Köln: Bundeswehr-Außendienst außer Dienst

bundeswehr-wegtreten 03.12.2006 13:45 Themen: G8 Militarismus Soziale Kämpfe
Der zunehmende Druck für Erwerbslose, jeden noch so beschissenen Job annehmen zu müssen, lockt die Bundeswehr, immer offensiver für den "Job" der SoldatIn zu werben. Am 30. November kamen rund 30 AntimilitaristInnen vor dem Berufsinformationszentrum am Kölner Arbeitsamt zusammen, um die dortige Werbeveranstaltung des Wehrdienstberaters "umzugestalten".
Der zunehmende Druck für Erwerbslose, jeden noch so beschissenen Job annehmen zu müssen, lockt die Bundeswehr, immer offensiver für den "Job" der SoldatIn zu werben. In Kamp-Lintfort biedert sich die Bundeswehr derzeit an, einen Teil der entlassenen BenQ/Siemens MitarbeiterInnen "übernehmen" zu wollen. So wie in fast allen Städten versucht die Bundeswehr bei der Kölner Arbeitsagentur regelmäßig, junge Arbeitslose mit Anzeigen und Werbeveranstaltungen anzuwerben. Selbst Militärsoziologen sagen: „Wer berufliche Alternativen hat, geht nicht zur Bundeswehr“. Durch die hohe Arbeitslosigkeit scheint der Soldatenberuf jedoch für einige attraktiver zu werden. Die Bundeswehr als Arbeitgeber hebt die Vorteile des Soldatenberufs, wie Arbeitsplatzsicherheit, hohes Einkommen usw. hervor und unterschlägt bei ihrer Werbung den wahren Charakter des Soldatenberufs. Dies liegt in der Natur seiner Arbeitgeberposition. So wird einem Dachdeckerlehrling vor Beginn seiner Ausbildung auch nicht mitgeteilt, dass sein Beruf die höchste Rate an tödlichen Arbeitsunfällen aufweist. Während der Dachdecker aber nur sein eigenes Leben verlieren kann, beschäftigt sich der Soldat ganz zielorientiert mit der Auslöschung des Lebens von Anderen. Dass derlei Tun, welches unter normalen Umständen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer rechtliche Konsequenzen und gesellschaftliche Ächtung nach sich ziehen würde, in einem Anwerbegeschehen unerwähnt bleiben wird, liegt demnach auf der Hand.

Am 30. November kamen rund 30 AntimilitaristInnen vor dem Berufsinformationszentrum am Kölner Arbeitsamt zusammen, um die dortige Werbeveranstaltung des Wehrdienstberaters "umzugestalten". Der offene Aufruf zu diesem Termin unter den rund 100 UnterstützerInnen der in Köln wegen Volksverhetzung angeklagten KriegsgegnerInnen (siehe unten) schien dem Wehrdienstberater genügt zu haben, seine (für dieses Jahr letzte) Veranstaltung komplett abzusagen. So kamen der eigens entworfene Musterungsbogen und das obligatorische Bewerbungsfoto vor der Fotowand zunächst nicht zum Einsatz - Den KriegsgerInnen war es recht. Die sechs offenen Veranstaltungs- und Beratungstermine für das nächste Halbjahr stehen bereits fest: 25. Januar, 1. März, 29. März, 26. April, 24. Mai und 28. Juni.

Flugblatt zur Aktion auf www.bundeswehr-wegtreten.tk
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Ergänzungen

Armee der Arbeitslosen?

muss nicht 03.12.2006 - 22:29
Zum Thema Sozialabbau und Krieg hat die IMI kürzlich eine Analyse von Jonna Schürkes veröffentlicht:

„Armee der Arbeitslosen“- Sozialabbau als Rekrutierungshilfe der Bundeswehr
 http://www.imi-online.de/download/Oktober06_JS1.pdf

Dass die BW auch auf der Suche nach eher armen und marginalisierten Menschen ist, wird in folgendem taz-Artikel deutlich:
"Das Heer der arbeitslosen Jugendlichen"
 http://www.taz.de/pt/2006/11/08/a0178.1/text

Grundsätzlich stimmt das schon, was "blödes Wirtschaftssystem" schreibt, dass die BW eher auf der Suche nach AbiturientInnen und Leute für Spezialeinheiten ist. Offensichtlich wird für die Auslandseinsätze aber auch Fußvolk gebraucht. Sehr überrascht war ich, als ich neulich erfahren habe, dass in Afghanistan über 200 Wehrdienstleistende eingesetzt werden.

Völlig lächerlich

foo 03.12.2006 - 23:58
Einerseits wird über Wehrgerechtigkeit diskutiert, da es ja Faktum ist, dass die Bundeswehr wesentlich weniger Leute benötigt als verfügbar sind, und andererseits wird dann behauptet, Hartz IV würde die Leute zur Bundesheer treiben.

Nur um das klarzustellen: bisher hat es noch jede Konskriptions-Streitkraft in Europa geschafft, seine Freiwilligen aus interessierten und begeisterten Militaristen zu rekrutieren. Die Bundeswehr ist da keine Ausnahme. Von daher ist eine derartige Protestaktion völlig lächerlich und unnötig, weil es die Realität vollkommen ausblendet, und doch nur zeigt, wie wenig sich die Veranstalter konstruktiv und tiefgehend mit dem Thema auseinandersetzen.

Soziale Frage und Krieg

kölner 04.12.2006 - 11:13
Es geht hier allen Anschein nach nicht unbedingt darum, ob nun ein Kontingent weiterer Elitesoldaten nach Afghanistan geschickt werden, sondern vielmehr um die Verknüpfung von Krieg und sozialer Frage, die die Werbeveranstaltung der Bundeswehr direkt vor dem Arbeitsamt mehr als deutlich macht. Wenn der Bundeswehr die Militaristen die Türe einrennen würden, hätte sie das ja nicht unbedingt nötig, oder? (Mal abgesehen davon, dass Kriege nicht mit ein paar tausend Elitesoldaten aus der Upperclass geführt werden; die Entwicklung in den US-Streitkräften zeigt das ja ganz deutlich; auch ihre Desertionsrate)

Zum anderen machen diverse Vorstöße von Regierungsmitgliedern zum Einsatz von Hartz IV-Empfängern im Anti-Terror-Kampf deutlich (Arbeitslose für den Anti-Terror-Kampf am Hindukusch [Jung]; Arbeitslose als Anti-Terror-Patrouillen im öffentlichen Nahverkehr [Tiefensee]), dass der "Krieg gegen den Terror" auch in der bundesdeutschen Gesellschaft ankommen soll. Und darum geht es hier.

Stoßrichtung der Aktion ist doch, die Nutzbarmachung von Erwerbslosen zu kritisieren und eine gleichzeitige Militarisierung der Gesellschaft anzugehen. Ob nun entlassene BenQ-Mitarbeiter einen Job bei der Bundeswehr angeboten bekommen oder Ein-Euro-Jobber irgendwann im Schichtdienst Überwachungskameras sichten - das sind Bestandteile ein und derselben Entwicklung. Und dass die Bundeswehr aus Angst vor Protesten ihre Veranstaltung in Köln abgesagt hat, ist doch einfach ein großartiger Erfolg.

@foo

elfboi 06.12.2006 - 20:43
Es ist nicht so, daß die Bundeswehr nicht mehr Leute brauchen kann - sie kann nur nicht soviele Wehrpflichtige gebrauchen, wie es gibt. Berufssoldaten sind hingegen eine völlig andere Geschichte. Speziell angesichts der ständig anwachsenden Auslandseinsätze könnte die Bundeswehr durchaus mehr Berufssoldaten gebrauchen, und genaugenommen ist die Wehrpflicht inzwischen eher eine Belastung für die Bundeswehr...

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antimilitaristisches niveau

blödes wirtschaftssystem 03.12.2006 - 20:11
wo bitte ist denn das niveau und die analysefähigkeit der antimilitaristischen bewegung geblieben, euer flugblatt schafft es ja gerade mal den grundnenner "soldaten sind mörder" aufzugreifen. dazu dann diese verbindung mit hartz4, seid ihr euch so sicher das dies so zutrifft? schließlich braucht die bundeswehr eher elitekräfte und kein massenhaftes kanonenfutter. hartz4 treibt aber eher die bereits sozial und damit zumeist auch bildungstechnisch benachteiligten in die arme von scheißjobs. die bundeswehr zielt doch viel mehr auf leute mit abi, wobei natürlich auch diese zunehmend prekarisiert werden.

auch der hinweis auf das "blöde wirtschaftssystem" (bei allem verständnis für die bemühung um vermittlung von inhalten, aber das ist echt so platt) ist sowas von oberflächlich und zielt am kern vorbei, man fragt sich ob nun nur noch moralisierende anklagen erhoben werden oder doch lieber scharfe kritiken.

sicherlich werden die leute aber wieder jubeln, endlich mal wieder was in köln. schließlich kommt es heute mehr auf die quantität und die performance an sich an, als auf inhalte.

so formuliert das auch der rest-antimilitaristische-flügel der grünen....

analyse-niveau

seh ich anders 03.12.2006 - 20:56
@blödes wirtschaftssystem
Deine Vermittlung riecht nach Bleiwüsten-Flugblatt. Vielleicht kannst Du mit der Analyse des Readers (50 Seiten) auf www.bundeswehr-wegtreten.tk mehr anfangen.

Das sind Leute

lieber nicht 03.12.2006 - 22:36
Das sind genau die Leute die schon mal mit Morddrohungen kommen, wenn sie kritisiert werden. So geschehen hier auf indy,. Es bleibt die Frage, warum da gewisse leute in Köln nicht schon längst Anzeige gegen diese gewalttätigen hasserfüllten Leute gestellt, haben, Wer nämlich nicht für sie ist, und auch noch wagt Kritik an ihren gewalttätigen Methoden zu üben, wird gnadenlos und mit allen Mitteln fertig gemacht. Dass sind dann Frauen die sich dritte Welt Divas nennen, anderen leuten die Küchen zerstörren, leute körperlich bedrohen und sich weil Niemand einschreitet kapputt lachen über die Leute die sie fertig machen. Ich hoffe dass bleibt hier stehen.