Gräfenberg: Motorsägen gegen Nazis

Käthe Klarheit 04.01.2007 23:16 Themen: Antifa
Etwa 60 Nazis marschierten am Mittwoch, den 03.01.2007 in Gräfenberg auf. Gräfenberg wird zum Daueraufmarschgebiet der Nazis in Franken, allerdings lässt der Haufen in seinem Durchhaltevermögen offensichtlich nach. Mit mehr als 150 Rechten rechnete die Szene, gekommen sind die erwähnten 60 rechten Hetzer.
Erst vor zwei Wochen zogen Nazis durch Gräfenberg. Damals stellten sich Antifaschisten dem Aufzug in den Weg, so dass die Nazis unverrichteter Dinge den Ort verlassen mussten. Seit Jahren nerven die Nazis in Gräfenberg mit sogenannten "Heldengedenken" am so genannten "Kriegerdenkmal".

Mit Fackeln liefen die Nazis am Mittwochabend durch den Ort. Dabei ist das übliche Bild zu beschreiben: Am Bahnhof postiert sich ein großes Polizeiaufgebot und im Ort sind Nazigegner damit beschäftigt, den Nazis unterschiedlichen Widerstand entgegen zu setzen.

Die Nazistrategie, den Termin kurzfristig anzuberaumen und kaum öffentlich weiterzugeben, um so effektiven antifaschistischen Widerstand zu verhindern, ging nicht auf. Rund 120, vorwiegend bürgerliche Gegner der Rechten, haben wieder verhindert, dass Naziparolen reibungslos verbreitet werden konnten. Am Ort der Nazikundgebung begannen nämlich just in dem Augenblick, in dem die Nazis ihre Losungen verbal verbreiten wollten drei Anwohner damit, mit Motorsägen ihr Brennholz klein zu sägen. Ordentlicher Lärm verhinderte also, dass auch nur ein Naziwort verstanden werden konnte. Die Polizei schritt zunächst nicht ein. Nachdem die Ordnungshüter nach etwa 10 Minuten dazwischentraten und die Holzsägearbeiten beendeten, begann in einer verschlossenen Scheune, einen Steinwurf vom Ort des Aufmarsches entfernt ein Bürger damit, Holz mit einer Kreissäge, die von einem Traktor angetrieben wurde, zu zersägen. Die Polizei war sichtbar hilflos, weil die Scheune versperrt war und ein Erstürmen des Gebäudes erheblichen Aufwand verursacht hätte. Die Nazis haben dumm aus der Wäsche geschaut, weil sie ihr eigenes Wort nicht mehr verstanden. Der ganze Naziauftritt in Gräfenberg war diesmal noch peinlicher als sonst.

Bleibt zu berichten, dass die bürgerlichen Gruppen der Stadt bereits vor dem Naziaufmarsch eine Leinwand im Hintergrund des Redners der Rechten postierten. Während der Redeversuche des Nazihetzers wurden auf die Leinwand Bilder von Naziopfern projiziert. Vor der Leinwand plapperte der Naziredner kaum verständlich davon, dass man wieder nach Gräfenberg kommen werde und irgendwann in der Stadt den Einfluss habe, um den Bürgermeister zur Rechenschaft zu ziehen. Der Bürgermeister von Gräfenberg gerät mehr und mehr ins Visier der Rechten. Selbst von Drohungen gegen ihn wird mittlerweile berichtet.

Von antifaschistischen Aktionen linker Aktivisten kann Käthe Klarheit heute nicht berichten.
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Ergänzungen

Lokalpresse

Fränkische Schweiz 05.01.2007 - 09:01
Fränkischer Tag: 05.01.2007:

Gräfenberg sagt laut Nein zu Neonazis
Protest: Die Bewohner der Stadt ergriffen spontan kreative Störmaßnahmen gehen ein Häuflein rechter Demonstranten.


VON UNSEREM MITARBEITER Karlheinz Frank

Gräfenberg - Dass auch spontaner Protest einzelner Bürger einer wohlorganisierten Demonstration Rechtsradikaler ohne Gewaltanwendung wirkungsvoll entgegentreten kann, bewiesen Mittwochabend die Gräfenberger eindrucksvoll.
Nachdem wegen des äußerst kurzfristig angemeldeten Fackelzugs der rechten Gruppierung Junge Nationale das Bürgerforum mit Karin Bernhart und Bürgermeister Werner Wolf an der Spitze nicht mehr ausreichend Zeit hatten, eine detailliert organisierte Gegendemonstration auf die Beine zu stellen, machten einzelne Gräfenberger ihrem Unmut über den rechten Aufmarsch mit kurzfristig verabredeten spontanen Aktionen deutlich.

So hatten Anlieger der Bayreuther Straße und des Platzes am Fuß des Treppenaufgangs zum Kriegergedächtnisbau auf dem Michelsberg an ihren Anwesen Halogenstrahler befestigt, die mit gleißender Helligkeit verhindern sollten, dass bei den rund 65 rechtsradikalen Marschierern rechte Fackel-Romantik aufkam. Auch projizierte man auf eine Großleinwand direkt hinter den rechten Rednern Fotos von den Gräueltaten der NS-Zeit, die den Jungen Nationalen eindrucksvoll vor Augen führten, wie unmenschlich das damalige Naziregime andersdenkende Menschen und Angehörige anderer Religionen behandelte.

Regen Anteil an den bei den rechten Demonstranten während der von Hetzreden nur so strotzenden Kundgebung auftretenden Verständigungsschwierigkeiten hatten wiederum Gräfenberger, die an diesem Abend dringend mit kreischenden Motorsägen ihr Brennholz für den Wintermonat Januar ergänzen mussten.

Umrahmt wurde das Ganze von den lautstarken Protesten zahlreicher Gräfenberger, die dieses Mal unweit des rechten Aufmarschs und vom Polizeiaufgebot geduldet, ihren Unwillen über die neonazistischen Umtriebe in ihrer Stadt deutlich kundtaten.

Das Wichtigste aber war an diesem Abend, dass es zu keinen Ausschreitungen und Festnahmen kam und die rechte Kolonne wieder ohne große Wirkung das kleine beschauliche Städtchen Gräfenberg verlassen musste.


Coburger Tageblatt

Leser 06.01.2007 - 22:47
Coburger Tageblatt, 05.01.2007:

Motorsägen lärmen gegen Neo-Nazis

VON UNSEREM MITARBEITER Karl-heinz frank

Gräfenberg - Der evangelische Pfarrer von Miltenberg hatte es mit Glockengeläut gegen den Auftritt von Neo-Nazis vorgemacht: "Protest mit Phantasie" lautete auch das Motto in Gräfenberg am Mittwochabend gegen eine kurzfristig angemeldete (und genehmigte) Veranstaltung der NPD-Gruppierung "Junge Nationale".
Das Bürgerforum mit Bürgermeister Werner Wolf an der Spitze hatte nicht die Zeit, eine groß organisierte Gegendemonstration auf die Beine zu stellen. Also waren spontane Aktionen gefragt.

Anlieger befestigten am Fuße des Treppenaufganges zum Kriegergedächtnisbau an ihren Anwesen Halogen-Strahler, um zu verhindern, dass bei den rund 65 rechtsradikalen Marschierern eine Fackel-Romantik aufkam. Auf eine Leinwand, die hinter das Rednerpult platziert war, wurden Fotos über Greueltaten aus der der NS-Zeit geworfen. Schließlich sorgten Gräfenberger, die Brennholz für die Wintermonate machten, mit kreischenden Motorsägen dafür, dass die von Hetzreden strotzende Kundgebung Verständigungsschwierigkeiten bekam.

Die Bürger taten mit lautstarken Protesten ihren Unwillen kund, dass ihre Stadt erneut zum Schauplatz eines neonazistischen Aufmarsches wurde.

Fotos

muss ausgefüllt werden 09.01.2007 - 12:46
Hallo
wenn jemand Bilder gemacht hat, schickt diese bitte an eine der Nürnberger Antifa Gruppen.
Z.B.  aabnbg@web.de (vom Antifa Aktionsbündnis Nürnberg)

Lokalpresse

Fränkische Schweiz 09.01.2007 - 15:27
Nürnberger Nachrichten vom 05.01.2007

Gräfenberger alspfiffige Nervensägen im Einsatz gegen Rechtsradikale
Flutlichter und Trillerpfeifen

GRÄFENBERG (rus) - Wenn es darum geht, unerwünschten Rechtsextremisten die rote Karte entgegenzuhalten, zeigen sich die Gräfenberger von ihrer kreativen Seite. Gearbeitet wird mit Flutlichtern, Trillerpfeifen und Kreissägen.

Der Winter wird hart - dies sagten jedenfalls augenzwinkernd jene Gräfenberger, die am Mittwochabend noch dringend mit der Kreissäge Holz bearbeiten mussten. Nicht ganz zufällig war dieser Zeitpunkt gewählt: Gleichzeitig versammelten sich einige Mitglieder der rechtsgerichteten Jungen Nationalen und der "Freien Kräfte". Große Teile ihrer Reden gingen in Pfeifkonzerten und Sägengekreische unter.

Sehr kurzfristig angemeldet - und schließlich auch vom Verwaltungsgericht Bayreuth genehmigt bekommen - hatten die Rechtsextremisten einen Fackelmarsch in Gräfenberg. Die Fackeln dürften allerdings ihre Wirkung verfehlt haben: Trotz der knappen Zeit gelang es den Gräfenbergern, ein Flutlicht aufzustellen. So standen die Demonstranten in gleißendem Licht zusammen.

@Aktivist

auch aktivist 22.01.2007 - 17:38
seh ich genauso, wenn sogar faschos aus münchen und aus der nähe von würzburg anreisen, isses doch nicht zuviel verlangt, dass die 150 (laut verfassungsschutz) "autonomen" aus nürnberg/erlangen/fürth auch mal dahingehen. auf jeder straßenlaterne ein antifa-aufkleber is ja schön und gut, aber aufkleber verhindern nun mal keine naziaufmärsche (am 16.12.). die leute, die versucht haben, den naziaufmarsch wirklich zu blockieren, kamen größtenteils aus unterfranken. am 14.10. standen in gostenhof mehrere tausend menschen auf der straße (darunter ca. 200 antifas, sag ich jetzt mal) und in gräfenberg sinds grad mal ca. 50? vor allem warn die nazis jetzt schon 10 mal dort (in nem 5000-einwohner-kaff!!!!) und noch immer wird nicht ordentlich dorthin mobilisiert.
antifas aus nbg/erh/fü - bessert euch!

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Juhu!!!

(ussm gefllüt rdwne) 04.01.2007 - 23:40
[ZITAT]Am Ort der Nazikundgebung begannen nämlich just in dem Augenblick, in dem die Nazis ihre Losungen verbal verbreiten wollten drei Anwohner damit, mit Motorsägen ihr Brennholz klein zu sägen. Ordentlicher Lärm verhinderte also, dass auch nur ein Naziwort verstanden werden konnte. Die Polizei schritt zunächst nicht ein. Nachdem die Ordnungshüter nach etwa 10 Minuten dazwischentraten und die Holzsägearbeiten beendeten, begann in einer verschlossenen Scheune, einen Steinwurf vom Ort des Aufmarsches entfernt ein Bürger damit, Holz mit einer Kreissäge, die von einem Traktor angetrieben wurde, zu zersägen. Die Polizei war sichtbar hilflos, weil die Scheune versperrt war und ein Erstürmen des Gebäudes erheblichen Aufwand verursacht hätte. Die Nazis haben dumm aus der Wäsche geschaut, weil sie ihr eigenes Wort nicht mehr verstanden. Der ganze Naziauftritt in Gräfenberg war diesmal noch peinlicher als sonst.[/ZITAT]

Wie genial! Schöne Sache! Aber waren ja nur Bürger... Die wirkliche Action macht ja immer die autonome Antifa ^^ ...

wer ko der ko

frangn 05.01.2007 - 00:10
die frangn hald. a pfarrer läud die glockn, die bürcher sächn holz mid er a ahna stihl säch und die bolizei was vo nix und die nazis glotzn dumm weil sa im dorf kan fuss nei die dür bringa, obwohl sa sich eibildn alla frangn sin gecher ausländä und a jeder müssd doch eh a bissla a rechder sei.... des hädn sa ned gedachd die nazis, mid er a a bissla mehr zusbruch hädn sa scho gerechnd.... TOLLE SACHe!

respekt

- 05.01.2007 - 02:20
auf jedenfall kreativer widerstand.. und das in nem "dorf" mit 4000 einwohnern..
wow

kjb

äljöbö 05.01.2007 - 13:06
also ich find das is wirklich eine sehr gute idee natürlcih kann das nicht alles sein aber es unterstützt die sache ungemein.vor allem wenn der sogenannte normale bürger initiative ergreift und das zusammenspiel von organisierten gruppen und den leuten nahezu perfekt ist.so
kann aufjedenfall mehr gegen neo nazis getan werden.

SAUBÄR!!!!!!!!!!!!!!

Schmutzfink 05.01.2007 - 16:18
Total genial, beste wo gibt!!!
In Düren morgen die Häcksler und Laubsauger einpacken, is klar, oder?!

daumen hoch

antifaschist 05.01.2007 - 18:20
ganz klar eine klasse aktion, wie siehts mit der antifa aus - die dürfte ja dann kein problem haben sich in zukunft mit der bürgerlichen seite zu koordinieren.

sehr vorbildlich, andere städte sollten sich ein beispiel dran nehmen
*beide daumen hoch*

Klasse!

antifaschist 06.01.2007 - 15:45
find die aktionen außerordentlich gelungen und auch meiner meinung viel effektiver als stumpfe gewalt. respekt an diese 4000 seelen gemeinde!

Antifa

Aktivist 14.01.2007 - 12:08
also es was dieses mal wirklich zutiefst erbärmlich was dort ablief... es waren ca. 15 Bürger 70-80 Bullen und 60 Nazis....
was gibts denn da bitte zu feiern????
ach ja ich vergass es waren ja 15 Bürger und eine Kreissäge!!!
Und Aktionsbündniss Nürnberg, Antifa Erlangen und was es sonst noch so für "linksradikale" Gruppen in der Nähe gibt, bewegt euch endlich mal selbst dorthin!!! aber nein für euch ist es nur wichtig euer Gostenhof oder euer Zollhausviertel Nazifrei zu halten....
"Wir erobern die Welt von den Dörfern aus" (Zitat von Sven aus "Kein Bock auf Nazis")
Ja das wird auch keine schwere Sache....

Mein Gott hört endlich auf zu feiern wenn in einem kaff das 15km von der "größten autonomen Szene Bayern" (Nürnberg/Fürth/Erlangen) 4mal so viele nazis wie linke demonstrieren...

Get active!!!

Bürgerlicher Widerstand

petite journal 03.02.2007 - 08:29
Nachdem der bürgerliche Widerstand in Gräfenberg aus vielerlei Gründen weitaus effektiver ist, als der der sogenannten Antifagruppen, wäre es gescheiter, sich innerhalb der (jugendlichen) Antifa die Frage nach Bündnisstrategien, Öffentlichkeitswirksamkeit und Selbstverständnis zu stellen, bevor sich wieder ein undisziplinierter Hünerhaufen den Nazis entgegenstellt, der aus Leuten besteht, die wildgeworden in kleinen Gruppen SMS´s verschicken und total sinnlos von einer Häuserecke zu nächsten rennen, während bürgerliche Gruppen sich den Nazis in den Weg stellen und sich vorher Gedanken machen, wo man effektiv Angreifen kann. Ansonsten sei dem Kollegen, der behauptet eine bestimmte Region sei besser vertreten als eine andere ins Lehrbuch geschrieben, lieber seine Arbeit zu tun, als einen Unsinn zu verbreiten, dass einem die Haare zu Berge stehen. Ihm empfehle ich unbedingt auch aus persönlichen Gründen einmal daran zu arbeiten, sich ein Beispiel an ein paar Leuten aus seiner Gruppe zu nehmen, die im Gegensatz zu ihm Bodenhaftung besitzen und auf die man sich wenigstens verlassen kann, wenn man in Schwierigkeiten geraten ist.