Kassel: Anzeigenblatt hetzt gegen Bettler

uhu 27.10.2006 21:45 Themen: Medien Soziale Kämpfe
Das kasseler Anzeigenblatt "Extra Tip" machte am Mittwoch (25. 10. 06) mit einem Photo auf, dass einen am Strassenrand mit seinem Hund lagernden Menschen zeigt.
Zwar ist das Gesicht des Menschen gepixelt, jedoch wird ein/e LeserIn des Blattes diesen bei einer Begegnung in der Innenstadt leicht wiedererkennen können.
Tenor des Artikels ist der Vorwurf an die Stadtoberen, nicht gegen "aggressives Betteln" vorgehen zu wollen.
Im Text wird jedoch nicht aggressives Betteln beschrieben, sondern einem Mann unterstellt, durch sein unbürgerliches Erscheinungsbild PassantInnen zu ängstigen und es so "auf 30 bis 50 Euro (...)pro Tag" zu bringen.
Auszüge aus dem vom Mitglied der Chefredaktion Klaus Becker verfassten Text:
"heute werden menschen weiter ziemlich dreist angequatscht und einige bettler jagen ihnen gar angst und schrecken ein.
die einen nennen ihn "stadt-indianer", bei den städtischen hipos (hilfspolizisten) läuft er unter dem spitznamen "winnetou". und sieht so aus, als ob er für wochenlanges alleinsein in den wäldern gerüstet sei. ein langes messer baumelt an seinem gürtel und der hund ist immer in der nähe -und ausgesprochen hilfreich bei der haupttätigkeit des mannes, der so wirkt, als ob er aus den wäldern in die stadt verschlagen wurde: beim betteln. viele fühlen sich von ihm in der innenstadt belästigt, doch die tätigkeit ist ziemlich einträglich. "auf 30 bis 50 euro bringt er es pro tag", so jemand, der es ziemlich genau weiß. (...)
das einzige was in diese fall anstößig sei (so der ordnungsamtsleiter; anm. von mir), sei das messer, das der mann mit sich herumtrage. denn das ist geeignet, besonders bei älteren menschen, furcht und angst auszulösen und sie möglicherweise einem gefühl der nötigung auszusetzen, dem mann etwas zu geben. so kann der stadtstreicher wohl auch künftig die leute in der stadt anmaulen: "hamm sie mal ein bisschen klimperkohle für mich?" und die politiker müssen kleinlaut ihre grossen sprüche von gestern wieder einpacken."

Wie zwischenzeitlich der örtlichen Tageszeitung zu entnehmen war, wurde das Redaktionsgebäude des "Extra Tip" (kölnische strasse 16; telephon 0561-707007; telefax 0561-7070111;  info@ks.extratip.de) in der nacht zum donnerstag mit einigen erweiterten anregungen zur meinungsbildung, die sich auf ebenjenen artikel beziehen, verschönert bzw. "beschmiert".
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Ergänzungen

extra tip

ANNA 27.10.2006 - 23:14
der extra tip ist ja bekannt für seine rassistischen kommentare. die gefiehlen z.b dem kölner rechtsextremisten manfred rouhs so gut, dass er sie in seiner zeitung "signal" bzw "europa vorn" abdruckte. die zeitung gibt es übrigens auch in göttingen.

Rückblende

Klaus Becker 28.10.2006 - 00:46
Offener Brief an den Kasseler Einzelhandelsverband Hessen-Nord e.V. (1997)

 http://www.safercity.de/1997/einzelhvb.html