"Raubkopien" auf Weihnachtsmärkten verschenkt

['solid] smash G8 24.12.2006 01:46 Themen: G8 G8 Heiligendamm Kultur Medien
In Berlin, Essen, Dresden und Bremen verschenkten Weihnachtsmänner und -frauen gestern und heute illegal gebrannte Musik-CDs, um gegen geistige Monopolrechte wie Copyright und die Kriminalisierung von InternetnutzerInnen zu protestierten.

In einer Presseerklärung zur Aktion forderte der sozialistische Jugendverband ['solid] freien Zugang zu Kultur und Wissen. Er rief zu Protesten gegen den G8-Gipfel auf, auf dem Angela Merkel den "Schutz geistigen Eigentums" weiter vorantreiben will.
Die illegalen Weihnachtsgeschenke sorgten für reges Interesse bei den BesucherInnen der Weihnachtsmärkte.

Mit der folgenden Erklärung begründeten die Weihnachtsfrauen und -männer ihre Aktion:

"Die Unterhaltungsindustrie nennt die GeschenkeverteilerInnen Verbrecher, für uns sind sie Freiheitskämpferinnen und Freiheitskämpfer!

Kopierschutz, Patente und Copyright, Digital Rights Management und die Kriminalisierung der Nutzerinnen und Nutzer von Musiktauschbörsen behindern den Zugang zu Wissen und Kultur. Sie schließen viele Menschen, die von Billiglöhnen, Hartz IV oder Studiengebühren betroffen sind, von der "Wissensgesellschaft" aus.

Der Zugang zu kulturellen Gütern, Wissen und Informationen muss als Menschenrecht für jede und jeden garantiert werden. Wir protestieren gegen seine fortschreitende Reduzierung im Interesse von Medien- und Unterhaltungsindustrie; Künstlerische Aktivität muss nicht durch geistige Monopolrechte (oder Urheberrechte), sondern durch öffentliche Förderung unterstützt werden. Dazu gehört für uns auch ein Grundeinkommen, das es Menschen ermöglicht, sich ohne Verwertungsdruck künstlerisch zu betätigen.

Dabei ist der Bereich der Musik nur ein Beispiel von vielen: Patente auf Saatgut und Medikamente gefährden die Ernährung von Menschen oder verhindern ihre medizinische Behandlung, die Patentierung von Software droht, freie Software und kleine Unternehmen zugunsten der Monopolisten aus dem Feld zu schlagen und Pharmakonzerne patentieren sich natürliche Wirkstoffe, die seit Jahrhunderten von indigenen Völkern genutzt werden. Ein Beispiel ist die US-Firma Myriad, die durch die Patentierung eines schnellen und erfolgreichen Testverfahrens für Brustkrebs dieses in Europa bereits angewandte Verfahren verbieten lassen konnte.

Wir lehnen diese Monopolisierung von Wissensgütern ab und wollen geistige Monopolrechte zurückdrängen, statt ihren immer weiteren Ausbau zu beobachten. Fortschritt soll allen Menschen zugute kommen - und dafür müssen alle neues Wissen kennen und nutzen können.

Dagegen bauen gerade die reichen Industriestaaten den Schutz geistiger Monopolrechte, die oft "geistige Eigentumsrechte" genannt werden, im Interesse transnationaler Konzerne aus. Eine besonders aktive Rolle hat dabei bisher die G8 aus USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan, Italien, Kanada und Russland gespielt.

Bundeskanzlerin Merkel hat bereits angekündigt, die am 1.Januar deutsche G8-Präsidentschaft zur noch weitergehenden globalen Durchsetzung geistiger Monopolrechte zu nutzen. Daher rufen wir alle, die für eine freie Wissensgesellschaft streiten, dazu auf, sich an den Protesten gegen den G8-Gipfel im Juni 2007 in Heiligendamm zu beteiligen."
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Ergänzungen

landwirtschaft

egal 24.12.2006 - 11:36
geistige eigentumsrechte sind auch ein wichtiges thema der g8-landwirtschaftsaktionen:  http://www.g8-landwirtschaft.net/

In den eigenen Reihen?

_rotfront_ 24.12.2006 - 13:05
 http://www.heise.de/newsticker/meldung/68943

"Mit einem kommen wir auf keinen Fall weiter: mit der Einführung einer Bagatellklausel", erklärte Luc Jochimsen von der Linken.PDS. Die frühere Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks betonte, dass das entsprechende Vorhaben des Bundesjustizministeriums "genau das schwäche, was unsere Gesellschaft dringend braucht: das Rechtsbewusstsein, welches geistiges Eigentum respektiert und es nicht zu einem x-beliebigen Schnäppchen degradiert, welches man sich jederzeit zum Nulltarif besorgen kann". Sollte die Bagatellklausel kommen, "könnten wir auch gleich 'Ladendiebstahl unter 20 Euro' legalisieren".


Trotzdem gute Aktion! Aber die Diskussion innerhalb der sogenannten Linkspartei scheint noch bitter notwendig.

.

. 24.12.2006 - 15:22
gerade kleinre lables und unbekannte bands haben durch nonkommerzielle vertriebswege viel bessere chancen überhaupt eine breitere öffentlichkeit zu erreichen. wieso sonst z.B. der ganze youtube-hype etc.
ausserdem sollte es bei musik/kunst etc. nicht um kommerzielle vermarktung sondern um den künstlerischen ausdruckl gehen. demgegenüber steht natürlich son doofes systeem, dass sich kapitalismus nennt, deswegen muss kritik an kunstvermarktung auch zwingend kritik am vorherrschenden system im gesamten beiinhalten. ein allgemeines kunstschaffen, dessen hauptbezugspunkt der künstlerische ausdruck ist, ist im system der totalenm vermarktung einfach nicht denkbar.
kunst für alle!musik für alle! kapitalismus in die tonne treten.

Ein paar Links zum Thema

Tux 24.12.2006 - 16:51
Softwarepatente:
Gegen den Willen des EU-Parlaments versuchen (auf Lebenszeit ernannte und nicht wählbare) EU-Kommissionsmitglieder (deren Berater in der Regel von den großen Contentfiremen stammen) die Softwarepatente in einem 2.Anlauf durchzuboxen. Damit soll verhindert werden, daß andere als die 2, 3 großen Softwarehersteller Software verbreiten dürfen. Freie Software wie Linux soll so indirekt verboten werden. Links dazu:
 http://www.nosoftwarepatents.com - Initiative
 http://de.wikipedia.org/wiki/Softwarepatent - Wikipedaeintrag
 http://www.patentschmutz.de/ - aufbereitete Sammlung von Argumenten gegen Softwarepatente

Copyrightgesetze:
Besonders was das recht auf Privatkopie oder die Freiheit der Forschung angeht, sind diese gesetze verheerend. Die EU-Richtlinie zur ersten Intellectual Property Rights Enforcement Directive
Der stammt von der Abgeordneten Fourtou, die die Ehefrau des Vivendi-Aufsichtsratchefs Jean-Rene Fourtou ist. Nebenwirkung sind unter anderem die Abschaffung der Unschuldsvermutung, Überwachungstools wie DRM und Co usw.
 http://www.heise.de/newsticker/meldung/68417 - Auskunftsansprüche gegen Provider bei Verletzungen des Urheberrechts vorgesehen
 http://netzpolitik.org/2006/europaeischer-urheberverbaende-starten-culture-first-kampagne/ - Europäischer Urheberverbände starten Culture First - Kampagne
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23267/1.html - Copyright-Verwirrung
 http://www.privatkopie.net/ - Rettet die Privatkopie!
 http://www.ifpi.de/recht/kopieren.htm - Rechtliches: Kopieren von Audio-CDs und Urheberrecht

Patente töten

copyrigth 24.12.2006 - 17:07
Fakt ist:
Wer Patente unterstützt behindert den freien Gedankenaustausch, sie behindern Programmierer bei der Arbeit, sie verhindern die Verbreitung von Medikamente an Menschen, sie behindern beim Anbau von Lebensmittel durch Saatgutpatente.

In dieser Konsequenz sterben Menschen weil sie die Kosten für die Patente nicht bezahlen können. Patente werden von Kapitalisten mißbraucht um mit Wissen Profit zu machen und die Urheber dieses Wissens bekommen in den meisten Fällen auch nur ein Bruchteil dieses Profits. Wer Patente unterstützt ist deshalb Reaktionär.

copyleft statt copyright

Paco Mozart 24.12.2006 - 23:31
möchte nur einige punkte klar hervorheben:
-- copyright ist eine herrschaftliche, kapitalistische erfindung um gewisse sachen zu verknappen und dadurch vermarktbar zu machen.
-- wenn es in der geschichte schon früher copyright gegeben hätte, dann gäbs gar keine geschichte! die ganze musik, kunst, literatur, aber auch handwerk und landwirtschaft, etc. bauen aufeinander auf. ohne Anna Magdalena Bach keine Nanerl Mozart, und ohne Mozart keine Clara Schuhmann. ohne Volxsmusik keine kunstmusik und ohne Mozart keine popmusik.
--copyright ist DIEBSTAHL. die leute studieren auf der uni auf kosten der allgemeinheit und lernen das geschichtlich gewachsene wissen der gesellschaft kennen, dann gehen sie hinaus, klauen im urwald irgendwelche gen-ressourcen und geben dann irgendwelche entdeckungen als ihr geistiges eigentum aus.
aber da braucht man ja gar nicht mehr argumentieren, es ist ja OFFENSICHTLICH und zeigt nur die lächerlichkeit der politischen und juristischen klasse, wenn man zb. bauern verbietet - auf grund eines ziemlich neuen patentes - etwas, das sie schon immer angebaut haben, anzupflanzen. und davon gibts genug dokumentierte beispiele.
--die gewinne durch copyright kommen selten den künstler zu gute, sondern eher den konzernen.
--copyright führt nicht zu besseren produkten (saatgut, software, etc.), sondern ist nur profitorientiert und hemmt sogar die entwicklung (wegwerfprodukte, qualität gerade sogut, daß es noch gekauft wird, möglichst teure verschleißteile, möglichst geringe lebensdauer, hoher energieverbrauch). copyleft dagegen gibt d@ entwicklerIn die gebührende anerkennung und garantiert durch mögliche partizipation der gesellschaft eine technisch höchstmögliche entwicklung des produktes UND auch die höchstmögliche ENTFALTUNG der person! das ist der wahre ansporn, kollege chavvez.
EINE INTERESSANTE DISKUSSION UND LESENSWERTE TEXTE DAZU FINDEN SICH AUF
 http://www.oekonux.de/
__________________________________________________________________________________
übrigens, warum ist die debatte um chavvez versteckt? die argumente sind falsch, aber es gibt gute antworten darauf. die leute sollen ja was lernen, manipulation - auch auf positives hin - bringt nichts! jed@ muß SELBER lernen!

Urheberrechte und Geschichtsaufriß wie Folge

Gorby 27.12.2006 - 13:29
Die Urheberrechte sind keine neue Erfindung. Sie gab es schon vor über 200 Jahren. Während einer Probe platzt plötzlich Friedrich der Große in die Proben herein. Die Sänger und Sängerinnen hielten sich nicht genau an den Texten , interpretierten frei,was im 18.Jahr- hundert allgemein üblich war.Währenddessen blätterte der Monarch die Parituren durch.Als er fertig gelesen hatte, sagte er zu den Künstlern:"Es wird so gesungen und gespielt wie es in der Paritur steht. Wozu habe ich ein Urheberrecht erlassen?" Auch Mozart wurde aus urheberrechtlichen Gründen verklagt. Der Graf v. Waldeck und Waldensee hatte sein Reqiem gekauft und betrachtete das Werk als sein Eigentum. Verlor aber ein jahr nach dem Tode Mozarts den Prozeß. Zum Glück gab es da noch kein Urheberrecht. Das kam dann in den übrigen deutschen Fürstentümern, einschl. der KuK Monarchie mit Napoleon Bonaparte.
Natütrlich würde ich nicht jeden Schrott von den Hitparaden herunterbrennen. Andere tun es aber. Es gibt aber jetzt ein andere Extrem. Gerade was Biopiraterie angeht, gibt es ein wunderschönes Beispiel.Vertreter der US FIrma Monesanto traten anfang der neunziger Jahre in Albanien auf, ließen sich von den Bauern ihr Getreidesaatgut zeigen. Die erzählten nicht ohne Stolz, daß dieses Saatgut schon von ihren Vätern und Vorvätern verwendet wurde. Monesanto kaufte von ihnen ein paar Saatproben. Als im folgendem Jahr aber die Bauern wie alljährlich, ihre Saat ausstreuen wollten, kam von Tirana ein Schreiben, daß nun den Bauer verbot , ihre eigenes Getreide anzubauen. Begründet wurde dies mit dem neuen Urheberrecht. Monesanto hatte bereits das Monopol auf dieses Saatgut sich gesichert, womit die ahnungslosen Bauern überrumpelt wurden. Als es nun im Süden Albaniens zum Aufstand kam, wäre beinahe zu dessen Niederschlagung durch Natotruppen gekommen mit deutscher Beteiligung gekommen. Im Süden wären nämlich beinahe so etwas wie Räterepubliken entstanden. Staatschef Berisha sollte mit Hilfe des Westen in Tiranna, der zu dessen Interessensvertreter mutiert war, mit allen Mitteln geschützt werden.
Diese und andere Beispiele wären endlos fortzusetzen, um zu zeigen,was passiert, wenn Urheberrechte bis ins Uferlose ausgeweitet werden. Urheberschutz oder Urheberrechte werden hier zum Synonym für Monopolsicherung, für das Anne Merkel sich stark macht. Schutz von geistigen Eigentum läßt sich auch mit weniger Gesetz schützen. Nur liegt oft das Urheberrecht noch nicht einmal bei den KünstlerInnen daselbst. Gute Texte haben es ohnehin weltweit sehr schwer sich auf dem Musikmarkt durchzusetzen, der von ein paar wenigen Musikkonzerne kontrolliert wird. ALternative Musikkombinate müssen sich besonders gegen Musikpiraterie schützen. SO gesehen war es ein schöner Zug vor Weihnachten ein paar Raubkopien zu verschenken.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ergänzung — J.C.

Geistiges Eigentum wichtig! — nonkonfomist

@ nonkonformist — ich

besser Differenzieren — chavezz

@ chavazz — ich

ochnö — ah

@ ah — ich

chaavez ist ein cdu Troll, also nicht wundern — (muss ausgefüllt werden)

Patentfrei — copyrigth

@ Paco Mozart — sachverstöhndiger