RV: Parteien distanzieren sich nicht

Antifa Ravensburg 09.12.2006 15:38 Themen: Antifa
Reaktion auf den offenen Brief an das Hotel Waldhorn in Friedrichshafen-Manzell bleiben selbst nach Artikel in der Schwäbischen Zeitung (hier zum Artikel:  http://www.szon.de/lokales/ravensburg/region/200611100037.html) aus.
--> hier nochmals der benannte offene Brief:  http://media.de.indymedia.org/media/2006/11//160718.pdf

Die Tatsache, dass außer der Linkspartei Ravensburg sich keine Partei oder die Gewerkschaft dazu entschloss, diesen Brief zu unterstützen, ist traurig genug. Als nun im oben genannten Artikel die Betreiber des Hotels die NPD auf eine Ebene mit den anderen Parteien stellt (Man mache bei den Gästen keine Unterschiede: Die NPD-Leute seinen "normale Gäste, die wir genauso behandeln wie CDU, SPD und Grüne";) haben wir eigentlich mit Reaktionen – zumindest in Form von Leserbriefen – der anderen Parteien gerechnet.
Anscheinend ist dies aber jenen gelisteten Parteien gleichgültig, ob Sie nun auf einer Ebene mit der NPD gestellt werden oder nicht - es scheint auch egal zu sein, dass die NPD klar verfassungsfeindlich ist.

Leider können wir uns dieses schweigen der Parteien auch nicht wirklich erklären – zumindest für das Image könnte man sich ja davon Distanzieren, aber anscheinend ist dies nicht so wichtig.

Faschismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, welches als solches auch gesamtgesellschaftlich angegangen werden sollte – und dazu gehören eben auch diese Parteien.

Wir würden uns über eine Stellungnahme der Parteien freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Eure Antifa Ravensburg

PS: Die Schwäbische Zeitung hat heute erneut über die Antifa Ravensburg etwas ausfühlicher und durchaus erfreulich für uns berichtet. Leider ist der Artikel noch nicht online.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Aus der schwäbischen Zeitung

Archivör 10.12.2006 - 18:24
Ravensburg

10.11.2006 00:15

Antifa droht Hotelbetreibern

RAVENSBURG (mh) Weil das Hotel "Waldhorn" in Friedrichshafen-Manzell Räume an die rechtsextreme NPD vermietet, versucht eine linke Gruppe aus Ravensburg, die Betreiber des Hotels mit einem offenen Brief unter Druck zu setzen. Die wehren sich: "Das sind normale Gäste, die wir genauso behandeln wie CDU, SPD und Grüne."

Der "offene Brief", der vor einigen Tagen im "Waldhorn" und gestern bei der SZ eingegangen ist, spricht eine deutliche Sprache: "Durch das Bereitstellen der Räumlichkeiten für die NPD und deren Anhänger ", steht dort, "bieten Sie Rechtsradikalen einen wichtigen Strukturknoten zur Vernetzung im Bodenseeraum an. Diese Plattform wird zum Austauschen, Manifestieren und Verbreiten ihrer menschenverachtenden, chauvinistischen und gewaltverherrlichenden Ideologie verwendet." Da man dies "nicht länger tolerieren" könne, sehe man sich gezwungen, den Weg über die Öffentlichkeit zu nutzen.

Der Brief endet wörtlich mit: "Es ist Ihnen sicherlich bewusst, dass weitere Treffen der ,NPD Konstanz/Bodensee" in Ihrem Hotel eine breite öffentliche Kampagne mit Aufruf zum Boykott die logische Folge sein wird." Das Schreiben ist anonym und unterzeichnet mit "Antifaschistische Aktion Ravensburg". Die Betreiber des Hotels "Waldhorn" nehmen die ganze Geschichte zumindest nach außen gelassen. "Die spielen das hoch", so die Reaktion nach einem Anruf der SZ. Manche Behauptungen in dem offenen Brief seien "maßlos übertrieben".

Die Besucher der NPD-Veranstaltungen seinen harmlos gewesen und hätten sich immer anständig benommen. Man mache bei den Gästen keine Unterschiede: Die NPD-Leute seinen "normale Gäste, die wir genauso behandeln wie CDU, SPD und Grüne". Auch diese Parteien tagten regelmäßig im Waldhorn. Nach Rücksprache mit einem Anwalt der Hotel- und Gaststättenverbandes habe man sich entschieden, in der ganzen Angelegenheit erstmal nicht aktiv zu werden.

Dass sich die Rechten schon öfter im "Waldhorn" getroffen haben, ist auch der Polizei nicht unbekannt. Weil die NPD eine zugelassene Partei ist, haben die Ordnungshüter keine Handhabe, sie zu überwachen. Trotzdem sind NPD-Aktivitäten im Fokus der Behörden - auch deswegen, weil linke Gegenaktionen oft nicht lange auf sich warten lassen. So wurde im Frühsommer eine Gaststätte im westlichen Bodenseekreis, in der sich mehrfach NPD-Mitglieder getroffen hatten, von Unbekannten beschmiert.

 http://www.szon.de/lokales/ravensburg/region/200611100037.html




Friedrichshafen

09.12.2006 00:11

Antifa: Rechte Gewalt nimmt zu

Ravensburg (bua) Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres hat es in der Bundesrepublik 8000 Delikte von Rechtsextremen gegeben. Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch in Oberschwaben nehmen rechtsextremistische Aktivitäten wieder zu, beobachtet die Antifaschistische Aktion Ravensburg (Antifa).

"Es vergeht kein Wochenende, wo nicht irgendwo in Baden-Württemberg ein Nazi-Aufmarsch ist", sagt ein Mitglied der Antifa Ravensburg, das - wie alle anderen auch - anonym bleiben möchte. Nicht, weil sie nicht zu ihrer Sache stehen, sondern weil die Erfahrung zeigt, dass Rechtsradikale auf linke Flugblätter und Info-Veranstaltungen in aller Regel nicht mit guten Argumenten, sondern mit Schlägen und Fußtritten antworten. Allein zwischen Anfang Juli und Anfang November hat die Antifa zehn rechtsradikale Aktivitäten in der Bodenseeregion registriert; trauriger Höhepunkt war der 20. August, als Neonazis aus Vorarlberg einen schlafenden Punker in Lindau so lange traten, bis er ins Koma fiel. "Wir wollen die Gesellschaft aufmerksam machen, dass es auch hier in der Region Nazis gibt und dass wir das nicht akzeptieren können", sagt ein Mitglied der Antifa Ravensburg.

Wer sind die Nazis? Diese Frage ist heute schwieriger zu beantworten als noch vor Jahren. Damals gab"s ein paar einschlägige Parteien und vor allem jugendliche Glatzköpfe, die sich auf Konzerten und in Fußballstadien tummelten. Heute gibt es viel mehr Strömungen in der rechtsextremen Szene; auch mit mehreren Ablegern in der Region. Die Antifa beobachtet mit Argwohn, dass viele klassisch "linke" Themen wie Globalisierungskritik und Kampf gegen Sozialabbau inzwischen auch von Rechtsextremen besetzt werden. "Die unterwandern bereits Gewerkschaftsdemos", heißt es.

Ein Gutteil der Arbeit der Antifa Ravensburg ist daher Recherche. Die Aktiven sammeln Informationen über die Rechtsextremen: Wo sie wohnen, mit wem sie Kontakt halten, welche Rolle sie spielen. Sie tauschen sich mit anderen Gruppen aus, organisieren Demonstrationen, drucken Flugblätter, machen Informationsveranstaltungen.

150 bis 200 aktive Rechtsradikale gibt es nach Schätzungen der Antifa in der Region. "Die Zahl der stillen Unterstützer ist um ein vieles höher", sagt einMitglied. Die Szene konzentriert sich derzeit besonders in Friedrichshafen, "aber auch in Wangen treffen sich regelmäßig Nazis". Die Zahl der körperlichenÜbergriffe nimmt laut Antifa zu. Oft werde darüber aber in den Medien nicht berichtigt, da - so die Antifa - die Polizei nicht darüber informiere oder Übergriffe als Zoff unter Jugendlichen herunterspiele.

 http://www.szon.de/lokales/friedrichshafen/region/200612090722.html