Gebührenboykott: Urabstimmung gescheitert

Boykottwillige 30.11.2006 19:07 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Die Urabstimmung über die Durchführung eines Studiengebührenboykotts an der Universität Göttingen ist gescheitert. Bei einer Wahlbeteiligung von 17,4 Prozent stimmten 13,2 Prozent der Wahlberechtigten für den Boykott. Für ein positives Votum hätten mindestens 15 Prozent der Wahlberechtigten mit „Ja“ stimmen müssen. 22,7 Prozent der Abstimmungsbeteiligten stimmten gegen den Boykott. Damit sind die Bemühungen für einen Studiengebührenboykott an der Universität Göttingen bereits im Ansatz fehlgeschlagen.
Die Verantwortung für diesen Rückschlag hat der AStA zu tragen. Dieser hat im Vorfeld der Urabstimmung nichts getan, um bei der Studierendenschaft ein Interesse an dem Boykott zu wecken. Weder gab es ausführliche Vorbereitungen für den Boykott durch den AStA noch eine solide Informationspolitik. Zum Thema Studiengebührenkredite und Boykottbeteiligung gab es von Seiten des AStA und der AStA tragenden Gruppe ADF innerhalb von drei Wochen drei verschiedene einander widersprechende Informationen. Die Verunsicherung, die solche handwerklichen Fehler verursachen, hätten vermieden werden können, wenn sich der AStA ernsthaft auf den Boykott vorbereitet hätte. Bis zum Schluss wurden von AStA-Seite kein Informationsmaterial zum Ablauf und zu den Modalitäten des Boykotts verteilt. Nicht einmal die eigenen Informationsveranstaltungen wurden ernsthaft beworben. Folge war, dass die Informationsveranstaltungen der offiziellen Studierendenvertretung mit durchschnittlich 15 TeilnehmerInnen ausgesprochen peinlich besucht waren. Dass bei entsprechender Werbung durchaus ein Interesse an dem Thema bestand, zeigt die mit 600 Personen gut besuchte Informationsveranstaltung, die das BB zusammen mit Basisgruppen und anderen linken Hochschulgruppen am Dienstag den 21.11. organisiert hatte.

Das BB kritisiert weiterhin die Urabstimmungsfrage. In dieser wurden die Studierenden nicht nur gefragt, ob sie einen Boykott befürworten, sondern auch, ob sie sich auch an ihm beteiligen. Es ist ein Hohn zu glauben, die Studierenden könnten eine solch weitreichende Frage einfach mit „Ja“ beantworten, wenn man die Informationen über die Modalitäten und den Ablauf des Boykotts im Vorfeld mit der Lupe suchen musste. Viele Leute haben uns erklärt, sie würden mit „Nein“ stimmen, weil sie noch nicht wüssten, ob sie sich beteiligen könnten oder nicht. Die Oppositionsgruppen hatten dieses Szenario befürchtet und die Formulierung der Urabstimmungsfrage bereits vor Monaten kritisiert. Der AStA hatte jedoch auf der Formulierung beharrt und versprochen, direkt zu Semesterbeginn genug Aufklärungsarbeit zu leisten. Der AStA hat nicht einmal im Ansatz versucht, dieses Versprechen zu halten. Bleibt zu hoffen, dass in anderen Universitäten in Niedersachsen, in denen engagiertere ASten den Boykott betreiben der Boykott erfolgreich ist und dass die Göttinger Pleite sich nicht negativ auf die landesweite Boykottkampage auswirkt.
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Ergänzungen

Nicht nur der AStA...

traurig aber wahr 01.12.2006 - 00:09
Nicht nur der AStA trägt die Schuld am verkorksten Boykott. Es sind einfach die lethargischen, blinden, (politisch) unmotivierten und verblendeten Studenten, die es tatsächlich nach der riesigen und intensiven Plakatierungs-, Beflyerungs- und Veranstaltungskampagne immernoch schaffen, einen Tag vor Ende der Abstimmungszeit zu Fragen, worum es bei dieser "Urabstimmung" eigentlich gehe...

Es ist wirklich sehr viel unternommen worden von den linken göttinger Gruppen, aber es bedarf mittlerweile scheinbar mehr um die Leute auf Missstände (ODER ZUM HIMMEL SCHREIENDE UNGERECHTIGKEITEN) aufmerksam zu machen... Vielleicht sollte "nächstes Mal" einfach ein Jamba-Boykott-Klingelton komponiert oder eine "Werbeveranstaltung" unter dem Titel "Göttinger Boykottstudenten werden Weltmeister (Bitte Fahnen mitbringen)" initiiert werden.

Ich weiß auch nicht was in den Köpfen dieser "bringt-doch-eh-alles-nix-Studenten" vorgeht, aber ich "freue" mich schon auf die Gesichter 2010, wenn die Gebühren das erste Mal angehoben werden, und auch schon auf die Frage, warum denn nichts unternommen wurde... Nämlich genau dann, wenn die 500€ das erste mal tatsächlich vom Konto abgebucht werden.

Scheiße. Mehr Bildung für Studenten bitte.

Titel der Ergänzung

Dein Name 01.12.2006 - 02:53
mal ganz unabhängig von den nicht erreichen 15% zustimmung immerhin 3.100 Studenten haben FÜR den Boykott gestimmt. Das ist bis jetzt mehr als in jeder anderen deutschen Uni.
Überall in deutschland wo der Boykott bis jetzt verabschiedet wurde geschah dies über VVs mit 600 teilnehmern. In Göttingen haben 3.100 dafür gestimmt.

"Langzeitstudierende"

Billy Boykott 01.12.2006 - 15:00
Sind bei der Feststellung des Ergebnisses eigentlich die sogenannten Langzeitstudierenden rausgerechnet worden? Die werden ja im Boykott nicht berücksichtigt, können also gar nicht mit "Ja" antworten. Für ein korrektes Ergebnis dürfen für 100% also nur diejenigen gezählt werden, die Studienbeitragspflichtig sind, die Langzeitstudis nicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Scheiß Studis in Gö

Sauer 30.11.2006 - 20:42
Nun ist es amtlich, Göttinger Studierende (nicht alle!) sind der größte Witz überhaupt. Nicht einmal in demokratischen Prozeduren schaffen sie es, der Streichungspolitik etwas entgegenzusetzen. 15% als angestrebtes Ziel um überhaupt weiter zu kämpfen, ist wirklich nicht viel. Merken die überhaupt noch was. Erst wird ein AStA gewählt der diesen Namen überhaupt nicht verdient und zur Krönung diese StudentInnen. Diese unpolitischen rechtsdreher von der ADF und Co.haben tatsächlich alles gemacht, um in Göttingen die Studiengebühren möglichst konstruktiv einzuführen. Geht Luftballonssteigen ihr Vollassis.

@sauer

göttinger student 30.11.2006 - 21:36
du hast so verdammt recht... es ist sowas von traurig

An dieser Stelle

Wütender Student 30.11.2006 - 23:13
möchte ich dem AStA für ihre sagenhafte Unterstützung danken.
Danke auch für die klar formulierten Stimmzettel.
Super Aktion!
Ihr Arschlöcher!

keine inhaltliche ergänzung!

nononever 01.12.2006 - 00:49
einfach nur frustriert! und scheiße wütend!

tzja ihr faulen säcke

wolke 7ben 01.12.2006 - 01:04
mit lustig bemalten Transpis kommt man nicht sehr weit...

Ist doch wurscht

Zahlen sind Rauch 01.12.2006 - 01:05
Wer in den letzten Tagen ein bisschen Medien geschnüffelt hat bekommt solche Meldungen dauernd. Die Zahl der Studierenden die sich - gemessen an der Gesamtzahl für den Boykott aussprechen ist relativ stabil. Nur die Quoren sind unterschiedlich: Mal müssen 5% bei der Urabstimmung mitmachen, damit sie gültig ist. Mal gibt es gar keine Quoren. Und mal sind es 15% der Studierendenschaft.

Wir lassen uns doch nicht von der Bürokratie sagen welche Meinung wir haben?!!!
Boykott ist Zahlungsstreik! Wir streiken!

a

b 01.12.2006 - 01:19
wie tief kann man sinken? das ist der absolute tiefpunkt. aber was will man von studierenden erwarten? ein wenig intelligenz? oder etwa fairness?

Tja...

egal 01.12.2006 - 01:54
...wer studieren möchte, um etwas anständiges - der Gesellschaft dienliches - zu werden, der soll das innerhalb einer Regelstudienzeit plus zwei bis drei Semestern auch weiterhin kostenlos tun dürfen, dafür bin auch ich.

Wer es mit seinem Studium also ernst meint, der nimmt es in Zukunft eben - ernst! Nix mehr mit Bummeln in Studiengängen wie "Sozial-Pädagogik". Nix mehr mit Bummeln in Studien-Gängen auf Kosten der Steuerzahler wie "Philosophie" oder "Germanistik".

Zu bedenken steht in dieser Diskussion immer eines: Finanziert werden die Studenten immer noch durch die Steuern der Menschen, die seit Jahren im Arbeitslaben stehen. So wie ich. Und deshalb fordere ich auch zu recht, dass die Studenten ihr Studium ernst nehmen, private Dinge während der Studienzeit zurückstellen und ihr Studium zielstrebig und schnell durchziehen.

Dann - und nur dann! - bin ich bereit, durch meine Steuern Studenten zu unterstützen.

Oh Mann

Flo 01.12.2006 - 09:47
Das is echt traurig.Nein, das is echt zum kotzen.Aber der Asta ist in Göttingen primär vom RCDS getragen, oder? Dann besteht ja noch etwas mehr Hoffnung für die andern Unis. Wobei ich finde das man den Boykott auch am Asta vorbei organisieren könnte, ist zwar scheisse aber geht doch eigentlich.
Aber insgesamt bin ich bei der Boykottsache auch recht pessimistisch. Wir müssen ja mindestens 20-25% Boykottbeteiligung haben und die meisten ham einfach Schiss vor sowas und/oder informieren sich gar nicht richtig.

@egal: Die von die beschriebenen Langzeitgebühren gibt es schon länger, jetzt geht es um Gebühren für alle, da machen wir nicht mehr mit. Das wird mit allen Mitteln bekämpft.

@egal

ganzegal 01.12.2006 - 13:24
Egal: "Zu bedenken steht in dieser Diskussion immer eines: Finanziert werden die Studenten immer noch durch die Steuern der Menschen, die seit Jahren im Arbeitslaben stehen. So wie ich. Und deshalb fordere ich auch zu recht, dass die Studenten ihr Studium ernst nehmen, private Dinge während der Studienzeit zurückstellen und ihr Studium zielstrebig und schnell durchziehen."


stell mal lieber dort forderungen wo deine Steuern wirklich hinfließen. Zum Beispiel beim Militäretat.
Auf die paar Prozent die in die Bildung gehen kommt es nun wirklich nicht drauf an.
Übrigens müssen deine Bummelstudenten ihren Lebensunterhalt selber erwirtschaften, Bafög etc kriegen die nämlich nicht mehr. Im allgemeinen sind die langsamen Studenten auch die die entweder "nebenbei" Arbeiten müssen, oder Kind(er) haben oder von Schicksalsschlägen getroffen wurden. Also nichts hier mit faulen säcken. Um sich gut zu bilden und zum Beispiel dann mal die Kompetenz zu besitzen selber an der Uni zu unterrichten braucht es ebenfalls länger als die regelstudienzeit wer also gute Dozenten haben will sollte Langzeitstudenten eher fördern.

Schönes Ergebnis

Göttinger Student 02.12.2006 - 00:36
Das Ergebnis ist nur zu begrüßen. Davon abgesehen, dass gerade aus Gerechtigkeitsgründen Studiengebühren durchaus sinnvoll sind, wurde hier ein massenhafter Rechtsbruh durch Verweigerung der Zahlung der Gebühren im Keime erstickt.

@Göttinger Student

Hol die VWL'er in den Keller 02.12.2006 - 13:22
Wenn solche StudentInnen das Wort ungerecht verwenden, dann platzt mir der Hut. Sonst schauen die meisten Studies auch nur nach ihrem eigenen Vorteil und reißen unter anderem auch mal Seiten aus Büchern. Wenn das kein asoziales, ungerechtes Verhalten unter StudentInnen ist, dann weiß ich auch nicht. Wie sich solche Leute gegenüber anderen "Schichten" äußern und verhalten, muss ich wohl nicht weiter ausführen. Rette du lieber den deutschen Standort, du (ADF)Opfer!
Rechtsbruch? Sag mal auf welchem Stern lebst du denn. Selbst wenn es einer wäre, egal.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Kapitalismus abgeschafft gehört.

Und nun?

EXAKT 03.12.2006 - 14:18
(Mit pessimistischem, gemeinem Unterton zu lesen.)

Unter den Blinden ist der Einäugige ein Fremder. Was soll man da noch sagen? Scheiß auf die Leute die sich nicht in der Lage sehen für ihre eigenen Interessen (obwohl es ihnen auch noch so leicht gemacht wird) einzustehen, einfach weil sie faul oder uninformiert und degeneriert sind, oder weil sie eine Phobie vor vermeintlich linken Projekten haben. Ich frage mich manchmal ob es sich noch lohnt immer alle bei der Hand nehmen zu wollen...

Irgendwann wenns nicht mehr geht kommen vielleicht wieder mehr leute von selbst auf Marx und Co. zurück... Wobei mir der Rückfall des Bewusstseins der dumpfbackigen Masse in die 30er wahrscheinlicher erscheint - denn dazu braucht mann nur das Gehirn abschalten.

Gute Nacht, Ich geh im Keller aufrüsten für die nächste Resistance...