Köln: "Staatsbürgerschaften sind überflüssig!"

Susi Überflüssig 17.11.2006 14:00 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Unter dem Motto „Staatsbürgerschaften sind überflüssig“ haben 20 „Überflüssige“ am Freitag, den 17. November das Ausländeramt im Bezirksrathaus Köln-Kalk aufgesucht, um dort ihre Pässe zurückzugeben.
Die maskierten AktivistInnen richteten sich mit ihrer Aktion gegen die inhumane Migrationspolitik der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union. So werden derzeit etwa 43.000 Menschen in Deutschland nur geduldet und müssen jederzeit damit rechnen, abgeschoben zu werden; geschätzte eine Million Menschen haben gar keinen legalen Aufenthaltsstatus. Ihr Leben ist geprägt von ständiger Angst, sie haben keinen Zugang zu Schulbildung und ärztlicher Versorgung.
„Wir fordern: Gleiche Rechte für alle!“, so eineR der AktivistInnen, „und da Staatsbürgerschaften dem entgegen stehen, geben wir die unsrige hier und heute auf und vernichten unsere Pässe vor den Augen der MitarbeiterInnen des Ausländeramtes.“
Die AktivistInnen wollten mit ihrer Aktion auch ihre Solidarität mit den Menschen zum Ausdruck bringen, die tagtäglich unter der entwürdigenden Bürokratie des Ausländeramtes leiden müssen und in ihren Freiheiten massiv eingeschränkt werden.
„Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion, die derzeit in der Innenministerkonferenz geführt wird, geradezu absurd“, so eineR der AktivistInnen, „keiner der dort diskutierten Vorschläge ist auch nur annähernd geeignet, die Situation grundlegend zu verbessern. Ganz im Gegenteil: Die deutsche Migrationspolitik setzt weiterhin in erster Linie auf Abschottung und Abschiebung.“

Wie bereits viele andere Menschen in ganz Deutschland benutzten die AktivistInnen den Namen der „Überflüssigen“ sowie rote Pullis und weiße Masken als Erkennungszeichen. Die Überflüssigen stehen für den Teil der Menschen auf der Erde, deren Alltag seit jeher aus Erwerbslosigkeit, Armut, Hunger und Krieg besteht. Sie greifen die Barbarei des Kapitalismus an, in dem die Menschen nicht als Menschen, sondern als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff behandelt werden und ihre Vielfalt für rassistische Unterdrückung instrumentalisiert wird.
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Ergänzungen

Das während der Aktion verteilte Flugblatt

Flugi 17.11.2006 - 14:19
Staatsbürgerschaften sind überflüssig!

- Rund 43.000 Menschen beantragten 2005 in Deutschland Asyl, nur 0,9 Prozent der Anträge wurden bewilligt.

- Etwa 200.000 Menschen werden in Deutschland nur geduldet. Ständig müssen sie damit rechnen, dass die Duldung nicht verlängert wird.
- Geschätzte 1 Million Menschen leben ohne legalen Aufenthaltsstatus in Deutschland. Ein Leben im Untergrund ist von ständiger Angst geprägt, es gibt keinen Zugang zu Schulbildung und medizinischer Versorgung.

Die meisten dieser Menschen leben unter menschenunwürdigen Bedingungen, dürfen sich weder frei bewegen, noch einer Arbeit nachgehen. Sie müssen jederzeit damit rechnen, in ein Land abgeschoben zu werden, das sie teilweise noch nie gesehen haben. Oft erwartet sie dort Repression und Folter.

Gleichzeitig riskieren jedes Jahr zehntausende Menschen ihr Leben, um Armut und politischer Verfolgung zu entfliehen. In den letzten 10 Jahren ertranken geschätzte 10.000 Menschen bei dem Versuch, Europa über das Mittelmeer zu erreichen. Die EU reagiert mit Zäunen und Mauern.

Diese Abschottung liegt ganz im Interesse der westlichen Industriestaaten. Sie profitieren seit Jahrhunderten vom herrschenden Ungleichgewicht. Ohne die Ausbeutung der restlichen Welt hätten sie nie einen solchen Reichtum anhäufen können.

Dabei gibt es keinen Grund, warum diejenigen Menschen, die zufällig in einem westlichen Industriestaat geboren wurden, mehr Rechte und Chancen haben sollten als andere. Und keinen Grund, warum es Grenzen und Staatsbürgerschaften überhaupt geben muss.
Daher fordern wir: Gleiche Rechte für alle. Da Staatsbürgerschaften dem entgegen stehen, geben wir die unsrige hier und heute auf und vernichten unsere Pässe.

Wir, das sind die Überflüssigen. Wir stehen für den Teil der Menschen auf der Erde, deren Alltag seit jeher aus Erwerbslosigkeit, Armut, Hunger und Krieg besteht. Wir greifen die Barbarei des Kapitalismus an, in dem Menschen nicht als Menschen, sondern als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff behandelt werden und ihre Vielfalt für rassistische Unterdrückung instrumentalisiert wird.

um dort ihre Pässe zurückzugeben?

asd 17.11.2006 - 14:28
symbolisch oder echt jetzt? das würde dann die überflüssigen-masken überflüssig machen ;)
coole aktion!

webside

(muss ausgefüllt werden) 17.11.2006 - 16:07

Video zur Aktion

Susi Überflüssig 21.11.2006 - 18:35
Ein kurzes Video zur Aktion findet sich jetzt unter

 http://de.indymedia.org/2006/11/162659.shtml

oder unter

 http://www.youtube.com/watch?v=1zAv2T53xmk

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