9. November 2006 Gedenkkundgebung + Antifademo

Ich war am 9.11. auf der von der Antifaschistischen Intiative Moabit organisierten Kundgebung zum Gedenken an die Novemberpogrome vor dem Mahnmal in der Levetzowstraße, wo die größte Synagoge Berlins stand, in Berlin-Moabit. Helmut Stein, ein Zeitzeuge, hat eine bemerkenswerte Rede gehalten, einen Bericht aus der Zeit, die er als zehnjähriger erlebte. Er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass er den Begriff Emigranten im Zusammenhang mit den Flüchtlingen aus Deutschland deplaziert findet. Er verglich das mit den Heimatvertriebenen, die auch nicht als Emigranten bezeichnet werden. Emigrant sei ein Euphemismus, der sich nach Freiwilligkeit anhöre. Auch wies er darauf hin, dass die Juden nirgendwo hinkonnten, was Goebbels einen guten Beweis fand, dass die ganze Welt die Juden nicht leiden könne. Einzig die kleine, arme Dominikanische Republik war offen für die vertriebenen Juden. Er hat noch mehr erzählt, aber das sprengt hier den Rahmen.

Anschließend nahm ich an der antifaschistischen Demo teil, die zum Gedenkmal auf der Putlitzbrücke führte. Darunter befand sich zur NS-Zeit ein Güterbahnhof. Von dort sind die meisten Juden Berlins in die Vernichtungslager transportiert worden.

Es gab mehrere Ansprachen auf dem Weg, zum Beispiel Aufrufe für weitere Kundgebungen von Antifagruppen, etwa gegen den euphemistisch "Ausreisezentrum" genannten Abdschiebeknast, der gerade heimlich in Berlin entsteht, sowie gegen den Naziaufmarsch in Halbe.