Dresden: Campusnazis des Monats

autor_in des beitrags 23.11.2006 18:32 Themen: Antifa
Heute morgen haben unbekannte antifaschistische Aktivist_innen großflächig an der TU-Dresden Flyer verteilt, auf denen zur „Wahl des Campusnazi des Monats“ aufgerufen wurde. Zur Auswahl standen drei neue Kandidaten, nämlich Martin Koban, Marcel Heinze und Ralf Paschwitz, sowie die bereits im Mai 2005 als Nazis geouteten Studenten Ricardo Gutte und Eric Buder.
Auf dem Unigelände waren auch einige Plakate geklebt worden, die die Aufmerksamkeit der Student_innenschaft erregten.
Scheinbar sind Nazis an der Dresdner Uni nicht mehr sicher, was ihre Anonymität angeht, schließlich wurden neue Veröffentlichungen dieser Art angekündigt.

Anbei die abgetippten Texte, leider ist so das Sternchendesign im Stil von „Deutschand sucht den Superstar“ nicht erkennbar, aber was solls.
Ist zwar etwas lang, lohnt aber zu lesen, sehr witzig...
„Campus-Nazi des Monats
Das Student_innenleben national gesinnter Jugendlicher ist allzu oft ein eher beschauliches, wenn nicht sogar ein etwas tristes. Dies mag durchaus daran liegen, dass viele studierende Nazis nicht die Courage besitzen, ihre Kommilition_innen darüber zu unterrichten, welcher Ideologie sie Anhänger_innen sind.
Mit dieser Aktion soll dieser misslichen Lage Abhilfe geschaffen werden - es soll schlicht und einfach ein wenig Spannung und Abenteuer in die Leben unserer Campus-Nazis gebracht werden.
Es folgen nun die Kurzportraits unserer Kandidaten, damit sich die Dresdner Student_innen ein Bild darüber machen können, welchem der drei der Titel "Campus-Nazi des Monats" gebührt.

Marcel Heinze
Zuerst wollen wir Marcel Heinze vorstellen. Der gebürtige Thüringer studiert seit 2002 Informatik an der TU Dresden. Aus den grauen Informatiker_innenmassen an der Fakultät sticht er vor allem durch sein besonders biederes Äußeres und seine mehr als geschmacklosen Thor-Steinar-Naziklamotten hervor.
Am 14. Juni 2006 wollte sich Marcel am Versuch von knapp dreißig Neonazis aus dem Umfeld des Nationalen Jugendbündnisses (NJB), einen vom Referat Politische Bildung veranstalteten Uni-Vortrag über Nazistrukturen in Sachsen zu stören, beteiligen. Das NJB stellt als Jugendorganisation des Nationalen Bündnisses ein Verbindungsscharnier zwischen parteigebundenen Nazis und dem "unabhängigen" Kameradschafts-spektrum in Dresden dar. Allerdings reichte Marcels Heldenmut nicht dazu aus, mit seinen Kamerad_innen bis vor die Tür des Veranstaltungsraums vorzupreschen und so hielt er sich dezent im Hintergrund.
Auch am 16. September 2006 ließ es sich Marcel nicht nehmen, auf einer Demo gemeinsam mit etwa zweihundert Nazikamerad_innen unter dem Motto "Freie Menschen statt freie Märkte" durch Plauen zu ziehen. Schon deren Aufruf serviert dem_der Leser_in Kapitalismuskritik des dummen Kerls respektive der blöden Göre par excellence: statt ihn als ein System abstrakter Herrschaft zu begreifen, statt die ihm zugrundeliegenden Kategorien von Arbeit und Wert zu kritisieren, wird wieder die altbekannte antisemitische Verschwörungstheorie von den Unterdrücker_innen mit Sitz in New York bzw. Tel Aviv präsentiert.
Doch Marcel hat nicht nur stets viel Spaß mit seinen Nazifreund_innen, er "engagiert" sich in seinem Wohnheim in der Hochschulstraße als Sektionsbeauftragter der AG DSN und sitzt auch als Finanzbeauftragter im Vorstand dieser Arbeitsgemeinschaft. Deren Zweck ist es, Dresdner Student_innenwohnheime ans Internet anzubinden.
Diese Betätigung verschafft Heinze durchaus Vorteile für seine politischen Projekte, so kann er auf seiner Wohnheim-Homepage die Designdokumente für die von ihm gestaltete Nazi-Regionalzeitung "Blickpunkt Vogtland" ("BV") hosten.
Bei einem Blick auf deren Inhalt scheint dieser fast so bieder-rassistisch wie der Autor: unter der nichtssagenden Parole "Für die Unterdrückten - Gegen die Ausbeuter" wird sich beispielsweise für die finanzielle Förderung "deutscher" Mütter ausgesprochen und argumentiert, diese könne durch eine Streichung des Kindergelds für "Nichtdeutsche" gegenfinanziert werden.
Dabei macht sich die Nazizeitung auch stark für das "Recht" aller Frauen, "ihre ureigensten Anlagen und Aufgaben [...] in die eigene Hand [zu] nehmen" - dass sich diese in der Weltanschauung des "BV" in Heim, Herd und Kindererziehung erschöpfen, ist wohl nicht nur böse Unterstellung.
Die braune Melange in der Postille wird durch zahlreiche Links auf Naziprojekte, so z.B. Altermedia oder die "Antikapitalismus-Kampagne" abgerundet.

Martin Koban
Nun zu einem guten Kollegen von Marcel: Martin Koban, Elektrotechnikstudent an der TU seit 2004, ebenfalls ansässig im Wohnheim Hochschulstraße (Hausnummer 46) und genau wie er in der AG DSN tätig als Geschäftsführer der Sektion Hochschulstraße.
Beim Störversuch des Vortrages vom Referat Politische Bildung begleitete Martin Marcel und wollte die Veranstaltungsteilnehmer_innen dann auch mit seiner Anwesenheit beehren - allerdings wurde er bereits am Eingang abgewiesen.
Sonst macht sich Martin vor allem in diversen Student_innenwebforen unbeliebt, so postete er auf exmatrikulationsamt.de unter dem Nickname "tortenhuber" beispielsweise seine geistigen Ergüsse zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Diese seien nämlich sowieso nur eine Inszenierung der US-Regierung gewesen, so seine antiamerikanisch-verschwörungstheoretische Argumentationsschiene.
Besonders beglückt durften sich die Forumsuser_innen auch durch Martins Erlebnisbericht zur Nazidemo am 11. Februar 2006 in Dresden schätzen.
Unter dem Motto "Gedenken der Opfer des alliierten Bombenterrors" wurde dort krassester Geschichtsrevisionismus betrieben: was die über viertausend Nazis mit dem Gedenken vermeintlich deutscher "Opfer" bezweckten, ist die Relativierung der unmenschlichen Verbrechen eben dieser Deutschen, die Darstellung der Bombardements als eigentlichen Holocaust.
In seinem Bericht halluziniert Martin sich ob der Kälte sein persönliches Stalingraderlebnis herbei: "Wir konnten somit einen Eindruck gewinnen, wie es denn gewesen sein muss, mit schlechter Ausrüstung an der Front kämpfen zu müssen oder mitten in der Nacht, von Bomberalarm aus dem Schlaf gerissen, auf die Strasse stürmen zu müssen." Unerfreulicherweise sind unserem Kämpfer dabei doch keine Gliedmaßen abgefroren und so kann er uns weiterhin mit seinen Weisheiten verzücken: Auf die Empfehlung ein_er User_in, Martin solle doch lieber mal ein Geschichtsbuch lesen, entgegnet er nur: "aber bitte eins von vor 45." (sic!)

Ralph Paschwitz
"Kanake verrecke, verfluchter Kanake, du bist nichts weiter als ein Stück Kacke [...] du bist nur Dreck, du bist nur Abschaum, du musst hier weg", singt der Bandleader von Landser, Michael Regener alias Lunikoff, in einem Lied.
Michael Regener wurde als Mitglied der Band Landser, in der er als Songschreiber und Bandleader agierte, im Jahre 2003 zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Bis zu seinem Haftantritt startete er ein neues Bandprojekt, in dem er sich als Opfer der Justiz inszenierte. Das Konzept ging vollends auf.
Seinem "Märtyrerstatus" bei den Kamerad_innen verdankt er die rege Teilnahme an einer Demonstration vor der JVA Tegel. So kamen am 21. Oktober 2006 mehr als 750 Nazis nach Berlin. Mit dabei der Soziologie-Student Ralph Paschwitz. Er hängt gern mit Ricardo Gutte und Erik Buder rum, zwei bekannten Nazis an der TU Dresden.
Aber Ralph hört nicht nur menschenverachtende Musik, sondern steckt auch sonst tief im braunen Sumpf. Am 18.09.2004 protestierte er mit seinen Freund_innen in Hoyerswerda "gegen den sozialen Raubbau am deutschen Volk, genannt Agenda 2010".
Doch Ralph setzt sich nicht nur für aktuelle Bedürfnisse des "deutschen Volkes" ein, auch wenn es um Geschichts- und NS-Verherrlichung geht, ist er mit dabei. So am 13. Februar 2005, diesmal gemeinsam mit Alt- und Neunazis gegen den angeblichen "Bombenholocaust" der Alliierten am (na an wem schon?) "deutschen, unschuldigen Volk". Bei so viel Engagement für die Sache kommt Ralph natürlich nicht drum herum, auch noch gegen den Sieg der Alliierten am 8.Mai 2005 in Berlin zu protestieren.
Resümieren wir einmal: Nazimusik, Geschichtsrevisionismus und ein Protest gegen Sozialabbau mit völkisch-rassistischer Zielsetzung - eine nette Mischung; einer, mit dem mensch gerne Zeit verbringt und die Vorlesungsbank drückt. Die apolitische Grundstimmung an der TU Dresden macht es möglich.
Hier wird seitens der Kommiliton_innen nicht nach politischen Einstellungen gefragt. Nicht anders ist es zu erklären, dass Paschwitz mit seinen Freunden gemeinsam als Security zur WM 2006 hinter dem Hörsaal-Zentrum arbeiten konnte.
Was Ralph dabei allerdings in die Waagschale werfen kann, ist sein Adoniskörper, ist sein Lächeln so breit wie seine Schultern respektive das schmucksame Gold-Halskettchen, das sich stets um seinen Stiernacken spannt.

Jetzt seid ihr an der Reihe! Wer ist eurer Meinung nach der Campus-Nazi des Monats? Ist es Marcel Heinze aus der Informatik? Ist es Martin Koban aus der Elektrotechnik? Ist es Ralph Paschwitz aus der Soziologie? Oder schaffen es tatsächlich wieder Ricardo Gutte und Erik Buder an den anderen dreien vorbei zu ziehen? Jede_r darf eine Stimme abgeben: sendet uns bitte euren Kandidaten an  campus-sternchen@web.de! Unter allen Einsendungen wird ein antifaschistisches Überraschungspaket verlost! Und vielleicht gibt es schon im nächsten Monat neue Kandidat_innen für die ihr voten könnt.“
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Ergänzungen

newswire

name 23.11.2006 - 20:08
welches modkriterium spricht dagegen, diesen artikel ins newswire zu tun?
ich kann keins finden?

auch indymedia-user_innen dürfen mitwählen

die jury 24.11.2006 - 01:05
da hier erfreulicherweise über unseren kleinen wettbewerb berichtet wurde, soll natürlich auch den indy-leser_innen die möglichkeit gegeben werden, mitzubestimmen, wer campusnazi des monats an der tu dresden werden soll.
dies soll hiermit durch eine visuelle vorstellung der kandidaten noch unterstützt werden.

kandidat eins: nazibiedermann und völkischer möchtegernagitator marcel heinze

@newswire

ra0105 24.11.2006 - 01:09
Könnte damit zu tun haben, dass der Artikel zu 90% aus den verteilten Flugblättern besteht. Somit der Berichtsanteil zu gering ist...

Burschenschaften Nazis fliessende Übergänge

egal 24.11.2006 - 19:15
Neonazi in der Hochschulpolitik
+ IN DEN ERGÄNZUNGEN
Presse-Echo
Burschenschaften "Junge Freiheit ,"Junge Welt"
 http://de.indymedia.org/2006/11/162833.shtml

Stellungnahme des Vorstandes der AG DSN

Carsten Vogel 24.11.2006 - 22:04
STELLUNGNAHME:
"Jeder AG DSN Nutzer hat das Recht und die Möglichkeit auf Wohnheimwebservern nicht-kommerzielle Inhalte eigenverantwortlich abzulegen. Insofern bietet die Betätigung von Herrn Marcel Heinze keinen Vorteil gegenüber jedem anderen der ca. 2500 Nutzern der AG DSN. Die angebotenen Inhalte unterstehen der zusammen mit dem Studentenwerk entwickelten Rahmennetzordnung und selbstverständlich den in Sachsen gültigen Gesetzen. Die AG DSN ist durch ihre Tätigkeiten kein rechtsfreier Raum, die Entscheidung darüber ob gültige Gesetze gebrochen wurden oder werden, obliegt nicht in der Verantwortung des Vorstandes der AG DSN. Ich verweise allerdings ausdrücklich auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 2 (1), Art. 3 (1) und (3), sowie Art. 4 (1).
Der Vorstand der AG DSN leistet seine Arbeit politisch neutral. Als Arbeitsgruppe ist es nur natürlich, daß die Meinungen und Anschauungen Einzelner nicht die Meinung aller Beteilligter widerspiegeln."

Für den Vorstand der AG DSN,
Carsten Vogel




Als Nazi diffamiert

Ralph Paschwitz 05.12.2006 - 20:17
Gleich auf welcher Demo ich vermeintlich zugegen war oder nicht (die Erste die auf dem Flyer stand ist auf den 18.09.04 datiert. Zu dieser Zeit war ich noch nicht mal in Dresden wohnhaft und das war dann ganze 4 Wochen bevor ich zum ersten Mal an der Uni auftauchte), ist Eure Interpretation meiner sogenannten Gesinnung kompletter Blödsinn und eine klare Verleumndung. Von völkischem Rassismus, Menschenverachtung oder Geschichtsrevisionismus und all den anderen "Ideologien" die den Nationalsozialismus prägten und seine Basis darstellen bin ich genausoweit entfernt wie ihr und jeder Andere, und davon distanziere ich mich ausdrücklich und zu jeder Zeit.
Wenn ihr meint jetzt den Richtigen gefunden zu haben, muss ich Euch sagen, ich war der Falsche und so wie ihr mich darstellt bin und denke ich nicht, und habe ich nie gedacht gleich wer meine Freunde sind oder waren. Wer jetzt hier versucht mich noch durch irgendwelche dummen Kommentare von wegen "Mackergetue" o.ä. zu denunzieren, nächsten Tag wieder "neben" mir im Seminar sitzt und nicht mal das Rückrat hat sein Gerede und Gehetze zu unterschreiben, dem sage ich kümmer Dich um deinen Scheiß und hoffe, dass dem kein Gehör geschenkt wird.
Ich befinde mich politisch nicht dort, wo ihr mich hinstellen wollt.
Eins noch: Ich finde es etwas traurig, dass ihr von den Montagsdemos der PDS gegen Hartz IV - an denen ich teilgenommen habe, auch wenn ich was den Rest des PDS-Programms angeht nicht mit dieser konform gehe - nichts geschrieben habt.
Aber vielleicht sollte ich mich auch freuen, dass ich dahingehend nicht auftauche, vielleicht hätte ich sonst noch eine mit der Stasi-Keule übergebraten bekommen.
Ich schreibe diese Ergänzung für diejenigen, die mich leider nicht so gut kennen wie die Freunde, mit denen ich schon länger und persönlicher zu tun habe, denn denen muss ich nicht erklären, dass ich nicht so bin wie ich hier dargestellt werde. Ich hoffe auch , dass meine Ergänzung - in vollem Umfang und ohne Veränderung - erscheinen wird und bedanke mich in diesem Fall dafür.
Ich bin kein Nazi - auch kein Neo - war es nie und werde es nie sein.
Ich bin gegen völkischen Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Menschenverachtung, Antisemitismus und Faschismus!!
Für diejenigen die mich kennen ist das nicht neu und für diejenigen die jetzt nicht wissen was sie denken sollen, sich aber dafür interessieren: sucht das Gespräch mit mir!
In diesem Sinne


Mit freundlichen Grüßen

Ralph Paschwitz

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

zu marcel heinze — schaumburger

Ralphi — xxx

paschWITZ — anno dazumal