Antifaschistische Kundgebung in Eckernförde

[aae] 09.11.2006 20:29 Themen: Antifa
Am 09.11. fand in der Eckernförder Innenstadt eine Kundgebung bezüglich des Jahrestages der Reichspogromnacht statt.
Ca. 30 Leute versammelten sich, um gegen Geschichtsrevisionismus, Nationalismus und Antisemitismus Stellung zu beziehen.
Im Vorfeld versuchte die Stadt Eckernförde durch lächerliche Schikaneaktionen die Veranstaltung zu behindern.
Während der Kundgebung wurden Flyer (siehe unten) verteilt, sowie ein Redebeitrag gehalten.
Die vobeigehenden PassantInnen waren eher, wie üblich, desinteressiert. Allerdings spielte diesbezüglich auch das Wetter eine Rolle. Ein einsamer Verirrter meinte, die Kundgebung durch "Tod den Juden"-Rufen belästigen zu müssen. Anwesende PolizistInnen konnten sich durch eine Anzeige wegen Volksverhetzung doch noch nützlich machen.

Im Vorfeld versuchte die Stadt Eckernförde die Aktion zu behindern. Es wurden Personen, welche die Polizei zum Antifa-Umfeld zählt durch Anrufe bezüglich der, im Stadtbereich plakatierten Aufrufe, belästigt. Sie wurden aufgefordert, unter Androhung einer Geldstrafe die Plakate zu entfernen. Solch lächerliche, sowie rechtlich unhaltbare Forderung wurde natürlich ignoriert.
Wir lassen uns unsere Aktionen nicht sabotieren, die Stadt gehört allen!

Antifaschistische Aktion Eckernförde
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Ergänzungen

....

symphatisant 09.11.2006 - 23:02
Ich erwähns der Vollständigkeit halber nochmal:

5-6 "Kameraden" aus dem Umfeld der "Freien Nationalisten" liefen an der Kundgebung unbehelligt und schweigend vorbei.

Gedenken in Bochum

Antifa action 10.11.2006 - 04:22
In Bochum haben Neo Nazis die Veranstaltung besucht und die Kränze zum Gedenken an den 9 November zerstört.

Flyer

nopasaran 12.11.2006 - 20:04
ja, gibt es.......

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Waaaaas?

@sympatisant 10.11.2006 - 00:17
Au weia! Und die "nützliche Polizei" hat nichts unternommen? Ja, was nun...?

Situation?!?

Anarchrist 10.11.2006 - 00:28
Es waren vier auffällige Personen, wenn ich richtig denke, wen ihr meint.
Und sie waren recht unauffällig, nur für den genauen Beobachter zu erkennen.
Und sie waren ganz fix wieder weg.
Es waren sehr viele (proportional zur Gesamtkundgebung) Kiddies dabei.
Klingelt da irgendetwas?

Was denn nun,

Markus Wolf 10.11.2006 - 01:13
Auffällig oder unauffällig?
Da muss man sich schon entscheiden; und auch junge Leute müssen nicht zur Polizei rennen, um antifaschistisch aktiv zu werden.

mehr infos bitte

hütchenspielerin 10.11.2006 - 02:13
wie ist das denn genau mit den schikaneaktionen der stadt eckernförde gelaufen? hört sich ja gruselig an, aber auch eher nach ner einzelaktion von irgendsonem durchgeknallten sachbearbeiter. das im text aufgerufene feindbild "die stadt" scheint mir da doch etwas herbeigeredet. wie ist denn die kundgebung in den medien aufgenommen worden? gabs da artikel in eckernförder zeitung oder kieler nachrichten zu? habt ihr probiert, für die kundgebung im vorhinein ein bündnis auf die beine zu stellen, oder hat das keinen sinn in eckernförde? wundert mich ja schon ein bischen, dass ihr da offenbar relativ alleine standet, ja die plakate zur kundgebung sogar autonom plakatieren wart und dafür auch noch repressionsstress abkriegt.

finds aber jedenfalls echt gut dass ihr die kundgebung gemacht habt. gegen einen naziaufmarch melden die städtischen bratwurstfunktionäre dann vielleicht doch noch einen würstchenstand vor dem rathaus an, aber sich mit der deutschen vergangenheit auseinander setzen, ist den meisten dann offenbar doch zu angenehm. irgendwann müsse schließlich auch mal schluß sein und so..., die sprüche kennt man mittlerweile ja zur genüge.

9. November

no name 10.11.2006 - 10:12
Israel verteidigen!
Anmerkungen zum 9. November

Der 9. November 1938 war wie ein Schicksalstag für all jene deutsche und europäische Juden, die sich bis dahin und in der Folgezeit nicht den Fängen des nationalsozialistischen Terrors hatten entziehen können. Denn er markierte nicht nur den vorläufigen Höhepunkt volksgemeinschaftlicher Selbstfindung, sondern gleichzeitig einen qualitativen Sprung des allgegenwärtigen Antisemitismus: Dessen eliminatorisches Wesen hatte sich bis 1933 vor allem anhand­ von Pogromen offenbart, als mehr oder weniger spontaner Ausdruck eines irrationalen Volkszorns gegen die Juden, den personifizierten Inbegriff des Anderen, des Feindes, des Ritualmörders, des Wucherers und Zersetzers, des Kommunisten und Kapitalisten in einer Gestalt. Aber bereits die umfassende Klassifizierung, Entrechtung und gesellschaftliche Marginalisierung der deutschen Juden in der Frühphase des Nationalsozialismus ließ erahnen, dass der zum deutschen Selbstverständnis geronnene Antisemitismus alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Die reichsweiten Novemberpogrome stehen symbolisch für den Wandel und die Modernisierung der massenmörderischen deutschen Raserei – vom richtungslosen, emotionalen Judenhass zum geregelten und bürokratisierten „Antisemitismus der Vernunft“. Statt als Schutzherr oder Nutznießer des Volkszorns trat der Staat nun als maßgeblicher Akteur und Vollstrecker der Vernichtung auf. Der 9. November 1938 war die quasi-plebiszitäre Legitimationsgrundlage der mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnenen und ab 1942 minutiös durchgeführten Ermordung der europäischen Juden.

Auschwitz hätte – jenseits von allen Versuchen, dem Unsäglichen einen Sinn zu geben – einige elementare linke Gewissheiten begründen müssen: Nämlich Antisemitismus nicht länger als einen „Antikapitalismus der dummen Kerle“ (August Bebel) zu verharmlosen, ihm somit gar noch einen eigentlich positiven Kern zuzusprechen, dem nur durch genug Agitprop zur Entfaltung verholfen werden muss, sondern nüchtern zu konstatieren, dass das, was in den Vernichtungslagern sich unendlich grausam vollzog, schon im geschmacklosen Witz und im haltlosen Ressentiment gegenwärtig ist: der gleichzeitige Wunsch und Wille, die Juden, alles Jüdische zu beseitigen. Aus diesen Gewissheiten hätte folgen müssen, dass die geschichtsphilosophischen Parolen des Klassenkampfes zusammen mit den Opfern des nationalsozialistischen Wahns zu Grabe getragen worden waren und dass es nie wieder einen positiven Begriff des Volkes oder sonstiger kollektiver, das Individuum restlos absorbierender Identitäten geben darf. Stattdessen stand schon bald die gedankenlose, dafür umso pathetischere Identifikation mit all jenen an der Tagesordnung, die sich im Kampfe opfern – warum und wofür war dabei erst einmal nebensächlich, denn das Mittel heiligte den Zweck. Dass grade die antisemitischen Banden panarabischer oder islamischer Couleur dem prototypischen deutschen und europäischen Nachkriegslinken bis in die Gegenwart als Projektionsfläche dienen, zeugt also von einer bruchlosen ideologischen Abdichtung gegen jede Erfahrung.

Die konsequente Befolgung des politischen Testaments des Nationalsozialismus wird heute in widerspruchsfreier Reinheit von Seiten der islamistischen Bewegungen vollzogen. Hier hat das Leben keinen individuellen Wert und Zweck, sondern einen höheren Sinn, der sich im Zweifelsfall darin offenbart, sich inmitten von Zivilisten in die Luft zu sprengen. Der Islamismus in Gestalt von Hamas und Hizbollah, der ägyptischen Muslimbrüder und des iranischen Präsidenten ist die Sakralisierung nationalsozialistischer Sinngebung und das Selbstmordattentat die zeitgemäße Form des antisemitischen Vernichtungswillens: Denn wenn auch der Djihad im Irak täglich dutzende Muslime tötet, so gilt er doch einer halluzinierten zionistischen Weltverschwörung und deren angeblichen Agenten, als welche sich die verschiedenen muslimischen Gruppen wechselseitig denunzieren. Das bedeutet, dass heute sowohl die Idee als auch die Praxis des „Antisemitismus der Vernunft“, der nicht weniger verlangt als die Vernichtung der Juden, sich hauptsächlich gegen Israel und den Zionismus richten, der Kampf gegen Antisemitismus sich also maßgeblich als Existenzkampf Israels vollzieht.

Ruft aber in Bonn ein linkes Bündnis unter dem Motto „Gedenken verteidigen“ zum 9. November auf, so erwähnt es diesen Existenzkampf selbstverständlich mit keiner Silbe. Angesichts der Tatsache, dass die gesellschaftlichen Bedingungen des Antisemitismus nicht beseitigt werden konnten, dass weiterhin die klaffenden Widersprüche zwischen den objektiven Möglichkeiten menschlichen Daseins und deren oft viel weniger als armselige Verwirklichung im Kapitalismus sich in der pathischen Projektion auf den verschworenen und mächtigen Juden – IsraÖL und USraÖL – ausdrückt, und dass zudem ein im positiven Sinne revolutionärer Zustand nicht absehbar ist, muss aber das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einher gehen mit dem Bekenntnis zu Israel, dem Staat gewordenen Garanten jüdischer Existenz und Selbstbestimmung. All die Parolen gegen Antisemitismus, die anlässlich symbolträchtiger Daten wie dem 9. November inflationäre Verwendung finden, sind vollkommen inhaltsleer und nutzlos, wenn sie von einer Solidarisierung mit dem tatsächlichen und tagtäglichen Kampf des israelischen Staates um sein Überleben absehen – und sind zudem unglaubwürdig, wenn sie, wie in Bonn, etwa von den Freidenkern kommen, die zusammen mit den Nationalbolschewisten vom Initiativ e.V. und der jungen Welt zur antizionistischen Avantgarde der hiesigen Linken gehören. Darüber hinaus verkennt der Anspruch einer Verteidigung dieses vorgeblich richtigen Gedenkens, dass eben das formelle, wirkungslose Lippenbekenntnis zur deutschen Vergangenheit heute zum Standardrepertoire einer sich antifaschistisch gerierenden Berliner Republik gehört. Die Verteidiger des konsequenzlosen Gedenkens tun letztendlich nichts anderes als die betroffen dreinschauenden und mahnenden Exponenten deutscher Politik: an die Vergangenheit erinnern, um dann moralisch gestärkt zum Alltagsgeschäft überzugehen – was nicht zuletzt heißt, einerseits als „Friedensmacht“ Urteile über die in den USA und Israel ausgemachten Kriegstreiber zu fällen und im Gegenzug Selbstmordattentate als Widerstand zu verharmlosen.

„Gedenken verteidigen“ muss implizieren, Israel zu verteidigen, vor allem gegen den permanenten Versuch der internationalen antizionistischen Querfront, dem jüdischen Staat seine Legitimität abzusprechen. Denn ein Gedenken an die Opfer des Antisemitismus ist sinnlos, wenn es nicht die Verteidigung objektiv notwendiger Schutzmaßnahmen für alle faktischen und potenziellen Opfer dieses gewalttätigen Wahns mit einschließt, zu denen letztendlich nur Israel gewillt ist.

Never Again, Bonn

(muss ausgefüllt werden)

noname 11.11.2006 - 18:20
gibts den text auf den bildern auch noch größer? so kann man ihn leider nicht drucken :(