaution der Langeweile sich ergab, ging eine Demo los. Diese machte vor dem Parlamnet Stopp. Leute gingen über die Rampe hinauf und stellten sich mit Transparenten vor den Eingang, während der Rest am Ring wartete. Eine lustige Peformence der LaobauAktivistInnen brachte Abwechslung. Irgendwann tauchten schlechtorganisierte Polizeitruppen auf, die sich ewig nicht entscheiden konnten, ob und wie sie einen Kessel zustande bringen können. Die Polizei mit ihren Problemen alleingelassen ging es zur Uni. Doch nicht. Kurz vor der Uni bog die Spontanität der Masssen nach links und im Eiltempo zur ÖVP-Zentrale, dievor lauter “Wer hat und verraten, die Sozialdemokraten” hoffte, die Wut hätte sie vergessen. Mit den immer noch verwirrten Polizeibeamten wurde diesmal weniger lieb umgegangen. Die tretend aufstandsänliche Sitaution gab für einen Moment das Gefühl, nicht in Österreich zu sein. Irgendwann holte die Realität auf: mensch mit blossem Leib hat doch keine Chance gegen dutzende vollbewaffnete Bullen in Narrenfreiheit. “Wir kommen wieder” skandierten Hudenterte, als hätten sie einen genailen Plan für das nächste mal.

In der Uni wurde derweil das Audi-Max besetzt, wo eigentlich ein Gross-Plenum stattfinden sollte. Stattdessen viele Leut und wenige CheckerInnen beim open mic. Bis auf wenig dem Zuhören würdiges, kamen durchaus ParlamentarierInnen der Zukunft zu Wort, die ihre Forderungen an die Herrschaft stellten, ohne dabei zu merken, selbst ein Teil davon zu werden. Nicht zum Aushalten.
Also wieder raus auf die Strassen, wo bis zur Stunde (22:30 Uhr) blockiert wird...


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mehr auf (falls es irgendwann mal wieder funktionieren sollte):
at.indymedia.org
oder (funktioniert meistens)
no-racism.net
audios unter:
cba.fro.at
videos gibt auch:
kanalb.at
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Ergänzungen

VIDEOS

tt 12.01.2007 - 11:39

Videos über den Protest unter:

www.ctv-net.org

indymedia austria

antidotcom 12.01.2007 - 13:27
Was ist mit indymedia austria wirklich los?

Was ist mit indymedia austria wirklich los

Antworter 12.01.2007 - 14:55
Indymedia.at hat das Problem, daß sich nur wenige Leute beteiligen und die weinigen, die sich beteiligen haben nicht das know how und die Zeit, die ernsthaften Serverprobleme zu beheben. Vielleicht liegt es außerdem auch daran, daß es in Österreich allgemein zu wenige undogmatischen Menschen gibt.

zu den problemen mit at.indymedia.org

eine indy 12.01.2007 - 15:28
an der behebung der probeme wird derzeit gearbeitet. die lösung beinhaltet den umstieg auf ein neues datenbank-system (CMS) - und wird deshalb noch ein paar wochen zeit in ansruch nehmen. fuer ende jänner ist ein treffen in wien geplant, bei dem dann die neue seite zumindest testmäßig stehen soll. bis zur endgültigen lösung der probleme wird die seite aber weiterhin nur sporadisch erreichbar sein.

weitere infos u.a. im protokoll vom letzten indytreffen:  https://docs.indymedia.org/view/Local/AustriaHerbstTreffen2006

widerstand

gegengusi 12.01.2007 - 16:52
es gibt einige versuche sich zuvernetzen. vor allem in der partei gibt es großen widerstand -> da ist es glaub ich für die linke in ö wichtig, einen weg zu finden, anzuknüpfen (natürlich neben dem außerparteilichen!!)


wems interessiert, es gibt bereits 2 homepages. eine von der spö linz, eine die eher aus dem gewerkschaftsbereich kommen dürfte.

 http://www.oevp-alleinregierung.at.lv/
 http://www.abtreten.at/

Ring-Schottengasse gegen 22:00 geräumt

Martin 12.01.2007 - 19:59
Wie anderswo erwähnt, war die gestrige Blockade des Rings und der Schottengasse gestern ein großer Erfolg, bevor sie um kurz vor 22:00 nach über 9 (!) Stunden gewaltsam aufgelöst wurde .Es waren bis dahin Müllcontainer, Parkbänke u.Ä. in Stellung gebracht worden; die Zahl der Studierenden war in den letzten Stunden stabil bei etwa 70. Von den Polizisten (ohne Riot-Gear -- so gefährlich waren wir nicht) wurde heftig gestoßen und getreten, verletzt wurde jedoch meiner Kenntnis nach niemand.

Besserer Text kam gestern

heo 12.01.2007 - 21:48
Der Text hier wirkt leider etwas salopp geschrieben. Besser finde ich den Bericht hier:
 http://de.indymedia.org/2007/01/165823.shtml

Diskussion um OPERNBALLDEMO auf...

m. nowak 16.01.2007 - 22:10
Diskussion um Opernballdem im Forum von:  http://www.geocities.com/opernballdemo/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 6 Kommentare

Indy-Austria pennt!

egal 12.01.2007 - 11:14
Und während die wütenden Opfer von Gusenbauer & Co der herrschnden Klasse auf den Pelz rücken, sitzen die Mods & Ajatollahs von Indymedia-Austria in der Küche und pennen!!

Solidarische Grüße

aus Frankfurt/Main!!! 12.01.2007 - 12:05
Viel Liebe und Kraft allen, die kämpfen!

kritische solidarität

Marburger 12.01.2007 - 12:53
Auch (und gerade) bei notwendigen und berechtigten Protesten sollte mensch nicht jegliches Denken sein lassen und sich solch dümmliche Dialoge mit der Polizei liefern. Die Polizei, so brutal und unangemessen sie auch reagieren mag (was wenn Steine fliegen auch nicht weiter verwundert), so ist sie doch nicht unser Gegner. Es ist zu kurz gegriffen, auf den nächsten Polizisten loszugehen, obwohl es doch eigentlich um die Angriffe auf soziale Rechte und Gebühren für Bildung geht.

auch ohne physisch gewalttätig zu werden, lässt sich einiges machen wie z.B. Blockaden und andere Aktionen.

für solidarität und freie Bildung!

besser?

antid 15.01.2007 - 11:48
der letzte kommentar ist schwer nachzuvollziehen. was soll an einer linksammlung von rassistisch, sexistischen tageszeitungen besser sein? indymedia will noch immer "selberschreiben" heissen. daher vielmehr ein danke an alle, die sich die mühe tun selber einen bericht von den ereignissen zu schreiben.

Marburg von der Karte Streichen

Giessener 16.01.2007 - 13:04
Die Polizei ist nicht unser Feind? Geh kacken oder an deinem Rentierpulli stricken!

OPERNBALLDEMO 07´ GEGEN DIE REGIERUNG

who knows? 16.01.2007 - 20:46
Höre von immer mehr Seiten, dass eine Opernballdemo gegen diese Regierung der Betrüger und Abzocker wohl eine feine Sache wäre. Wenn Gusenbauer/Schüssel und Konsorten aus Politik und Wirtschaft beim größten Fest der Megareichen Österreichs die Korken knallen lassen, warum nicht mal wieder die Strassen rund um ihre Party entern? Remember "Checkpoint Oper" gegen die damalige Regierung? Also eine Art widerständige Faschingsveranstaltung im Stil von reclaim the streets um möglichst vielen Menschen abseits der radikalen Linken eine Möglichkeit zur Teilnahme zu verschaffen.

Bräuchte bloß einen Treffpunkt der breit propagiert wird...

Wie wärs mit:

15. Februar 20Uhr, Ecke Museumsquartier beim Volxtheater (wie bei der vorletzten Anti-Opernballdemo)

Was meint ihr?!