Kundgebung gegen Rassismus und rechte Gewalt

Vereinte Linke Lausitz 30.11.2006 23:35 Themen: Antifa
Cottbus, 27.11.2006
Die neues antifaschistischens Organisation "Vereinte Linke Lausitz" veranstaltete auf dem Stadthallenvorplatz eine selbstbewußte Kundgebung gegen faschistische Zustände in Cottbus. Anlass waren gewalttätige Übergriffe auf Flüchtlinge von Faschisten und das rassistische Gutscheinsystem. Mit Redebeiträgen und einem Infostand wurde über diese Zustände in Cottbus aufgeklärt. Natürlich nicht ohne starke Präsenz der Faschisten und einer dauerfilmenden Polizei.
Die Kundgebung gegen Rassismus und rechte Gewalt fand auf dem Cottbusser Stadthallenvorplatz statt, der neben dem Altmarkt, das eigentliche Zentrum von Cottbus ausmacht. Selbst an durchschnittlichen Tagen ist der Platz gut gefüllt von Bürgern,Mixery-Faschos oder sich langweilenden-und-auf-den-Treppen-sitzenden-Jugendlichen, die sich meist im regen Austausch mit der Spree Galerie befinden, der größten Einkaufspassage in Cottbus.
Als sich plötzlich ein paar Gestalten daran machten Lautsprecher aufzubauen, einen Tisch aufzuklappen und Technik zu verbinden erregte dies schon leichte Aufmerksamkeit. Als sich kurz darauf noch 20-30 dunkelhäutige Menschen davor versammelten, war dies für den Durchschnitts-Cottbusser ein deutlicher Bruch mit seinem grauen Stadtbild.
Um kurz vor halb 5 gab der "Moderator" bekannt, aus welchem Grund die Kundgebung stattfinden soll und um welche Themen es sich bei den Redebeiträge handeln wird. Dies war der auschlaggebende Reiz dafür, das sich erste Bürger, aber auch alternative Jugendliche und auch erste Faschisten deutlich für die Kundgebung interessierten. Der Platz füllte sich mit Jugendlichen und interessierten Bürgern, während sich im Abstand von 20m um das Kundgebungspublikum herum erste braune Gruppen bildeten.
Daraufhin wurden Erfahrungsberichte von Flüchtlingen über rassistische Übergriffe selbst kundgegeben, sowie spontane und eindringliche Appelle an die Vernunft und Menschlichkeit der Cottbusser Bürger. Die Initiative "Bargeld statt Gutscheine" klärte über das rassistische Gutscheinsystem auf, das Flüchtlingen den Erwerb von gewissen Genussmitteln verweigert, durch die überwiegende Mehrzahl der Kaufhäuser nicht akzeptiert und Flüchtlinge beim Einkauf mit Gutscheinen ,durch KassierInnen und Kunden, diskriminiert werden. Die SDAJ, Bündnispartner der Vereinten Linke Lausitz, klärte über die soziale Demagogie der NPD auf, in der diese demaskiert und analytisch nachgewiesen wurde, wie die NPD zusammen mit dem Kapital gegen die unterdrückte Klasse hetzt. Ein weiteres Mitglied der VLL deckte faschistische Strukturen in Cottbus und Umgebung auf, indem er auf Auflösungserscheinungen von Kameradschaften in Südbrandenburg aufmerksam machte, wie z.B. "Sturm Cottbus", die allerdings nur dem Tatbestand einer terroristischen Vereinigung verhindern wollen und sich nun in der Jugendorganisation der NPD, der JN, neu formieren um ihre menschenverachtenden Tätigkeiten fortzusetzten.
Das Publikum wuchs in Höchstzeiten auf 60-70 Personen an und unterstütze applaudierend die Redebeiträge. Mitlerweile hatte sich inzwischen ein ebenbürtiger Faschomob gebildet, der bis zum Ende der Veranstaltung an das Doppelte heranwuchs und das Geschehen beobachtete. Gelegentlich trauten sich einige Faschisten bis zum Infostand vor, wurden dann allerdings von wachsamen Antifaschisten umstellt, die sie so zum gewaltfreien Rückzug brachten. Die ganze Situation erinnerte an eine Stellungsfront im 1. Weltkrieg, in der sich keine der beiden Seiten vorwagte. Nur die Polizei, die die Veranstaltung "schützen" sollte, spazierte mit höchstens 15 BeamtInnen zwischen den Fronten hin und her und hatte fleißig zu tun, dauerhaft die Gesichter aktiver AntifaschistInnen zu filmen. Zwischendurch war aber noch Zeit sich lachend und fröhlich mit Faschisten zu unterhalten.
Aus dem Kontext Cottbusser Verhältnisse heraus, war die Kundgebung ein Erfolg, der aufmerksam auf die Zustände in Cottbus machte und die Faschisten aus ihrem "Die Stadt ist Unser"-Trott heraus holte.
Gegen Ende der Veranstaltung wurde durch den Veranstalter daruf hingewiesen, sich nur in Gruppen von der Kundgebung zu entfernen, da schon Übergriffe auf TeilnehmerInnen in Seitenstraßen gemeldet wurden. Denn die Realität in Cottbus ist nunmal braun und allein die SPONTANE Anzahl der Faschisten bei der Kundgebung überragte das alternative Spektrum bei weitem.
Gerade aus diesem Grund hat sich die Vereinte Linke Lausitz den Antifaschismus ganz oben auf die Flagge geschrieben, um diese `36ger Zustände in Cottbus zu vernichten. Wir benötigen daher jede Anwesenheit von AntifasschistInnen aus allen Städten und Dörfern, um unsere Veranstaltungen zu unterstützen und zu sichern!

Ünterstützt von:
Vereinte Linke Lausitz(VLL), Flüchtlingsinitiative Brandenburg(FIB), Antirassistische Initiative Berlin(ARI), Initiative Oury, Cottbusser Initiative "Bargeld statt Gutscheine", Opferperspektive e.V.
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Ergänzungen

Kritik

antifa 01.12.2006 - 10:05
"Die SDAJ, Bündnispartner der Vereinten Linke Lausitz, klärte über die soziale Demagogie der NPD auf, in der diese demaskiert und analytisch nachgewiesen wurde, wie die NPD zusammen mit dem Kapital gegen die unterdrückte Klasse hetzt."

Was für ein Blödsinn. So, wie es hier geschrieben steht, geht es nicht um die Kritik der Argumentationsfigur von raffendem/schaffendem Kapital (kann die SDAJ auch nicht kritisieren, weil sie das selber mitträgt), sondern es wird eine Bündnisstellung von Nazis und "Kapital" behauptet (früher hätte man es auf den Nenner gebracht: "Hinter dem Faschismus steht das Kapital"). Es sollte jedem einleuchten, dass das - unter hiesigen Bedingungen - sachlich Quatsch ist (remember: die NPD ist gerade nahe am Ruin). Quatsch ist es aber auch, weil die meisten Nazis auch selber zur "unterdrückten Klasse" (aka Proletariat) gehören.

Das kommt eben davon, wenn man noch in die banalsten politischen Abgrenzungen ("gegen Nazis") irgendein Klassenkampf-Pathos hineinlegen will. Mit SDAJ und Co. gelingt das eben besonders stümperhaft.

Noch zwei Zitate. Will ich nicht kommentieren, denn dass es sich dabei um einen krassen Geschichtsrelativismus handelt, ist vermutlich unstrittig:

"Die ganze Situation erinnerte an eine Stellungsfront im 1. Weltkrieg, in der sich keine der beiden Seiten vorwagte"

"...um diese `36ger Zustände in Cottbus zu vernichten"

Im Ernst: kein vernünftiger Antifa würde so eine Kundgebung besuchen.

a

k 01.12.2006 - 10:54
ein zentraler aspekt des volksgemeinschaftskonzeptes is die verschleierung der klassengegensätze und die unterdrückung des klassenkampfes von unten...wer glaubt das sich das grosskapital die faschistische option nicht offen hält, der begeht eine fatale fehleinschätzung...die vergangenheit hat es diverse male gezeigt wann und wieso sowas passiert...es ist immens wichtig den den verlierern dieser gesellschaft klar zu machen, dass die nazis eben nicht die vertreter des kleinen mannes sind...

Kritik an der Kritik

SDAJler 01.12.2006 - 13:01
Es ist eine Frechheit wie hier in den Ergänzungen behauptet wird, die SDAJ ünterstütze die Argumentation der NPD. Es ist nachgewiesen, das die NPD nicht sozialistisch argumentiert, sondern verschleiert kapitalistisch und dies wurde in dem Bericht auch beschrieben.
Es ist traurig, wie viel menschen sich daran machen, die eigene Seite zu schwächen.

Desweiteren wird die NPD massiv durch Bonzen unterstützt, die den Haushalt der NPD aufrecht erhalten. Und die großen Sympathien vieler Proletarier für die NPD ergeben sich aus dem kapiatlistischem Kontext, frei nach deinem so genialen Spruch: "Hinter dem Faschismus steht das Kapital". Gerade ein fehlendes Klassenbewußtsein, was Menschen wie du unterstützen, werden Arbeiter in die Händer der NPD getrieben. Im offenem Klassenkampf des Kapitalismus, nahe seiner höchsten Stufe, werden immer faschistische Tendenzen deutlich, die nichts mit irgendeinem Pathos zu tun haben, sondern wissenschaftlich belegt sind. Du solltest aus deiner Traumwelt aufwachen und dich mit realen Ursachen beschäftigen, anstatt bürgerliche Argumentationen nachzuplappern.

So wie du schreibst, warst du sicherlich noch nie in Cottbus bzw. hast wahrscheinlich noch niemals was von dieser Stadt gehört ausser in der Bundesliga. Denn sonst würdest du niemals schreiben, das ein vernünftiger Antifa diese Kundgebung nicht besuchen würde. Scheinbar weißt du nicht, das Cottbus nahezu komplett BRAUN ist und Antifas es sich nicht leisten können, nicht zu Antifaveranstaltungen zugehen, weil ein anonymer PC-Junkie den Artikel nicht versteht. Das ist lächerlich.
Desweitern wurden hier Metaphern aufgezeigt, um bildhaft in Worten die Situation zu beschreiben, was keinerlei Intention hatte, aber natürlich so ausgelegt werden kann, wenn man persönlich Antipathien hat.
Cottbus könnte zum Kriegsgebiet werden, wenn sich wirklich Antifas trauen widerstand zu leisten, das scheint dir nicht klar zu sein.
Aber immer weiter nörgeln!

Antifašistická Akcia Lubin

Dolnoserbšćina 01.12.2006 - 13:21
Naziaufmarsch in Lubin am 09.12.2006. Offensichtlich wollen die deutschen Nazis nicht nur gegen "staatliche Repression" sondern auch gegen alles nicht-Nazistische und Nicht-Deutsche demonstrieren. Sie treffen sich um 10 Uhr am Bahnhof!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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steht doch da — besser wisser

steht doch da — besser wisser

eindeutig — lulo86

Opfer? — samsam

Klassenbewußtsein — Kein SDAJler