NPD-Parteitag: Proteste müssen weitergehen

ImRegen 11.11.2006 19:32 Themen: Antifa
Kurze Einschätzung der Gegendemo gegen den Parteitag der NPD im Berliner Stadtteil Reinickendorf von heute: Ganz schlimm, politisch ein Fiasko! Gegen die über 600 Rechtsnasen demonstrierten gerade mal 400 (zu Stoßzeiten) DemonstrantInnen. Das radikalere Antifa-Spektrum fehlte fast völlig und über Pfiffe und Sprechchöre ging es nicht hinaus.
Der Parteitag ist allerdings noch bis morgen und gegen 16 Uhr wollen die Deligierten und Gäste wieder abreisen. Das kann ein weiterer Punkt für Widerstand sein. Deshalb: In die Puschen kommen und nach Reinickendorf fahren!
Das ist eine ganz kurze Zusammenfassung eines sehr frustrierenden Besuchs bei der Gegendemo.

Es waren sehr wenig Leute da, die wegen des schlechten Wetters auch schnell immer weniger wurden. Die Polizei spricht von 400 und liegt damit ausnahmsweise ganz richtig, übertreibt vielleicht noch ein wenig. Um 14 Uhr, dem offiziellen Beginn des Parteitags, waren es nur noch etwa 150 Menschen, die die BesucherInnen des Parteitags an den Absperrungen am Eingang in Empfang nahmen. Entschiedenere Aktionen als Pfiffe, Sprechchöre und Brotkrümel gegen die eintreffenden NPD-Menschen blieben aus. War zahlenmäßig auch schwierig, bei 700 Polizistinnen und Polizisten.
Das Bratwurst-gegen-rechts-Protestspektrum mit kleiner Rockbühne und Berliner SpitzenpolitikerInnen aus der zweiten reihe hatte sich zu dieser Zeit zu großen Teilen schon auf den Weg ins Wochenende gemacht. Der Platz war verregnet, ziemlich leer, es gab keinen Lauti, keine Redebeiträge, wenig Transpis. Die Faschos haben sich kaputtgelacht.
Die Mobiliserung war sehr schlecht. Es lief nur wenig über Mailverteiler und auch andere Mobiliserungen liefen scheinbar nicht sehr gut. Im Internet waren Informationen sehr schwierig zu finden. Selbst manche lokale Antifa-Seiten hatten nicht zu dem Parteitag mobilisiert. Auf Indymedia war NICHTS zu lesen. Die Artikel waren vom ModTeam nicht in den Newswire aufegenommen worden, da sie Aufrufcharakter hatten. Eine fragwürdige Entscheidung. Infos kammen daher von MainstreamMedien und notfalls von der NPD-Seite. Das sollte besser funktionieren können.
Dieses Wochenende ist natürlich auch sehr schlecht für die Mobilisierung. Der Castor fährt im Wendland und in Rostock steigt die g8-Aktionskonferenz. Damit sind größere Teile der üblichen Verdächtigen woanders gebunden.

Trotzdem: Morgen, Sonntag, geht der Parteitag weiter und zu Ende. Eine gute Möglichkeit der NPD doch noch zu zeigen, dass es einen entschiedenen Widerstand gibt. Die NPD-Veranstaltung soll von 10 bis 16 Uhr gehen.

Ort: Fontane-Haus, Wilhelmsruher Damm, U 8 Wittenau, dann laufen oder mit Bus weiter.
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Ergänzungen

NPD-Parteitag

nazi go back to germany 11.11.2006 - 20:05
Ist morgen für den 12.11 noch gegen aktionen angemeldet bzw. treffpunkte bekannt?

Volle Zustimmung

Besucher 11.11.2006 - 20:28
Dem Artikel kann ich nur zu 100% zustimmen. Sowohl was der Bericht
der "Protestveranstaltung" angeht, als auch der Kritik, dass es im
Vorfeld so gut wie keine Mobilisierung irgendeiner Art gegeben hat.

Es ist mir absolut unverständlich wie es möglich ist, dass in Berlin
lediglich 300 bis 400 bei soetwas anzutreffen sind. Noch anzumerken,
dass die anwesenden sich grösstenteils aus dem bürgerlichen Spektrum
zusammengesetzt haben.

Erinnerungen an den letzten NPD Aufmarsch in Tegel am 21.10. werden wach:
Auch an diesem Tag war der antifaschistische Widerstand katastrophal und
so gut wie nicht wahrnehmbar. Der heutige Tag ist eine Steigerung davon.

Es gibt noch eine (kleine) Hoffnung für morgen am Sonntag: Kommt zum Fontane
Haus und zeigt dass es noch (radikalen) Widerstand gibt.

Nicht vor den Karren der "Volksparteien"

Michael 'Crest' Menz 11.11.2006 - 22:37
Nach dem Gerichtsentscheid hatte ich ich im Netz einige Zeit gesucht, ob es Mobilisierungen aus dem linken Spektrum gibt, habe aber nichts Entsprechendes gefunden. Auch auf den Seiten der Berliner WASG war der Aufruf für den 21.Oktober in Tegel das Aktuellste. Selbstredend auch mal hier vorbeigeschaut, aber ebenfalls Fehlanzeige. Ich wohne zwar in der Tat nur einige Fußminuten vom Veranstaltungsort, verspüre aber keinerlei Lust, mich vor den Karren der "Volksparteien" und irgendwelcher Spießbürger spannen zu lassen, die heute einen auf Protest machen und morgen wieder den hier lebenden Ausländern das Leben schwermachen. Und letztendlich haben sich auf der Bühne ja auch nur Politiker jener Parteien aufgehalten, die durch ihre asoziale Politik das Erstarken der Rechten erst ermöglicht haben (da diese es offenbar besser verstehen, das Protestspektrum an sich zu ziehen). Nun ja, aus der geringen Zahl an Demonstranten könnte man positiv vielleicht auch den Schluß ziehen, das immer mehr Leute das Spiel der Bürgerlichen durchschaut haben. Wenn man es negativ sehen will, hat sich die Bevölkerung mit dem Rechtsruck schon abgefunden oder gar angefreundet (1-Euro-Zwangsarbeit wird doch auch von Vielen als normal akzeptiert).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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sind wohl — alle im

das gibts ja wohl nicht — (muss ausgefüllte werden)

Lieber Peter G., — Michael 'Crest' Menz

bei indy die schuld suchen? — provinzmensch

wahnsinn! — dr.tempo