Chronologie der Vorfälle in Oaxaca

CML-DF 29.10.2006 00:22 Themen: Medien Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Chronologie der Vorfälle vom 27. Oktober in Oaxaca. Erster Teil.
CHRONOLOGIE DER VORFÄLLE VOM 27. OKTOBER IN OAXACA

CML-DF, 27. Oktober 2006
 http://vientos.info/cml/?q=node/5846

10:00 Uhr
Entführung des Bürgers Gerardo Sánchez bei der Barrikade von Rosario

10:30 Uhr
Schüsse gegen Radio Univerisad; nach gescheitertem Einsatz wird die Direktion der Jura-Hochschule im Ciudad Universitaria in Brand gesteckt.

10:30 Uhr
Schüsse auf drei Compañeros aus Cuicatlán; ein Lehrer und eine Lehrerin werden verletzt und zum Gebäude der Staatsanwaltschaft gebracht

11:00 Uhr
Die Verhaftung einer Compañera wird bekannt gegeben, die im Frauengefängnis von Tlacolula eingesperrt wird. Diese Vorfälle gaben den Ausschlag für die Organisation von Barrikaden in der ganzen Stadt.

16:37 Uhr
Polizisten aus Santa Lucia greifen die Barrikade von Calicanto mit R 15 und AK 47 Schusswaffen oder Jagdgewehre an. Es gibt mehrere Verletzte.

16:43 Uhr
Angriff auf Compañeros, die im Gebäude der Staatsanwaltschaft festsitzen, ausgeführt von PRIistischen Gruppen aus San Antonio de la Cal. Es fallen Schüsse.

16:52 Uhr
Drei Compañeros werden angegriffen und in die Staatsanwaltschaft gebracht. Ein Compañero hat eine Schusswunde erlitten.

17:01 Uhr
Zwei Lehrer, die im Gebäude der Staatsanwaltschaft festsitzen werden verwundet.

17:03 Uhr
Gruppe von PRIisten schießen auf drei Compañeros aus Cuicatlán, es gibt Verletzte. Sie greifen auch die Barrikaden der Colonia Reforma an

17:14 Uhr
Gewaltsame Räumung in der Staatsanwaltschaft. Die Compañeros leisten Widerstand und die Bevölkerung kommt ihnen zur Hilfe. In Calicanto sind sie schon verstärkt, verfolgen die Angreifer. Radio Universität berichtet zu jeder Minute

17:27 Uhr
Die Aggression in der Avenida Ferrocarril geht weiter. Ein ausländischer Indymedia-Korrespondent wird durch Schüsse sehr schwer verletzt. Polizisten greifen die Bevölkerung aus Privathäusern an.

18:03 Uhr
Der Tod des ausländischen Journalisten Will Bradley Roland, Korrespondent von Indymedia NYC wird bestätigt

18:05 Uhr
Radio APPO informiert, dass vom Dach des Rathauses von Santa Lucia del Camino, Heckenschützen auf die unbewaffnete Zivilbevölkerung feuern.

18:17 Uhr
Die Polizei eröffnet das Feuer auf die Barrikade nahe der Staatsanwaltschaft von Oaxaca; es gibt 7 Festgenommene, deren Gesundheitszustand unbekannt ist.

18:25 Uhr
In Mexiko Stadt marschiert ein Demonstrationszug in Solidarität mit der APPO vom Hemiciclo a Juárez auf das Innenministerium zu, wo die APPO sich mit dem Regierungsminister treffen sollte.

19:20 Uhr
Bericht aus dem Proteststreik der APPO in Mexiko Stadt; eine Liste der Toten und Verletzten wird vorgelesen.

18:29 Uhr
Radio APPO ruft die Bevölkerung auf, Barrikaden zu errichten und der "Karawane des Todes", Widerstand zu leisten, bewaffnete paramilitärische Gruppen, die in diesem Augenblick Oaxaca durchstreifen und auf die unbewaffnete Zivilbevölkerung feuern. Die kommerziellen Massenmedien lassen verkünden, die APPO würde die Menschen dazu aufrufen sich zu demobilisieren.

18:51 Uhr
Anspannung vor dem Innenministerium in Mexiko Stadt. Der Innenminister sagt, dass die Rückkehr der Lehrer in die Schulen würde durch nichts verhindert werden, und vergisst dabei, dass die Anwohner von Oaxaca auf die Straßen gegangen waren, weil die lokale Regierung sie ermordet, und das Morden am heutige Tag weitergeht. Vor dem Gebäude haben die Demonstranten die Zäune niedergeworfen, die ihnen den Durchgang versperren, und die Polizei kann endlich gegen sie vorgehen.

19:16 Uhr
Ein weiterer verwundeter Reporter namens Armando wird gemeldet, sowie ein verletzter Fotograf von der Milenio.

19:20 Uhr
Ein Reporter von Radio Universidad wird als verwundet gemeldet, der von einer Barrikade vor dem Regierungspalast in Oaxaca aus berichtete.

19:03 Uhr
Radio APPO meldet, dass der Körper eines in San Bartolo Coyotepec getöteten Lehrers gefunden wurde, dabei könnte es sich um einen Lehrer handeln, der am vorigen Tag von paramilitärischen Gruppen entführt worden war.

19:40 Uhr
Von Buaisiacobe, Sonora, wird berichtet, dass der Delegierte Null der EZLN für die Andere Kampagne, Subcomandante Marcos, ein Aufruf an die ganze Andere Kampagne und besonders an die unabhängigen Medien richtet , Gerechtigkeit für die Ermordung unseres Compañeros Brad von Indymedia zu fordern.

19:52 Uhr
Die Regierung stört das Signal von Radio Universidad. Radio APPO ruft zum Boykott gegen TELMEX auf, da es ihre Telefonleitung gesperrt hat.

19:55 Uhr
Die Barrikade, die im offiziellen Rathaus aufrechterhalten wurde, wird von bewaffnete Paramilitärs mit AK-47 Schusswaffen geräumt. San Bartolo Coyotepec. Ein Toter.

19:57 Uhr
In einer Übertragung von Radio APPO wird darum ersucht, angesichts der hohen Anzahl von Verletzten, die Kirchen zu öffnen um als provisorische Krankenhäuser genützt werden zu dürfen.

20:03 Uhr
Ein telefonischer Bericht aus dem Proteststreik im Hemiciclo a Juárez meldet fünf Tote und 17 Verletzte und berichtet von Angriffen gegen die Radiostationen und Wohnbezirke von Oaxaca.

20:33 Uhr
Radio Universidad aus Oaxaca, meldet dass ein graues Fahrzeug und eine Gruppe Motorradfahrer mit schwarzer Kleidung und Schusswaffen, gegen 22:00 Uhr dieses Abends die Barrikaden angreifen würden. Andere Berichte geben an, dass diese Personen Anweisung haben, die Toten, die dabei anfallen werden einzusammeln, um keine Leichen für Medienberichte zurückzulassen. Die Ansager von Radio Universidad ersuchen darum, diese Karawane des Todes wenn möglich auf Video aufzunehmen, um Beweise für ihr Vorgehen und ihre Identität zu haben.

21:20 Uhr
Radio Universidad aus Oaxaca ist wieder auf Sendung.

21:10 Uhr
Vor einigen Minuten hat Radio Universidad aufgehört zu senden, es wird gehofft, dass das Signal in einigen Minuten wieder hergestellt wird.

23:00 Uhr
Die Vertretung der APPO, im Proteststreik in Mexiko Stadt und in der finalen Phase des Hungerstreiks, veröffentlichen zwei Kommuniques.

23:06 Uhr
Durch das Video der Ermordung von Brad Will von Indy-NYC, wird sein Mörder identifiziert, der Paramilitär Pedro Carmona, Expräsident der Colonia Felipe Carrillo Puerto von St. Lucia del Camino, und durch Radio Universidad de Oaxaca bekannt gegeben. Nach seiner Identifizierung, steht zu hoffen, dass er nicht ungestraft bleibt, wie andere Verbrechen der Regierung, die in den letzten Monaten in Oxaca und Mexiko Stadt verübt worden sind.

23:19 Die Aggressionen und Schüsse gegen die zivile Bevölkerung halten weiter an, diesmal befinden sich die Betroffenen außerhalb des Gebäudes der Staatsanwaltschaft von Oaxaca.


Zweiter Teil folgt.


***

übs. von Dana. Sorry für die Fehler, es eilt sehr...
 http://www.chiapas98.de/
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Ergänzungen

wo kann man was machen??

war da 29.10.2006 - 01:19
hallo...
weiss wer wo aktionen geplant sind oder gemacht werden können ausser in Berlin???
solidarische grüsse nach oaxaca und an alle anderen aufständischen in mexico

vom lehrerstreik zur revolutin?

Peter G. 29.10.2006 - 11:48
siehe  http://www.sozialismus-von-unten.de/lr/artikel_1902.html:

Mexiko: Wenn die Menschen regieren

Es begann mit Streik. Jetzt haben die Menschen in Oaxaca eine Regierung von unten gegründet.

Wie diese Demonstranten fordern hunderttausende den Rücktritt des Gouverneurs: „Wir kämpfen einen gerechten Kampf“, sagt die Lehrerin Maria

„Prügelt ihnen die Scheiße aus dem Leib!“ Mit diesen Worten befahl Ulises Ruiz, Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, im Juni seinen Polizisten, die Protestlager der streikenden Lehrer in der gleichnamigen Provinzhauptstadt zu zerstören. Gemeinsam mit den Einwohnern gelang es den Lehrern aber, die 3000 Polizisten zurück zuschlagen.

Die 70.000 Mitglieder der Lehrergewerkschaft SNTE streiken schon seit fünf Monaten. Anfangs forderten sie nur höhere Löhne und eine bessere Ausstattung für die Schulen. Mittlerweile sprechen sie der Provinzregierung die Rechtmäßigkeit ab.

Die meisten Schulen sind nichts weiter als Blechhütten. Doch statt sich um die Schulen zu kümmern, hat der Provinzgouverneur Ruiz 6,4 Millionen Euro staatlicher Gelder in den Präsidentschaftswahlkampf seines Parteikumpanen Madrazo umgeleitet. Seit Jahresbeginn war die gesamte Verwaltung der Provinz mit dessen Wahlkampf beschäftigt.

Von der großen Armut erzählt Estala, eine der streikenden Lehrerinnen: „Wenn ich in der Schule ankomme, hat die Hälfte der Kinder kein Frühstück und die andere Hälfte hat weder Papier noch Stifte“. Wichtige Maßnahmen, etwa ein Projekt zur Bekämpfung des Dengue-Fiebers, wurden auf Eis gelegt. Deshalb ist der Gouverneur nicht nur bei den Lehrern unbeliebt, sondern in der gesamten Bevölkerung.

Nach dem Angriff auf die Streikenden solidarisierten sich Tausende Menschen. 38 politische Gruppen und soziale Bündnisse gründeten ihre eigene Regierung, die „Volksversammlung von Oaxaca“ (APPO), der sich immer mehr benachbarte Gemeinden anschließen.

Gemeinsam mit der Lehrergewerkschaft verlangen sie die Absetzung von Gouverneur Ruiz. Darüber will die Bundesregierung jedoch nicht verhandeln. Stattdessen plant sie, den Aufstand militärisch niederzuschlagen.

Um sich besser gegen einen erneuten Angriff verteidigen zu können, haben die Aktivisten alle Radiosender und den staatlichen Fernsehkanal „Sender 9“ übernommen und in der ganzen Stadt Barrikaden errichtet.

Die Bundesregierung hat bereits 20.000 Soldaten mit Hubschraubern und Panzern nach Oaxaca verlegt.

Über 6000 Menschen aus Oaxaca marschierten deshalb in die mexikanische Hauptstadt.
Dort wurden sie begeistert empfangen, bekamen Essen und Unterkunft. Auch die Stadtregierung solidarisierte sich.

Seit den Präsidentschaftswahlen am 2. Juli gingen dort Millionen Anhänger des sozialdemokratischen Wahlverlierers Manuel Obrador auf die Straßen. Sie erkennen das offizielle Wahlergebnis nicht an und haben Obrador zum Präsidenten ernannt (Linksruck berichtete).

Seit dem Marsch der Lehrer aus Oaxaca auf die Hauptstadt bewegen sich beide Bewegungen aufeinander zu. Obrador hat nun seine Unterstützer aufgerufen, nach Oaxaca zu marschieren und als „menschliche Schutzschilde“ die Unterdrückung der Aufständischen zu verhindern.

Wenn die Bewegung für Obrador sich mit dem Widerstand in Oaxaca zusammenschließt, können sie den geplanten Angriff der Armee zurückschlagen, die Bewegung auf ganz Mexiko ausweiten und die Bundesregierung stürzen.

Bericht in rf-news.de

nebenbei erwähnt 29.10.2006 - 16:39

Aufständische in mexikanischer Provinz Oaxaca bieten blutigem Staatsterror die Stirn

28.10.06 - Bei Schüssen auf Beteiligte des Volksaufstands im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca sind gestern mindestens drei Menschen getötet worden, darunter ein Kameramann des kritischen Internetdienstes "Indymedia" aus den USA. Der 36 Jahre alte Bradley Roland Will wurde in den Bauch getroffen und erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Elf weitere Menschen wurden verletzt. Nach Angaben des Sprechers der Aktivisten der Volksversammlung der Dörfer von Oaxaca (APPO), Florentino Lopez, wurden die Schüsse vom Dach des Rathauses in der Provinzhauptstadt Oaxaca abgefeuert, wo sich Polizisten und Sicherheitsleute der Regierung verschanzt hatten.

In Verbindung mit einem seit 22. Mai andauernden Streik von 70.000 Lehrern hatte sich in Oaxaca ein regionaler Volksaufstand gegen die verhasste Regierung des Provinzgouverneurs Ulises Ruiz Ortíz entwickelt. Anfangs ging es um Gehaltsforderungen der Lehrer, eine bessere Ausstattung der Schulen und soziale Leistungen, wie z.B. Frühstück für die Schulkinder, die oft hungrig zum Unterricht kommen. Der Gouverneur wollte sich auf keine Verhandlungen einlassen, startete in den Medien eine Rufmordkampagne gegen die Lehrer und ordnete einen brutalen Polizeieinsatz am 14. Juni an, um die Besetzung der Provinzhauptstadt mit Gewalt zu beenden. Zwei Lehrerinnen und ein Kind wurden dabei getötet.

Doch die Repression löste eine breite Solidarisierung aus. Binnen weniger Tage schlossen sich über 300 Basisorganisationen zur Asamblea Popular del Pueblo de Oaxaca (APPO), zusammen, einer "Versammlung des Volkes von Oaxaca", deren gemeinsames Ziel der Rücktritt von Gouverneur Ulises Ruiz war. Am 16. Juni demonstrierten bis zu 800.000 Menschen - das entspricht knapp einem Viertel der Einwohnerzahl des Bundesstaates Oaxaca - für diese Forderung. In heftigen Straßenschlachten mit der Polizei wurde die Besetzung der Stadt zurückerkämpft.

Bald befand sich der gesamte Bundesstaat Oaxaca in Aufruhr. Die Indios aus Zoogocho im nördlichen Hochland von Oaxaca kamen in einem langen Marsch in die Stadt, um den Kampf der Lehrer zu unterstützen. Immer mehr Polizisten weigerten sich, die unterbezahlten Staatsangestellten zu attackieren und zu schlagen. Jede Woche fanden mehrere Märsche und Demonstrationen statt. Die ganze Innenstadt von Oaxaca wurde verbarrikadiert und blockiert, ebenso wie einige Zufahrtsstraßen. Wichtige Einrichtungen und Gebäude des Staates - Präsidentenpalast, Parlament und Oberstes Gericht - und der Stadt sind besetzt.

In den letzten Tagen hat sich die Auseinandersetzung weiter zugespitzt. Nachdem sich die Provinzregierung zu ersten Zugeständnissen bei den Löhnen der Lehrer bereit erklärte, hatte der Vorsitzende der Sektion der Lehrergewerkschaft in Oaxaca-Stadt mit dem Innenministerium ausgehandelt, noch in dieser Woche den Streik zu beenden. Obwohl das bereits überall in der Presse gemeldet wurde, beschlossen 700 Delegierte am 22. Oktober bei einer Generalversammlung für die Provinzhauptstadt, den Streik weiter zu führen und an ihrer Forderung nach Rücktritt des Provinzgouverneurs festzuhalten. Sie belegten auch, dass die Ergebnisse einer angeblichen "Urabstimmung" gefälscht wurden und forderten eine demokratische Abstimmung.

Gleichzeitig rief die APPO zu einem Generalstreik in der Provinz Oaxaca am 1. Dezember auf und kündigte an, auch bei einer Beendigung des Lehrerstreiks die Besetzung der Hauptsstadt aufrecht zu erhalten. Die Straßensperren wurden am Freitag verstärkt. Alle Hauptverkehrsrouten waren blockiert, unterstützt von den Busfahrern der Stadt. Die gestern erfolgten tödlichen Schüsse sind offenbar Teil einer großangelegten paramilitärischen Operation unter dem Namen "Großes Saubermachen", die von der Regierung Ulises schon seit Wochen vorbereitet wurde. Im ganzen Land wird zur Solidarität mit den Kämpfenden gegen die reaktionäre Provinzregierung aufgerufen.

Quelle: http://www.rf-news.de/rfnews/printable/News_Item.2006-10-28.1955