Demobericht Marl + erste Bilder

Weihnachtsfrau 23.12.2006 19:13 Themen: Antifa
No X-Mas for Nazis!“ - Antifaschistische Demonstration in Marl (Westf.)

Heute um 12. Uhr versammelten sich ca. 250- 300 AntifaschistInnen um gegen das starke Auftreten der „Autonomen Nationallisten Marl“ in der jüngsten Vergangenheit zu demonstrieren.
No X-Mas for Nazis!“ - Antifaschistische Demonstration in Marl (Westf.)

Heute um 12. Uhr versammelten sich ca. 250- 300 AntifaschistInnen um gegen das starke Auftreten der „Autonomen Nationallisten Marl“ in der jüngsten Vergangenheit zu demonstrieren. (siehe www.marl.antifa.net) Um 12.30 setzte sich der Demozug, nach einem Redebeitrag, in Bewegung um vom Busbahnhof Marl-Mitte in Richtung Marl Hüls zu ziehen. Die AntifaschistInnen, welche teilweise weit gereist waren, [ u. A. sogar aus Amsterdam] sammelten sich zur ersten Zwischenkundgebung am Standort des ehemaligen Nazishops „Fly In“ an der Bergstraße auf Höhe des Cafes Schmiede. Am Cafe Schmiede kam es im September zu einer Auseinandersetzung zwischen den NeofaschistInnen und BesucherInnen, nachdem die ANM eine spontane, antisemitische Demonstration abhielt. Anfang Dezember wurden AntifaschistInnen bei einem Überfall von Neonazis dort schwer verletzt. Nach zwei Redebeiträgen bewegte sich der Zug in die Einkaufsstraße wo Mensch auf einen Haufen von ca. 15-25 NeofaschistInnen traf, welche sich aber sofort in Polizeigewahrsam flüchteten um den Protesten der AntifaschistInnen zu entgehen. Nach mehreren Versuchen, die Nazis vor Ort zu einem Rückzug zu bewegen, machten sich Grüppchen auf, um sich von anderen Seiten zu näher. Diese scheiterten aber an der Präsenz der Polizei die die Nazis noch an Ort und Stelle kesselten. Dem EA wurden drei Verhaftungen auf Seiten der antifaschistischen DemonstrantInnen gemeldet. Die Abschlusskundgebung, mit einem Redebeitrag der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen, verlief friedlich, sodass sie die DemonstrantInnen im Anschluss wieder auf den gemeinsamen Heimweg aufmachen konnten ohne von den NeofaschistInnen angegriffen zu werden, die sich vermutlich bis zur Stunde in der Marler Innenstadt aufhalten.
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Ergänzungen

weitere fotos & kommentar

ja-ge 24.12.2006 - 13:07
hier sind weitere fotos:

 http://de.indymedia.org/2006/12/164784.shtml

inhaltliche ergänzung:
es wurde nicht erwähnt das alle nazis nach einer gründlichen durchsuchung vor ort, mit auf die wache zur ED behandlung mussten.

kommentar

egal 24.12.2006 - 13:44
Nr. 2, Nr. 8, Nr. 13 und noch ein Fascho standen um 16:30 schon wieder am Busbahnhof in Recklinghausen.

Demo gegen Rechts “weitgehend friedlich”

Marl Aktuell/Sonntagsblatt 24.12.2006 - 14:36
Lediglich kurzfristige Verkehrsstörungen nach DemonstrationMarl. Weitgehend friedlich verlief die Demonstration gegen Rechte unter dem Motto „No X-Mas for Nazis“, zu der mehrere Antifa-Gruppen und anderde Vereine gegen Rechtsradikalismus aufgerufen hatten. Gegen rechtsgerichtete Personen wurden Platzverweise ausgesprochen, eine Person angezeigt.

150 Menschen demonstrierten am Samstag ab 12 Uhr „friedlich in Marl“, berichtet die Polizei. Die für 12 bis 14 Uhr angemeldete Veranstaltung begann wie geplant am alten Busbahnhof. Gegen 12.30 Uhr gingen die Teilnehmer über die Bergstraße bis zur Kreuzung Lipper Weg, wo eine Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Die Veranstalter schätzen die Teilnehmer auf 250 bis 300 Menschen, die sich gegen “das starke Auftreten” der “Autonomen Nationalisten Marl” stark machen wollten.

“Bereits um 10 Uhr versammelten sich die ANMs (Autonome Nationalisten Marl) und deren KameradInnen aus anderen Städten am Bahnhof in Marl-Sinsen”, berichten die Demonstranten. Die “AntifaschistInnen” seien teils weit angereist, bis aus Amsterdam etwa, so die Gruppe “solid” und die “Antifa”. Zu ersten Zwischenkundgebung habe man sich am ehemaligen “Nazishop” ‘Fly In’ an der Bergstraße auf der Höhe des Cafes Schmiede gesammelt, wo es im September zu einer Auseinandersetzung zwischen den Neofaschisten und Besuchern gekommen sei. Anfang Dezember, so die Antifaschisten, sei es dort zu einem Überfall der Neonazis gekommen, wobei mehrere Antifaschisten schwer verletzt worden seien.

Nach zwei Redebeiträgen habe sich der Zug in die Einkaufsstraße bewegt, „wo Mensch auf einen Haufen von ca. 15-25 NeofaschistInnen traf, welche sich aber sofort in Polizeigewahrsam flüchteten um den Protesten der AntifaschistInnen zu entgehen“, so die Demonstranten. Erst nach mehreren Versuchen, “die Nazis vor Ort zu einem Rückzug zu bewegen“, hätten sich diese Gruppen entfernt, von anderen Seiten genähert und seien “an der Präsenz der Polizei gescheitert”, welche die Nazis “eingekesselt” habe.

Den Organistaoren wurden “drei Verhaftungen” auf ihrer Seite gemeldet, die Polizei hingegen berichtet lediglich, sie habe 16 Personen auf der Hülsstraße, die “dem rechten Spektrum zugeordnet werden können”,den ugang zur Demo verwehrt. “Zudem erstattete die Polizei gegen diese Personengruppe 15 Ordnungswidrigkeitenanzeigen und eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz”, so Polizeisprecher Andreas Weber.

Die Abschlusskundgebung mit einem Redebeitrag der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen sei friedlich verlaufen, berichten alle Seiten übereinstimmend. “Die Demonstration endete gegen 14 Uhr auf dem Marktplatz in Marl-Hüls”, heißt es im Polizeibericht. Bedingt durch den Demonstrationsweg sei es zu kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen gekommen, aber die Polizei habe 70 Polizeibeamte eingesetzt, um die Versammlung zu schützen und “Beeinträchtigungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten”.

Neonazis dürfen Heiligabend demonstrieren

Minden rockt ! 24.12.2006 - 14:38
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat eine für Heiligabend geplante Demonstration von Rechtsextremisten in Minden erlaubt.

Das gab die Polizei Minden am Samstag bekannt. Zuvor hatten das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster und das Verwaltungsgericht Minden-Lübbecke die Demonstration mit Blick auf die geschützte Sonn- und Feiertagsruhe verboten. Rechtsextremisten planen eine Veranstaltung mit dem Motto „Gegen Repression und Polizeiwillkür“.

Das OVG hatte bei seinem Verbot argumentiert, die Versammlung störe die geschützte Sonn- und Feiertagsruhe. Mit der Wahl des Zeitpunkts verfolge der Veranstalter das alleinige Ziel, der Polizei die „größtmöglichen Schwierigkeiten“ zu bereiten.

Neonazi-Angriffe

Rote Fahne News 24.12.2006 - 14:42
Neonazi-Angriffe nach "Böhse Onkelz"-Party in Hannover

22.12.06 - In einer Presseerklärung der "Antifaschistischen Aktion Hannover" vom 18.12. heißt es dazu:


Am Freitag Abend ist es bei einer "Böhse Onkelz"-Party im Labor (Callinstraße 23, 30167 Hannover) zu Übergriffen durch Konzertbesucher auf linke und alternative Jugendliche gekommen. Sonja Brünzels, Pressesprecherin der Antifaschistischen Aktion Hannover [AAH] dazu: "Wiederholt wurde das Labor zu einem Treffpunkt für Neonazis. Bereits bei der letzten 'Böhse Onkelz'-Veranstaltung kam es zur Auseinandersetzung mit Anhängern der extremen Rechten. Leider hat die Erfahrung nicht zum bewussten Umgang mit diesem Thema und angemessenen Konsequenzen seitens des Betreibers beigetragen."

Am Abend des 15. Dezember ´06 provozierten Konzertbesucher der "Böhse Onkelz"-Party linke und alternative Jugendliche mit Parolen wie "Hier marschiert der nationale Widerstand" sowie "1-2-3 - Gewaltäterkartei" und griffen diese schließlich u.a. mit Flaschenwürfen an. Die Linken hatten zuvor die Verwendung von extrem rechten Symbolen durch die Besucher der Veranstaltung kritisiert. Auch Menschen mit migrantischem Hintergrund, die eine Party in der Mensa der Universität besuchten, wurden Ziel der Angriffe. (...) Später zogen Konzertbesucher, NS-Lieder gröhlend, vom Labor zur Bahnhaltestelle.

Die Sprecherin der [AAH] führt dazu aus: "Die Ereignisse von Freitag Nacht zeigen, dass sich die Fan-Gemeinde der 'Böhsen Onkelz' nach wie vor auch aus Neonazis zusammensetzt, die nicht davor zurückschrecken, die anzugreifen, die nicht in ihr Weltbild passen."

Die Kontroversen um die Band "Böhse Onkelz" gehen weiter, obwohl sich die Band vor einiger Zeit aufgelöst hat. Zwar distanzierte sich die Band nach ihrer ersten Veröffentlichung offiziell von der extremen Rechten. Dennoch gab es immer wieder Grund, daran zu zweifeln. So legte der NPD Kreisverband Hannover seinen Anhängern 2003 nahe, ein Konzert der "Böhsen Onkelz" im Capitol zu besuchen. Die [AAH]-Sprecherin hierzu: "Die Band verstand es, die Diskussionen um sich zu nutzen und so ein 'Alle sind gegen uns'-Szenario aufzubauen. Mit diesem 'uns' können sich auch heute noch Neonazis identifizieren."

Die Räumlichkeiten, in denen sich das Labor befindet, sind Eigentum der Universität Hannover und sind an Andreas Pechstein (Pechstein GmbH) verpachtet. Zumindest dem Pächter hätte bewusst sein müssen, wen er sich mit dieser Party ins Haus holt.
Die Sprecherin der Antifa Gruppe kommentiert abschließend: "Wer Veranstaltungen organisiert, die von Anhängern der extremen Rechten als Plattform genutzt werden, der muss auch Verantwortung für die Folgen tragen. Auch die Leitung der Universität hat eine Mitschuld an Vorfällen dieser Art, wenn sie weiterhin zulässt das Veranstaltungen mit diesem Charakter in ihren Räumlichkeiten durchgeführt werden."

Die Gruppe verweist vergleichsweise auf den Fall der Pächterin des Clubhauses von Hannover 96. Diese war in die Schlagzeilen geraten, weil sie ihre Räumlichkeiten dem Stammtisch der NPD Hannover zur Verfügung stellte.


Die Spur der braunen Gewalt

Mitteldeutsche Zeitung 24.12.2006 - 14:52
Wie Quedlinburg auf die Attacken rechtsradikaler Schläger reagiert

Das Auftreten von Neonazis in der Öffentlichkeit wird oft als Bedrohung empfunden. In Quedlinburg haben junge Rechte in den zurückliegenden Wochen mehrfach gezielt Mitglieder der linken Szene angegriffen. (Foto: Archiv)
Quedlinburg/MZ. Tonya Martensen (Name geändert) ist alarmiert. Mit unschöner Regelmäßigkeit werden die Quedlinburger Hotelchefin und ihre Gäste von nächtlichen Saufgelagen, Nazi-Parolen und den Angriffen Rechtsextremer auf Linke aufgeschreckt. Schauplatz ist zumeist der Marktplatz. "Mehrmals sind meine Mitarbeiter und ich schon dazwischen gegangen." Und die Polizei? "Wenn sie kommt, wird sie von den Neonazis meist mit lautem Gejohle begrüßt."

Was ist los in der idyllischen Fachwerkstadt, die vom Tourismus lebt? Die als Weltkulturerbe unter genauerer Beobachtung steht als andere Kommunen. Die einen Ruf zu verlieren hat. Deren Bürgermeister jetzt häufig böse E-Mails bekommt. Eberhard Brecht (SPD) sitzt in seinem Büro und knetet die Hände zusammen. "Das geht bis an die Grenze der Unverschämtheit", sagt er. Er, der Bürgermeister, heißt es da zum Beispiel, solle sich schämen. Oder: Die Stadt kehre das Problem mit den Rechten unter den Teppich.

Tatsächlich mag Brecht nicht von einer Hochburg der Neonazis im Harz sprechen. Aber gegen den Vorwurf, die Stadt verschließe die Augen, wehrt er sich. Und erhält Unterstützung von einem, der die Arbeit im Rathaus wie auch die der Polizei sonst eher kritisch beäugt. "Herr Brecht räumt immerhin ein, dass es ein Problem gibt", sagt Tilo Giesbers von der örtlichen Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus.

Das war es dann aber schon fast mit den Gemeinsamkeiten. Klar ist, dass es einen harten Kern von Quedlinburger Neonazis gibt, die regelmäßig Andersdenkende angreifen, meist linksalternative Jugendliche. Giesbers spricht von zehn Leuten, Stadt und Polizei rechnen 20 bis 25 Szene-Angehörige dazu - die meisten zwischen 20 und 25 Jahren, einige schon strafrechtlich aufgefallen, etwa wegen Ladendiebstahls.

"Was sie verbindet, ist die rechte Gesinnung", sagt die Halberstädter Polizeipräsidentin Christiane Marschalk. Feste Strukturen gebe es aber nicht. Die Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus und die Mobile Opferberatung des Vereins "Miteinander" halten das für eine Fehleinschätzung. Es gebe Anzeichen dafür, "dass es sich bei der Gruppe um eine organisierte Kameradschaft handelt", sagt Zissi Sauermann von der Opferberatung. Belege dafür seien ein geschlossenes Forum im Internet sowie der regelmäßige Auftritt der Gruppe bei Demonstrationen.

Erkenntnisse des Verfassungsschutzes bestätigen diese These nicht. "Es sind gegenwärtig auch keine Anzeichen für ideologisch-politische Aktivitäten der losen Quedlinburger Szene erkennbar", sagt Vizechef Jürgen Schmökel. Vielmehr seien Leute nachgerückt, die bewusst die gewalttätige Auseinandersetzung suchten. Das erkläre, warum es in den zurückliegenden Wochen besonders viele Angriffe gab. Sauermann sieht darin den Versuch der Neonazis, "die Straße zu erobern und nicht-rechte Jugendliche zu verdrängen". Wie die 18-jährige Punkerin, die bereits mehrfach Opfer rechter Gewalt geworden ist. "Mindestens zehn Mal", sagt Tilo Giesbers von der Netzwerkstelle. Bei der Polizei sind fünf Fälle aktenkundig, erst in zweien gibt es Verdächtige. "Vier mal war die junge Frau allein unterwegs", sagt Polizeisprecher Steffen Willatowski, "es gibt außer ihr keine Zeugen."

Die Polizei hat jetzt den Druck erhöht und mehr Beamte nach Quedlinburg geschickt. Marschalk spricht von "Gefährderansprachen", also Besuchen in der rechten Szene. "Wir zeigen, dass wir euch kennen - das ist das Signal." Gerichtsverfahren werden beschleunigt, die Präventionsarbeit in Schulen verstärkt. "Wir müssen an die Jungen ran", sagt Marschalk. Und die Älteren, der harte Kern der über 20-Jährigen? "Mit Jugendarbeit kommen wir da nicht weiter", sagt Quedlinburgs Stadtjugendpfleger Klaus Buchholz. Im Januar will die Stadt eine Institution aus Wendezeiten wieder beleben, um nach Antworten zu suchen - den Runden Tisch. Und bereits am Dienstag treffen sich Bürgermeister aus dem Kreis Quedlinburg mit Landrat Wolfram Kullik (SPD), um über Maßnahmen gegen Rechtsextremismus zu beraten.

Bleiben die drei Videokameras, die seit Anfang Dezember die häufigsten Schauplätze von Angriffen in der Innenstadt überwachen. In der Nacht nach ihrer Inbetriebnahme gab es erneut einen Überfall.

Kritisch-Solidarische Anmerkungen

antifas aus dem ruhrgebiet 24.12.2006 - 15:44
Kritisch-Solidarische Anmerkungen zu der heutigen Antifa-Demo in Marl

In Marl kommt es seit Monaten regelmäßig zu brutalen Übergriffen von Neonazis auf AntifaschistInnen, MigrantInnen und andere im wahnhaften Weltbild der Täter als „Volksfeinde“ imaginierte Menschen. Ziel der Übergriffe waren zumeist BesucherInnen des Marler Jugendzentrums „Hagenbusch“. Nach Angaben der Antifa Marl mussten in letzter Zeit fast wöchentlich Jugendliche nach Übergriffen mit zum Teil schweren Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Die "Autonomen Nationalisten Marl" - so der in Name der Braunen Schlägertruppe - und ihr engeres Umfeld wird von der lokalen Antifa auf ca. 50 Personen geschätzt. Marl kann also getrost als "brown town" bezeichnet werden. Eine öffentliche Manifestation gegen Neonazis kann also, genau wie die Organisation eines antifaschistischen Selbstschutzes in Marl und überall dort wo Nazis auftreten, nur begrüßt und unterstützt werden. Die von linker Seite im Vorfeld der heutigen Demonstration immer wieder artikulierten Appelle an staatliche Behörden und zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit - so auch im Aufruf der Antifa Marl geschehen - halten wir jedoch für problematisch.

In besagtem Aufruftext zeigen sich die Veranstalter verwundert über die Tatenlosigkeit von Polizei und Politik. So heißt es: "Seit diesem Jahr gab es innerhalb von nur 3 Monaten bereits mehr als 17 politisch motivierte Gewalttaten gegen Andersdenkende, AntifaschistInnen und die nicht in das Weltbild der faschistischen Deutschen Passende. Nach geraumer Zeit vermerkten Politik und Staatsschutz das aufgetretene Problem. Es wurde versprochen etwas gegen die zunehmenden Aktivitäten zu unternehmen - bis zum heutigen Tage allerdings ohne jegliche Resonanz."
Es ist tatsächlich verwunderlich, dass die "Stadtoberen" aus Marl sich nicht für "ihre" Nazis interessieren. Verwunderlich ist dies vor allem deshalb, weil sie mit ihrer von Ignoranz geprägten Haltung der Ideologie des "neuen", "anderen", „geläuterten“ und gar "antifaschistischen" Deutschland hinterherhinken. Denn spätestens seit Rot-Grün gehört u.a. das banale und völlig folgenlose Bekenntnis zur Schuld der Deutschen, welche diese nur noch mehr zu einer „Schicksalsgemeinschaft“ zusammenschweisse zum festen Bestandteil von Patriotismus und nationaler Identität in der Bundesrepublik. Dieser patriotische Antifaschismus wird nicht nur deshalb so gerne und häufig betont und unterstützt, weil um das Ansehen der jeweils von Nazi-Banden „heimgesuchten“ Stadt gebangt wird, sondern auch, weil die neuen Nazis den gewöhnlichen Deutschen immer wieder auf so unangenehme Art die Geschichte der Nation vor Augen führen, mit der man sich doch so gern wieder ohne Vorbehalte identifizieren möchte.

Doch wie das Beispiel Marl eindrucksvoll beweist, gibt es in Deutschland nicht wenige Landstriche, an denen der „Aufstand der Anständigen“ schlichtweg vorbei gegangen ist. Doch liegt hier tatsächlich der Kern des Problems? Und sollten die Forderungen der radikalen Linken wirklich auf einen moderneren Umgang der deutschen Patrioten mit „ihrer“ Vergangenheit und deren Apologeten in Form der Neonazis abzielen? Sicherlich nicht, denn statt Kritik an den deutschen Zuständen, der Unerträglichkeit unserer Gesellschaft insgesamt und an den ideologischen Grundlagen derselben zu üben, droht in diesem Fall die antifaschistische Linke zur Avantgarde des „besseren“ Deutschland zu werden.
Doch so verlockend es für die radikale Linke auch sein mag, der deutschen Öffentlichkeit immer wieder vor Augen zu führen, wie wenig diese oftmals ihrem eigenen Anspruch gerecht wird, so wichtig bleibt es doch, sich klar zu machen, an wen man seine Appelle eigentlich richtet. Schließlich sollte die mittlerweile weit verbreitete Erkenntnis, dass der „Rechtsextremismus“ aus der „Mitte der Gesellschaft“ kommt, nicht zu einer bloßen Floskel verkommen. Denn es drängt sich die Frage auf, welchen Sinn solcherlei Appelle - so notwendig sie auch manchmal erscheinen mögen - in einer Gesellschaft haben, deren latenter Rassismus und Antisemitismus nicht nur alle paar Monate auf’s Neue durch wissenschaftliche Studien bestätigt wird, sondern offenbar zu gegebenem Anlass auch jederzeit wieder mobilisierbar und manifestierbar ist. (Die weite Verbreitung und feste Verankerung ideologischer Elemente autoritärer bzw. volksgemeinschaftlicher Gesellschaftskonzeptionen in der BRD bestätigte sogar eine ansonsten äußerst zweifelhafte Studie mit dem Titel „Vom Rand zur Mitte“ im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Konsensfähigkeit und Mobilisierbarkeit fremdenfeindlicher Ressentiments zeigte sich besonders deutlich in den Jahren nach der Wiedervereinigung in der Diskussion über eine angebliche „Überfremdung“ der Gesellschaft und ihren praktischen Konsequenzen wie den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen.)

Die Verhältnisse in Marl bestätigen dies im höchsten Maße. Sowohl die prügelnden Neonazibanden als auch die nicht vorhandene Reaktion von Politik und Polizei auf die Nazis sind Ausdruck einer reaktionären Formierung, welche nicht mit hilflosen Appellen durchbrochen werden kann. Bestenfalls können solcherlei Hilferufe dazu führen, dass Marl auch die ideologische "Höhe der Zeit" erreicht und im Sinne eines "Aufstands der Anständigen" gegen die braunen Störer vorgeht.

Es ist nicht zu bestreiten, dass der Staat letztlich effektivere Möglichkeiten hat, Nazis in ihre Schranken zu verweisen, als eine gesellschaftlich marginale antifaschistische Linke. Verlassen können und dürfen sich kritische Linke auf diesen aber nicht, genau so wenig wie auf eine deutsche "Zivilgesellschaft". Zum einen, weil der staatlich-zivilgesellschaftliche "Antifaschismus" kampagnenhaft agiert oder da, wo die "Aufstand der Anständigen"-Kampagne nicht angekommen ist - wie z.B. in Marl - auch gar nicht, und zum zweiten, weil die deutsche Gesellschaft, auch wenn sie Nazis bis auf weiteres glaubhaft zu ihren Feinden erklärt hat, doch die ideologischen Grundlagen der Nazis immerfort weiter reproduziert. Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus sind fest verankert in der postnationalsozialistischen deutschen Gesellschaft, auch wenn ihre heftigsten Ausfälle öffentlich allgemein verurteilt werden und sich z.B. der Antisemitismus und Rassismus der Mehrheitsgesellschaft von der klassisch völkischen Version der Nazis punktuell unterscheidet und eher auf Chiffren zurückgreift, wo die Nazis deutlich aussprechen wer gemeint ist.
Besonders deutlich wird dies beim Antisemitismus. Juden wird nicht wie von Seiten der Nazis die unmittelbare Vernichtung gewünscht, stattdessen wird z.B. der sieben Millionen EinwohnerInnen zählende Staat Israel in einem Maß "kritisiert" und gehasst, wie kein anderer Staat. Des Weiteren wird den Juden die Mitschuld an ihrer eigenen Verfolgung gegeben und es werden ihnen von großen Teilen der Deutschen "spezielle" negative Eigenschaften zugesprochen, wie diverse wissenschaftliche Studien beweisen. Nicht zuletzt erfreut sich auch der so genannte „strukturelle“ Antisemitismus, der sich zwar nicht auf Juden bezieht, aber die gleichen wahnhaft-verschwörungstheoretischen Vorstellungen auf andere gesellschaftliche Gruppen projiziert, weiter Verbreitung was u.a. in medialen Kampagnen gegen vermeintlich zu hoch bezahlte oder "gierige" Top-Manager deutlich wird.

Die ideologischen Basiskategorien der Nazis wie z.B. Staat, Nation und Warentausch sind und bleiben auch die Basiskategorien der „normalen Deutschen“, von rechts bis links. Besonders deutlich wird dies, wenn - wie in Marl offensichtlich geschehen - Linke zu den Nazis überlaufen.
Nicht nur solcherlei Vorfälle machen deutlich, dass Antifaschismus mehr sein muss, als der Kampf gegen prügelnde Nazibanden, so wichtig und richtig dieser auch ist! Ein Antifaschismus, der sich selbst ernst nimmt und verhindern will, dass der Nationalsozialismus oder eine ähnliche Ideologie jemals wieder eine Option in Krisenzeiten werden kann, der muss auch die Kritik an Volk, Staat und Kapitalismus und den fetischisierten Denkformen, die die selbstverschuldete Herrschaft des Menschen über den Menschen immer wieder aufs Neue hervorbringen, forcieren.


Organisiert den Widerstand gegen Nazis, Deutschland und Kapitalismus!
Für die Freie Assoziation der Individuen!


Antifas aus dem Ruhrgebiet im Dezember 2006

Gute Demo? Naja.....

Antinational Bootboy 24.12.2006 - 15:59
So weit, so schön, die Demo war gut. Aber was da in der Einkaufstrasse passiert ist war UNTER ALLER SAU! 200 Antifas, schwarz gekleidet und vermummt, singen und brüllen über die Köpfe 15 total verdatterter PolizistInnen was von Riot und Antifa Hooligans den 20 AN-Männeken entgegen die sich nicht mals 20 meter weiter aufgestellt haben ????
Ist dat richtig? Macht mensch das jetzt so als Antifa/Autonomer?
Wenn ja dann mach ich ganz schnell den Antifa-aufnäher von meiner Jacke ab und papp da wieder was anderes hin. Ich kriegs kalte kotzen wenn ich bedenke wie uns da der Feind auf dem Silbertablett serviert wurde (von sich selbst!) und es sich damit begnügt wurde die Spackos anzuschreien. Wundert sich noch irgendwer das Antifas von Faschos nicht ernst genommen werden? Oder von Bullen? Oder von sonst irgendwem?
Das ist genauso ne Scheisse wir in HH am 14.10 wo 20 Redskins auf Faschostyle getrimmt in der U-Bahn von gut 200 Antifas nur nen lasches "Nazis Raus!" kam.
Also entweder ihr lasst das rufen militanter Parolen demnächst sein wenn ihr nicht bereit seid die Inhalte auch zu umsetzen und fangt an Protestlieder zu spielen wenn Nazis aufen Plan treten oder ihr macht das nächste mal wenn ihr förmlich drum gebeten werdet auch wahr was ihr so gerne vollmundig Versprecht. Das Gegenteil von gut ist und bleibt nämlich gut gemeint.

Achja und falls hier irgendwer gleich fragt warum ich nix gemacht hab: Ich hab zweimal versucht nen Countdown zu starten und wurde als ich dann die schnauze voll hatte und alleine loswollte vom Bullen bestimmt aber freundlich zurückgeschoben.

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