Drohender Abriß des Ungdoms

Aug und Ohr 04.01.2007 00:15 Themen: Freiräume
Der Abriß wurde bereiots beantragt, die Bauarbeitergewerkschaft weigert sich!
Die Erlöserin will das Ungdomshus abreißen, die Arbeiter wehren sich dagegen!

Heute, am 3. 1.2007, hat die rechtsradikale Sekte Faderhuset („Haus des Vaters“) bei der Gemeinde Kopenhagen den Abriß des Ungdomshus, dessen Eigentümer sie ist, beantragt. Die sozialdemokratische Bürgermeisterin Kopenhagens, Ritt Bjerregaard, eine erbitterte Widersacherin des Ungdomshus, hatte sich gestern mit der Sektenführerin Ruth Evensen getroffen.

Evensen hatte in letzter Zeit den Druck auf die Behörden verstärkt und war am 20. Dezember sogar unangemeldet in den Räumen der Bürgermeisterin erschienen, um ihre Absichten kundzutun, nämlich das Haus abreißen zu lassen. Ursprünglich trug sie sich mit der Absicht, an der Stelle des linksradikalen Jugendhauses ein „christliches Jugendhaus“ zu errichten. Vor Weihnachten war der Abriß – den sie bereits mehrere Male abngekündigt hatte – aber noch nicht spruchreif. Die Kopenhagener Polizei hat ihre heutige Ankündigung voll unterstützt und hofft, daß nach der Räumung sofort abgerissen werden könne. Das Grundsstück solle ein paar Jahre leer stehen, bis es seinen symbolischen Wert verliere, meint die Polizei.

Noch ist ´s nicht so weit. Die Gemeinde hat, wie Politiken berichtet, vier Wochen Zeit, um zum Abrißantrag Stellung zu nehmen.

Jetzt, in der Nacht, erreicht uns die sensationelle Nachricht, daß die Bau- und Erdarbeitergewerkschaft, sich weigert, bei dem schmutzigen Geschäft mitzumachen. „Unter den derzeitgen Bedingungen würde ich meinen Mitgliedern raten, die Hände davon zu lassen“, meint Gewerlschaftssekretär Henrik Lippert zur linksliberalen Tageszeitung Information. „Es muß eine friedliche Lösung gefunden werden“, bevor abgerissen wird, meint auch Anders Olesen, Vorsitzender des Fachverbandes Gesamt-Bau.
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Ergänzungen

Solidarität oder Selbstschutz?

Sitt Faultier 04.01.2007 - 03:46
Dass die Bau-und Erdarbeitergewerkschaft sich dem entgegen stellt bzw. dies "boykottiert" ist wirklich sehr begrüßenswert. In Dänemark ist Solidarität anscheind keine Worthülse.

Andererseits kann man jedoch auch darüber streiten, denn, wenn der Vorsitzende oder Vize-Vorsitzende schon sagt "in der aktuellen Situation"(sinngemäß) sollte man die Finger davon lassen, könnte es durchaus auch reiner Selbstschutz für die (Bau-)Arbeiterverbände sein, damit die nicht im falschen Licht stehen.

Nunja. Hoffen wir aufs Beste und gehen von Solidarität aus.
In diesem Sínne: Proletarier aller Länder vereinigt euch!

Nähere Anmerkungen zu den Gewerkschaften

Aug und Ohr 04.01.2007 - 14:22
@Faultier:

Besser als nix, wenn der Gewerkschaftler das sagt. Es ist ganz nützlich! Und das könnte man des hiesigen Gewerkschaftlern vor die Nase halten.

Vielleicht hat jemand Kontakt zu einem linken Flügel einer Gewerkschaft? Denen kann man den vollen Text schicken, und vielleicht werden sie dadurch animiert, eine Solidaritätskundgebung zu verfassen. Besser als nichts. Übrigens: es hat sich auch die LO Kopenhagen, der offizielle Gewerkschaftsverbund, mit den Besetzern solidarisch erklärt.

Alle diese Dinge sind geeignet, den hier dahinfaulenden Gewerkschaften als politischer Kontrast vor die Nase gehalten zu werden.

Es scheint überhaupt derzeit, nach den schnell-rituellen Soli-Demos in Bergen, Deutschland Athen und anderswo, internationale Stille um das Ungdomshus eingetreten zu sein. Die sogenannte Linke ist in einen starren Winterschlaf gefallen. Ist ihnen das dreckige Weihnachten auf den Kopf gefallen? Läßt sie sich derart von den bürgerlichen Scheiß-"Festen" konditionieren?

Der zivile Widerstand dieser Einzel-Gewerkschaft ist aber Teil einer langen Tradition. Vor 20 Jahren, als einmal Christiana, das für Europa vorbildhafteste alternativ-selbstverwaltete Wohnviertel, abgerissen werden sollte, gingen 30.000 Menschen auf die Straße, und die Bauarbeiter weigerten sich, sich für diese schmutzige Arbeit einspannen zu lassen. der Abriß konnte verhindert werden.

Das vernünftige, aber auch vorsichtige Njet der Einzelgewerschaft steht also in einer Tradition von désobéissance des Proletariats, die anderswo verschüttet ist. Wenn sie taktisch vorgehen, indem sie sich auch auf die Gefährlichkeit des Vorhabens berufen (und hiermit auf die Gefährdung ihrer ArbeiterInnen), beziehen sie sich damit gleichzeitig auf die Gefährlichkeitsklausel, die eine wesentliche Rolle bei der Abrißgenehmigung spielt. Die Enhedsliste operiert auch damit. Warum nicht? Wenn man den drohenden politischen Überfall auf das Ungdomshus auch mit juridischen Feinheiten,ich betone auch, lähmen oder vielleicht knacken kann, warum nicht?

Rechtsradikal!

auo 04.01.2007 - 17:30
Ein ausführlicher Bericht ist in Ausarbeitung! Soviel aus dem Gedächtnis: Sie halten, der Zeitung Extrabladet zufolge, ihre verführten Jugendlichen wie Sklaven, beuten sie aus, lassen sie gratis für sich arbeiten, üben, wie viele der totalitär-autoritären Sekten, einen ungeheuren Psychoterror aus. Das wäre aber ich nicht rechtsradikal im eigentlichen Sinn.

Aber ein eisenhartes Ordnungsdenken, sowohl gesellschaftspoltisch, als auch auf der Ebene der individuellen (geknebelten) Moral verbindet sie mit zwei politischen Phänomenen, denen sie sehr verwandt sind: der dänischen "Folkeparti" (Volkspartei) und dem fanatischen Moslemhasser Moses Hansen, der in einer Art lächerlicher Kreuzzugsmanier überall in Dänemark umherzieht, für eine christliche Wiedererweckung und, wie der Kaiser Manuel Palaiologos, gegen den verderblichen Islam predigt. Die Volkspartei gehört,im Verbund mit der Sekte und einer weiteren Partei, der Venstre, zu den härtesten Gegnern der autonomen Jugendbewegung.

Es gibt übrigens geschäftliche Beziehungen zwischen den Sozialdemokraten und der rechtsradikalen Sekte (belegbar).

Interessanterweise gibt´s da noch einen Punkt (den ich ebenfalls belegen kann). Sowohl die dänische "Volkspartei", besonders deren Jugendorganisation DFU, als auch das "Haus des Vaters" haben eine beinahe schon fanatisch zu nennende proisraelische Haltung, mit der die härteste Kriegspolitik des Apartheidsstaates verteidigt wird. Darin unterscheidet sich also die Dänische Volkspartei radikal etwa von der österreichischen Freiheitlichen Partei, die nach wie vor als aungebrochen antisemitisch zu bezeichnen ist. Das Faderhuset hat vor einiger Zeit bekanntgegeben, daß es sich in Israel niederlassen wird! Nicht undenkbar, da die Verbindung zwischen christlichen fundamentalistischen Sekten und dem radikalsten Rechts-Zionismus inzwischen eine zeitgeschichtlich anerkannte Tatsache ist.

Es gibt noch ein drittes Element, neben der faschistischen (oder rechtsradikalen) Dansk Folkeparti, ihrem Moslemhaß und Prozionismus, dem Faderhus und seiner antimoslemsichen Haltung, die es bewiesen hat, als es eng mit Moses Hansen bei seinen Kreuzzügen gegen den Islam zusammenarbeitete: die Zuhälter und Drogenhändler des Stadtteils Nörrebro, die den Besetzern nach ihrer Demonstration, auf der Hunderte von ihnen ohnen Grund verhaftet und Unzählige mißhandelt wurden, offen mit einem Gewalteinsatz ihrerseits gedroht haben.

Die Unterwelt, die Mafia also.

Als viertes Element ist die rechte Jugendorganisatiion der rechtskonservativen Venstre ("Linke")zu nennen, die vor einigen Tagen eine Demonstration GEGEN die Benutzer des Ungdomshuset abgehalten haben und deren Anmaßung, sich unglaublicherweise außerhalb des Gesetzes stellen zu wollen, wie sie es, wie die letzten Spießbürger, formulierten, auf das schärfste kritisierten.

Wir haben also eine gesellschaftspolitisch rechtsradikale Substanz in einem Cluster von Zuhältern, Rechtsradikalen, Prozionisten, christlichen Fundamentalisten und Islamfeinden. "Gud bevare Danmark!" sagte Frau Evensen, die Sektenchefin auf einer Pressekonferenz vor einigen Wochen weit außerhalb von Kopenhagen. Aber in einem anderen Sinn müssen WIR das sagen!

Eine Politik, gegen die neue Linke gerichtet, eine Politik, die radikal von der institutionellen Rechten, sowie von der neuen privaten Rechten ausgeht, garniert mit allerlei Ideologie. Ein rechtsradikaler Vorstoß eines korrupten Staates, der schon fast ein Privatstaat genannt werden muß.

Und die oberste Kampfhündin Kopenhagens: eine Sozialdemokratin!



Gud bevare Nörrebro!

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rechtsradikale sekte... — rechtsradikale sekte:-P

@ auo — ich

Zionismus? — auo