FIES-Hungersteik

tierr@ 27.10.2006 12:31 Themen: Repression
Seit mehr als 50 Tagen befindet sich FRANCISCO
JAVIER CARAMEL im unbefristeten Hungersteik gegen
seine bereits seit sieben Jahren andauernde Fernverlegung
von seinem Heimatort.
Die folgende Geschichte beweist einmal mehr, daß Gefängnisse nicht nur zu keiner sog. Wiedereingliederung in die Gesellschaft führen, sondern daß bereits in ihnen selbst, Hierarchisierung und Diskrimminierung die Basis für den sujektivistischen und inhumanen Ausschluß schaffen, der Gefangene und Ex-Gefangene, wie oft für immer ?, stigmatisiert.

Francisco Javier Caramel Guillén stammt ursprünglich aus Sevilla und ist seit mehr als 8 Jahren in Haft; den größten Teil davon unter dem Sonderbeobachtungssystem FIES ( siehe hierzu:  http://de.indymedia.org/2004/09/92520.shtml und  http://de.indymedia.org/2004/09/92518.shtml ) und im ersten Grad,d.h. im geschloßenen Vollzug. Seit 1999 hat er seinen Sohn nicht mehr gesehen und keinen Besuch seiner Mutter erhalten können, da diese zu fast 100% schwerbehindert ist und nicht die finanziellen Mittel aufbringen kann, um vom Sevilla in die weit entfernten Gefängnisse, aktuell das von Albolote ( Granada ), zu reisen, wo Francisco einsitzt oder gar umzuziehen. Auf seine Gesuche um Verlegung an seinen Heimatort, hat Francisco Javier Caramel Guillén von der zentralen Strafvollzugsverwaltung in Madrid bislang immer dieselbe Antwort erhalten: Es seien keine Plätze vorhanden; während es im Fall von Mitgefangenen dieses Problem bei Verlegungen hingegen nicht gegeben hat.

Angesichts dieser Umstände hatte Guillén die Idee, nach einer entsprechenden Ausbildung, für die er sechs Monate lang einen Kurs belegte, in der Gefängnisküche zu arbeiten und mit dem so verdienten Geld, die Reisekosten für seine Mutter zu bestreiten. Der Kursus war eigentlich bereits eine Tätigkeit, für die Bezahlung vorgesehen war.
Als Francisco ihn beendet hatte, wurden ihm jedoch sowohl das Diplom als auch die Bezahlung verweigert und erst recht erhielt er keine Anstellung in der Gefängnisküche. Als Begründung hierfür hieß es, daß er als FIES eingestuft gewesen war und an verschiedenen, friedlichen Protesten gegen Isolationshaft und Fernverlegungen teilgenommen hatte. Deshalb vorverurteilten die Strafanstalt und die Beobachtungsrichter ihn als gewalttätigen und gefährlichen Gefangenen und lehnten seine Beschäftigung in der Anstaltsküche aus Sicherheitsgründen ab.

Um diese Ungerechtigkeit anzuklagen, sein Diplom und Gehalt sowie außerdem seine Verlegung nach Sevilla einzuforden, begann Francisco am 26.August einen unbefristeten Hungerstreik, den er noch immer aufrechthält.
Im Augenblick befindet sich Francisco Javier auf der Krankenstation des Gefängnisses von Albolote. Er sitzt im Rollstuhl und hat Probleme mit dem Sehen und häufige Ohnmachtsanfälle. Da er deshalb nicht mehr lesen oder schreiben kann, haben Mitgefangene seine Briefe für ihn geschrieben. Dank dem Beistand dieser Compañeros war es möglich, daß Francisco die Unterstützung von Gruppen wie der Assoziation zur Unterstützung Gef@ngener SalHaketa Bizkaia oder der Assoziation für Menschenrechte von Granada, das Interesse des andalusischen Ombudsmannes sowie die Unterstützung verschiedener Kollektive und Individuen in Spanien erhalten konnte.
Dessen ungeachtet bleiben seine Anklagen bislang ohne eine Antwort der Bevollmächtigten des Strafvollzugswesens sowie der Beobachtungsrichterin von Granada, während sein Gesundheitszustand sich mit jedem Tag dieses Hungerstreiks gefährlich verschlechtert.
Der medizinische Subdirektor im Gefängnis Albolote drohte Francisco an, daß falls er den Hungerstreik nicht aufgibt, sie keinerlei Anstrengungen unternehmen oder Druck in Madrid hinsichtlich seiner Verlegung machen würden. Als Antwort des kämpfenden Gefangenen hierauf erfolgte eine Anklage und seither drohen sie ihm mit intravenöser Zwangsernährung (wohlwissend, daß sie dazu eine richterliche Anordnung benötigen ). Sie haben ihm den Rolator (Gehwagen), den er nach 2 Monaten ohne Nahrungsaufnahme brauchte, um sich überhaupt noch fortbewegen zu können ) weggenommen und weitere deartige Schikanen an ihm verübt, um seinen Aufenthalt in der Krankenstation zu unerträglich als möglich zu machen.

Wer Francisco solidarische Briefe schreiben möchte:

Francisco Javier Caramel Guillén
C.P. Albolote (enfermeria) ( Krankenstation )
Ctra Comarcal 220, km 6
18220 – Albolote (Granada)

Protestbriefe und Faxe können geschickt werden an :

-Juzgado de Vigilancia ( Beobachtungsgericht )
Penitenciaria
Avenida del Sur nº 5
Edificio La Caleta
18014 Granada

-D.G.I.P. ( Zentrale Strafvollzugsverwaltung )
c/ Alcala 38 cp 28014 Madrid Fax: 913354052

ENTWURF FÜR EIN FAX ( in Spanisch darunter ):

Wir forden daß der Gefangene Francisco Javier Caramel Guillén, der in der Strafvollzugsanstalt von Albolote ( Granada ) inhaftiert ist, in die Nähe von Sevilla verlegt wird, da seine Mutter ihn andernfalls nicht besuchen kann, die er seit bereits 7 Jahren nicht mehr gesehen hat.
Außerdem forden wir die Auszahlung des Lohns, der ihm geschuldet wird sowie die Anerkennung seiner Bestimmung für eine Tätigkeit in den Küchen, die ihm verweigert wird.

Damit diese Akte sich nicht widerholen
Schluß mit den Mißbräuchlichkeiten
Aktive Solidarität mit unseren eingesperrten Compañer@s

Gedacht ist das Absenden der Faxe am Montag und Donnerstag gegen 16. Uhr, um eine größtmöglich effektive Wirkung zu erzielen. Aber sie können auch zu jedem anderen x-beliebigen Zeitpunkt abgesandt werden.
ESTE ES UN FAX EN SOLIDARIDAD CON UN COMPAÑERO PRESO, DENUNCIANDO LO SIGUIENTE:

EXIGIMOS EL ACERCAMIENTO A SEVILLA DEL PRESO JAVIER CARMEL GUILLEN, PRESO EN EL C.P. DE ALBOLOTE (Granada) YA QUE SU MADRE ESTÁ INCAPACITADA PARA VISITARLE, A LA QUE NO VE DESDE HACE 7 AÑOS.

EXIGIMOS TAMBIÉN EL PAGO DE LOS SALARIOS QUE SE LE ADEUDAN Y EL RECONOCIMIENTO DEL DESTINO EN COCINAS QUE SE LE NIEGA.

PARA QUE NO SE REPITAN ESTOS HECHOS
BASTA DE ABUSOS
SOLIDARIDAD ACTIVA CON NUESTR@S COMPAÑER@S ENCARCELAD@S.

( Quelle:  http://www.lahaine.org/index.php?p=18057 )
Freie Übersetzung: tierr@

Auch Hamed Hamed Belaid -YUMA-, der als Berber zudem rassistische Schikanen erleidet, befindet sich gegen Isolationshaft im Hungerstreik. Begonnen hatte er diesen am vergangenen 05. September gegen die Haftbedingungen unter F.I.E.S. Nach mehr als 16 Jahren im ausschließlich geschloßenen Vollzug wurden ihm noch immer sämtliche Hafterleichterungen verweigert. Mit seinem Streik errreichte Yuma, der Anarchist ist, am 18. Oktober schließlich seine Verlegung von der F.I.E.S.-Abteilung im Gefängnis in León nach Valladolid, wo er nun zwar mit anederen Mirgefangenen Hofgang hat, aber seinen Hungerstreik dennoch fortsetzt, um gegen die längst überfällige Verlegung aus der Geschlossenen in einen Haftgrad des Regelvollzugs zu protestieren.

Mitte diesen Monats wurde außerdem der Fall eines Häftlings in der Haftanstalt Basauri bekannt, der gegen die dortigen Mißhandlungen durch die Gefängnisbeamten, die brutal auf ihn eingeprügelt hatten, protestierte, indem er ein T-Shirt beschriftet hatte, um die Übergriffe anzuklagen: "In diesem Zentrum wird gefoltert!", das er während einer Kulturveranstaltung innerhalb des Gefängnisses hatte wollte. Als er den entsprechenden Raum betreten wollte, stürtzten die Wärter sich auf ihn, schlugen erneut brutal auf ihn ein und als Konsequenz seines "stummen Protests" befindet sich Juan Carlos nun in F.I.E.S.-Isolation. Aufgrund seiner offiziellen Anklage, wird es zu einer Gerichtsverhandlung kommen und es ist jetzt schon absehbar, daß das Verfahren gegen die Beamten wegen Mangelns an Beweisen eingestellt werden wird.
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Ergänzungen

ERGÄNZUNG

tierr@ 27.10.2006 - 13:06
ZUM BESSEREN VERSTÄNDNIS VON F.I.E.S:
Aus dem Bericht eines Gefangenen, der 6 Jahre in F.I.E.S-Abteilungen in verschiedenen Gefängnissen Spaniens isoliert war...

F.I.E.S. : Die Isolation innerhalb der Isolierung

Nachdem eine "politische-Gefängniskarte" erstellt worden war, anhand derer die Gefangenen kathegorisiert wurden, sind die Abteilungen des Sondersystems F.I.E.S. über die gesamte Geographie Spaniens verteilt worden ( Anmrkg.: Die Häftlinge werden nach 5 Gesichtspunkten "eingestuft": 1. Die direkte Kontrolle von " besonders gefährlichen Gefangenen die an Aufständen und Protesten jeder Art teilgenommen haben oder solche organisierten oder im Begriff sind, dies zu tun; 2. Dorgenhändler und alle die mit Drogenkriminalität in Verbindung stehen; 3. Bewaffnete Gruppen und alles was mit "Terrorismus" "zu tun hat"; 4. Staatliche Sicherheitskräfte und Wachpersonal, die obendrein wegen Zeugenaussagen vor Racheakten geschützt werden und 5. Gefangene mit besonderen Charakteristika, worunter sowohl Vergewaltiger fallen als auch Personen, die die öffentliche Sicherheit, etwa durch das Anzetteln von Aufständen, gefährdet haben, AnarchistInnen und Totalverweigerer u.a.m. ).
Der Bericht weiter: Aufgrund dieser "Karte" werden innerhalb ein und desselben Gefängnisses die Häftlinge mit verschiedenen Etiketten versehen und diesen entsprechend konzentriert : Ideologen; Führer und Soldaten, um jeweils eine spezielle Behandlung anzuwenden. Die F.I.E.S- Abteilungen sind spezielle Strukturen um jeden Kontakt mit den übrigen Gefangenen zu unterbinden, indem sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen unmöglich gemacht werden und das psychische Gleichgewicht derer, die dort lebendig begraben sind, aus der Bahn zu werfen. Ohne Zweifel kann man sagen, daß es sich hierbei um eine der schlimmsten Todesarten handelt...
Dort UNTEN, in diesem lebendigen Totsein, ist der Gefangene unablässig mit der realen und zielgerichteten Tatsache konfrontiert: daß sein eigener Rhythmus, auf den von den Wärtern aufgezwungenen prallt, der in jeder Weise dazu konzipiert ist, den Rhythmus des Inhaftierten systematisch zu zerstören. Diese Konfrontation provoziert bei den Gefangenen letztlich andauernden Streß und Aggressivität. Die meiste Zeit über sehen sie niemanden, noch nicht einmal einander, Stunden um Stunden, die tröpfchenweise zu Monaten werden und zu Jahren anwachsen. Sie können nie mit irgendjemanden reden und werden ständig beobachtet. Aufgrund dieser Isolation und fehlenden Kommunikation haben sie anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten, was heißt, wenn sie lesen oder schreiben wollen, müßen sie immer wieder von vorne beginnen, weil ihnen die Gedanken entgleiten. Sie können ihre Reflexionen nicht mehr insgesamt zu Ausdruck bringen, die sich stattdessen zwischen den Zeilen verlieren...
Die Verweigerung zwischenmenschlicher Beziehungen, die ihre Verbindung mit der Realität draußen bedeuten würde, hat zum Ziel, ihre Idendität als Persönlichkeiten abzutöten.
Totalisolation dauert 24 jeden Tag; mit einem Hofgang von ein oder zwei Stunden in Käfigen aus Beton, die manchmal zusätzlich mit Gittern überdacht sind. Diese Hofgänge bieten Anlaß für die beabsichtigte Behandlung... die Gefangenen kommen nie aus den Zellen, ohne daß sie durchsucht werden und während sie sicht im Hof befinden, werden die Zellen und ihre paar wenigen Sachen inspiziert, welche letztere hernach immer über den Boden verstreut sind, beschmutzt und häufig kaputt. Jede Korrespondenz wird zensiert und eigene Kleidung durch einen Häftlingsanzug ersetzt. Außer zwei Büchern, darf nur entweder ein Radio oder ein Fernseher besessen werden, die dann dazu benutzt werden, um die Gefangenen zu erpressen oder zur Machtdemonstration der Verwaltung, indem sie als Instrumente zur Bestrafung wieder entzogen werden. Aus Sicherheitsgründen gibt es keine Spiegel; so daß die Betroffenen ihr eigenes Gesicht, oft über Jahre hinweg, nur in der Scheibe des TV oder einem Aluminiumfetzen "sehen" können.
Ich weiß nicht, ob jemand sich vorstellen kann, was es für einen Menschen bedeutet, so leben zu müßen, 24 Stunden jeden Tag, Monat für Monat, jahrelang. Die psychologischen Auswirkungen sind derart zerstörerisch, daß alle F.I.E.S-Gefangenen psychosomatische Prozeße erleiden: Hormonstörungen jeder Art; Herzrythmussrörungen bis hin zu Herzattacken; Beklemmungen; Phobien und alle möglichen psychischen und physischen Erkrankungen. Alles an diesem lebendig-Begrabenwerden ist darauf angelegt, sie zu entpersonalisieren und zu zerstören.

"Wie", so frägt Gilbert Ghislain, 17 Jahre lang F.I.E.S-Gefangener, in einem Offenen Brief vom 10.10 2006, die Direktorin des Strafvollzugswesens, Mercedes Gallizo, die erst im Februar die Neuratifizierung von F.I.E.S unterzeichnet hat, "wie soll ein Mensch, der jahrelang derart isoliert und vernichtet worden ist, fähig sein, sich in eine Welt zu integrieren, der man ihn vollkommen entfremdet hat?!"GEFÄNGNIS VON NAVALCARNERO, 2002

Tagtäglich sind wir Verfolgungen, Provokationen, Drohungen und Beleidigungen unterworfen, wie diesen: "Ihr verdient es nicht am Leben zu sein"; "Ihr seid Abschaum, Müll" und mehr Sachen in diesem Stil. Da wir unter der Beobachtung der ( Gefängnis-) Leitung stehen, werden uns sämtliche Anträge die über die Beamten laufen , wie auf Kleidung von außerhalb, Telefonate oder die Weiterleitung von Gesuchen an die Anstaltsdirektion verweigert.

Die Behandlung der Wärter ist demütigend; Prügel und Bestrafungen sind eine sich täglich wiederholende Tatsache, wobei jedoch die Mehrzahl der Gefangenen Angst hat, Beschwerden einzureichen, denn wenn du es tust, ist die Reihe todsicher an dir. Allein schon wenn du dich mit einem Genoßen unterhälst, wirst du nicht in den Hof gelassen.

Jede Art von Aktivität, außer der des Dahinvegetrierens, sind in dieser Abteilung gleich Null. Du kannst weder arbeiten noch studieren oder sonst irgendeiner Beschäftigung nachgehen, die uns helfen würde, die Zeit besser herumzubringen und erst recht kannst du keine Ausbildung machen.

Arztbesuche finden nur zweimal pro Woche statt, was bedeutet, daß wir für die restliche Zeit, auch in dringenden Fällen, ohne medizinische Versorgung sind. Unsere Post wird zensiert, ganz besonders libertäre Veröffentlichungen.

Die hygienischen Bedingungen sind beklagenswert; Schmutz und Dreck sind ein Dauerzustand; die Tabletts, auf denen wir das Essen bekommen, müssen wir unter den Duschen reinigen, so daß deren Zustand der Hygiene von Personen nicht mehr entspricht. Die Zellen sind extrem feucht, was zur Folge hat, daß wir ständig unter Erkältungen leiden, insbesondere da auch die Heizungen nicht funktionieren und die Matratzen immer naß sind. Auf dem Hof gibt es keine Toiletten, so daß wir unsere Notdurft auf den Boden machen müssen; denn während des Hofgangs ist es untersagt, in die Zellen zu gehen und die Exkremente liegen dann dort etliche Zeit lang herum. Ebensowenig existiert irgendeinen Vorraum oder Dach, so daß du entweder an Regentag naß wirst oder gar nicht hinaus kannst an diesen einzigen Ort, wo es möglich ist, ein wenig frische Luft zu bekommen. An den Kiosk kannst du einmal am Tag. Da es keine Cafeteria gibt, bedeutet das, daß du Kaffe oder Tee in einer Thermoskanne aufbewahren oder Unsummen dafür bezahlen mußt, damit sie dir welchen bringen.