dueren: demo gegen nazikonzert...

samm`/festgenommener 23.10.2006 11:51 Themen: Antifa Antirassismus
meine festnahme-die polizeiliche willkuer und die provozierte eskalation, die zu verhindern gewesen waehre - fuehrte zu diesem subjektivem bericht-der ausschließlich meine sichtweise schildert.
es war ein samstag – um es genauer zu sagen es war samstag der 21.10.2006, als ein freund und ich in dueren eintrafen um an einer demonstration gegen das an diesem tag stattfindende nazikonzert teilzunehem-

dueren liegt zwischen aachen und koeln – diese relativ kleine kreisstadt ist fuer ihr reiches rechtes potential im raum bekannt und zusammen mit stolberg eine art hochburg fuer den braunen mob...

der startpunkt fuer unsere demonstration der antifaschisten war der duerener bahnhof – es handelte sich um eine angemeldete und genehmigte demonstration- die route war recht kurz gehalten und ging – mehr oder weniger direkt zum ort des geschehens.

die kneipe/gaststaette „guetershop“ war/ist die location der nazis –

hierzu ein zitat eines indymedia berichtes:

„Erneut wollen NPD und „Kameradschaft Aachener Land“ am Sonnabend einen Art „Balladenabenden“ organisieren. Die Veranstaltung soll in den selben Räumlichkeiten stattfinden, wie schon vorherige NPD-Treffen in Düren.“

-eine einstuendige kundgebung an diesem ort, war von uns angemeldet und die demonstration fuehrte direkt dort hin!

bevor ich nun auf den naehren verlauf der kungebung eingehe, moechte ich noch einen schmankerl der uns zuvor geschah erzaehlen!

ein kumpel und ich kamen also in dueren an und suchten den bahnhof, um an der demontstration teilzunehmen... –bei dieser suche kamen wir ungelogen -zufaellig- an der besagten kneipe vorbei und ich beschloss in einem sicheren abstand zu parken, um aus dem auto heraus ein paar fotos mit ner billigen digicam zu machen- des war net so schlau –
ich fotografierte durch den seitlichen rueckspiegel und vergaß dabei leider den blitz auszuschalten- das sahen natuerlich die „freundlichen polizisten“ und kamen gleich mal rueber, um eine „allgemeine straßenverkehrskontrolle“ durchzufuehrn`-
-wobei- „allgemein“ , da etwas gemogelt war, denn die personalienen meines kumpelz –wollten se (mal abgesehn von der kamera und des durchsuchens des wagens) auch-

sie forderten mich auf, die auf der kamera befindlichen fotos zu loeschen, da das fotografieren der kneipe angeblich eine straftat waer` und ich eine erlaubniss des wirtes braeuchte- ich tat es--ich loeschte die fotos, da die „freundlichen beamten“ mich noch darauf hinwiesen, das ich mich laut §86a (dem zeigen verfassungswiedriger symbole) strafbar gemacht haette. -ein aufkleber mit einem hakenkreuz, das von einem strichmaennchen in eine muelltonne geworfen wurde – war anlass dieser behauptung-
-laecherlich aber erwaehnenswert- sie ließen uns nach dem ueberkleben des muellkreuzes wieder weiterfahrn`-

das faengt ja schon mal gut an- dachten wir uns und fuhren zur demonstration-

wir kamen dennoch puenktlich und ich dachte ich hoere nicht recht als die auflagen, fuer unsere demonstration vorgetragen wurden- -es war laut der polizei jedem menschen , ausser denen –die ueber einen presseausweis verfuegten- untersagt fotos jeglicher motivwahl zu machen... –ich fiehl fast um, denn das ist mir noch nie in die ohr`n gekommen!
-seit wann darf man aus einer oeffentlichen veranstaltung heraus –in der oeffentlichkeit keine fotos oder sonstige bildaufzeichnungen machen- ich war entsetz, nahm es jedoch hin und ließ meine digicam in der tasche-

die tatsache, das anhaenger der kal (kameradschaft aachener land) und der npd ueber den gesamten verlauf hinweg bildaufzeichnungen machen konnten und nur hin und wieder von polizisten daran gehindert wurden – sowie das permanente abfilmen das durch die polizei erfolgte und den ganzen wiederspruch in sich- musste um einen friedlichen ablauf zu sichern, hingenommen werden. –die polizeiu forderte die demonstrationsteilnehmer auf, die transparente 20cm niedriger zu halten, da es sonst als vermummung gewertet wird und das abfilmen legitimieren wuerde- sie teilten uns mit- das sie das filmen einstellen wuerden, wenn wir den anweisungen folge leisten. –dies war nicht der fall und sie filmten ununterbrochen weiter.

an der demonstration von uns antifaschisten beteiligten sich ca. 200 menschen, wenn ich mich nicht irre! die route zum kundgebungsort, begleitet von einem lautsprecherwagen mit schoener musik verlief sehr friedlich und es gab meines erachtens keine ausschreitungen!

die kundgebung vor der nazikneipe „guetershop“ verlief die ersten 30min. friedlich, redebeitraege von antifaschisten wurden gehalten und die polizei hielt sich noch zurueck!

-nach diesen 30min. stoß ein sehr offensichtlicher fascho` in die kungebung- und unterhielt sich mit polizisten, er wollte -wie es den anschein machte durch die kungebung der antifaschisten hindurch- zur nazikneipe... – die polizisten schmunzelten sich einen, grinsten und gestatteten ihm den weg- sie lotzten ihn nicht um die kungebung/den haeuserblog herum- -in den abgesperrten bereich, um in die kneipe zu gelangen -sondern mitten hindurch! –die polizisten provozierten so -und das ist meine meinung- eine absehbare eskalation, die zu verhindern gewesen waere!!!

die hundertschaften der polizei wollten eine ausschreitung und taten auch einiges dafuer-
sie fuehrten den fascho also mitten durch die kungebung und da ist es doch klar das sich um diese eskorte herrum ein großer auflauf und eine aufruhr ereignet- es bildete sich ein großer haufen um die eskorte und das war der „gong zum fight fuer die schlaegertruppe der polizei“-

-die bis dahin friedlich verlaufende demonstration wurde ohne zu zoegern und ohne kooperationsversuche seitens der polizei angegriffen und niedergeschlagen- die gepanzerten polizisten zogen sofort den schlagstock, von dem sie auch gebrauch machten und versuchten die masse wegzudraengen-
die in der masse befindlichen demonstrationsteilnehmer hatten keine chance sich aus dieser zu befreien, da die polizei einen kessel bildete und von allen seiten drueckten und schlugen – sie schubsten und knallten uns gegen ihre eigenen einsatzfahrzeuge und machten auch vor auf dem boden liegenden keinen halt- das gegenteilige war der fall- sie traten sogar noch auf sie ein, wenn sie auf dem boden lagen und schlugen wild um sich!
-diese polizeiliche willkuer und gewalt –sowie spaltung der demonstration- und misshandlung unschuldiger dauerte wie ich erfuhr ca. 10min. an.
-am ende dieser 10min., ich war kurz davor aus der masse herauszukommen, wollte ich einer auf dem boden liegenden person aufhelfen und vor versehendlichen tritten durch die masse schuetzen. -ich streckte meinen arm zu ihr und wollte sie hochziehn, gelang aber nicht zu ihr, da mich mehrere polizisten von hinten packten- auf mich einpruegelten und mich auf den boden warfen- ich hoerte nur noch wie einer dieser schlaeger meinte, das ich versucht haette ihn zu schlagen und paff da lag ich... mein rechter arm war durch den auf mich gestemmten polizisten zwischen mir und dem duerener asphalt eingeklemmt und der auf mir hockende rief- „hand auf den ruecken“ und schlug zu... das wiederholte sich ein paar mal und ich schrie, das ich meinen arm nicht bewegen kann... irgendwann ließ er locker – ich tat was er sagte und wiedersetze mich waehrend der ganzen zeit kein einzieges mal der festnahme... dort lag ich mit dem gesicht auf den boden gedrueckt und kabelbindern um die haende gezurrt.
-ich rief einige male, das ich nur der auf dem boden liegenden person aufhelfen und niemanden schlagen wollte... doch es brachte nix und sie fuehrten mich ab- sie riessen mich zu einer an der strasse befindlichen unbeleuchteten einfahrt in die ich mich setzen sollte. -dort bekam ich dann gesagt was mir vorgeworfen wurde – „versuchte koerperverletzung“-hieß es-
-und der den ich angeblich versucht habe zu schlagen schmunzelte... ich teilte ihnen mehrmals mit was sache war, doch es brachte nix- nu saß ich da –mit traenen im gesicht - „und er hat`s genossen dieser wicht!“(dachte ich mir)

-waehrend der feststellung meiner personalien widerholte ich mich und sagte zudem noch, das ich fahrer eines autos bin und nicht allein hier sei. - was soviel heißt das ich meinen kumpel nicht sitzen lassen wollte. –dies sagte ich um der drohenden „in gewahrsamnahme“ zu entgehn`und schlug dazu noch vor, gleich nach hause zu fahrn`, wenn sie mich frei ließen! –
-da meinte der, den ich angeblich versucht habe zu schlagen- das er es sich ueberlegt- kahm dann kurze zeit spaeter wieder und sagte: „ich habe es mir noch einmal ueberlegt und verzichte auf eine anzeige“- wir einigten uns darauf, das ich den namen meines kumpelz nicht offenbare und ihn telefonisch kontaktiere um ein treffen an meinem auto zu koordinieren– da viel mir ein stein vom herzen und ich fragte mich warum se` mir nich direkt die fesseln abnahmen...- als ich dann nach ca. 5min. immer noch gefesselt auf dem boden kauerte, staunte ich nicht schlecht als mich zwei andere ungepanzerte polizeibeamte der stadt dueren in einen transporter steckten... – der, den ich angeblich... stieg in den transporter hinzu. -ich fragte ihn, warum ich jezz doch auf die wache und in gewahrsam genommen werde!“? – da sachte er doch glatt:„ich hab`s mir anders ueberlegt“ und meinte, ich haette ja ne straftat begannen und er wolle doch eine anzeige stellen- die anzeige koenne er jedoch nur in zusammenhang mit einer fest/ingewahrsamnahme stellen! –paff``- da saß ich – verpruegelt und verarscht von leuten, die sich polizisten schimpfen...

immer noch mit kabelbindern hinter dem ruecken gefesselt und unangeschnallt ging es dann in einer recht zuegigen blaulichtfahrt zur wache- dort angekommen meinte der polizist der die kabelbinder loeste noch: „ganz schoen fest die dinger“...
dort verlief dann alles den „normalen gang“- -mir wurde „versuchte koerperverletzung und wiederstand gegen die staatsgewalt“ vorgeworfen und eine anzeige wurde erstellt- nach der durchsuchung und den ueblichen ritualen wurde ich in eine zelle gesteckt.
-auf dem weg dorthin, fragte ich einen beamten ob denn keine aussage von mir aufgenommen wird und er erwiederte, das es eventuell spaeter der fall sein wird-
-jedoch war dies nicht der fall und eine aussage von mir wurde trotz nachfrage nicht verlangt.

-auf dem innern der zellentuer befand sich ein eingeritztes hakenkreuz - ich dachte sofort an §86a und verkniff mir das kommentar das die duerener polizeiwache sich wegen des zeigens verfassungswiedriger symbole strafbar macht... mir wurde gesagt das ich min. solange in haft bleibe, bis die veranstaltung „der rechten“ vorbei sei und das es sie bis 23uhr angemeldet ist –es sich aber unter umstaenden noch etwas verzoegern koenne. na toll! –es war gerade mal so um die 20 uhr und ich stellte mich auf eine laenger wartezeit ein. um ca. 20.45uhr wurde ich zur ID der „erkennungsdienstlichen behandlung“ gefuehrt und musste es ueber mich ergehen lassen, da ich keinen nerv und auch keine kraft dazu hatte mich auf wiederstand oder diskusionen einzulassen- fotos und fingerabdruecke wurden gemacht – bloede fragen gestellt und danach ging es dann zurueck in die „verfassungswiedrige“ zelle.
-ich verhielt mich friedlich und kam frueher als erwartet frei, wozu gewiss auch die antifaschisten die vor der wache standen und meine freilassung forderten beigetragen haben.

ich danke an dieser stelle allen, die sich solidarisierten.

mein mitfahrer war auch dabei und wir fuhrn heim - nun warte ich auf post und bin fuer jede unterstuetzung zum kampf gegen willkuerliche polizeigewalt und den folgenden repressionen dankbar . wenn ihr tipps/erfahrungsberichte oder adressen von „hilfsorganisationen“ habt, schickt mir bitte eine nachricht an  videmus@gmx.de

ich bin nicht auf der suche nach mitleid und sehe dies hier nur als mittel auf die bestehenden verhaeltnisse aufmerksam zu machen -und darauf hinzuweisen, das was mir gestern passierte –beinahe auf jeder demonstration geschieht!!!



dieser subjektive bericht, wird an die folgenden personen/institutionen/plattformen gesendet:

-innenministerium nrw (dr.ingo wolf)
-amnesty international
-aachener zeitung
-indymedia
-...und weitere

-geschrieben am 22.10.2006- ueberarbeitet am 23.10.2006-

„in frieden und gegen jegliche gewalt“
- samm`-


weitere berichte dazu...
 http://www.de.indymedia.org/2006/10/159846.shtml
 http://myblog.de/klarmann/art/4625312 (mit original-bildern)
 http://www.antifa-dueren.org/
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Ergänzungen

Uffpasse!

Gringo 23.10.2006 - 14:43
Klasse artikel aber trotzdem würde ich es mir das nächste Mal überlegen so etwas auf Indy zu stellen da hier ja jeder mitlesen kann und die polizei darauf spezialisiert ist einem jedes Wort im Mund rumzudrehen! Deshalb beim nächsten mal auf der Polizeistation einfach still sein und keinerlei Gespräch suchen das kannste auch noch später machen!

Ich würde mal die " Rote Hilfe" anschreiben!

Danke für den Bericht und viel Glück!

hm?!

antifaschist 23.10.2006 - 17:24
ist ja - ernsthaft - in dieser ausführlichkeit recht interessant und auch ganz cool geschrieben.

aber: willst du dich nicht dennoch mal mit rechtshilfeinfos befassen, BEVOR du auf eine demo gehst bzw. berichte schreibst oder sonstige aussagen machst??

versuch mal: "ermittlungsausschuss" (ea) köln oder aachen bzw. "rote hilfe". müsste jeweils problemlos zu googlen sein.

und an die dürener veranstalterInnen: verteilt doch beim nächsten mal die üblichen kleinen infozettelchen zum demoauftakt, wenigstens wenn konfrontationen absehbar sind.

nehmt das bitte runter

hans aus düren 23.10.2006 - 18:07
DER MENSCH TUT SICH KEINEN GEFALLEN DAMIT SOETWAS ZU VERÖFFENTLICHEN !!!

wende dich einfach an ea:

--------köln--------
Tel.: 0221 - 9 32 72 52 (AB)
E-Mail:  ea-koeln@infoladen.net
 http://www.infoladen.net/koeln/gruppen/ea/

------aachen----------
 ea-aachen@nadir.org



link zum video von der demo:
 http://youtube.com/watch?v=tRorIcrDAtg

@Sam

Anarchist Black Cross 25.10.2006 - 16:16
Lieber Sam,

diese Tipps, die viele hier dir gegeben haben, hier keine Art Erlebnisprotokoll zu veröffentlichen, sind nicht die alte Leier, sondern Ergebnisse jahrelanger Erfahrungen. Ich möchte aus verständlichen Gründen hier nicht schreiben, welche Inhalte deines Textes, sollte es zu einem Verfahren kommen, allesamt gegen dich verwendet werden könnten. Wende dich bitte im eigenen Interesse an einen Ermittlungsausschuss.

Ich akzeptiere, dass du dich entschieden hast, über den Verlauf deiner Festnahme zu schreiben. Deshalb ist die Entscheidung der Indymods den Text hier stehen zu lassen nachvollziehbar.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Wesch damit. — Agente Calavera

@alle! — samm`

bullenwillkür — (muss ausgefüllt werden)

Ergänzung — Agente Calavera

hmmmm — egal