Nazi-Outing in Celle

hdkh 31.12.2006 16:55 Themen: Antifa
Während die Celler Neonaziszene in Salzwedel aufmaschierte, suchten ca. 30 örtliche AntifaschistInnen die Wohnungen von 4 "Kameradinnen und Kameraden" auf um ihre Nachbarn über deren faschistische Gesinnung und Aktivitäten aufzuklären.
Am späten Morgen zog die Gruppe vor das Haus in der 77er Straße von Dennis Bührig, seiner Lebensgefährtin Jasmin Kaufmann und André Zwarg - alle aktive Mitglieder der in Celle ansässigen Kammeradschaft 73 - um dort die erste Outingaktion an diesem Tag zu starten. Dennis Bührig ist schon seit über 10 Jahren in diversen Gruppierungen der Celler Naziszene (u.a. Arische Front Celle und JN Celle) aktiv. Mittlerweile ist er neben Klaus Hellmund einer der Führungskader der Kameradschaft 73 und trat als Redner auf dem Aufmarsch in Celle am 9.Dezember auf. Er und seine Mitbewohner André Zwarg und Jasmin Kaufmann besuchen immer wieder zahlreiche Aufmärsche im Bundesgebiet und sind auf Konzerten des "Blood and Honour" Netzwerks anzutreffen. Vor der Nazi-WG wurden Flugblätter mit diesen und weiteren Daten zu den Personen und Aktionen der Nazis verteilt und in umliegende Briefkästen geworfen. Um auf das Anliegen aufmerksam zu machen trug ein Antifaschist mit einem Megaphon von einem Transparent geschützt einen Redebeitrag vor und stieß dabei auf offene Ohren.

Etwa eine Stunde später waren die AntifaschistInnen in der Burgstraße anzutreffen. Der hier wohnende Neonazi Mario Bartke ist Mitglied im "Kampfbund Deutscher Sozialisten" und hat Verbindungen zum KDS-Nazi Daniel Gräf, der bis Anfang 2006 in Celle lebte, bis er aus verschiedensten Gründen Celle verließ. Zudem konnte Mario Bartke in letzter Zeit immer häufiger auf rechten Aufmärschen gesehen werden. Auch vor der Tür Mario Bartkes wurden nun am späten Vormittag Nachbarn und Passanten auf den hier ansässigen Faschist aufmerksam gemacht. Ebenfalls wurden Flugblätter verteilt und in Briefkästen geworfen.

Die Celler Polizei ließ es sich an diesem Tag wieder nicht nehmen, mit einem überzogenen Polizeiaufgebot auf antifaschistisches Engagement zu reagieren. Nachdem sie beide Male an den Naziwohnungen keine AktivistInnen mehr antrafen, wurden im Stadtgebiet wahllos alternativ aussehende Jugendliche kontrolliert und mussten ihre Personalien preisgeben. Auch das in der Nähe liegende Jugendzentrum blieb nicht verschont: 8 Streifenpolizisten versuchten sich Zugang zu dem soziokulturellen Zentrum zu verschaffen und nahmen auch hier Personalien von dort anwesenden Menschen auf.

Mit dieser Aktion wurde den Bürgern bewusst gemacht, dass Neonazis kein abstraktes Phänomen sind - sie leben in direkter Nachbarschaft mit ihnen. Sie werden auch in Zukunft immer damit zu rechnen haben, dass sie in ihrer Nachbarschaft geoutet werden - ein unerkanntes und ungestörtes Leben wird ihnen bestimmt nicht ermöglicht.
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Ergänzungen

Vergangene Outing-aktionen

antifa-blogger 31.12.2006 - 17:21
über diesen link (  http://antifa-aktionen.blogspot.com/2006/12/outings.html) gelangt Ihr zu einer Sammlung solch unterstützenswerter Aktionen.
Keep on rockín´

zu Daniel Gräf

X X X 02.01.2007 - 11:36

Hier zu eine kleine Ergänzung

>Der hier wohnende Neonazi Mario Bartke ist Mitglied im "Kampfbund Deutscher Sozialisten" und >hat Verbindungen zum KDS-Nazi Daniel Gräf, der bis Anfang 2006 in Celle lebte, bis er aus >verschiedensten Gründen Celle verließ.

Daniel Gräf lebte eine kürze zeit in Wuppertal, verließ es aber recht schnell da er sich mit staatlichen Stellen zusammen getan haben soll.

Sein der zeitiger Wohnort soll "irgendwo" in Niedersachsen sein.

cellesche zeitung 5.1.2007

.... 08.01.2007 - 21:57
Neonazis an den Pranger gestellt Flugblatt-Aktion in Celle sorgt für Wirbel

Polizei ermittelt gegen 20 Antifaschisten wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz

Eine Outing-Aktion der linken Szene gegen vermeintliche Neonazis hat in Celle für viel Wirbel gesorgt. Etwa 20 schwarz gekleidete Jugendliche verteilten am vergangenen Sonnabend in Häusern, in denen Rechtsextreme wohnen sollen, Flugblätter. Während einige Anwohner über solch ein Vorgehen schockiert sind, haben Vermieter zum Teil schon ihre Konsequenzen gezogen und ihren Mietern die Wohnung gekündigt.

Von Simone Haserodt

CELLE. Wie weit darf der Kampf gegen Rechtsextremismus gehen? Wie erst jetzt bekannt wurde, haben sich am vergangenen Sonnabend etwa 20 junge Leute, die vermutlich der linken Szene zuzurechnen sind, vor Häusern in Celle, in denen vermeintliche Neonazis wohnen, versammelt. Sie warfen Flugblätter mit Fotos, Namen und Adressen von Celler Rechtsextremen in Briefkästen und machten mit einem Megaphon auf sich aufmerksam.

Hintergrund der Aktion der Antifaschisten sei es gewesen, den Cellern bewusst zu machen, dass Neonazis kein abstraktes Phänomen sind, sondern in direkter Nachbarschaft mit uns leben.

Angesichts dieser öffentlichen Zurschaustellung, reagierten Anwohner sowohl mit Entsetzen, teilweisem Verständnis oder Betroffenheit. „Das ist eine Riesensauerei", schimpft ein Anwohner. „Ich weiß, dass einige meiner Nachbarn der rechten Szene angehören. Doch die lassen mich in Ruhe und ich sie. Darf man

Menschen aufgrund ihrer Gesinnung öffentlich an den Pranger stellen?", fragt er sichtlich betroffen. Eine Vermieterin sagt: „Ich bin froh, dass ich erfahren habe, dass mein Mieter zur rechten Szene in Celle gehört. Ich habe ihm sofort seine Wohnung gekündigt." Er sei immer freundlich und hilfsbereit gewesen. Sie habe es zunächst gar nicht glauben können.

Kündigung der Wohnung ist nur eine mögliche Konsequenz solcher Outing-Aktionen. Im US-Bundesstaat Washington, wo Kinderschänder namentlich im Internet veröffentlicht werden, wurden kürzlich sogar zwei Männer, die ihre Strafe bereits verbüßt hatten, ermordet. „Wenn die Flugblatt-Aktion in Celle ebenfalls Gewalttätigkeiten nach sich zieht, ziehe ich aus meiner Wohnung aus", versichert eine Anwohnerin, die nach dem Nazi-Outing große Angst hat.

Solche Outing-Aktionen sind jedoch kein Monopol der linken Szene. „Das ist eine wechselseitige übliche Methode, von Links- als auch von Rechtsextremen, um sich gegenseitig bloßzustellen", erklärt Maren Brandenburger, Sprecherin beim Niedersächsischen Verfassungsschutz. Wenn auch üblich, verboten sind solche unangemeldeten Demonstrationen allemal. „Wir haben ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet", erklärt Gelles Polizeisprecher Christian Riebandt.


[Bildunterschrift zum Foto mit Mega + Hausnummer 44:] Mit einem Megaphon und Flugblättern machen Antifaschisten auf in Celle lebende mutmaßliche Neonazis aufmerksam.

***

Nachgefragt bei:

Diplom-Psychologe Thomas Kliche zu den Folgen von öffentlicher Bloßstellung von Nazis

Der Diplom-Psychologe Thomas Küche ist Vorsitzender der Sektion Politische Psychologie beim Berufsverband Deutscher Psychologen. Die CZ hat ihn nach den Folgen von öffentlicher Bloßstellung gefragt.

In Celle sind vermeintliche Rechtsextreme in Flugblättern öffentlich bloßgestellt worden. Welche psychologischen Folgen kann das für die Betroffenen haben?

Vier Gruppen sind betroffen: Die Rechtsextremen merken, dass sie nicht im Dunkeln wühlen können. Wer fälschlich beschuldigt wurde, fühlt sich an den Pranger gestellt. Die möglichen Opfer rechtsextremer Angriffe fühlen sich unterstützt. Denn es gibt bundesweit täglich mehrere Verbrechen mit fremdenfeindlichem Hintergrund. Und die Gemeinde fühlt sich peinlich berührt und zu einer Stellungnahme gezwungen. Psychologisch gesprochen, findet ein konfrontativer Bruch des Alltagsbewusstseins statt.

Was könnten Hintergründe einer solchen Aktion sein?

Nach den Erkenntnissen von Forschung, Verfassungsschutz und den Trägern politischer Bildung verfolgen rechtsextreme Netze heute eine Strategie der unauffälligen Unterwanderung von Vereinen, Gemeinden und Lokalpolitik, gekoppelt mit gezielter Einschüchterung von Andersdenkenden. Öffentlichkeit durchkreuzt diese Strategie. Manchmal muss diese Öffentlichkeit tatsächlich erzwungen werden.

Sind solche Aktionen mit der Bloßstellung von Straftätern im Internet vergleichbar?

Rechtsextremismus ist eine politische Haltung. Die Privatsphäre schützt unser persönliches Leben, unsere Intimität und unverwechselbare Individualität. Politisches Handeln richtet sich hingegen gerade auf uns alle, auf die Allgemeinheit. Es ist angemessen, über Politik im öffentlichen Raum zu streiten.

Wie sollten sich Nachbarn oder Bekannte verhalten?

Nachfragen. Bei Irrtümern für die Person eintreten und sie unterstützen. Falls die Vorwürfe stimmen, für sich selbst klären: Was ist die Freundschaft eines umgänglichen Kerls wert, der eine menschenverachtende Ideologie vertritt, die die Welt schon mal in den Abgrund gestürzt hat?

zu Daniel Gräf (II)

XXX-YYY 16.09.2007 - 00:06
Daniel Gräf wohnt seit spätestens Anfang 2007 in Berlin-Lichtenberg. Er legt als DJ unter dem Pseudonym "Schrilles Lauschen" im Berlin-Pankower Thule-Club auf, organisiert Neofolk- / Industrial-Parties und Konzerte. Mittlerweile hängt er mit als rechts bekannten Neofolkern herum. Außerdem durfte er auch schon im Duncker-Club (Prenzlauer Berg) sonntags auflegen.

und seit einiger Zeit in Dortmund

xxyyxx 21.06.2011 - 19:09
Seit 2010 wohnt er in nun in Dortmund und betätigt sich dort als Doomcore-Produzent unter dem Pseudonym Raum 107.
Dabei gelang es ihm uA in der "Rote Flora" in Hamburg zu spielen.
Details findet man auf folgender Seite:
 http://www.doomhammer.info/acts-1/raum-107/

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schöne sache

eiskalt 31.12.2006 - 17:14
den nazis ihre räume streitig machen! keine homezone für faschisten!

klasse aktion

antifa hessen 31.12.2006 - 18:15
weiter so :)

gratulation

ex-celler 31.12.2006 - 18:24
super sache.
wir dürfen den nazis in celle und überall anders nicht das feld überlassen. zumal sie grade in celle größenwahnsinnig zu werden scheinen.
guten rutsch...lasst es knallen

ALLE gesichter unkenntlich

machen 31.12.2006 - 18:40
an sich wunderbare aktion, allerdings sollte man überdenken, auch das gesicht der nachbarin unkenntlich zu machen. wenn sie wirklich in direkter nachbarschaft zu den neonazis wohnt, könnte das auch für sie gefährlich werden, da die braunen ja bekannterweise auch hier des öfteren vorbeischauen.

und ich würde auch vorschlagen, den dresscode zumindest bei solchen sachen ein wenig zu ändern.
klar will niemand erkannt werden, aber ich schätze, gerade auf ältere menschen wirkt ein ganz in schwarz gekleideter und auch noch mit bis unter die augen hochgezogenem schwarzen tuch vermummter mensch sehr furchteinflößend.

aber sonst wunderbar gemacht!!!!!!!!!!!

weiter so!!!!!!!!!!!!

weiter so

fsgd 31.12.2006 - 20:45
Super Aktion !!!!

Mit antifaschistischen Grüßen aus dem Ruhrpott

na klar, anti-antifa gibts ja auch gar nicht.

schwarz vermummt 31.12.2006 - 21:11
ist doch wohl ziemlich daemlich, wenn ein ganzer zusammmenhang von leuten da bei so einer aktion, die auch noch nach dem versammlungsrecht illegal ist, sich da von nazis und bullen abfotografieren lassen. ich denke, da ist die hauptsache erstmal die flyer unter die buerger zu bringen, nicht wie diese jetzt die grupe finden.

schade schade schade

schade 01.01.2007 - 04:28
ma so ne frage warum liegt des immer noch immer open posting? vielleicht hab ich auch wat net verstanden!

Muckelberg celle

Antifa dresden 01.01.2007 - 05:41
wie ich hörte wohnt jetzt auch der nazi
Andreas Muckelberg in celle
er kommt gebürtig aus bremen
und ist ein freund von Henze

zum thema schwarz vermummt

bunter antifa 01.01.2007 - 06:29
also ich kann die kritik an der art der vermummung sehr gut verstehen.
habe auch schon sehr oft miterlebt das diese art der vermummung viele menschen die wir eigentlich erreichen wollen und müssten verängstigt oder abstößt.
solch eine art der vermummung wirkt martialisch und macker- machohaftig.
anfifa ist mehr als pupertäres rumgeprolle!!!

für eine nachhaltige inteligente bunte anfifa ohne pupertäre machos und gang gehabe.

vermummen geht auch anders.

Vermummung

Peterle 01.01.2007 - 15:07
Die Vermummung ist völlig daneben und peinlich wenn man Anwohner über aktivitäten von Neoscheiße auflären möchte. Bei dem Anblick hätte ich nicht die Tür aufgemacht. Außerdem kann ein außenstehender heutzutage nur noch schwer Antifa von Neoscheiße unterscheiden. Die hier vorhezeigte kämpferische Attitüde ist nur peinlich

jo

nee is klar 01.01.2007 - 15:10
Also ich finde auch man hätte die ältere Frau auf dem Foto unkenntlich machen sollen,,,
ansonsten gute Aktion!!!

antifa ist für die meisten halt nichts andere

realo 01.01.2007 - 18:51
s als mackerhaftes rumgeprolle und um spaß in der jugend zu haben, hie rglaubt doch sicher niemand ernsthaft mehr das es den meisten jugendlichen da wirklich um das transportieren eines ideals geht.