Vorwürfe gegen EZLN

Ü:tierr@ 27.11.2006 19:40 Themen: Soziale Kämpfe
Paramilitärische Organisation beschuldigt die EZLN und die Juntas der Guten Regierung der Unfähigkeit, ausländischen Interessen zu dienen und verlangt den Abbau der Unterstützungsbasen in 5 Gemeinden ....
Zudem Indigenas fliehen aus bedrohten Gemeinden....
Tuxtla Gutierrez, Chis., 22.Nov.2006
Die als priistisch paramilitärisch identifizierte Organisation Verteidigung der Rechte der Indigenas und Bauern: Defensa de los Derechos Indígenas y Campesinos (OPPDIC), sandte am letzten Dienstag ein Schreiben an die Zapatistische Nationale Befreiungsarmee EZLN, indem sie davor warnte, dass es zu Konfrontationen kommen würde, wenn die EZLN nicht ihre Basen in 5 Gemeinden der Lacandonewälder abbauen würde. Ausserdem brach die OPPDIC den Dialog mit den Juntas der Guten Regierung ab.

Die OPPDIC wird von dem Ex-Diputierten Pedro Chulín angeführt, der seit 1997 am Abbau der zapatistischen autonomen Gemeinden, wie u.a.Taniperla, beteiligt ist.

Die priistische Organisation beschuldigte in einem Schreiben das an"Sebastián Guillén Vicente, Marcos"; das Clandestine Indigene Revolutionäre Komitee, Komandatur der EZLN sowie jeweils an den Präsidenten der Republik und den Regierungschef des Staates,Vicente Fox und Pablo Salazar gerichtet war, die zapatistischen Juntas der Guten Regierung in Altamirano und Ocosingo, "die Zone zu destabilisieren".


In dem Dokument weist Chulín die Anschuldigung,seine Organisation sei paramilitaristisch mit der Argumentation zurück, dass diese im Sinne der Gerechtigkeit im Besonderen die Rechte der indigenen Völker/Gemeinschaften verteidige". Außerdem gab er damit an, dass deren Aktionen dazu gedient hätten, "den sozialen Frieden in den Gemeinden zu stabilisieren."

Der Führer der OPPDIC forderte "die unmittelbare Räumung der Gebiete, die von den Unterstützungsbasen der EZLN in den Gemeinden Altamirano, Ocosingo, Chilón, Tumbalá Sitalá besetzt wurden".: "Wir teilen dem militärischen Chef der EZLN und den Regierungen mit, dass wir ab heute, den Dialog mit den sog. Juntas der Guten Regierungen abbrechen, da sie nicht die Kapazität besitzen, eine Lösung für die Über-oder Einfälle zu finden, die ihre Compañeros begangen haben, zu lösen; deshalb ermahnen wir sie dazu, ihre Leute zur Ruhe zu bringen oder wir werden die entsprechenden Maßnahmen ergreifen."

Chulín der über seine Organisation föderale und staatliche Mittel erhalten hat, die angeblich für produktive Projekte bestimmt sind, machte die Autoritäten für "jede Art von Konfrontation zwischen den Beteiligten an dem Konflikt verantwortlich."
 http://www.jornada.unam.mx/2006/11/23/index.php?section=estados&article=038n1est


DAS KOMMUNIQUE DER OPDDIC A. C

COMUNICADO DE LA ORGANIZACIÒN PARA LA DEFENSA DE LOS DERECHOS INDIGENAS Y CAMPESINOS (OPPDIC A. C).

AN SEBASTIÁN GUILLEN VICENTE “MARCOS”.
AN LIC. VICENTE FOX QUESADA, PRESIDENTE DE MÉXICO.
AN PABLO SALAZAR MENDIGUCHIA, GOBERNADOR DE CHIAPAS.
AN DAS COMITÉ CLANDESTINO REVOLUCIONARIO INDIGENA CG DEL EZLN

Mit dem vorliegenden Kommunique, das die Organisation zur Verteidigung der Rechte der Indigenas und Bauern, avaliert von den chol, Tzeltal und Tojolabal sprechenden Männern und Frauen und in Übereinstimmung mit einer außerordentlichen Versammlung, die an irgendeinem Ort in der Lacandonen-Zone abgehalten wurde, wenden wir uns an Sie, um die schwere, soziale Destabilisierung darzulegen, die wir in den Gemeinden Altamirano, Ocosingo, Chilon, Sitalà und Tumbala aufgrund der schlechten Handlungsweise der ernannten bevollmächtigten Juntas der Guten Regierungen erleben, die ihren Sitz in Morelia de Altamirano und La Garrucha de Ocosingo haben, die sich seit der Bildung der genannten Guten Regierungen dem Schutz von Gruppen Straffälliger zugewandt haben, wovon das kuturelle Erbe der Indigenas und Bauern betroffen ist.

Wir als Indigenas haben den Kampf der EZLN respektiert und geglaubt, dass er tatsächlich zur Verteidigung der Indigenen Völker/Gemeinschaften war, aber wir haben festgestellt, dass sie nur da sind, um zu unterdrücken, zu bedrängen, einzusperren, einzufallen und den sozialen Frieden in den Gemeinden zu verletzten, da diese Aktionen nur den großen Unternehmern und den Regierungen des Landes dienen sowie den Ausländern, gekommen sind, um in den Lacandonewald einzufallen, durch das was wir zuvor dargelegt haben, von den sog. Zapatisten geschützt.

1.- Wir ( männlich und weiblich) weisen als Mitglieder der OPDDIC das Argument der Zapatisten vollständig zurück, die uns als paramiltärische Gruppe ansehen, was nicht als gegeben gelten kann, da unsere Ausrichtung die Rechte der indigenen Völker/Gemeinschaften im Sinne der Gerechtigkeit ist und wir die Stabilisierung des sozialen Friedens in den Gemeinden unterstützt haben und unsere hauptsächliche Anklage der Respekt der individuellen Garantien und Garantien des kulturellen Erbes, wie Mutter Erde und das Wasser unserer Mitglieder ist.

2.- Wir forden dass die in Altamirano, Ocosingo, Chilon, Tumbala und Sitalà liegenden Gebiete, die von den Unterstützungsbasen der EZLN besetzt wurden, unverzüglich geräumt werden, denn falls dies nicht erfolgt, werden die Ejidatarios ( Anmrg. NutzerInnen von Gemeindeland ) die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um das Land zurückzuerobern, das ihnen legalerweise zugehört.

3.-"Wir teilen dem militärischen Chef der EZLN und den Regierungen mit, dass wir ab heute, den Dialog mit den sog. Juntas der Guten Regierungen abbrechen, da sie nicht die Kapazität besitzen, die Einfälle die ihre Compañeros begangen haben, zu lösen; deshalb ermahnen wir sie dazu, ihre Leute zur Ruhe zu bringen oder wir werden die entsprechenden Maßnahmen ergreifen."

4.- Wir machen den Regierungen bekannt, dass sie bis zu diesem Datum nicht bei den Agrar,-und religiösen Konflikten, die wir in den fünf Gemeinden haben, interveniert haben, obgleich diese verschiedenen Niederlassungen gegenüber amtlich zur Kenntnis gebracht wurden, die sich taub stellten, um unseren sozialen Anklagen keine Aufmerksamkeit entgegenbringen zu müssen und dass wir sie deshalb für jede Art von Konflikt zwischen den Beteiligten an dem Konflikt verantwortlich machen.

5.- An die neuen Gouverneure Juan Sabines Guerrero und Felipe Calderón Hinojosa richten wir den Aufruf, alles mögliche zu unternehmen, damit unsere sozialen Anklagen berücksichtigt werden,denn falls dies nicht geschieht, werden die Ejidatarios ihre Rechte wahrnehmen, koste es was es wolle, da die Menschenrechtsverletzungen, die wir während vieler Jahre erlitten haben Unrecht sind, die von jenen veranstaltet wurden, die sagen, dass sie Zapatisten sind und dass sie aus einem gerechten Grund heraus kämpfen, was in Frage steht, da sie vielmehr die zivilen Compañeros, die ein würdiges Leben für die marginalisierten Gemeinschaften suchen, einschüchtern,verfolgen und einsperren.

Für die Verteidigung der Mutter Erde und des Wasser fordert die Organisation zur Verteidigung der Rechte der Indigenas und Bauern A.C.Gerechtigkeit, Land und Freiheit.
......

NEUE ESKALATION ?

Fast parallel wurde am 22. November von Gerüchten berichtet, dass bewaffnete Männer vorhätten, Orte in den Lacandonewäldern anzugreifen:

Etwas mehr als 50 lacandonische Indigenas, in den Mehrzahl Kinder, sind aus der Gemeinde Lacanjá Chansayab geflohen, aus Angst davor, nach den Auseinandersetzungen in Viejo Velasco Suárez, angegriffen zu werden. Dort waren offiziell vier Personen ums Leben gekommen und andere weitere, die anscheinend am vorvergangenen Wochenende aus der Stadt geflohen waren, sind verschwunden.

Ein Indigena der im Sitz der Kulturellen Vereinigung Na Bolom,wo manche Schutz suchten, interviewt worden und der anonym bleiben will, sagte dass nachdem am 13. November im Zuge des Konflikts um Land, 17 Familien in Viejo Velasco Suárez von 300 Personen der Gemeinden Nueva Palestina, Lacanjá Chansayab und Frontera Corozal angegriffen worden waren, am vorletzen Freitag die Version die Runde machte, dass "mehr als 1000 bewaffnete Männer der Selva in El Aguacate, das ca, 1,5 Stunden von Lacanjá entfernt ist, wären, die kommen würden und dass man weggehen müsse". Viele Familien beschlossen deshalb den Ort zu verlassen und nach Palenque, Villahermosa, Benemérito de las Américas und San Cristóbal de las Casas zu gehen.
Weiter versicherte er, dass auch BewohnerInnen aus Frontera Corozal und Nueva Palestina ihre Behausungen verlassen würden, wenn auch in geringerer Zahl.

NGO´S forden die Entwaffnung der Indigenas

Das Netz zur Verteidigung der Erde und des Territoriums, das aus verschiedenen Nichtregierungsorganismen wie u.a. dem Movimiento Agrario Indígena Zapatista, Mo-vimiento de Resistencia Popular del Sureste und Maderas del Pueblo del Sureste besteht, forderte "die unverzügliche Entwaffnung aller irregulär bewaffneten Indigenagruppen, die in den Orten Nueva Palestina, Lacanjá Chansayab und Frontera Corozal in den Lacandone-Wäldern operieren."

Das Netz forderte zudem die unverzügliche Aufklärung der Aggression in Viejo Velasco Suárez.
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HINTERGRÜNDE:
Ya Basta Netz:
 http://projekte.free.de/bankrott/links.html
www.chiapas.ch
www.gruppe-basta.de
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Ergänzungen

PRI = Paramilitärs und Mafia

X 27.11.2006 - 20:37
Immer wieder liesst man in Berichten über die Ereignisse in Oaxaca oder Chiapas von den der PRI angehörigen Paramilitärs. Stimmt der Eindruck, daß das Netz aus Paramilitärs und Mafia in Mexico im Wesentlichen aus PRI-Mitgliedern und nahestehenden Gruppen besteht? Oder sind die PRIstas nur ein Teil, der gerade besonders aktiv ist?

Zur Rolle der PRI

Agua 28.11.2006 - 00:55
Hmm, die Gleichung PRI = Mafia + Paramilitärs gehts so sicher nicht auf. Die PRI ist die alte, korrupte Staatspartei und als solche noch immer recht heterogen. Das gesamte mexikanische Establishment war bei der PRI, auch Obrador und Fox. Selbst viele Leute der außerparlamentarischen Opposition waren PRIstas. Politik wurde über Jahrzehnte durch Flügelkämpfe in der PRI entschieden. Das hat sich zwar in Teilen geändert, aber noch heute gilt: a) Die PRI ist eine heterogene Organisation und umfasst Mörderbanden, politische Karrieretypen ohne Profil, harmlose Gemüseverkäufer und teilweise sogar alte Sozialdemokraten. b) Insbesondere im regionalen Bereich ist das verfilzte mexikanische System eng mit der PRI verknüpft, so dass es fast immer irgendeine Verbindung zwischen mafiösen Strukturen und der PRI gibt. Dennoch kann man die PRI nicht mit Mafia und Paramilitärs gleichsetzen. Das ist ein zwar ein wichtiger Teil der Partei, aber andererseits repräsentieren die Paramilitärs sicher nicht die Führungriege der PRI. Die Mafia schon eher...

PRI-Nachtrag

Agua 28.11.2006 - 00:59
Nochmal direkt zur Frage: Wenn man von Paramilitärs o.ä. aus Chiapas, Oaxaca... hört, so ist die Aussage "Es besteht irgendeine Verbindung zum PRI-Filz" sicher richtig. Mit "Das wurde von der örtlichen PRI geplant." sollte man eher vorsichtig sein.

Neues auf Telepolis

Paul 28.11.2006 - 10:52
Marcos warnte inzwischen vor der Möglichkeit eines "Aufstands oder Bürgerkriegs".
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24082/1.html

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Vom Tellerwäscher zum Millionär

EZLN sind keine Siff-Anarchos 27.11.2006 - 22:08
"Wir machen den Regierungen bekannt, dass sie bis zu diesem Datum nicht bei den Agrar,-und religiösen Konflikten, die wir in den fünf Gemeinden haben, interveniert haben, obgleich diese verschiedenen Niederlassungen gegenüber amtlich zur Kenntnis gebracht wurden, die sich taub stellten, um unseren sozialen Anklagen keine Aufmerksamkeit entgegenbringen zu müssen und dass wir sie deshalb für jede Art von Konflikt zwischen den Beteiligten an dem Konflikt verantwortlich machen."

Na klar! Wenn in einem kapitalistischen System einem jeden Menschen das Recht gegeben sein soll, vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen zu können, dann sind Agrar- und religiöse Konflikte ersteinmal zweitrangig, weil zunächst (bis zum nächsten Aufstand) alles und alle vom Großkapital asimiliert und kontrolliert werden.

Ich glaube eher die "Genossen" von der OPPDIC haben zu viele MTV-Shows geglotzt.
Aber vielleicht liege ich da auch völlig falsch...

Spaltung....

clara fall 28.11.2006 - 09:25
wie war das noch mit Staatsknete erhalten zur Förderung guter Projekte? sieht mir eher nach ökonomischer Aufstandsbekämpfung durch Spaltung aus ...