Was geht eigentlich in Marl?

viele 19.11.2006 21:11 Themen: Antifa
Marl, die neue "Nazihochburg" im Norden des Ruhrgebiets? Diese Frage muss man sich stellen. Zahlreiche Übergriffe, der massive Anstieg an Aktivitäten (Flugblatt-Aktionen, Schmierereien an Schulgebäuden usw) und die Entstehung neuer Strukturen der extremen Neonazi-Szene im vergangenen Jahr untermauern die Vermutung, dass Marl nicht weiter ein Schattendasein in Sachen Neofaschismus führt. Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse in Marl:
Am 28.02.04 fand in Marl eine antifaschistische Demonstration gegen den Naziladen „Fly In“.unter dem Motto „Fly In – Fly Out . Naziläden dicht machen“ statt. Kurze Zeit später war das Ladenlokal leer. Der Vermieter kündigte den den Betreibern des Ladens. Doch schon bald darauf begannen die Aktivitäten zuzunehmen. Es bildete sich eine „Kameradschaft Marl“, deren Begründer Thorsten N., Maurice L., Marcel S., Dennis Schulz(Bekannt durch Redebeiträge auf verschiedenen Naziaufmärschen - z.B. 2005 in Bochum-Langendreer), Staphan T. und weitere sind, ein Jahr nach der Schließung des „Fly In“ eine Demo gegen die sog. "Rote Zora Tage" zu veranstalten. Anmelder war Kevin Guiliani aus Moers – Bekannter Neonazi, Anmeldet und später „Verräter der Szene“. Der Naziaufmarsch bestand aus ungefähr 15 Neonazis aus der Umgebung.. Daraufhin wurde es erstmal „relativ“ ruhig in Marl. Einige Übergriffe auf MigrantInnen und Linke fanden in der lokalen Presse Erwähnung. Jedoch schon Ende 2005 formierte sich eine neue Gruppe, die organisierten Neofaschismus vertrieb und auslebte. Unter dem Namen „Autonome-Nationalisten-Marl“ vereinten sich Neonazis aus der gesamten Umgebung. Unter ihnen Marcel Schlüter, Dennis Schulz, Thorsten Nikutte und Sören E. Sie nahmen sich das Modell der Kameradschaften (nach Christian Worch) bzw die Autonomen-Nationalisten zum Vorbild. Anfangs noch sehr unkoordiniert und unstrukturiert auftretend doch schon bald wurden immer mehr Aktionen und Versuche alternative/linke Jugendliche einzuschüchtern und (auch mit Gewalt) in die Gruppe der ANM zu drängen bekannt. In den Tageszeitungen und Wochenzeitungen in Marl war in fast regelmäßigen Abständen etwas über Aktionen der ANM's zu lesen..


Seit Anfang 2006 gab es in Marl innerhalb von nur 3 Monaten bereits mehr als 17 politisch motivierte Gewalttaten gegen Jugendliche und MigrantInnen. Nachdem durch die Veröffentlichung eines Artikels von AntifaschistInnen aus Marl über die Geschehnisse berichtet wurde meldeten sich auch schon die ersten Stimmen aus Politik, Presse und Polizei zu Wort. Es wurde versprochen etwas gegen die zunehmenden Aktivitäten der Neonazis zu unternehmen – bis heute allerdings ohne Taten. So folgten also zahlreiche weitere Aktionen und Übergriffe der ANM's.

Am 13.05.2006 fanden, wie jedes Jahr, die „Rote Zora Tage“ statt. Vornehmliche Punks, Linke, Antifas, und weitere Besuchen die Rote Zora Tage. Dort machten die ANM's mit einer Aktion auf sich aufmerksam und es zeigte sich, dass die NeofaschistInnen sich vom NPD/ Skinheadlook scheinbar abgewandt hatten. Sie provozierten die Besucher der „Rote Zora Tage“ mit einem Transparent „Gegen die Roten Ratten - autonomer nationaler Widerstand in Marl“. Das war der erste „öffentliche“ Auftritt der Autonomen-Nationalisten-Marl.

Wenige Wochen später wurde dann zum ersten Mal die Internet-Presenz der ANM's bekannt. Nun konnte mensch sich genau über diese Truppe informieren und deren Absichten verstehen. Als „Autonome Nationalisten“ wollen sie nun den Versuch unternehmen Subkulturen in Marl gezielt zu unterwandern. Die Truppe, die Anfangs auf maximal sieben Personen geschätzt wurde (darunter zählen die bekannten Namen Thorsten N., Dennis Schulz und Marcel S.) entpuppte sich schon bald als sehr gefährliche und mobilisierungsstarke Gruppe der nun auch ehemalige Linke angehören, wie Sören E.
Die Übergriffe, hauptsächlich an den Wochenenden und während Konzerten am HoT Hagenbusch, nahmen nun wieder stark zu und fast jede Woche mussten Jugendliche das Krankenhaus aufsuchen, weil sie Opfer der Autonomen-Nationalisten-Marl wurden. Wie z.B am 23. Juni 2006 als Marcel S., Dennis Schulz und Maurice L. zusammen mit ihren Kameraden vor einer Tankstelle nahe der Rappaportstraße jugendlichen Besuchern des HoT Hagenbusch (Jugendzentrum in Marl Mitte) - die auf dem Heimweg waren – auflauerten und zusammenschlugen.

Nachdem es immer wieder zu gezielten Versuchen der Unterwanderung und Bildung einer Querfront kam gipfelte dies am 9. August 2006 in einer Massenschlägerei vor dem Café Schmiede in Marl-Hüls.

Was war geschehen? Die ANM's, die mit ca. 30 Leuten anwesend waren, hielten sich vor dem Eingang des Café auf. Immer wieder beleidigten sie „links aussehende“ Besucher und griffen gezielt ihnen bekannte Jugendliche aus der Menge heraus um diese (teilweise mit Gewaltandrohung gegen ihre Familien) einzuschüchtern. Gegen 21.30 Uhr dann kam die Truppe aus dem anliegenden Park auf die Hauptstraße und machte mit Parolen wie „Juden raus“ auf sich aufmerksam. Die ANM's haben sich einige Minuten zuvor zurückgezogen, formiert und einen Spontanen aufmarsch begonnen. Viele, auch Jugendliche mit Migrationsintergrund, wollten sich dieses provokative Auftreten der NeofaschistInnen nicht bieten lassen und zeigten Courage. Einige Jugendliche stellten sich den Neonazis in den Weg und wurden auch sofort mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen. Dann entbrannte eine Schlägerei, bei der einige Jugendliche (auch viele Unbetroffene) schwer Verletzt wurden (Gehirnerschütterung, Platzwunden, Schürfungen, usw). Durch diesen Vorfall wurde nun auch die Lokalpresse und Politik ein weiteres Mal auf das Thema aufmerksam, jedoch passierte außer einer Sitzung des „Kinderausschusses“ nicht viel. Die ANM's hingegen sahen die Aktion als „Erfolg“ an, wie sie auf ihrer Homepage mitteilen ließen. Außerdem kündigten sie an, dass das „Kampfjahr 2006 grade erst angefangen“ habe...

Und wer macht wieder mal NICHTS?
Politik und Anhang....
Die Stadt Marl konzentriert sich wieder mal hauptsächlich auf die Abschiebung vieler libanesische Flüchtlingsfamilien. Wie bereits vor circa einem halben Jahr (siehe „Abschiebung Familie Eke) geschieht ähnliches wieder. Jugendliche und Erwachsene, ganze Familien sollen abgeschoben werden Es wird versucht den Menschen eine Fälschung ihrer Unterlagen nachzuweisen versuchen, da sie angeblich aus der Türkei stammen. Obwohl viele Kinder dieser Familien hier geboren wurden, hier aufgewachsen sind und kein türkisch sprechen, sollen sie in dieses, ihnen fremde, Land abgeschoben werden. Und mit den Naziaktivitäten geht es weiter...

Am 8. September ging die Rekrutierungsmaschinerie der ANM's wieder von vorne los. Mittlerweile machen Neueinsteiger, wie Nebihan Y., der laut eigener Aussage im Internetforum der ANM als „Spitzel in der Linken Szene“ fungieren will sowie Björn P. ("BuBu") und Oliver P. halfen den Führungskadern beim Rekrutieren von alten „linken“ aus ihrem ehemaligen Freundeskreis. Dies wollten die ANM's noch effektiver erreichen, indem sie direkt die „linken“ Treffpunkte in Marl versuchten einzunehmen. Am bekannten „linken“ Jugendzentrum HoT Hagenbusch machten sie z.B durch das Verteilen von Flugblättern und Schmierereien an den Wänden des Jugendzentrums auf sich aufmerksam. Diverse Drohungen gegen Jugendliche und Einschüchterungsversuche in Forum von regelmäßigen „Abfilmaktionen“ waren beinahe die Krönung der ganzen Geschehnisse. Aber schon eine Woche später ging das Spiel weiter.

Am Freitag , den 15. September fand ein Konzert am besagten Jugendzentrum statt. ANM's kündigten bereits im Vorfeld auf ihrer Website an das Konzert zu stören. Und so war es dann auch. Anwesend waren circa 15 zugehörige der ANM. Erst durch den Einsatz ein paar Jugendlicher gelang es ein die Besucher auf die Anwesenheit der ANMs aufmerksam zu machen. Die ANM's begannen auch schon bald die Besucher des Konzerts zu provozieren, beleidigen und auch anzugreifen. Die ganze Situation eskalierte auch schon bald als die ANM's anfingen mit Flaschen und Holzknüppeln (die sie zuvor im Wald versteckt hatten) auf die Jugendliche einzuschlagen. Die Nazis waren allerdings kaum fähig gegen eine solche Zahl an BesucherInnen anzukommen und verließen sehr schnell Schauplatz. Später am Abend überfielen sie jedoch noch 2 Besucher die auf dem Heimweg waren und darauf hin ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Anzeigen gegen die Nazis wurden erstattet.
Ein Weiterer Vorfall ereignete sich am 30. September als sieben Neonazis vier linke Jugendliche überfielen.
Ein paar Tage zuvor wurde in der Presse bekannt, dass auf einem Schützenfest in Marl-Polsum eine Truppe von circa 15 bis 20 Neonazis heiter mit feierte, was am späten Abend in einer Massenschlägerei endete.

Zudem gab es zahlreiche Einschüchterungsversuche gegenüber linken-/antifaschistischen- Jugendlichen. Die Jugendlichen wurden telefonisch terrorisiert. Eltern und andere Familienmitglieder werden bedroht – es wurde teilweise mit Mord gedroht: Die Jugendlichen werden verfolgt (von mehreren Neonazis in Autos). Weitere Aktionen werden regelmäßig bekannt.

Die Autonomen-Nationalisten-Marl besitzen ein erschreckendes Mobilisierungspotenztial. Sie haben engen Kontakt zu anderen Gruppen aus der gesamten Umgebung, die auch den Autonomen-Nationalisten zuzuordnen sind. Um einige zu nennen: Aktionsfront-Recklinghausen, Autonome-Nationalisten-Bochholt, Autonome-Nationalisten-Bochum, JN-Gladbeck, Autonome-Nationalisten Krefeld, usw. Die Liste kann noch weitergeführt werden. -

Dies soll nur eine kurze Zusammenfassung der Aktivitäten in und rund um Marl darstellen. Diese Informationen sollen auch anderen Antifa-Gruppen bei der Recherche helfen. Oft stecken ein und die selben Person hinter den ganzen Strukturen.


Jegliche Straftaten von Nazis zur Anzeige bringen. Dennis S., Mitbegründer der Autonomen-Nationalisten-Marl befand sich bis Freitag, den 17. November aufgrund einer Straftat für circa drei Wochen in Untersuchungshaft.

Einige Versuche die Neonazis aufzuhalten und ihre Arbeit zu erschweren/ zu verhindern zeigen bereits große Erfolge. Outings und Hausbesuche bei den Neonazis machten auch die Nachbarn auf die „Nazis im linken Outfit“ aufmerksam.
Außerdem tauchte vor kurzem im Netz ein Projekt auf, dass unter dem Namen .datenverein läuft.
Das Motto des Projekts lautet: „Schau mal wer dein Nachbar ist – Es ist ein Nationalist“ „Nazistrukturen aufdecken und zerschlagen“.
Das Projekt zielt direkt auf eine Veröffentlichung jeglicher Übergriffe, Aktionen, Straftaten und persönlichen Daten der Autonomen-Nationalisten Marl .



NAZISTRUKTUREN AUFDECKEN UND ZERSCHLAGEN


weitere Infos auf

 http://www.antifa-marl.tk

und

 http://marl.antifa.net/datenverein
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Ergänzungen

Danke

JULIA-SV43 21.11.2006 - 05:38
Auaführlicher Artikel, danke
Noch nie etwas aus Marl gehört.
Eine einzigr Frage bleibt noch, aus eurem Artikel geht hervor das Querfrontstrategien der Nazis, bei einigen "Linken" gezogen haben und sie jetzt im Lager der Faschos zu verordenen sind. Soetwas hab ich noch nicht gehört. Was sind das bitte für Leute? und wie haben die Faschos das genau gemacht?. Doch wohl kaum, mit Schlägereien, Bedrohungen und antisemitischen Schmierereien?. Das kanns ja wohl nicht alleine gewesen sein. Das müssten jawohl vorher schon komische "Linke" gewesen sein, denke ich.
Solidarische Grüsse und viel Erfolg mit euren Patienten!

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Tja waren halt DEUTSCHE linke

xxx 21.11.2006 - 07:47
Es waren halt deutsche aus der linken das erklärt ja wohl alles....
PS: Grüsze an Herrn S.....

schöööön...

möpmöp 22.11.2006 - 11:48
wie es ausschaut, wurde das noch bestehende forum der marler ANs mal wieder gehackt: hxxp://anmarl.kostenloses-forum.tk/

doch, liebe antifa marl: "Zu Eurem Bedauern mussten wir heute feststellen, dass für euch nun absolut kein Platz mehr in der Gesellschaft ist." heißt es in den abschiedsworten an die marler nazibrut. richtet einen kritischen augenmerk darauf, dass "die gesellschaft" dreh- und wendepunkt subkultureller nazis ist und nicht sein zu bejahender gegenpart. öffentlichkeitsarbeit, druck auf regionale politische strukturen mag mittel zum zweck sein, sollte jedoch nicht affirmativ gewendet werden.

nie wieder deutschland - nie wieder marl!