Die "Andere" auf dem Weg

tierr@ 03.11.2006 08:47 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Zwei Stationen der "Anderen Kampagne" im Oktober
In Buaisiacobe, Sonora; 27/10/06
La Otra im Tal der Mutigen; 31/10/06
Zweite Wegstrecke, Zwischenbericht 1

Buaisiacobe, Sonora
Aus der öffentlichen Ansprache der EZLN über Marcos

Der erste Teil der Rede galt Oaxaca. Marcos erinnerte an den ermordeten Journalisten Brad Will, der die "Andere Kampagne" auf einem langen Stück des Wegs begleitet und dabei Fotos und Flme gemacht hat. Den Gouverneur Ulises Ruiz bezeichnete er als Gauner und Kriminellen und rief zu internationalen Aktionen mit den Kämpfenden in Oaxaca auf.

"Die Geschichte in Oaxaca ist dieselbe wie in Sonora: Lügen die von den Regierungen mit Unterstützung der Medien begonnen werden. Von Sonora behaupten sie, die Leute seinen zufrieden und würden gut leben. Erst heute sagte Gouverneur Bours in einer Zeitung, daß er weder eine Pfeife noch Pasamontañas brauche, um von den Indigenas der Gemeinschaft der Yaqui empfangen zu werden. Damit hat er recht, denn was er tatsächlich braucht ist Schamgefühl und Anstand und das besitzt er beides nicht.

Wir wissen, das ausgedehnte Flächen nicht von den ejidatarios ( Gemeindelandbauern ) bestellt werden, weil sie keine Unterstützung und Kredite erhalten. Der Erlös aus den Ernten reicht kaum aus, um die Schulden zu begleichen. In der Gemeinde aus der wir gerade kommen, wird den Leuten Land aberkannt, das ihnen seit mehr als 100 Jahren gehört. Mil 300 hectáreas und die Regierung spricht ihnen 90 hectáreas zu. Die übrigen Hektar beansprucht Bours, um sie wie Porfirio Díaz in Großgrundbesitz umzuwandeln.
Alle Indigenas, seien es yaqui, pima, seri, pápago oder yoreme mayo werden hin und hergeschickt,-und geschoben, ohne daß es jemals Lösungen gibt. Was wir hier erleben ist eine Gesetzgebung ( Änderung des Verfassungsart.27 ), die das Leben auf dem Land zu einer Todesstrafe auf dem Land werden läßt. Die Menschen sind auf dem Land eingesperrt wie in einem Gefängnis, ohne Nahrungsmittel und dazu verurteilt, auf den Tod zu warten.Nur dort wo die Großgrundbesitzer und "Eigentümer" sind, gibt es Wasser, Kredite, Traktoren, alles. Und obwohl Indigen@s studiert und sich Fachwissen angeeignet haben, ist niemand von ihnen in der hiesigen Regierung vertreten; niemand also, der dieses Land und die Bedürfnisse der Indigen@s kennt. Leben und das Schiksal dieser Erde wird von Fremden bestimmt. Vor 500 Jahren kamen die Eroberer und so wie sie damals Armeen hierher brachten, bringen sie heute PolitikerInnen und Agrarreformfunktionäre. Aber diese Reform dient nur den Reichen. Die Regierung entspricht nur jenen, die Geld haben; deshalb kauft sie die Polizei und wirft die Armen der Gemeinschaft der Yoreme ins Gefängnis.
Wenn wir in diese Gefängnisse gehen, sehen wir keine PolitikerInnen. Was wir sehen sind Indigen@s, Bauern, StudentInnen, ArbeiterInnen, LehrerInnen; die Menschen, die Sonora mit ihrer Arbeit aufbauen, während der Gauner der raubt und tötet, bequem im Regierungspalast oder im Rathaus sitzt.

Wir sind verschwistert von unseren Wurzeln her und die Menschen, die uns begleiten, sind nicht nur aus Sonora, sondern auch aus anderen Staaten Mexikos, wo die Leute dieselben Probleme erleiden und Ihre Stimme wird auch bis in andere Länder getragen werden, in die USA, nach Europa und an andere Orte, wo man ebenfalls erfahren wird, daß die Regierungen von Fox und Bours Lügengespinnste sind; Regierungen die die Bauern ausrauben und umbringen, den wer das Land nicht schützt, tötet die Bauern. Regierungen die die Alten für nutzlos und untätig ansehen, obwohl sie es waren, die Dutzende von Jahren auf den Feldern gearbeitet haben.
Auch wenn wir uns am anderen Ende Mexikos befinden, wollen wir uns mit Somora und mit allen Indigenas, ArbeiterInnen, Alten und Kindern vereinen. Uns mit "denen unten" zu vereinen, ist was wir wollen. Wir werden uns erheben wie 1810 und 1910, aber ohne das dasselbe geschieht, wie damals; ohne das eine andere Regierung von Hundesöhnen kommt und die Indigenas vergessen werden.
Wir werden gemeinsam kämpfen und uns gegenseitig unterstützen, so wie wir gemeinsam fordern, daß Ulises Ruiz in Oaxaca noch heute zurücktritt und nach ihm Bours und alle anderen Verfluchten, die uns regieren.
Gracias compañeros, gracias compañeras.
 http://enlacezapatista.ezln.org.mx/la-otra-campana/536/#punta

La Otra Campaña im Tal der Mutigen
San Agustín, Ciudad Juárez 31/10/06

Im Tal von Juárez, das ursprünglich das Tal der Mutigen genannt wurde, weil es den spanischen Eroberern nicht gelungen war, das Gebiet einzunehmen, hielt die "Andere Kampagne", kurz La Otra, ein Wiedersehenstreffen zwischen Chiapas und Chihuahua ab. An ihm nahmen ehemalige Tagelöhner, Bauern und Personen teil, die in dieser Zone südlich des Rió Bravo leben und gegen die Beschlüße der schlechten Regierungen und die auferlegten Büdgetkürzungen der Kapitalisten Widerstand leisten.
Hervorgehoben wurde besonders die Rolle der Tagelöhner, die mit den geringen Verdiensten, die ihnen ihre Arbeit in Nordamerika einbrachte, nicht nur ihren Familien zu Hause das Überleben ermöglichten, sondern die das Land vor dem Bankrott retteten und überdies dem Risiko ausgesetzt waren, in einen so idiotischen wie den Zweiten Weltkrieg hineingezogen zu werden.
Die ehemaligen Tagelöhner und ihre Familien kämpfen seit Jahren um die Auszahlung ihrer angelegten Ersparnisse seitens der Regierung Fox und der US-Regierung. Gelder die zuerst 5000 Dollar, dann 100.000 Pesos betrugen und die sich nun aktuell auf 38.000 Pesos belaufen, was einen Hungerlohn bedeuet der trotzdem noch immer nicht ausbezahlt wird.
Die Worte Eines, der diese Zeit erlebt hat, macht die Demütigung damals wie heute, am besten begreiflich:
"Sie stellten allen möglichen Blödsinn mit uns an, als wir auf der anderen Seite der Grenze ankamen. Wir wurden in ein Quartier gebracht und auf Krankheiten untersucht; aber später Besprühungen ausgesetzt..."
-Diese Stimme wurde von einer anderen, der die Erinnerung Mut verlieh, unterbrochen-
" Noch nie hat Fox seine Versprechungen eingehalten oder die Arbeit, die wir gemacht haben, anerkannt. Wir fordern nur das, was uns zusteht. In diesem Kampf brauchen wir Unterstützung und sind bereit, uns mit dem Kampf der Campesin@s ( Bauern ) zusammenzutun…”

Die Campesin@s betonten erneut die Pflicht den Kampf fortzusetzen, der seit fünf Jahren gegen die Wirtschaftspolitik die von der Regierung gebilligt ist, geführt wird und die den Sektor der Viehzucht betrifft und ihn in einen Bereich extremer Armut verwandelt. Unverständnis wurde auch laut gegenüber den hohen Preisen für Diesel in der Landwirtschaft, die vom internationalen Markt diktiert werden, wobwohl Mexiko selbst reich an Ölreserven und Erdgas ist.
Die Äpfel, deren Anbau in der Region typisch ist, werden den Handelsbedingungen Nordamerikas unterworfen, was bedeutet, daß sie schön aussehen ( sprich hochgedopt, gespritzt,gewachst etc. werden ) aber an Qualität ( im Sinne des Nährwerts ) verlieren.

Fast jedes Mal wenn die RednerInnen wechselten, kam erneut Oaxaca zur Sprache und es wurde der Vorschlag gemacht, ab dieser Nacht ( 31.10. ) auf dem Hauptplatz der Stadt Juárez ein Solidaritätscamp einzurichten.

Die Gemeinde San Agustín bekräftigte es satt zu haben, von den Yanquee´s benutzt zu werden, "die hierher kommen und machen was sie wollen und daß die Gemeinde nicht in ihrem Kampf nachlassen, sondern ihn weiterführen wird, ganz so wie sie es vor Jahren getan hat, bis sie erreichte, daß in der Nähe kein nukleares Endlager gebaut wurde.

Die Worte die die dortigen Compañeras und Compañeros schenkten, gaben einmal mehr Aufklärung über die Barbarei, die "die unten" tagtäglich um zu überleben, erleiden; wie z.B. die Tatsache, daß sie sich schuldig und illegal fühlen sollen, weil sie um zu arbeiten in ein anderes Land gehen und mit ihrem Verdienst ihre Kinder ernähren, während die PolitikerInnen nichts tun und Millionen verdienen, indem sie in ihren Wahlkampagnen falsche Versprechungen machen, die sie nie einhalten.
Wir wissen, wie die Realität in der wir leben, aussieht, die aus der Plünderung der Erde, der Ausbeutung der ArbeiterInnen und der Verschmutzung sogar unserer unmittelbaren Umgebung besteht und das Einzige, was uns bewegt und uns Auftrieb gibt weiterzumachen, ist die Hoffnung; die Alternative die wir als "Leute unten und links" haben, uns zu organisieren um dieses Land, das Mexiko darstellt und das etwas größere, Welt genannt, zu verändern

Claudia Mora
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/279647/index.php
( freie, zusammenfassende Übersetzung: tierr@ )
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Ergänzungen