Wendland, Komerz, Blockaden und Nostalgie

Holger Halfmann 16.11.2006 01:26
Ein sehr persönlich geschriebener relativ ausführlicher Artikel von einem umstrittenen eigenartigen LinkenNach einer kurzen Abschweifenden Einleitung werden die letzten Tage im Wendland aus der Sichtweise eines “kommerziellen” Standbetreibers geschildert. Ein subjektiver Bericht für alle die Lust haben einiges mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten…Inklusive eines Rückblicks auf die 80ermit weiterführenden Links
Kennt Ihr das?Tausend Dinge sind zu tun. Was als erstes?Nun hab ich mich Entschieden mal wieder einen Tagebuchbericht für meine Webseite zu schreiben. Doch kaum die ersten Zeilen getippt werde ich auch schon wieder abgelenkt. Der Fernseher, dann die Sattelitenanlage die sich nicht richtig bedienen lässt weil ein Kabel zu kurz ist.Also umstöpseln, das nervt mich schon lange…Dabei stelle ich einen Wackelkontakt am Kabel fest. Also die Lampe holen um selbigen versuchen zu beheben. Dabei wiederum sehe ich das ein Honigglas, das ich aus der DDR mitgebracht (gut, „Ostdeutschland“) habe leckt. Also erstmal Honigschlecken und Jackentasche auswaschen. UswDoch nun endlich zu meinem Tagebucheintrag:November – das ist jedes Jahr wieder die Zeit des Castor-Transportes. Relativ ungeschützt wird strahlendes Material durch die Gegend gekarrt um es „Zwischenzulagern“ damit die Nuklearindustrie weiter jeden Tag 1 Million pro Kernkraftwerk verdienen kann.Zu den Zeiten wo es die DDR noch gab suchten die Herrschenden sich dafür eine vermeintlich Wiederstandsarme Randregion der Republik aus: das niedersächsische Wendland – wenige km vor der Grenze, unweit der Elbe, nahe dem kleinen Nest Gorleben.Doch so ganz mag diese Rechnung nicht aufgehen, denn jedes Jahr mobilisiert die Anti-Atom-Bewegung zu Protesten und Zivilem Ungehorsam gegen diese unverantwortliche Praktik.Samstag den 10.11. fuhr so auch wieder ein Bus von Hamburg gen Südosten. Da ich meinen Lebensunterhalt ja vor allem mit dem Vertrieb meiner politischen Materialienbestreite bedeutet so eine Demonstration für mich auch immer Arbeit. Laut Wetterbericht war mit Regenwetter zu rechnen. Das bedeutet für mich immer Umorganisation, da es dann nicht sehr sinnig ist einen Stand zu machen. Also bleiben Postkarten und Spuckies zu Hause und neue Buttons werden produziert, die auf einen Pulli vorn und hinten kommen. Dieser dann über eine Atmungsaktive Regenjacke gezogen bildet eine lebende mobile Littfasssäule über die bei Bedarf noch eine durchsichtige Regenjacke gezogen werden kann, so dass der Kunde seinen Button auch trocken kriegen kann. Also nicht viel Schlaf bekommen die Nacht davor. Immer recht stressig so ne Demovorbereitung. Dann ist auch immer noch die Frage ob nur zur Demo oder im Wendland für die Blockade Aktionen bleiben. Ich muss mir dies dann immer aus 2erlei Sicht überlegen: Einmal aus persönlicher Sicht, wie weit ich mich engagieren möchte und dann auch noch aus finanzieller Sicht, macht es Sinn die Leute da weiter mit meinen Sachen zu Nerven…Im Jahr krieg ich kaum mehr wie 2000 € mit meinen Materialien zusammen, das sind im Jahr 2004 beispielsweise 180 €/Monat. Selbst der Alternativste, wenn er nicht gerade zu den ganz wenigen Menschen gehört, die wie Öff-Öff (Link folgen und Artikel „Herr Öff! Öff! ist glücklich „ lesen) es geschafft haben ganz ohne Geld zu Leben, müsste da verstehen, das ich zwangsgedrungen darauf angewiesen bin, bei ALLEN linkspolitischen Aktionen meine Materialien anzubieten. Der eine lebt vom Staat, der andere von Artistik oder etwa Handwerk und ich eben von überwiegend Selbstgestalteten politischen Materialien. Wer meinen Lebenslauf kennt, weiß dass ich dies nicht aus rein kommerziellen Gründen tue, sondern einfach das sinnigste Lebenskonzept verfolge, sein Hobby zum Beruf (und zur Berufung) zu machen. Ich sehe den Vertrieb meiner Materialien nicht nur als Einkommen für mich als sinnvoll an, sondern auch politisch, da jeder meiner Meinungsträger eine 365 Tage Einmann oder Einfrau - Demo ist. Im Bus fand ich glaub ich 2 Kunden und genauso 2 die es nur annervte dass ich meinem Lebensunterhalt nachging. Letzteres empfinde ich als intolerant. Niemand ist natürlich gezwungen mir etwas abzunehmen, aber die Chance einen Kunden zu finden müsste ich in einer gleichberechtigten Gesellschaft doch haben.. Es mag diese Gesellschaft nicht geben, doch die Linke sollte sie doch anstreben!Klasse fand ich, das das Vorgehen bei (der ausbleibenden) Polizeikontrolle im Konsens abgestimmt wurde. Auf alle Fälle wären wir zu spät angekommen, wenn wir in eine Kontrolle geraten wären, was für eine um eine Stunde vorverlegte Abfahrt beim nächsten Mal spricht.Bei den Kundgebungen in Gorleben und am Zwischenlager fand ich Dankenderweise ein paar Kunden während es auf den Marschwegen völliges Desinteresse gab.So war ich bereits eine halbe Stunde vor Rückfahrt wieder in Gorleben und spannte unter misstrauischer Polizeibeobachtung gegenüber des noch viel kommerzielleren Berliners (fester Stand mit Dach, helles Licht, umweltfeindliches AUto statt „Bauchladen“ Fahrrad, zu Fuß, energiesparende LED-Lampe) eine Wäscheleine, an die ich meine Fahnen hing. Bevor ich zusammenräumen musste kam noch jemand, der Aufkleber suchte. Da ich selbige extra auspacken musste war damit die Entscheidung gefallen vor Ort zu bleiben, da dadurch der Bus natürlich weg war. Obwohl es mich zunächst ärgerte das gerade typischerweise dieser „Kunde“ der mir am meisten Arbeit machte und die Ursache dafür war, das ich per Rad (bis Boizenburg) und Zug zurück fahren musste, nichts mitnahm, bereute ich dies im Nachhinein nicht. Finanziell hab ich das schon wieder rein bekommen und so war es auch ein Blockierer mehr...Zunächst fuhr ich dann zum Musenpalast in Laase, wo ich im Vorzelt einen kleinen Stand machte und neue Buttons produzierte. Schön dabei war, das ich auch etwas vom klasse Kulturprogramm mitbekam. Schade nur das Klaus der Geiger aus Köln und Nina Hagen fehlten.. Da ich auf eine Übernachtung im Wendland nicht zu 100% vorbereitet war (wollte eigentlich per Bus wider zurück wegen Erkältung) fragte ich Besucher nach einer Schlafmöglichkeit. Erst die letzte Frau, die ich ansprach bot mir eine in Quickborn an. Auch im zwar beheizten, aber sicher zum Morgen hin auskühlenden Musenpalast (ein Zelt) wäre es möglich gewesen, aber wegen meiner Erkältung samt Gliederschmerzen war mir ausnahmsweise ein festes Haus doch lieber.. (na ja bin halt 40 mittlerweile..) Wie jedes mal in der Nacht verfuhr ich mich dann wieder in Laase und landete auf der Nebenstrecke nach Dannenberg, so das es nach Quickborn so über 20 km wurden.. Gerade als ich das Ortsschild von Quickborn passiert hatte rief mich meine Gastgeberin an…Aus Vorjahreserfahrungen heraus und einer gewissen Resignation, das die Proteste zwar schön und gut sind, aber doch den Transport nicht verhindern, plante ich eigentlich die Rückfahrt für den Morgen… Die Motivation fehlte mir, da Quickborn ja schon auf dem Weg zur Elbbrücke ist und auch weil ich zwar mein Radio dabei hatte, aber in der Hektik des Abfahrtsmorgen den nötigen Kopfhörer vergessen hatte. Doch zum Glück kam auch jetzt wieder alles anders als Mensch denkt…. Meine Gastgeberin war 5 Minuten vor meiner geplanten Abreise aktiv und bot mir Frühstück an. Ich bezahlte dies mit 2 € aus Eigeninitiative, denn sie kriegt Harz IV. Zum Glück nahm Sie dies auch an. So kam ich doch noch in den Genuss von Radio Wendland das in einer Art Offenen Kanal aus Dannenberg sendete.Psychisch konnte ich einfach nicht mehr abreisen…Also erst mal nach Dannenberg zum Infopunkt, den Rampenplan genauso wie die Blockaden von Wiedersetzen versorgte. Dort erzählte mir jemand der linker ist wie ich, das beim Camp in Hitzacker dem Berliner der Standaufbau mit dem Kommerzvorwurf untersagt wurde, was er auch nicht verstehen konnte, da es dort auch anderes zu kaufen gäbe bzw Spenden gesammelt würden. Das ist halt immer das Problem, das es für die radikale Linke manchmal gute, lebenswerte Linke gibt und schlechte nicht lebenswerte. Das erinnert mich eher an Rechts..Mit Erreichen des Castorzugs ging es dann zum Verladekran, wohin offiziell nur 100 Personen ohne Uniform gelassen wurden (inoffiziell waren es wohl 150). Die Durchsage der Polizei das die Aufnahmekapazität erreicht sei, war natürlich Demagogie. Aber egal gegenüber war die Blockade von Wiedersetzen. Bei jeder Demo ist auch das Problem, das ich vielleicht 100 Leute ansprechen muss um einen Abnehmer zu finden. Da sich die Menge natürlich bewegt und es auch eine gewisse Fluktuation gibt bleibt es nicht aus, dass ich Personen mehrfach anspreche. Das geht eben nicht anders. Bei den Wiedersetzern erntete ich trotzdem kein böses Wort, wofür ich mich ganz herzlich bedanke. Es war allgemein eine schöne Stimmung trotz Kälte und teils Nässe. Viele waren ganz in Plastikplanen eingemummt, so dass die vordere Bezugsgruppe an der Südstrecke sich auch passend „Sauna“ nannte…Abends dann die traditionelle Kundgebung bei Nebenstedt bei der ich wie immer hin und her gerissen bin den ergreifenden Reden und Situationsberichten zu Lauschen oder meine Sachen anzubieten.Danach hab ich dann die Buttons von meinem Pulli gepflückt und alles was ich an Kleidung mit hatte angezogen (Body, Shirt, Pulli, Faserpelzpulli, wasserdichte Jacke mit Innenjacke) und blockierend ein paar Stunden auf der Nordstrecke geschlafen. 2 Isomatten unter mir. Dort waren vor allem junge Leute, Schüler. Ich konnte da einfach nicht mit reichlich Blockadeerfahrung unsolidarisch nicht mitmachen…Es gab eine gute Blockadeinfrastruktur mit Lautsprecherwagen, Wolldecken, Megafon, Essen. Trotz zusätzlicher Wolldecke wachte ich um Mitternacht rum recht unterkühlt auf und musste mir eine heiße Suppe und bei der DRK Einsatzleitung eine Körperwärme reflektierende Rettungsdecke besorgen.Die Polizei probierte wieder Ihren Trick die Kräfte abzuziehen in der Hoffnung viele von uns würden dann auch gehen. Die Rechnung ging natürlich nicht auf und so zog dann auch eine Pferdestaffel auf, so dass ich mit Mitblockierern das Gespräch suchte. Die Erfahrung der Vorjahre zeigte dass die Pferde zwar schon mal als Angstmittel benutzt werden, indem auf eine Blockade zugeritten wird, aber wirklich in Sie hinein wird dann doch unterlassen. Bis zum Totschlag und Mord geht es dann doch nicht… Dadurch stellte ich fest, dass die jungen Leute denen ich mich angeschlossen hatte und vorne in erster Reihe blockierte, gar keine Bezugsgruppe waren, sondern sich nur aus der Schule kannten. Sie wären nur da, „weil sie sonst nichts zu tun hätten“. Also es tut mir leid da hab ich schon meine Meinung gesagt, das Mensch so eine Blockade nicht macht „Just for Fun“. Ich war recht verwundert zu Erfahren, das Blockierer der ersten Reihe nichts von Bezugsgruppen, Blockadeablauf bei Räumung und SprecherInnenrat wussten. Meiner Meinung nach sollten dort Leute sitzen, die Erfahrung haben wie ich und genau wissen was Sie tun und wie sie sich auch bei einem eventuellen Pferdeeinsatz verhalten (nicht Angst machen lassen sondern ruhig sitzen bleiben)Die Pferde blieben dann im Hintergrund und die Räumung lief in vielen Fällen halbwegs human ab. Ich beobachtete allerdings, wie ein Kampfbulle eine Journalistin massiv zurückstieß, was sie sich nicht gefallen lies. Auf Ihre erneute Vorsprache hin wurde Sie dann nicht erneut gestoßen, sondern durch gelassen. Bei der drítten Aufforderung rollte ich dann meine Isomatten zusammen und klemmte diese unter meine Beine, die Hände in der Rolle zusammenhaltend.Die Blockierer wurden diesmal in ein Gatter direkt neben der Transportstrecke gepfercht. Wir blieben dort sitzen wo uns der Staat hingeworfen hatte, so das es schwierig war alle dort rein zu kriegen..Da ich abends wieder in Hamburg sein wollte (kein Zelt dabei) richtete ich mir gleich wieder einen Schlafplatz her. Durch Plastikplanen war es nun warm genug.Das DRK meinte aber dass es zu gefährlich sei und fragte mich ob ich raus wolle. Da hab ich natürlich nicht 2-mal überlegt und Ja gesagt. Das ist auf den ersten Blick sicher eine richtige Entscheidung, aber nicht unbedingt, denn es bedeutet, das dann auf jeden Fall die Personalien festgestellt werden und das Mensch nach Dannenberg gefahren wird, von wo er wieder zurück laufen muss, so das es nur wenige Minuten Zeitersparnis bringt.Etwas ganz anderes aber fand ich auch nicht so toll: Ich wurde zwar gefragt ob ich noch Gepäck hätte und sagte das die Decke (von Wiedersetzen) und die Rettungsdecke zu mir gehörten, doch wurde beides vom Rotkreuz Mitarbeiter weggeworfen. Im Fall der Wolldecke war das nicht so schlimm, denn die wurden dann sicher von anderen eingesammelt und genutzt, doch die Rerttungsdecke ging so verloren. Mir wurde gesagt, das ich eine neue bekäme, was dann aber nicht passierte, obwohl der Rotkreuz Mitarbeiter bekundete das das Rote Kreuz neutral wäre. Das ganze ist nicht tragisch, da jemand anderes diese Decke sicher gebrauchen kann, aber diese Art und Weise eben etwas wegzuwerfen trotz Nachfrage anstatt es einem in die Hand zu drücken und dann nicht zu seinem eigenen Wort zu stehen, ist doch nicht in Ordnung.Zur Ehrenrettung des DRK (für das ich auch in meiner Jugend aktiv war) ist noch mal darauf hinzuweisen, das ich die verlustig gegangene Decke ursprünglich vom DRK bekommen hatte, aber davon konnte der wegwerfende Helfer ja nicht ausgehen. Als ich zurück war bei der mittlerweile Demonstrationsfreien Südblockade (die 12 Castoren waren gerade über die Nordstrecke gerollt) gelang es mir dann allerdings von einem anderen Helfer eine neue decke zu bekommen, was meine Blockadeteilnahme im nächsten Jahr sichern wird.Außerdem werde ich mich bemühen zum nächsten Transport 50 dieser Decken mitzubringen, die ich je nach Situation zum Selbstkostenpreis von 1 € anbieten werde oder als Sponsoring verteilen werde, denn an mangelnder Wärme soll so eine Aktion nun wirklich nicht scheitern…Auf das es im nächsten Jahr 20.000 werden die Blockieren statt 500 oder 2000 wie sonst. Die Anti Atom-Bewegung hätte dieses Potential, die Frage ist nur wie die Leute die sich nicht beteiligen den Arsch hoch kriegen…Über Domatz ging es dann zurück zur Elbe und Elbauf ein Stück hoch zur Dömitzer Brücke. Zum Sonnenaufgang an der Elbe hab ich dann doch erst mal noch ne Stunde schlafen müssen. Als ich mich wieder aufrappelte fragte mich jemand ob es nicht zu kalt wäre. Ich antwortete das es in Gorleben kälter sei – zumindest auf Dauer.. Das war genau das richtige Stichwort. Einer dieser Chaoten wäre ich. Doch ich war zu müde zum diskutieren und entgegnete so nur Ja ja alles klar.Find ich immer Assig die Leute anzumachen die sich „den Arsch abfrieren“, wie es umgangssprachig heißt, für die Mehrheit. Dem hätte ich gern den Stern-Artikel vom 22. Mai 1980 vor Augen gehalten, der eindrucksvoll die Solidarität im Wendland widerspiegelt und eindrucksvoll das Gegenteil von Chaos zeigt: (Auszug)„Das Wehrdorf im Wendland: Atomkraftgegener haben die Bohrstelle 1004 bei Gorleben seit dem 3. Mai besetzt, um sich mit friedlichen Mitteln gegen das Kernenergie-Programm der Regierung zu wehren. Statt eines Bohrturms stehen dort jetzt Hütten, eine Feldküche und Toiletten, statt Technikern arbeiten dort jetzt Bauern und Handwerker. Juristen und Polizei wissen nicht, wie sie die ungebetnenen Gäste loswerden können. Etwa 50 Häuser und Hütten sind rund um den Bohrplatz 1004 bei Gorleben im Bau oder schon fertig. Die meisten sind aus Holz. Das größte ist das Gemeinschaftshaus mit fast 20 Metern Durchmesser – es liegt direkt neben der genannten Bohrstelle.Wovon leben sie? Von wenig. Handwerkszeug und einiges Material haben sie mitgebracht. Den Brunnen mit der alten Dorfpumpe hat eine heimische Firma gebohrt. Das Stroh haben die Bauern rangeschafft. Das Bier kommt von der nächsten Brauerei. Ihr Vertreter war so begeistert über das Dorf, dass er am Abend mit Kind und Kegel wiederkam. Das Essen ist gratis. Martha vom Küchendienst: Aus Zargleben kam eine 90.-Kilo-Sasu, gebraten. Aus Dangenstorf kommt täglich Kuchen. Aus Volkfien ein Ford-Transit voll Eingekochtem. Die Safterei in Pevesdorfschickt Saft, die Fleischfabrik in Steine Wurst. Morgen kommt Leber sagen sie. So geht das den ganzen Tag, unheimlich dufte! Die kommen einfach, schieben was rüber und sagen, hier Martha nimm.“Auf dem Tresen des Infohauses am Eingang des „Dorf 1004“ eigens eingerichtet für Presse, Besucher und Neue klebt ein Zettel: „Spendenkonto Volksbank Trebel 7035“ Martin hinterm Tresen sagt: Erst wollten wir die Kontonummer 1004 haben. Aber dann denken die Leute am Ende das sei ein Witz.“Neben dem Spendenaufruf ein Bericht des „Berliner Tagesspiegel“, demzufolge die Bremer Bundeswehr-Randalinskis als „Reise-Chaoten“ nun auch Gorleben sicher machen. Dazu ein Antwortbrief aus dem Dorf: „Tolle Neuigkeiten! Vielleicht kann sich Ihr Korrespondent mal auf unseren Platz trauen und uns etwas mehr über die so genannten „Reise-Chaoten“ erzählen?“ Eine lange Unterschriftenliste darunter.Die Polizei, die vor dem in ein paar Wochen geplanten Bohrbeginn das Gelände räumen muss, hat bisher noch keinen Auftrag erhalten und hält sich deshalb zurück. Sie hat vor der Besetzung Handzettel verteilt in denen die Rede ist von Hausfriedensbruch, von ihrem gesetzlichen Auftrag und von Geldbußen bis zu 50.000 Mark pro Besetzer. Jetzt muss sie tatenlos zusehen, wie Landkreis, Bezirksregierung, Land, Bund und Industrie einander den schwarzen Peter für die Räumung zuschieben. Seit Wochen studieren die Juristen aller Beteiligten die Rechtsklage. Ihr Dilemma: Zur Besetzung hat eine „Republik Freies Wendland“ aufgerufen, die zwar am Dorfeingang schon über tausend „Wendenpässe“ ausgestellt hat, für zehn Mark das Stück zum Segen der Dorfkasse, die aber gleichwohl nicht dingfest zu machen ist. Es gibt im Dorf nämlich keine Vorgesetzten und Veratwortlichen. Selbst der einfachste Weg, eine Abrissverfügung gegen die „nicht genehmigten Bauten“ ist den Behörden verbaut. Sie haben keine „Verfügungsnehmer“, weil es keine Bauherren im Sinne des Gesetzes gibt. Das „Dorf 1004“ ist juristisch gar nicht vorhanden.!“Mit dem Koch eines Restaurants unterhielt ich mich auch über die Proteste. Er lebt in Hitzacker und fühlt sich etwas gestört vom Ausnahmezustand.Aber das ist vielleicht das geringere übel. Wir bitten die Polizei nicht ins Wendland…Nichtkomerzielle Weiterverbreitung nur mit Beleg an unterwegs06@gmx.deKommerzielle Weiterverbreitung nur gegen Honorar
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