Oaxaca: Haltung der APPO zum Widerstand

Libertaria 31.10.2006 10:20 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die Appo gilt als ofizielles Sprachrohr des Protests in Oaxaca. Sie erklärt, dass für Gewaltätigkeiten gegen die Polizei in Oaxaca alleine staatliche Stellen verantwortlich seinen. KritikerInnen werfen ihr vor den Protest zu instumentalisieren und breite Teile des örtlichen Widerstands zu diskreditieren.
Die Appo hat zum Gewaltverzicht aufgerufen. Es ist sicherlich fraglich, ob es sinnvoll ist in der aktuellen Situation auf direkte gewalttätige Konfrontation mit der Staatspolizei zu setzen. In dieser Phase des Kampfes gegen den übermächtigen Gegner würde diese Form der Auseinandersetzung mit Sicherheit zu noch mehr Toten führen. Auf der anderen Seite ist die Entscheidung, die SoldatInnen mit Blumen zu empfangen, auch fehlinterpretiert worden. Zitat von Mexiko Travel News: "Der Einmarsch der Bundespolizei stieß bei der Bevölkerung sowohl auf Zuspruch als auch auf Ablehnung. Während die einen die Beamten mit weißen Blumen begrüßten, gingen ihnen andere, Kinder auf ihren Schulten, mit ablehnenden Plakaten und Spruchtüchern entgegen." Zwangsläufig gibt es inzwischen auch Kritik an der Vereinahmung des gesamten Protests durch die APPO. Ihr wird u.a. vorgeworfen, mit ihrer Erklärung, dass alle Gewalt gegen die Polizei das Werk von Provokation und Infiltration sei, breite Teile des Widerstands denunziert würden. Die APPO geht davon aus, dass der Staat die Gewalt forcieren wolle, um die gegenwärtige staatliche Intervention rechtfertigen zu können. Zu finden ist die betreffende APPO Stellungsnahmen unter:  http://codepappo.wordpress.com/2006/10/29/urgente-la-pfp-en-oaxaca)),
KritikerInnnen erwidern, dass der Staat es nicht nötig haben würde, auf solche Legitimation für sein Handeln zurückzugreifen. Sie weisen darauf hin, dass die Militanz, wie sie übrigens auch im letzten Video von Brad Will zu erkennen ist, immer ein Teil des Widerstands in Oaxaca gewesen sei. Die Barrikaden seien auch mit Steinen, Molotovcocktails, Zwillen und selbstgebastelten Waffen mit Erfolg gegen AngreiferInnen verteidigt worden.

Auch beim Einmarsch der Truppen, ist es zu militanten Widerstandsaktionen gekommen und es ist fraglich, ob sie das Werk von Polizeiprovikateuren sind. Im Netz existieren Berichte von James Daria, der den Teil der Rebellion beschreibt, der unabhängig von der APPO in Oaxaca reagiert. Auch er berichtet von einem Konflikt um Militanz. Der erste Bericht beschreibt eine Szene, wie ein maskierter Jugendlicher daran gehindert wird, Steine auf Polizisten zu werfen. Es wäre nun absurd dem jungen Mann vorzuwerfen, er wäre Polizeispitzel. Das geschieht auch nicht. Die Intervention gegen ihn wird damit gerechtfertigt, dass das Werfen von Steinen nur dazu führen würde, dass der Staat eine Entschuldigung für seine Gewalt haben würde.

Es ist unabhängig, ob der Jugendliche dieser Argumentation folgen konnte und nicht doch an anderer Stelle vesucht hat Steine zu werfen. Es geht um etwas anderes. Würden wir der APPO folgen, ensolidarisieren wir uns mit einem Menschen und gleichzeitig mit breiten Teilen des Widerstands in Oaxaca, der seine Wut anders ausdrückt als von dieser Organisation vorgeschrieben. Dadurch, dass wir davon ausgehen, dass er eine Funktion als Spitzel hat, nehmen wir diesen Menschen ihre Würde.


Die Berichte von James Daria sind zu finden unter:

 http://narconews.com/Issue43/article2259.html )
 http://narconews.com/Issue42/article2021.html )
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Ergänzungen

wobei nicht klar ist

tagmata 31.10.2006 - 15:37
"Sie weisen darauf hin, dass die Militanz, wie sie übrigens auch im letzten Video von Brad Will zu erkennen ist, immer ein Teil des Widerstands in Oaxaca gewesen sei. "

inwieweit das bupos waren oder leute die ruiz persönlich angeheuert hat. der para der will abknallte war wohl letzteres, ist ja mittlerweile identifiziert, und generell gehen augenzeugenberichte in diese richtung (also bekannte pri-schläger wurden gesehen). die typen die da gestürmt haben waren eher sowas wie der mexikanische bgs.

PRI und SPD

Peter G. 31.10.2006 - 20:59
Die Partei der Institutionalisierten Revolution, die in Oaxaca regiert, ist übrigens die mexikanische Schwesterpartei der SPD und Mitglied der "sozialistischen" Internationale. Aber aus der Richtung wird wohl kaum was kommen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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