muc: Antifaschistisches Gedenken am 9.11.

Sonja Erikson 11.11.2006 22:28 Themen: Antifa
Anlässlich des 68. Jahrestages der Reichspogromnacht fand in München ein antifaschistischer Stadtrundgang unter dem Motto "Niemals vergessen - 68 Jahre nach der Reichspogromnacht" statt.
Auch 61 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ist die Notwendigkeit gegeben, würdevoll der Opfer der Reichspogromnacht und des antisemitischen Verfolgungswahns während des Nationalsozialismus zu gedenken und zu verhindern das diese Verbrechen, sowie das Leid der Opfer jemals vergessen werden.
Mit dieser Demo wurde ein kraftvolles Zeichen gegen Antisemitismus und Faschismus gesetzt. Es beteiligten sich etwa 100 Menschen. Alle Aktivitäten der Nazis wurden bereits im Vorfeld verboten.
Bereits im letzten Jahr gab es in München eine Demonstration im Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht. ( http://www.indynews.net/inn/news/aktuell/article/1866/1013/95a8eac232/)
Etwa 300 Leute nahmen damals an der Demonstration teil, die sich auch gegen eine von Norman Bordin ( http://de.wikipedia.org/wiki/Norman_Bordin) angemeldete Kundgebung richtete, die im Anschluss stattfand. Diese war unter dem Motto "16. Jahrestag des Mauerfalls" angemeldet war, um einem Verbot zu entgehen. Die Münchner Ordnungsbehörden genehmigten die Nazikundgebung und schritten auch dann nicht ein, als Norman Bordin die Namen der 16 erschossenen Hitlerputschisten vorlas.
Dieses Jahr gab es zwei Versuche Naziveranstaltungen anzumelden. Neben Norman Bordin (Npd), der dachte wiederum mit seinem Mauerfall-Motto durchzukommen, glaubte Maik Nwaiser (AN) allen Ernstes eine Veranstaltung zu Ehren der erschossenen Hitlerputschisten genehmigt zu bekommen, obwohl dieses Motto bereits 2005 zu einem Verbot führte.
Neben den Ereignissen vom letzten Jahr hat bei den diesjährigen Verboten sicherlich die Tatsache eine Rolle gespielt, dass zeitgleich die Eröffnung der Münchner Hauptsynagoge stattfand.( http://aida.open-lab.org/index.php?option=com_content&task=view&id=568&Itemid=151 und  http://aida.open-lab.org/index.php?option=com_content&task=view&id=569&Itemid=151)

Anders als im letzten Jahr wurde heuer versucht, einen stärkeren Bezug zwischen Inhalten und Orten zu haben. Am Geschwister-Scholl-Platz ging es um 17:00 mit einer Auftaktkundgeung los. In Redebeiträgen wurde unter Anderem der versuchte Hitlerputsch von 1923 thematisiert. Gegen 18:00 zog der Demozug dann die Ludwigsstraße hinunter, an der Feldherrnhalle, dem Ort der Niederschlagung des Hitlerputschs, vorbei zum Platz -der-Opfer-des-Nationalsozialismus. Dort gab es die erste Zwischenkundgebungen mit einem Redebeitrag über Georg Elser, der am 8.November 1938 ein Bombenattentat auf Hitler versucht hatte, und einem Nachruf an den Widerstandskämpfer und Antifaschisten Peter Gingold.

Weiter gings dann in die Kardinal-Faulhaber-Straße bis auf Höhe des Kurt-Eisner-Denkmals, wo die zweite Zwischenkungebung abgehalten wurde. Genau an diesem Ort wurde am 21.Februar 1919 der Revolutionär Kurt-Eisner von dem völkisch-nationalistischen Studenten Anton Graf von Arco auf Valley erschossen. Zu Kurt Eisner wurde ein Redebeitrag vorgelesen. Anschließend kam die braune Vergangenheit des Modehauses "Loden Frey" in der Maffeistraße 7 zur Sprache, als ein Beispiel dafür, wie Münchner Geschäfte von der Arisierung profitierten.
In einen weiteren Redebeitrag wurde über die Rolle Faulhabers im NS informiert und gefördert die Straße von Kardinal-Faulhaber-Straße in Kurt-Eisner-Straße umzubennen.

Der antifaschistische Stadtrundgang kam als nächstes am Polizeipräsidium Münchens in der Ettstraße vorbei. Eine Zwischenkundgebung vor dem Polizeipräsidium wurde uns skandalöser Weise nicht genehmigt. Die letzte Zwischenkundgebung wurde in der Herzog-Max-Straße abgehalten, an dem Ort an dem die Müchner Hauptsynagoge stand und an dem sich heute neben einem Denkmal ein Kaufhaus befindet. Hier wurden zwei Redebeiträge vorgelesen, der eine über das Münchner Polizeipräsidium und zur Rolle der Polizei im nationalsozialistischen Terrorapparat und der zweite über die ehemalige Hauptsynagoge. Diese wurde bereits am 24. Juni 1938 von den Nazis abgerissen, ausgeführt durch die Baufirma "Leonhard Moll". Nach Leonhard Moll ist in München-Sendling eine Straße benannt. Anschließend wurde eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer eingelegt.

Die Demonstration führte weiter über den Karlsplatz/Stachus zum Sedlinger-Tor-Platz, wo noch ein Redebeitrag über heutigen Antisemitismus gehalten wurde. Gegen 21:00 endete die Veranstaltung.
Diese Demonstration kann als Erfolg für AntifaschistInnen in Münchnen angesehen werden. Es waren zwar nicht ganz so viele TeilnehmerInnen wie 2005, aber es wurde geschafft einerseits würdevoll der Opfer von Antisemitismus und deutschem Verfolgungswahn zu gedenken und andererseits eine kraftvolle Antifademo durchzuführen und gegen heutige Formen des Antisemitismus und Faschismus vorzugehen.

Kein Vergeben - Kein Vergessen.
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