Zanon (Argentinien): Die Fabrik rockt

Es el rock de la linea del frente 19.12.2006 23:40 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die ArbeiterInnen der selbstverwalteten Kachelfabrik Zanon haben etwas zu feiern: Die vorübergehende Legalisierung der 2001 besetzten Fabrik wurde im Oktober auf weitere drei Jahre verlängert. Wie es schon fast Tradition ist, beschlossen sie das Jahr mit einem großen Rockkonzert mit 6000 BesucherInnen.
Am 16. Dezember wurde diese ungewöhnliche Fabrik mal wieder auf angenehme Art "zweckentfremdet". Schon zum zweiten Mal trat die bekannte argentinische Rockband Attaque 77 im Hof der Fabrik auf. Die ArbeiterInnen von Zanon haben inzwischen schon einige Erfahrung im Organisieren solcher Events, zu denen sie regelmäßig die Bevölkerung von Neuquén in die außerhalb gelegene Fabrik einladen. So wie sie die Produktion inklusive Verwaltung komplett selbst übernommen haben, wird auch bei solchen Festivals alles selbst gemacht und solidarisch organisiert - ohne Polizei oder Security.

Nach vier Jahren Besetzung ist die Fabrik im Oktober 2005 der neu gegründeten Kooperative FaSinPat (Fábrica sin Patrones - Fabrik ohne Chefs) überlassen worden. Allerdings nur für ein Jahr. Als die Frist Ende Oktober auslief, reiste eine Delegation der ArbeiterInnen in die 15 Stunden entfernte Hauptstadt Buenos Aires, zum zuständigen Gericht. Das Urteil fiel mit der dreijährigen Verlängerung positiv aus. Die bisherige Autonomie der Selbstverwaltung bleibt erhalten. Allerdings müssen die compañer@s einen erhöhten monatlichen Betrag für die Kosten des Konkursverfahrens aufbringen, und das Urteil bietet ihnen keine Garantie. Die Gläubiger können jederzeit die Versteigerung der Maschinerie verlangen, und die Überlassung ist jederzeit widerrufbar. Hauptgläubiger ist die Weltbank.

Die ArbeiterInnen von Zanon haben nach diesem Urteil bekräftigt, dass sie weiter auf allen Ebenen für die von ihnen angestrebte endgültige Lösung des Konflikts kämpfen wollen: Für die Enteignung und Verstaatlichung der Fabrik ohne Entschädigung, unter der Verwaltung der ArbeiterInnen. Für den entsprechenden Antrag bei der Regierung der Provinz Neuquén (Patagonien) haben sie 17000 regionale und weitere tausende internationale Unterschriften gesammelt.

Von den etwa 160 Betrieben, die in Argentinien im Zuge der Wirtschaftskrise von den ArbeiterInnen übernommen wurden, ist Zanon das politisierteste Projekt. Mit ihren radikalen Positionen sind die compañer@s von Zanon leider ziemlich alleine geblieben, in einem gesellschaftlichen Klima, in dem die Bewegungen zur Zeit keine große Rolle mehr spielen. Sie sind umzingelt von kapitalistischen Prinzipien. Dagegen die solidarische Haltung zu verteidigen, ist ein täglicher Kampf. Das Urteil vom Oktober gibt ihnen zumindest die Luft, dieses Experiment und diesen täglichen Kampf ohne akute Räumungsbedrohung weiterzuführen. Adelante!

Infos (spanisch) auf der Webseite der ArbeiterInnen von Zanon
 http://www.obrerosdezanon.org/

Infos auf deutsch:
 http://www.labournet.de/internationales/ar/zanon-index.html

Broschüre von Wildcat "Eine Fabrik in Patagonien - Zanon gehört den Arbeitern"
auf deutsch, englisch und polnisch:
 http://www.wildcat-www.de/dossiers/latina/movimientos.htm
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Ergänzungen