Nazi-Terror in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt)
Am Sonnabend, den 18.11.2006 veranstalteten AntifaschistInnen eine Kundgebung unter dem Motto „Wer schweigt, stimmt zu“ auf dem Marktplatz in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt), um auf zunehmenden Nazi-Terror in der Region aufmerksam zu machen und das kollektive Schweigen zu brechen.
[ SITUATION IN QUEDLINBURG ]
Quedlinburg gehört neben Halberstadt und Wernigerode zu den Schwerpunkten der Naziszene im Harz. Schon in den 90ern existierte hier eine große Kameradschaftsszene sowie ein starker FAP-Ortsverband unter der Führung von Nazi-Kader Steffen Hupka. Sowohl vor Jahren als auch in der jüngsten Vergangenheit waren alternative Jugendliche, Linke, Punks, Nicht-Deutsche und Nicht-Rechte immer wieder ständiger Übergriffe und Drohungen durch Nazis ausgesetzt. Bis auf wenige Orte wie die Reichenstraße, einen alternativen Jugendklub, gibt es nur wenig Orte für nicht-rechte Menschen, an denen sie ohne Nazis ihre Freizeit verbringen können. Keine Woche vergeht ohne einen rechten Überfall, wobei die Polizei oft hilflos oder gar nicht reagiert.
So kam es schon in der Silvesternacht zu den ersten Vorfällen im neuen Jahr. Auf dem Marktplatz wurden mehrere Menschen durch Flaschen und Faustschläge verletzt, weil sie nicht in das Bild der Nazis passten. Wenige Stunden später traf die etwa 15-köpfige Schlägertruppe, die mittlerweile unter Polizeibeobachtung stand, auf 2 alternative Jugendliche. Einer der Beiden musste im Krankenhaus behandelt werden, nachdem ihm der Kiefer gebrochen wurde.
Die Qualität faschistischer Übergriffe hat mittlerweile neue Dimensionen erreicht. Am 07.11. sowie am 17.11.2006 verübten Nazis Brandanschläge auf vietnamesische Geschäfte in der Quedlinburger Altstadt. Dabei wurden die Fensterscheiben eingeworfen und versucht, die Läden mit Molotow-Cocktails in Brand zu setzen. Die Feuer waren bereits erloschen, als die Polizei eintraf. Eine Reaktion in der Stadt blieb bis heute aus.
Auch als bei einer Hausdurchsuchung in Thale zahlreiche Waffen, tonnenweise Sprengstoff und NS-Propaganda gefunden wurden, schien sich niemand Gedanken darüber zu machen, was der als Nazi bekannte 21-jährige Silvio W. wohl geplant hatte.
[ KUNDGEBUNG GEGEN NAZI-TERROR ]
Aufgrund dieser nicht mehr länger hinzunehmenden Situation beschlossen AntifaschistInnen, das Schweigen zu brechen und riefen kurzfristig zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Quedlinburg auf. Mehr als 30 Menschen verteilten Flugblätter, hielten Redebeiträge, entrollten Transparente oder sprachen mit neugierigen, interessierten, empörten und verängstigten PassantInnen. So wurde unter Anderem erklärt, dass das schwarze Outfit das Abfotografieren der Kundgebungsteilnehmer sowohl durch Nazis als auch Repressionsorgane erschweren soll, um einen gewissen Schutz vor Übergriffen und Repressalien zu ermöglichen.
Nazis waren an diesem Tag allerdings kaum präsent. Außer den üblichen Team Green war mit 50 BeamtInnen recht zahlreich vertreten, hielt sich aber gegenüber den Teilnehmern weitgehend zurück, weshalb die Kundgebung ohne Zwischenfälle verlief.
Die Reaktionen waren bunt gemischt: Bis auf einige ignorante und konsumorientierte BürgerInnen und TouristInnen äußerte sich der Großteil positiv über die Aktion. Als eine Anwohnerin die antifaschistische Kundgebung bemerkte, berichtete sie den meist jüngeren AntifaschistInnen von ihrer Internierung in Auschwitz und spendete symbolisch 30 Euro als Zeichen ihrer Solidarität – An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön. Das Geld kann für weitere Öffentlichkeitsarbeit in der Region sicher sinnvoll eingesetzt werden.
[ MEDIENREAKTION ]
Am Vorabend der Kundgebung ereignete sich nach Informationen der Polizei auf dem Marktplatz eine „Massenschägerei zwischen 40 linken und rechten Jugendlichen“., bei der wohl auch ein 24-jähriger Nazi verletzt wurde. Ob es sich wirklich um „linke und rechte Jugendliche“ handelte, ist uns nicht bekannt. Fest steht, dass diese Auseinandersetzung in den Medien, insbesondere dem MDR, zu einem regelrechten „Bandenkrieg“ aufgebauscht wurde, wobei die Brandanschläge der letzten Zeit und die antifaschistische Kundgebung mit keinem Wort erwähnt werden. In populistischer Art und Weise werden AntifaschistInnen als versoffener, gewaltbereiter Kern der „linken Jugendbande“ dargestellt, die Kundgebungsteilnehmer zu Mitverantwortlichen für die Übergriffe der letzten Zeit gemacht. Wozu diese Meinungsmache dienen soll, ist uns weiterhin unklar. Zur Vermittlung der derzeitigen Situation und der Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung in der Region trägt dies wohl sicher nicht bei.
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Quedlinburg gehört neben Halberstadt und Wernigerode zu den Schwerpunkten der Naziszene im Harz. Schon in den 90ern existierte hier eine große Kameradschaftsszene sowie ein starker FAP-Ortsverband unter der Führung von Nazi-Kader Steffen Hupka. Sowohl vor Jahren als auch in der jüngsten Vergangenheit waren alternative Jugendliche, Linke, Punks, Nicht-Deutsche und Nicht-Rechte immer wieder ständiger Übergriffe und Drohungen durch Nazis ausgesetzt. Bis auf wenige Orte wie die Reichenstraße, einen alternativen Jugendklub, gibt es nur wenig Orte für nicht-rechte Menschen, an denen sie ohne Nazis ihre Freizeit verbringen können. Keine Woche vergeht ohne einen rechten Überfall, wobei die Polizei oft hilflos oder gar nicht reagiert.
So kam es schon in der Silvesternacht zu den ersten Vorfällen im neuen Jahr. Auf dem Marktplatz wurden mehrere Menschen durch Flaschen und Faustschläge verletzt, weil sie nicht in das Bild der Nazis passten. Wenige Stunden später traf die etwa 15-köpfige Schlägertruppe, die mittlerweile unter Polizeibeobachtung stand, auf 2 alternative Jugendliche. Einer der Beiden musste im Krankenhaus behandelt werden, nachdem ihm der Kiefer gebrochen wurde.
Die Qualität faschistischer Übergriffe hat mittlerweile neue Dimensionen erreicht. Am 07.11. sowie am 17.11.2006 verübten Nazis Brandanschläge auf vietnamesische Geschäfte in der Quedlinburger Altstadt. Dabei wurden die Fensterscheiben eingeworfen und versucht, die Läden mit Molotow-Cocktails in Brand zu setzen. Die Feuer waren bereits erloschen, als die Polizei eintraf. Eine Reaktion in der Stadt blieb bis heute aus.
Auch als bei einer Hausdurchsuchung in Thale zahlreiche Waffen, tonnenweise Sprengstoff und NS-Propaganda gefunden wurden, schien sich niemand Gedanken darüber zu machen, was der als Nazi bekannte 21-jährige Silvio W. wohl geplant hatte.
[ KUNDGEBUNG GEGEN NAZI-TERROR ]
Aufgrund dieser nicht mehr länger hinzunehmenden Situation beschlossen AntifaschistInnen, das Schweigen zu brechen und riefen kurzfristig zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Quedlinburg auf. Mehr als 30 Menschen verteilten Flugblätter, hielten Redebeiträge, entrollten Transparente oder sprachen mit neugierigen, interessierten, empörten und verängstigten PassantInnen. So wurde unter Anderem erklärt, dass das schwarze Outfit das Abfotografieren der Kundgebungsteilnehmer sowohl durch Nazis als auch Repressionsorgane erschweren soll, um einen gewissen Schutz vor Übergriffen und Repressalien zu ermöglichen.
Nazis waren an diesem Tag allerdings kaum präsent. Außer den üblichen Team Green war mit 50 BeamtInnen recht zahlreich vertreten, hielt sich aber gegenüber den Teilnehmern weitgehend zurück, weshalb die Kundgebung ohne Zwischenfälle verlief.
Die Reaktionen waren bunt gemischt: Bis auf einige ignorante und konsumorientierte BürgerInnen und TouristInnen äußerte sich der Großteil positiv über die Aktion. Als eine Anwohnerin die antifaschistische Kundgebung bemerkte, berichtete sie den meist jüngeren AntifaschistInnen von ihrer Internierung in Auschwitz und spendete symbolisch 30 Euro als Zeichen ihrer Solidarität – An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön. Das Geld kann für weitere Öffentlichkeitsarbeit in der Region sicher sinnvoll eingesetzt werden.
[ MEDIENREAKTION ]
Am Vorabend der Kundgebung ereignete sich nach Informationen der Polizei auf dem Marktplatz eine „Massenschägerei zwischen 40 linken und rechten Jugendlichen“., bei der wohl auch ein 24-jähriger Nazi verletzt wurde. Ob es sich wirklich um „linke und rechte Jugendliche“ handelte, ist uns nicht bekannt. Fest steht, dass diese Auseinandersetzung in den Medien, insbesondere dem MDR, zu einem regelrechten „Bandenkrieg“ aufgebauscht wurde, wobei die Brandanschläge der letzten Zeit und die antifaschistische Kundgebung mit keinem Wort erwähnt werden. In populistischer Art und Weise werden AntifaschistInnen als versoffener, gewaltbereiter Kern der „linken Jugendbande“ dargestellt, die Kundgebungsteilnehmer zu Mitverantwortlichen für die Übergriffe der letzten Zeit gemacht. Wozu diese Meinungsmache dienen soll, ist uns weiterhin unklar. Zur Vermittlung der derzeitigen Situation und der Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung in der Region trägt dies wohl sicher nicht bei.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
wozu ein foto der flugblätter?
Motto der Kundgebung is falsch
mir wird schlecht
Bereits beim Aussteigen aus dem Zug, begrüßten uns drei saufende Faschos mit ihrem leeren Blick. Das Bild von Glatzen, Bomberjacken und Thor Stainer-Klamotten verfolgte uns während des ganzen Urlaubs. Am liebsten wären wir wieder umgekehrt, doch die vielen antifa-Graffitis und die ebenfalls zahlreichen netten Menschen konnten uns immer wieder beruhigen.
Dass jetzt Brandanschläge auf Asia-Shops verübt wurden, trübt mein Bild jedoch nachhaltig. Ich möchte den Betroffenen Hoffnung schenken und bewundere die Antifaschisten für ihren Mut, sich dieser Pest entgegenzustellen. Gleichzeitig müssen jedoch die Bürger von Quedlinburg und die Medien klar Stellung beziehen.
noch ein paar fotos
nazi auf dem letzten bild
Redebeiträge
Vor 68 Jahren wurden Worte in Taten umgesetzt, Während der Novemberpogrome 1938 wurden im gesamten Dritten Reich jüdische Menschen verfolgt, eingesperrt, umgebracht oder verschwanden für immer spurlos. Ihre Wohnungen, Häuser und Geschäfte wurden verwüstet und geplündert, Synagogen in Brand gesetzt. Auch in Quedlinburg zogen am 9. November Nazis durch die Stadt und ließen ihrem grenzenlosen Hass freien Lauf.
Heute, 68 Jahre danach, hat sich Einiges verändert. Vieles aber auch nicht. Menschen, die nicht ins rechte Weltbild passen, werden verfolgt, terrorisiert und eingeschüchtert – und ein kollektives Schweigen gibt den Tätern ihre Legitimation.
Die aktuellen Ereignisse in Quedlinburg zeigen allerdings eine neue Qualität faschistischer Übergriffe. Innerhalb kürzester Zeit wurden hier 2 Brandanschläge verübt. Ziel waren in beiden Fällen Bekleidungsgeschäfte, in denen Menschen vietnamesischer Herkunft tätig sind. Von diversen Vorankündigungen aus dem Umfeld der Quedlinburger Naziszene schienen die Ermittlungsbehörden nichts mitbekommen zu haben.
Auf ein umfangreiches Waffenarsenal bei einem 21-jährigen stadtbekannten Nazi aus Thale stießen die Ermittler wohl eher durch Zufall. Bei einer Hausdurchsuchung wurden zahlreiche Waffen und Munition sichergestellt und in der Wohnung etliche Abzeichen, Flaggen, Fotos und Musik mit NS-Bezug entdeckt.
Wir sind heute hier, um das Schweigen zu brechen. Viele von uns haben selbst genug Stress mit Faschos, die scheinbar keine Grenzen mehr kennen. Wir lassen uns trotzdem von niemandem einschüchtern und machen weiter das Maul auf. Deshalb solidarisieren wir uns mit allen Betroffenen und Opfern des Nazi-Terrors! Allein machen sie dich ein, aber zusammen sind wir stärker. Diese Kundgebung soll auch allen Menschen aus Quedlinburg Mut machen, die sich trotz des massiven Nazi-Terrors nicht einschüchtern lassen. Euch gilt ebenfalls unsere volle Solidarität!
Wo Nazi-Terror zum Alltag wird, wird Widerstand zur Pflicht!
Redebeitrag 2:
Ob Quedlinburg, Halberstadt, Wernigerode oder anderswo im Harz: Nazis gehören irgendwie mittlerweile schon dazu. Für viele Menschen sind sie einfach nur ein paar verwirrte Jugendliche, die MigrantInnen verfolgen und sich gern mit den Linken prügeln. Eine Minderheit unter Vielen, eine Randgruppe, die doch bestimmt noch bekehrt oder wenigstens doch einfach verboten werden kann.
So einfach ist das Ganze natürlich nicht. Rechte Denkmuster sind in dieser Gesellschaft weit verbreitet und erfreuen sich einer hohen Akzeptanz. Zudem hat sich auch die Nazi-Szene gesellschaftlich geöffnet, um an Einfluss und Akzeptanz zu gewinnen. Deshalb fällt es immer schwerer, Nazis an ihrem Äußeren auszumachen. Erst die gesellschaftlichen Drahtzieher schaffen die Legitimation für die Schläger auf der Straße. Deshalb müssen wir uns mit den Inhalten der Nazis auseinandersetzen und nicht in liebe und böse Nazis unterscheiden, die zuschlagen oder nicht.
Für uns gibt es weder links- noch rechtsextreme Politik, nur fortschrittliches oder reaktionäres Denken und Handeln. Und reaktionär sind nicht nur JN und NPD sondern auch viele andere Strömungen in unserer Gesellschaft. Für uns ist Politik mehr, als alle paar Jahre wählen zu gehen oder im Bundestag mitreden zu dürfen. Für uns bedeutet Politik, direkt einzugreifen und zu verändern, was uns stört. Deshalb sehen wir nicht weiter zu, sondern machen zusammen das Maul auf. Wir haben eigene Vorstellungen, Ziele und Träume, für die es sich zu kämpfen lohnt. Deshalb brauchen wir auch Freiräume, in denen wir sie verwirklichen können. Und wenn diese Freiräume durch Nazis akut bedroht werden, ist es an der Zeit, sich zu wehren.
Flyer
Quedlinburg – eine Stadt voller Fachwerkhäuschen und gemütlicher Cafes, die zum UNESCO-Kulturerbe gehört. Eine Stadt, die vom Tourismus lebt. Allerdings auch eine Stadt mit einer ausgeprägten Naziszene.
Nur 2 Tage vor dem Gedenken an die Novemberpogrome 1938 wurde in Quedlinburg ein Brandanschlag auf ein vietnamesisches Bekleidungsgeschäft verübt. „Unbekannte“ Personen warfen in der Nacht vom 6.11. zum 7.11.06 die Fensterscheiben ein und versuchten mit einem Molotow-Cocktail, das Geschäft in Brand zu setzen. Die Täter entkamen ohne Schwierigkeiten. Das Feuer war bereits erloschen, als die Polizei eintraf.
In der Nacht zum Donnerstag, den 17.11.06 verübten diese „Unbekannten“ nun abermals einen Brandanschlag auf ein weiteres vietnamesisches Bekleidungsgeschäft!
Ob sich nun die Qualität faschistischer Angriffe in Quedlinburg gesteigert hat oder dies die logische Konsequenz kollektiven Schweigens und jahreslanger ungehinderter Hetzjagden und Übergriffe auf alles Nicht-Rechte ist, die die Naziszene vor Selbstsicherheit zu derartigen Aktivitäten ermutigt, kann uns im Grunde egal sein. Allerdings Grund genug für uns, nicht weiter nur zuzusehen! Wir lassen es nicht zu, dass Quedlinburg eine No-Go-Area für Nicht-Rechte und Nicht-Deutsche wird. Wir solidarisieren uns mit allen Opfern und Betroffenen des Nazi-Terrors!
Kein Vergeben, kein Vergessen - Auch Nazis haben Namen und Adressen. Lassen wir sie spüren, dass sie keineswegs ungestört agieren können!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Keine Ruhe für Rassisten! — Grünland
wer — sind