Barcelona: Makabra geräumt, besetzt, geräumt

Trick & Nico 24.12.2006 12:54 Themen: Freiräume Kultur Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Die Makabra – besetztes Fabrikgelände und bis weit über Spanien hinaus für Zirkus-Aktivitäten bekannt - wurde am frühen Morgen des 20.11.2006 von der Polizei von ihrem bisherigen Gelände geräumt, um der weiteren Umstrukturierung des Viertels Pouble Nou Platz zu machen. Nach zwei Wochen mit Kabarett-Aktionen (Musik und Artistik) im Zentrum Barcelonas wurde dann am Samstag, 2.12. im Verlaufe eines Trauerumzugs zum Gedenken an die alte Makabra überraschend für Behörden und Polizei ein neues Gelände besetzt... und leider nach nur wenigen Tagen am Mittwoch, 13.12. wieder geräumt. Seitdem fanden und finden weitere Aktionen für eine neue Makabra statt.
Seit fünf Jahren existiert das Projekt La Makabra im Stadtviertel Pouble Nou, im Westen Barcelonas. Viermal wurde das Gelände in diesen Jahren geräumt – und jedes Mal wieder besetzt. Nach der Räumung am 20.11. wurde von der Stadt umgehend damit begonnen, alle Gebäude abzureißen. Zuletzt befanden sich auf dem Gelände der Makabra offene Werkstätten und Ateliers, eine große Skateboard-Halle, Wohnräume,... und es fanden kulturelle Veranstaltungen und Diskussionen statt.

Besonders bekannt war La Makabra aber für die offene, selbstorganisierte „Zirkus-Schule“ mit Turnhalle und Übungsräumen - ArtistInnen der Makabra wurden von weltweit angesehenen Zirkussen wie dem Cirque du Soleil engagiert. Regelmäßig wurden von der Makabra auch kostenlose Zirkus-Workshops veranstaltet. Insgesamt war La Makabra ein Raum der Offenheit und Kreativität.

In den Tagen nach der Räumung veranstalteten die AktivistInnen der Makabra und UnterstützerInnen mehrere bunte Kabarett-Aktionen auf dem Rathausplatz im Zentrum, mit Jonglage, Artistik, Musik und an einem Abend wurden vor der MACBA, dem bekannten Museum für moderne Kunst, in Gedenken an den zerstörten Makabra-Skatepark Skate-Rampen aufgestellt.

Solidaritätsbekundungen für La Makabra gab es übrigens unter anderem von Manu Chao ( http://www.manuchao.net/news.php?ID=74) sowie dem UN-Beauftragten für Wohnen.

Bei der Neubesetzung am Samstag, 2.12. nach dem Motto „Un desalojo, otra ocupacion!“ wurde La Makabra auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik Can Ricart ebenfalls im Viertel Pouble Nou neu eingerichtet. Can Ricart ist ein historisch interessantes Gelände - von dieser alten Fabrik brachen vor 70 Jahren LKWs der anarchistischen CNT auf, um eine bessere Welt gegen die faschistische Diktatur zu erkämpfen.

Das gesamte alte Industrieviertel Pouble Nou befindet sich im Rahmen des Plans „22@“ in einem massiven Umstrukturierungsprozess. Weithin deutlichstes Zeichen der Modernisierung ist der riesige, schillernde, geysierartige Turm „Torre Agbar“ der städtischen Wassergesellschaft, eines der neuesten „Architektur-Kunstwerke“ Barcelonas. Zusammen mit der danebenliegenden hyperschicken Supermarkt-Mall vermittelt der Turm einen guten Eindruck davon, wie das Viertel, das zu einem Zentrum für Neue Medien werden soll, einmal aussehen könnte.
Bei der Besetzung von Can Ricart wandten sich die AktivistInnen der Makabra ganz explizit gegen diese Umstrukturierungen und die Verwirklichung von „22@“, siehe dazu das „Manifest der Kollektive der Makabra“, (verschiedene Versionen unter:  http://www.lamakabra.org/joomla/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=1&Itemid=61).

Am Samstag, 16.12. sollte Can Ricart mit einem Tag der offenen Tür eingeweiht werden, geplant waren Zirkus-Kabarett, Mal-Workshop, Skatepark, Projektionen, Foto-Ausstellungen, vegane Volxküche, Konzerte und ein geführter historischer Rundgang durch den Fabrikkomplex - dies wurde durch die polizeiliche Räumung am Mittwoch, 13.12. verhindert. Auf diese erneute gewaltsame Räumung reagierten die AktivistInnen und BesetzerInnen, wie schon bei der Räumung der alten Makabra friedlich.

Am Samstag 16.12. kam es daraufhin zu einer größeren Demonstration... und da jeder Räumung eine neue Besetzung folgt, wird es auch weiterhin bunt und turbulent zugehen für den Erhalt des Freiraumes La Makabra.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass zeitgleich mit der Räumung der alten Makabra am 20.11. noch zwei weitere Besetzungen in Barcelona geräumt wurden, die nicht eine solche Aufmerksamkeit bekamen (vgl. dazu den Artikel im irischen Indymedia:  http://www.indymedia.ie/article/79776)


Weitere Texte über Besetzungen und städtische Umstrukturierungen in Barcelona:

Squatters in Paradise (2005):  http://jungle-world.com/seiten/2005/11/5112.php
Bericht und Links zur Räumungswelle 2004:  http://de.indymedia.org/2004/02/75499.shtml
Das „Forum 4“ und die Umgestaltung von Poble Nou (Artikel von 2004)  http://www.graswurzel.net/285/barcelona.shtml


Homepage der Makabra mit Texten, Filmen, Fotos und aktuellen Infos:
 http://www.lamakabra.org
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Ergänzungen