Peter Gingold ist Tot

ein trauernter 29.10.2006 23:32 Themen: Antifa
Peter Gingold, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Kommunist aus jüdischem Elternhaus, Internationalist starb am 28. Oktober in Frankfurt/M. im Alter von 90 Jahren.
Für Peter Gingold steht ein Motto "Résistance = Widerstand - ein Leben lang!" Geboren am 8. März im Kriegsjahr 1916 erlebte er in der Weimarer Zeit die Realität der sozialen Not und des Antisemitismus. Politische Überzeugung und Handeln war für ihn eines. So organisierte er sich schon früh in der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung und engagierte sich vor 1933 und nach der Machtübertragung an die NSDAP im antifaschistischen Kampf.

Verhaftet im Juni 1933 wurde er von den Nazis zur Emigration gezwungen. Er ging nach Paris, wo bereits seine Eltern und Geschwister lebten. Dort setzte er seinen antifaschistischen Kampf fort. Er gehörte zu den Gründern der überparteilichen "Freien Deutschen Jugend" (FDJ) und wurde Mitglied der KPD. Hier lernte er auch Ettie Stein-Haller kennen, die er 1940 heiratete. Über sechzig Jahre lebten sie zusammen und haben sich gegenseitig in ihrer politischen Arbeit und Überzeugung gestützt und gestärkt.

Nach dem faschistischen Überfall auf Frankreich arbeiteten beide in der französischen Résistance. 1943 geriet Peter in die Fänge der Gestapo. Ihm gelang jedoch die Flucht. Im August 1944 nahm er am Aufstand zur Befreiung von Paris teil. Den 8. Mai 1945, "das Morgenrot der Menschheit", erlebte er bei den italienischen Partisanen in Turin.

Zurückgekehrt nach Frankfurt gehörten Peter und Ettie zu den Gründern der hessischen VVN und wirkte politisch in der KPD. Doch während Peter für seine antifaschistische Arbeit in Frankreich und Italien geehrt wurde, erlebte er in Deutschland lange Jahre gesellschaftliche Ausgrenzung. Als Widerstandskämpfer und Kommunist wurden ihm und seiner Frau viele Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert. In Gefolge des KPD-Verbots musste Peter zeitweilig wieder in die Illegalität gehen. Später musste er erleben, dass man seine Tochter Sylvia wegen ihrer politischen Überzeugung mit Berufsverbot belegte.

All das hat ihn nicht abgehalten, sich für seine Vision von einer sozialen und menschenwürdigen Gesellschaft, frei von Krieg und Ausbeutung einzusetzen. Dass man dazu einen sehr langen Atem brauche, auch Rückschläge verkraften müsse, vermittelte er in zahllosen Gesprächen und Vorträgen, besonders gegenüber jungen Zuhörern. Und er forderte die jungen Leute auf, selber aktiv zu werden gegen Neofaschismus, Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Dabei ging er mit gutem Beispiel voran bei zahllosen Aktionen gegen alte und neue Nazis, ob in Mittenwald, in Wunsiedel, in Frankfurt oder Berlin.

Peter Gingold war ein viel gefragter Redner, Gesprächspartner und Zeitzeuge, der politisch reflektiert, engagiert und persönlich authentisch historische Zusammenhänge vermitteln konnte. Er wurder eingeladen von Gewerkschaften oder der autonomen Antifa, von Universitäten oder der DKP und natürlich von der VVN-BdA, für die er in den letzten Jahren als Bundessprecher politisch aktiv war. Nicht zu vergessen seine Aktivitäten im Auschwitz-Komitee der BRD, gegen die Profiteure der Kriegsverbrechen - die IG-Farben in Abwicklung oder für den Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung 'Freies Deutschland' e.V. (DRAFD).

Hier - und das zeigte eindrucksvoll die Feier zu seinem 90. Geburtstag im Frankfurter DGB-Haus - erlebte er die Anerkennung, die ihm die bundesdeutsche Gesellschaft verweigert hatte. Die Trauerfeier zu Ehren von Peter Gingold soll im November in Frankfurt/M. in stattfinden. Er selbst wird in Paris, im Familiengrab bei seiner Frau Ettie beigesetzt werden.

Peter Gingold bei Wikipedia
 http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gingold
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Ergänzungen

Einer von uns ist tot

Antifa Freiburg 30.10.2006 - 06:26

Obige Fotos von Peter wurden auf der Antifademo in Hohenberg / Rosenberg (BaWü) am 9. April 2005 aufgenommen: 1 2

Wir trauern und kämpfen weiter!

Unser Freund Peter Gingold lebt nicht mehr

Antifa Düren 30.10.2006 - 11:18
„Das Bedeutsamste und Kostbarste aus deutscher Geschichte ist und bleibt der antifaschistische Widerstand“

Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir vom Tod unseres Freundes und Genossen Peter Gingold erfahren. Peter, antifaschistischer Widerstandskämpfer und Kommunist aus jüdischem Elternhaus, verstarb am Samstag im Alter von 90 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Frankfurt am Main.

Als Teilnehmer der Resistance wurde er in Frankreich staatlich geehrt, in der Bundesrepublik oft genug diffamiert. Trotzdem genoss er auch in Deutschland Ansehen weiter über seine Partei, die DKP, hinaus.

Als Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), Aktivist in antifaschistischen und Friedensinitiativen kämpfte er unermüdlich bis kurz vor seinem Tod gegen alte und neue Nazis, stellte sich braunen Aufmärschen mutig und herausfordernd in den Weg, mühte sich in unzähligen Besuchen von Schulklassen und Jugendgruppen darum, die Erfahrungen der bitteren Jahre von Faschismus und Krieg an die junge Generation zu vermitteln und das Erbe der Widerstandskämpfer weiterzugeben.

Wir hatten in Düren die Gelegenheit, Peter persönlich näher kennen zulernen. Auf Einladung der Antifa Düren referierte er im April 2005 als Zeitzeuge im KOMM. Zuvor hatte er bereits in einer Dürener Schule gesprochen. Die offenherzige und mutmachende Art Peter Gingolds wird uns immer in guter Erinnerung bleiben. Wir sind froh, ihn gekannt haben zu dürfen, und werden in seinem Sinne politisch weiterarbeiten.

Danke Peter

Gießen 30.10.2006 - 11:27
Danke Peter für Dein Engagement. Danke, dass Du uns, die Deine Zeit nicht erleben mussten, ernst genommen hast. Danke, dass Du nie resigniert hast und danke, dass Du immer gekämpft hast.
Ein besonderer Mensch ist gestorben. Besonders, weil er viele von uns beeindruckt hat und ein Beispiel geben konnte. Besonders auch, weil gerade er, der persönlich Grund zum Hass gehat hat, gekämpft hat. Gekämpft für ein besseres, sozialeres antifaschistisches Deustchland.

Aus Trauer wird Power!

Autonome Antifa Nord 30.10.2006 - 12:26
Mit dem Leben von Peter geht für uns auch ein Stück Geschichtsbewusstsein zu Ende. Wie kaum ein anderer rührte er sich in seinem hohen Alter gegen Faschisten auf. Durch dieser Verkörperung des Nichtvergessens, wurde er für viele zum Synonym für Antifa-Widerstand. Wir vergessen dich niemals Peter und führen den Kampf gegen Faschimus bis zum Ende!

Kampf dem Faschismus in all seiner Ausprägung! Kein Vergeben - kein Vergessen!
Viel Kraft allen um ihn Trauernden!

Widerstand – ein Leben lang

Ulrich Schneider 30.10.2006 - 13:06
Nach langer schwerer Krankheit starb Peter Gingold, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Kommunist aus jüdischem Elternhaus und Internationalist, am 28. Oktober in Frankfurt/M. im Alter von 90 Jahren.

 http://www.jungewelt.de/2006/10-30/042.php

Rettung vorm Archiv

Aus der jungen Welt 30.10.2006 - 13:46
30.10.2006 / Inland / Seite 4

Widerstand – ein Leben lang

Der Antifaschist Peter Gingold lebt nicht mehr. Ein Nachruf von Ulrich Schneider

»Nie resignieren, und wenn welche resignieren, dann macht ihnen Mut!«

Nach langer schwerer Krankheit starb Peter Gingold, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Kommunist aus jüdischem Elternhaus und Internationalist, am 28. Oktober in Frankfurt/M. im Alter von 90 Jahren.

Antifaschisten und Anhänger der politischen Linken verschiedener Generationen haben Peter Gingold in den vergangenen Jahrzehnten auf Veranstaltungen, in gemeinsamen Aktionen auf der Straße und in Debatten über die Konsequenzen aus der faschistischen Vergangenheit und für eine sozialistische Alternative erlebt. Er war als Person nicht nur Teil der politischen Bewegung, er stand mit seiner Biographie auch symbolisch für politische Entwicklungen und den Umgang mit der Erinnerung und Würdigung des antifaschistischen Widerstandes in unserem Land.

Geboren am 8. März im Kriegsjahr 1916 in Aschaffenburg, erhielt Peter Gingold seine persönliche und politische Prägung in seinem jüdischen Elternhaus und in der Arbeiterjugendbewegung. Sein Vater besaß eine kleine Konfektionsschneiderei in Frankfurt/Main. Als Jugendlicher erlebte er den Antisemitismus der Nazis. Er fragte sich und seinen Vater, der mit seiner Arbeit eine achtköpfige Familie zu ernähren hatte: »Du bist doch auch Jude, leidest auch unter der Arbeitslosigkeit, wieso bist du an allem schuld?« So einfach und gleichzeitig überzeugend stellte Peter Gingold die faschistische Demagogie in Frage und begann als Jugendlicher nach den Ursachen von Massenarbeitslosigkeit, Armut und Ungerechtigkeit zu fragen. Bald schon organisierte er sich im Zentralverband Deutscher Angestellter und im Kommunistischen Jugendverband. Politische Erkenntnis und Handeln waren für ihn untrennbar verbunden. Und so wirkte er vor 1933 und nach der Machtübertragung an die NSDAP im antifaschistischen Kampf. Bei einer Razzia der SA im Juni 1933 verhaftet, kam er erst nach mehrmonatiger Gefängnishaft frei – mit der Auflage, Deutschland zu verlassen. Er folgte seinen Eltern und Geschwistern, die bereits im Frühjahr 1933 nach Paris emigriert waren. Ruhe gab er dort aber auch nicht. Er arbeitete im deutschsprachigen antifaschistischen Pariser Tageblatt mit und gehörte zu den Gründern der Freien Deutschen Jugend (FDJ) als überparteiliche antifaschistische Jugendorganisation.

In Paris traf er zwei wichtige Entscheidungen, die sein ganzes persönliches und politisches Leben geprägt haben: 1937 trat er der Kommunistischen Partei bei und 1940 heiratete er Ettie Stein-Haller, die er in der FDJ-Arbeit kennen- und lieben gelernt hatte. Über sechzig Jahre waren die beiden verheiratet und haben sich gegenseitig in ihrer politischen Arbeit und Überzeugung gestützt und gestärkt.

Im französischen Exil kam ihre erste Tochter Alice zur Welt. Während Ettie Gingold sich um das Kind kümmerte, mußte ihr Mann aufgrund der Verfolgung durch die Gestapo untertauchen. Er schloß sich der Travail Allemand (TA) an, einer Gruppe in der Résistance, die antifaschistische Aufklärung unter deutschen Soldaten leistete. Während seiner illegalen Zeit wurden zwei seiner Geschwister in Paris verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er selbst geriet 1943 in die Fänge der Gestapo. Ihm gelang jedoch mit Hilfe der Organisation die Flucht. Peter Gingold nahm im August 1944 am Aufstand zur Befreiung von Paris teil und setzte seine antifaschistische Arbeit in den Reihen des 1. Pariser Regiments in Lothringen und im April als Frontbeauftragter bei den Partisanen in Norditalien fort. In Turin erlebte er den 8. Mai 1945, der für ihn »das Morgenrot der Menschheit« war.

Zurückgekehrt nach Frankfurt/Main gehörten Peter und Ettie Gingold zu den Gründern der hessischen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und wirkten politisch in der KPD. Doch während Peter Gingold für seine antifaschistische Arbeit in Frankreich und Italien geehrt wurde, erlebten er und seine Frau in Deutschland lange Jahre gesellschaftliche Ausgrenzung. Als Widerstandskämpfern und Kommunisten wurde ihnen viele Jahre die deutsche Staatsbürgerschaft verweigert. In Gefolge des KPD-Verbots mußte Peter Gingold zeitweilig wieder in die Illegalität. Und er mußte die Verfolgung in zweiter Generation erleben, als seine zweite Tochter Silvia als Lehrerin viele Jahre mit Berufsverbot belegt war. Dabei kamen ihm seine Kontakte zu französischen Antifaschisten zugute. »A bas les Berufsverbote« wurde zu einer millionenstimmigen Losung in den 70er Jahren in Frankreich.

Solch negative Erfahrungen mit der bundesdeutschen Realität haben ihn nicht abgehalten, sich für seine Vision einer sozialen und menschenwürdigen Gesellschaft, frei von Krieg und Ausbeutung einzusetzen. Daß man dazu einen sehr langen Atem braucht, auch Rückschläge verkraften muß, vermittelte er in vielen Gesprächen und Vorträgen, besonders gegenüber Jugendlichen. Und er forderte sie auf, selber aktiv zu werden gegen Neofaschismus, Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Dabei ging er mit gutem Beispiel voran bei zahllosen Aktionen gegen alte und neue Nazis, ob in Mittenwald, in Wunsiedel, in Frankfurt oder Berlin.

Peter Gingold war ein vielgefragter Redner, Gesprächspartner und Zeitzeuge, der politisch reflektiert, engagiert und persönlich authentisch historische Zusammenhänge vermitteln konnte. Er wurde eingeladen von Schulen und Universitäten, von Jugendverbänden, Gewerkschaften oder der autonomen Antifa, von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit oder seiner Partei, der DKP, und natürlich von der VVN-BdA, für die er in den letzten Jahren als Bundessprecher politisch aktiv war. Nicht zu vergessen sind seine Aktivitäten im Auschwitz-Komitee der BRD, gegen die Profiteure der Kriegsverbrechen, zum Beispiel der IG-Farben in Abwicklung, oder für den Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung »Freies Deutschland« e.V. (DRAFD). Hier – und das zeigte eindrucksvoll die Feier zu seinem 90. Geburtstag im Frankfurter DGB-Haus– erlebte er die Anerkennung, die ihm die bundesdeutsche Gesellschaft verweigert hatte.

In seinem Schlußwort auf der Geburtstagsfeier formulierte er noch einmal das Motto seines politischen Handelns: »Nie resignieren, und wenn welche resignieren, dann macht ihnen Mut!« Peter Gingold hat auf seine Weise Mitstreitern und Nachgeborenen in vielen Aktionen und Situationen Mut gemacht. Nun liegt es in der Verantwortung der Nachgeborenen – im Sinne von Peter Gingold –, diesen Mut in Handeln für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Kriege einzubringen.

Die Trauerfeier zu Ehren von Peter Gingold findet im November in Frankfurt/M. statt. Die Beisetzung wird in Paris, im Familiengrab bei seiner Frau Ettie erfolgen.

Vor kurzem erschien die Dokumentation zum 90. Geburtstag von Peter Gingold: Ulrich Schneider/Horst Gobrecht: »Résistance = Widerstand – ein Leben lang!«. Hrsg. Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis e.V., 60 Seiten, Ladenpreis 5 Euro, ab 10 Exemplare 3 Euro plus Porto, zu bestellen bei: VVN-BdA Hessen, Eckenheimer Landstr. 93, 60318 Frankfurt/M.

Quelle:  http://www.jungewelt.de/2006/10-30/042.php

In tieferTrauer

Kämpfer_innen 30.10.2006 - 14:19
Wieder EineR weniger, der/die den Nationalsozialismus überlebte und sein ganzes weiteres Leben dem Kampf dagegen widmete.
Wieder EineR weniger, der/die Zeugnis abgeben kann über den faschistischen Terror in Deutschland.
Wir müssen das Erbe weitertragen und weitergeben, damit sie nicht umsonst gekämpft und in den Konzentrationslagern und anderen Gefängnissen der Nazis gestorben sind.
Angehen gegen all die Ungerechtigkeit dieser Welt, Angehen gegen das Morden von Menschen, die nicht reinpassen, weil sie den "falschen" Paß oder die "falsche" Hautfarbe haben, weil sie nicht arbeiten wollen oder können oder einfach weil sie sich in die Verwertungsmaschinerie nicht ein, oder unterordnen wollen.
Wir sind in tiefer Trauer um Peter Gingold, mit ihm ist ein bedeutender Genosse von uns gegangen, in Gedanken sind wir bei seinen nächsten Angehörigen und wünschen ihnen viel Kraft!

antifascista siempre

ali höhler 30.10.2006 - 16:53
kein vergeben kein vergessen

das leben und wirken dieses menschen hat sicherlich viele antifaschistInnen beeindruckt.
besonders der lange atem und die ungebrochene überzeugung, mit dem peter gingold gegen die hiesigen zustände anging hat mich immer sehr tief berührt. es hat mir sehr sehr vil kraft gegeben in mittenwald bei den protesten gegen die ns-verherrlichende ehrung der gebirgstruppe in der kette zu stehen und einen angriff der bullen auszuhalten/abzufangen und auf einmal peter gingold lächelnd in mitten autonomer antifas die polizei anpöbelnd zu entdecken...
wenn ein ehemaliger resitant, ein partisane, jüdischer kommunist so viele jahrzehnte trotz aller verfolgung, rückschläge, niederlagen etc aufrecht, seiner überzeugung treu und vor allen dingen kämpferisch bleiben kann, dann sollten wir uns daran ein beispiel nehmen (und ohne hier son pathetik scheiß abziehen zu wollen) und sein politisches vermächtnis fortführen!!

Unser Genosse Peter Gingold ist gestorben

Mohr/Reissmann 30.10.2006 - 18:37
Wie wir heute erfahren haben, ist unser Genosse Peter Gingold gestern in
Frankfurt nach schwerer Krankheit verstorben. Das wenige was wir von ihm wissen,
lässt für uns den Schluss zu, dass er als bewaffneter Widerstandskämpfer gegen
Faschismus während des II. Weltkrieges und als Fundamentaloppositioneller gegen
die herrschenden Verhältnisse in der BRD ein großartiges Leben gelebt haben
muss. Wir hatten noch das Glück ihn in den letzten Jahren in der Kampagne gegen
die mörderische Traditionspflege der Gebirgsjäger in Mittenwald zu erleben.
Unvergessen wie er Pfingsten 2005 in der Innenstadt in dieser NS-Idylle einen
mitreißenden Redebeitrag am Lautsprecherwagen gehalten hat und danach unser am
gleichen Ort errichtetes Pappkartondenkmal für die Ermordeten der Gebirgsjäger
gegen Einheimische und andere Revisionisten verteidigt hat.
Ob vor zwanzig Jahren auf einer Demo gegen einen Faschoaufmarsch, auf den
Aktionen gegen die Hauptversammlungen von IG Farben in Frankfurt ab Ende der
90er, auf einer Veranstaltung zum Erinnern an den 9. November 1938 in Hamburg,
oder eben in Mittenwald, Peter Gingold hat uns mitgerissen und bestärkt, dass
eine Welt ohne Antisemitismus und Rassismus möglich ist, dass für eine
antifaschistische Welt aber auch gestritten, diskutiert und gekämpft werden muss.
Nun hat ihn der Sensenmann umgehauen. Das schafft erst mal Platz und hinterlässt
doch eine große Lücke. Sein langer widerspenstiger Lebensweg im Land der
Opportunisten und Mitläufer mahnt uns nicht nur, weiter zu machen gegen das
Fortleben des Nationalsozialismus in allen seinen Erscheinungen. Er macht uns
auch Hoffnung, dass mit Biss und Lust schon jetzt etwas viel besseres möglich
ist, als die sprach- und gedankenlose Unterordnung unter die herrschenden
Verhältnisse.

Foto von Peters 90. Geburtstag

Antifa Frankfurt 30.10.2006 - 18:48
Anbei ein Foto, das im März 2006 in Peters Wohnung anlässlich seines 90. Geburtstags aufgenommen wurde.

Weitere Medien schreiben:

Frankfurter Rundschau:
 http://www.fr-aktuell.de/frankfurt_und_hessen/lokalnachrichten/frankfurt/?em_cnt=1000063

Neues Deutschland:
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=99439&IDC=2

Die Stärksten kämpfen ihr Leben lang

Kurt 31.10.2006 - 15:18
„Die Schwachen kämpfen nicht.
Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang.
Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre.
Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang.
Diese sind unentbehrlich!“

Bert Brecht

Peter Gingold, ünermüdlicher Kämpfer für eine bessere Welt und Vorbild der Jugend, wird in unseren Herzen und in unserem Kampf weiterleben.

Trauer und Bestürzung

Karlsruher 31.10.2006 - 20:17
Auch in Karlsruhe wurde die Nachricht über den Tod des Genossen Peter Gingold mit Trauer und Bestürzung aufgenommen.

Wie von den vielen anderen Gruppierungen und Einzelpersonen bereits geschrieben wurde, können und wollen wir ebenfalls nur positiv über Peter Gingold sprechen und schreiben.

Ein Kämpfer bis zuletzt, so hat er in seinen Reden stets Verständnis, nein, sogar Respekt und Bewunderung für "seine jungen antifaschistischen Genossen und GenossInnen aus dem schwarzen Block" geäußert welche sich "auch handfest mit der faschistischen Brut auseinandersetzten". Und damit hat er, völlig zurecht, den anwesenden SPD, DGB, DKP MitgliederInnen die Schamesröte ins Gesicht getrieben.

Unvergessen bleibt mir auch der Anblick Peter Gingolds in der ersten Reihe im schwarzen Block. Er lief mit entschlossenem Blick und seinem nie erloschenem Kampfeswillen demonstrativ mit uns - den sonst so von allen so geschmähten Autonomen, und düpierte somit die "aufständischen Anständigen"

Dank dir Peter für alles was du uns gegeben hast.
Wir versuchen Deinem Beispiel zu folgen, mehr bleibt uns nicht zu sagen... ausser vielleicht, in Gedanken an Dich

... die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wuzeln bleibt unser Ziel...

Vorbereitungskreis Antifacamp Weimar

Mailmaster Antifacamp 31.10.2006 - 23:42
Peter Gingold - Ein großer Widerstandskämpfer gegen den Faschismus ist tot

Wir sind sehr traurig, weil wir erfahren mussten, dass am 29.10.2006 ein langjähriger Freund und Unterstützer des Antifa-Camps von uns gegangen ist.
Peter Gingold war ein konsequenter Kämpfer gegen alte und neue Nazis und ein gern gesehener Gast bei Gewerkschaftsveranstaltungen, Infoveranstaltungen in Schulen oder bundesweiten Demonstrationen gegen Nazis.
Auch in unserem diesjährigen Antifacamp berichtete Peter, trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustandes, wieder gern und ausführlich über sein Leben, welches vom Widerstand gegen den Faschismus geprägt war. Er verstand es, die Zuhörer mit kleinen Anekdoten in den Bann zu ziehen und dann wie beiläufig von den Schicksalsschlägen in seinem Leben zu berichten. Ein Grossteil seiner Familie fielen der politischen Verfolgung aber auch dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer.
Peter Gingold, geboren am 08. März 1916, kämpfte schon früh gegen Antisemitismus und den beginnenden Nationalsozialismus, was dazu führte, dass er im Juni 1933 von den Nazis verhaftet und zur Emigration gezwungen wurde. In Paris angekommen, engagierte er sich sofort wieder im antifaschistischen Widerstand. Er war Mitbegründer der FDJ und Mitglied der KPD. Nach seiner Zeit in der Résistance ging er zu den Partisanen nach Italien, wo er die Befreiung vom Nationalsozialismus erlebte. Doch auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er weiterhin vor allem in der VVN-BdA oder im Auschwitz-Komitee politisch aktiv.
Peter war es wichtig, immer und immer wieder von seinem Leben zu berichten und vor allem seine jüngeren Zuhörer auf die drohenden Gefahren des Neofaschismus hier und heute aufmerksam zu machen und für den gegenwärtigen antifaschistischen Kampf zu gewinnen.

Wir verlieren mit Peter nicht nur einen wichtigen Zeitzeugen und Widerstandskämpfer, sondern auch einen großartigen, sympathischen und liebenswerten Menschen, den wir schmerzlich vermissen werden.

Vorbereitungskreis des „Antifacamps Weimar/Buchenwald“

Peter Gingold ist tot ­ wir nehmen Abschied

Autonome Antifaschisten und Antifaschistinnen 01.11.2006 - 10:04
Wir lernten Peter Gingold als Menschen kennen, der über gegensätzliche
politische Anschauungen hinweg das Gemeinsame des antifaschistischen
Kampfes und der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus als
vordringlich ansah. Wir erlebten ihn als Genossen, der jede Gelegenheit
und Öffentlichkeit nutzte, um zum Widerstand gegen Antisemitismus und
Rassismus zu ermutigen. Er war einer von wenigen, der mit autonomen
AntifaschistInnen offen und selbstverständlich solidarisch
zusammenarbeitete. Wir schätzten ihn als humorvollen, lebendigen und
herzlichen Menschen. Peter Gingold machte es sich zur Aufgabe, als einer
der Überlebenden der Generation, die gegen den Faschismus an der Macht
und im Krieg gekämpft hat, deren politisches und menschliches
Vermächtnis weiterzugeben.

Wir werden ihn schmerzlich vermissen.

Am Sonntag, den 5.November, wird im Gewerkschaftshaus in Frankfurt um 11
Uhr die Trauerfeier für Peter Gingold stattfinden. Wir werden dort mit
vielen anderen gemeinsam von ihm Abschied nehmen.

Presseerklärung der SDAJ

SDAJler 01.11.2006 - 16:01
Presseerklärung der SDAJ

"Auf daß meine Enkel und Urenkel, Eure Kinder und Kindeskinder in alle Zukunft sich der Blumen und der Sonne erfreuen können, ohne in Angst leben zu müssen, jemals vom Faschismus und Krieg bedroht zu sein."
Peter Gingold

Am 28. Oktober verstarb der antifaschistische Widerstandskämpfer Peter Gingold im Alter von 90 Jahren in Frankfurt am Main. Seinen gesamten Lebensabschnitt als Kommunist, beginnend mit seinem Eintritt 1931 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands, verschrieb er sich dem Kampf gegen Faschismus und Krieg. Ob als Widerstandskämpfer in den Reihen der französischen Résistance, als Mitbegründer der Freien Deutschen Jugend 1936 in Paris oder als Bundessprecher der Verfolgten des Naziregimes: Immer war es sein Anliegen, Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Militarismus zurückzudrängen.

Wir haben Peter bewundert für seinen Mut, sein unermüdliches Engagement, aber auch für seinen Witz und seine Warmherzigkeit. Viele von uns sind durch sein persönliches Beispiel zu politischen Menschen geworden. Peter Gingolds Wirken vor allem unter der Jugend – sei es als Referent in Schulen oder als Redner auf antifaschistischen Veranstaltungen – war ein entscheidender Beitrag, tausende junge Menschen zu überzeugten Antifaschisten zu machen.

Peter sagte zuletzt im Juni auf unserem Pfingstcamp, er setze auf eine Jugend, die Ungerechtigkeiten nicht hinnimmt, die höllisch wachsam ist, gegen jede braune Barbarei, die nicht wegsieht und sich Faschisten und Kriegstreibern entgegenstellt.

Wir versprechen, nicht wegzusehen, uns mit allen Mitteln zu wehren und weiterzukämpfen.

Sein Leben und sein Kampf gegen Faschismus und Krieg ist uns Verpflichtung.

>> Pressemitteilung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen
>> Pressemitteilung der Deutschen Kommunistischen Partei
>> Peter Gingold bei Wikipedia

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oh, — f5