Oaxaca-Ticker

diverse 29.11.2006 17:47 Themen: Soziale Kämpfe
Mindestens 60 neue Verhaftungen, Verletzte durch Schüsse - Bruder eines APPO-Sprechers festgenommen und ev. weitere APPO-Führer - Dialog ausgesetzt - Menschenrechtsbeobachter gefoltert - Verlegungen in Hochsicherheitsgefängnisse geplant; 27-28-29.Nov.06
Nachtrag voraus:
Heute, 29.Nov.06 wurde früh am Morgen die Barrikade von 5 Señores geräumt sowie die letzten Barriakden, die Radio Universidad geschützt haben. Laut ersten Berichten hat es keine Verhaftungen gegeben
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Oaxaca a dia: Dienstag, 28.Nov.2006

DIE OFFENSIVE GEGEN DIE APPO DAUERT AN

Während die PFP damit begann, die Haftbefehle, mehr als 300 zu vollstrecken, dauerte die Repression gegen die Mitglieder und Sympathisanten/tinnen der Appo an. Die föderale,- und ministeriale Polizei durchsuchte Häuser und verhaftete mindestens 60 Personen. Ausserdem dauerten die Angriffe der Psychopathen und Paramilitärs gegen Mitglieder und "Verdächtige" an, die durch "Radio Mapache" vorangetrieben wurden, die Radiostation, die auf legale Weise die Priisten aufgefordert hatte, Häuser anzugeben, in denen sich verdachtsweise Mitglieder oder SympathisantInnen der APPO befinden.

Für heute wird eine Dialogrunde zwischen der APPO und der Regierung angekündigt, bei der die APPO ihre Hauptforderungen wiederholen sowie ein weiteres Mal die Freilassung der Gefangenen und die Präsentation der-lebenden- Verschwundenen fordern will; ausserdem soll die Einstellung der Haftbefehle gegen Mitglieder der Bewegung und der sofortige Abzug von Ulises Ruíz Ortiz und der PFP aus Oaxaca erneut verlangt werden.



SCHÜSSE GEGEN DIE MEDIZINISCHE FAKULÄT
von: mariachiloko, 28.11.06

Kurz vor Beginn einer Pressekonferenz in der medizinischen Fakultät, ist diese beschossen worden. In Oaxaca wird der Staatsterrorismus losgetreten; StudentInnen der medizinischen Fakultät und Chirurgie wurden mit Schüssen angegriffen und von paramilitärischen Gruppen entführt, die in diesen Augenblicken in der gesamten Stadt operieren.

Die StudentInnen waren gerade dabei, die Pressekonferenz in der Fakultät , die gegenüber der ehemaligen Quelle der sieben Regionen liegt, zu eröffnen, als von einem Kleinlaster, der mit hoher Geschwindigkeit angefahren kam, mehrmals auf die jungen Leute geschossen wurde. Während der Pressekonferenz machten die StudentInnen Aussagen zu den Morden von seiten der Ministerialpolizei während der Gewalteskalationen am Samstag, als drei Demonstraten, die nicht identifiziert werden konnten, ums Leben kamen. Laut Zeugen sind ihre Leichen verschwunden.

Während der Schießerei ( am 27.sten ) wurde ein Student in den Magen getroffen und ein anderer, mit dem Spitznamen "El Gato" ( der Kater ), verschleppt.
Drei Lehrkräfte wurden aus den Räumen des Staatlichen Instituts für Öffentliche Bildung von Oaxaca ( Estatal de Educación Pública de Oaxaca ) weggebracht.
An der Straßenkreuzung el Rosario sind weitere Einwohner von paramilitärischen Gruppen verschleppt worden.
Diese Dinge geschahen zeitgleich gegen 16:00 Uhr am 27.Nov.2006

Wir fordern ein Ende dieser bestialischen Brutalität gegen das heroische Volk von Oaxaca und bekräftigen, dass auf dem Territorium Oaxacas der Faschismus beginnt, den der falsche Präsident Felipe Calderón Hinojosa repräsentiert.
Wir rufen zur Solidarität mit der Bevölkerung Oaxacas auf, um diese Aggressionen zu stoppen. Für all dieseTaten machen wir den Fantasma- Gouverneur Oaxacas, Ulises Ruiz Ortiz, den Präsidenten Mexicos, Ulises Ruiz Ortiz und den falschen Präsidenten Felipe Calderón verantwortlich.



MINÜTLICHE BERICHTERSTATUNG
28.Nov.06

Bedrohung eines unmitelbaren Angriffs auf Ciudad Universitaria durch die PFP

18:52 - Heute um 10:00 hat in Oaxaca-Stadt das Forum der Indigenen Gemeinschaften von Oaxaca begonnen, das morgen fortgesetzt werden wird

17:50 - In Huetla wird eine Lehrerin verhaftet

17:49 - Ein Ford, Weisser Wolf, fährt Richtung Oaxaca-Stadt, indem Psychopathen sitzen

16:39 - Radio Universidad kommentiert das Interview mit dem Regierungssekretariät von Nayarit und teilt mit, dass es keine Informationen über die 141 DemonstratInnen gibt, die in diesen Staat gebracht worden sind. Es wird gefordert, dass diese Verhaftet auf dem schnellsten Weg aus Nayarit zurückgebracht werden.

15:33 - Radio Universidad ( RU ) schliesst sich an Radio Lora International in Bern ( Schweiz ) an. Vergangenen Samstag hat in Zürich eine Solidaritätsdemonstration für die Bevölkerung Oaxacas statgefunden.

14:59 - Eine Frau zeigt durch einen Anruf bei RU an: "Am Samstag haben sie mehrere Familien weggebracht; anscheinend nach Nayarit. Wir wissen nicht, was wir machen sollen; es ist eine verzweifelte Situation."Señor Ulises Ruiz, der Señor Müll, wollte ich sagen... ich kann keine Worte finden, um zu beschreiben, was ich diesem Mann gegenüber empfinde. Dort im Radio Patito loben sie ihn, während wir doch wissen, wieviele Tote er verursacht hat..."; ich möchte die Namen der Verhafteten angeben: Aurora Ruiz Garcia und Sebastian Ruiz García; sie ist Professorin und er ziviler Ingenieur"

14:35 - Bericht: Das Forum der Indigenen Gemeinschaften Oaxacas hat begonnen,unter der Anwesenheit von Samuel Ruiz, Gilberto López und Rivas, Joel Aquino, Adelfo Regino sowie Delegierter der Indigenen Gemeinschaften aus dem gesamten Staat. Es wurde die Situation der Repression angeklagt, die die Bevölkerung von Oaxaca erlebt

14:24 - Die kommerzielle Presse bestätigt die Verhaftung des anderen Bruders von Flavio Sosa, Eric Sosa, gegen 13:30 auf dem Flughafen von Oaxaca-Stadt

14:17 - Am Morgen traf sich die Mexikanische Liga für Menschenrechte mit den Familienangehörigen der Verhafteten; sie erklärten, dass es ein Generalmuster gibt, nachdem die Festgenommenen verborgen und die Mißhandlungen und Folterungen an ihnen verschleiert werden

14:11 - Über Radio Universidad wird berichtet, dass man Gewissheit über die Verhafteten der letzten Stunden hat und dass sie in den kommenden Tagen ins föderale Hochsicherheitsgefängnis von Matamoros Tamaulipas, an der Nordwestgrenze Mexikos, verlegt werden

14:04 - RU: Das Forum der Indigenen Gemeinschaften Oaxacas klagte die Präsenz von militärischen Reserven in den Strassen an, die verhindern würden, dass Indigenagemeinschaften aus der Sierra an dem Forum teilnehmen

13:45 - Radio Universidad: Heute morgen wurde von noch mehr Verhaftungen in der ersten Morgenstunde berichtet

13:42 - RU: Gerade sind zwei Fluzeuge der PFP eingetroffen. Mann weiss sehr gut, dass sie gerade Militärübungen im Staat Oaxaca abhalten

5:12 - Radio Universidad sendet weiter. In der Nacht haben intensive Patroullien Angst vor einem jederzeit möglichen Angriff ausgelöst. Die Störungen der Übertragungen sind sehr stark, in Oaxaca-Stadt wird über 1400 AM gesendet und über Internet, über 100derte Empfänger in der ganzen Welt, die über lokale Gemeinschaftsradios in Amerika und Europa weiter übertragen

00:48 - RU: Vielleicht ist dies die kritischste Nacht seit Beginn der Sozialen Bewegung Oaxacas. Aber es wird noch life über den Öffentlichen Kampf der Völker von Oaxaca gesendet und in jeder Situation von Bedrohung

00:47 - Polizei bewegt sich von Santa Lucía her, weltweit berühmt wegen ihrer Paramilitärs und Psychopathen

00:33 - RU: Heute wurden die Patronenhülsen der föderalen Kräfte gezählt, die nach dem Massaker vom 25. Nov. gefunden worden sind: Patronen de caribe 223; von automatischen 45-Pistolen, 38iger Automatik und 9mm Pistolen. Manche dieser Projektile waren in die Aulen der medizinischen Fakultät eingeschlagen

00:26 - Die Störfrequenzen in Radio Universidad werden jedesmal stärker

00:25 - Die PFP im Umfeld von Ciudad Universitaria ist gerade schon an d la barda ? der CU, auf der Höhe de ICE, zu sehen

00:19 - Einmal mehr erfolgt die Information, dass die PFP die Universität von Qaxaca stürmen wird; in diesem Moment sind sie auf der Höhe von Soriana

00:05 - Der ehemalige Rektor der Universität von Oaxaca, Felipe Martínez Soriano, ist in RU auf Sendung
 http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=139689

APPO-FÜHRENDE VERHAFTET ?
von: Jorge Octavio Ochoa und Alejandro Torres, 28.Nov.06

Laut Angaben der APPO hat die Regierung das Treffen ausgesetzt

Es kursieren Gerüchte, dass einige Führende der APPO, wie Flavio Sosa, Zenén Bravo, Evangelio Mendoza und Gustavo López im Verlauf der letzten Stunden verhaftet worden sein könnten.

20:24 - Die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Dialogs zwischen dem Sekretariat der Regierung und der Öffentlichen Vesammlung der Völker von Oaxaca bleibt für heute ausgesetzt.

APPO-Sprecher Florentino López bestätigte, dass der per Petition überbrachte Vorschlag, heute um 16:00 ein Treffen abzuhalten, vom Regierungsekretariat ohne Erklärung ausgesetzt worden ist.

Inzwischen dauert in der Umgegend der Kirche der Armen, in der Colonia Reforma, eine intensive Patroullie der Ministerialpolizei an.
Gerüchten zufolge sind die bereits genannten Leitenden der APPO während der letzten Stunden verhaftet worden.

Florentino López sagte zunächst einleitend in der Kirche, dass er seine Überzeugung bekräftige, dass es in den nächsten Stunden zu einem Dialog mit dem Regierungsekretariat kommen würde.

- Was kann man von einem Dialog, nur drei Tage nach Beendigung der aktuellen Regierung und nach sechs Monaten, in denen keine einzige Übereinkunft getroffen wurde, erwarten? Oder existiert irgendeine solche mit Felipe Calderón?

- Man setzt gerade einen Dialogprozess fort, ungeachtet der Bedingungen in denen wir uns auf diesem Höhepunkt befinden. Wir wissen, dass die gegenwärtige Verwaltung erst drei Tage alt ist. Trotzdem verhandeln wir mit der föderalen Institution und in diesem Sinn wollen wir diese Situation handhaben.

Florentino López erinnerte daran, dass die neue Administration möglicherweise Abstand nimmt, von den Übereinkommen, die in diesen Stunden erzielt werden könnten, gemahnte aber gleichzeitig daran, dass die Verhandlungen "Teil des Zeichens des guten Willens der APPO sind, mit dem weiterhin auf die Möglichkeit gesetzt wird, eine grundlegend friedliche Lösung für die Probleme in Oaxaca zu finden."

Mit dem Dialog wird auch angestrebt, Bedingungen für eine neue Etappe zu schaffen.

- Aber kann man in drei Tagen erreichen, was in fünf Monaten nicht erreicht worden ist ?

-Für uns ist alles möglich. Bis zum letzten Moment ist es möglich ( eine friedliche Lösung zu finden ), immer und wenn der Wille dazu vorhanden sein sollte, denn was es in dieser ganzen Zeit nicht gegeben hat, ist der entsprechende Wille.
 http://www.eluniversal.com.mx/notas/390790.html



MENSCHENRECHTSVERTEIDIGER IN OAXACA GEFOLTERT

Kommunique gegen die Folter in Oaxaca
México D.F., 28. Nov. 2006

Alberto Tlacael Cilia Ocampo wurde am 27.Nov.06 gegen 16:10 Uhr in den Einrichtungen von Ciuad Universitaria Oaxaca verhaftet, während er seiner Aufgabe als Beobachter nachkam. Alberto, der vom Zentrum für Menschenrechte Yax´kin A.C. gesandtt war, um die schwierige Situation der Universität zu dokumentieren, wurde das Opfer einer ungerechtfertigten Verhaftung.

Vom Moment seiner Festnahme an wurde er physisch und psychologisch von Elementen der Ministerialpolizei gefoltert. Bis um 16:33 am Folgetag, dem 28. Nov, war nichts über seinen Verbleib bekannt. Dann erfolgte ein Anruf von Cilia Ocampo und er berichtete aus der Agentur ( oder Nebenstelle ), in der er anscheinend festgehalten wurde. Im Folgend die kurze Aussage von Alberto, bevor das Telefongespräch unterbrochen wurde:

"Hallo, hier spricht Alberto, ich weiss nicht, wo ich mich befinde, aber ich werde in einer Agentur/Nebenstelle von Oaxaca festgehalten; sie haben mich gestern um 4:00 p.m. verhaftet". Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: "... Die Beamten, die mch festgenommen haben, zogen mir eine Gesichtsmaske über und schlugen auf mich ein; sie nahmen alles auf Video auf; sie sagten, dass die meine Eltern umbringen würden, dass sie mich zerstückeln und ein Gliedmaß meines Körpers in einer Flasche mit Alkohohl an meine Familie schicken würden, damit sie eine Erinnerung an mich hätten. Sie schlugen mich in die Rippen und traten mir die ganze Zeit über ins Gesicht. Ausserdem drohten sie mir, Elektroden anzulegen."

"Sie beschuldigten mich, ich hätte Karren und Gebäude in Brand gesteckt. Sie breiteten Steine, Geschosskugeln, Murmeln, T-Shirts und Erkennungsmarken der APPO vor mir aus und behaupteten, dass ich das alles in einem Rucksack dabeigehabt hätte, obwohl es gar nicht in ihn hineinpasste."

" Mit den Folterungen zwangen sie mich zu unterschreiben, dass ich im Radio Universidad gewesen war, in der CU (UABJO) geschlafen hatte und an den Märschen, Treffen und Platzbesetzungen teilgenommen hatte, zu denen von der APPO aufgerufen worden war. Sie zwangen mich auszusagen, dass ich Molotovcocktails und cuetones (?) fabriziert hätte und dass die APPO mir dafür im Gegenzug 500 Pesos täglich gezahlt habe."

"Sie bedrängen mich, ich soll auflegen, sie lassen mich nicht weiterreden und weisen jemanden an, uns Essen, Wasser und Bettzeug zu bringen, denn wir haben seit gestern nichts mehr gegessen und konnten uns vor der Kälte nicht zudecken."

In diesem Moment brach der Anruf ab, der nur ein paar Minuten lang gedauert hatte und der wegen der Anzeige der Angriffe, die Alberto bei der Verschleppung erlitten hatte, unterbrochen worden war.

Mehr Informationen hierüber per Kontakt mit:
C.D.H. Yax´kin, A.C.
Tel.55.64.12.07; fax 55.64.18.20; Cel. 044.55.37.26.31.19;
E-Mail:  yaxkin@prodigy.net.mx,  davidcilia@gmail.com
( Quelle und Liste der Unterzeichnenden:
 http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=139691)

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Ergänzungen

kleine

korrektur 29.11.2006 - 20:32
die "Psychopathen" im obigen Artikel sind eigentlich Killer ("sicario" = bezahler Killer, Meuchelmörder)