Wirtschaftliche Folgen des Irakkriegs

Wal Buchenberg 22.10.2006 22:24 Themen: 3. Golfkrieg Weltweit
Für die Kosten, die der Irakkrieg von der US-amerikanischen Wirtschaft und der US-Armee fordert, gibt es mehrere Analysen. Die Schäden, die der Krieg den Irakis und der irakischen Volkswirtschaft zufügt, fand bisher wenig Interesse.

Die UNO schätzte kürzlich, dass jeden Tag rund 100 Irakis als direkte oder indirekte Folge des US-Angriffs auf den Irak sterben. Eine jüngere Studie in einer britischen Mediziner-Zeitschrift bezifferte die tägliche Todesrate der Irakis sogar auf über 500.
Die wirtschaftlichen Kosten des Krieges sind weniger sichtbar und weniger spürbar als die menschlichen Opfer. Professor Rowat von der University of Birmingham ist spezialisiert auf die Erforschung der irakischen Wirtschaft und stellte nun eine Analyse vor, die sich vor allem auf Daten des IWF stützt.

Er berechnete den ungestörten ("normalen") Entwicklungspfad der irakischen Wirtschaft ohne UN-Sanktionen und ohne US-Krieg und projizierte diese Zahl auf die Jahre 2001 bis 2005. Als zweiter Schätzfaktor floss in seine Berechnung der Ölpreis ein, denn die Einnahmen aus dem Ölverkauf machen 60 Prozent der irakischen Volkswirtschaft aus.

Hätte es den US-Einmarsch in den Irak nicht gegeben, dann hätte nach den Berechnungen von Prof. Rowat die irakische Wirtschaft ein BSP von 60 Mrd. USD erreichen können. Tatsächlich hat sie nur 37 Mrd. USD erreicht. Das ergibt einen wahrscheinlichen wirtschaftlichen Kriegsschaden von 24 Mrd. USD. Von dem möglichen bzw. wahrscheinlichen volkswirtschaftlichen Gesamtwert 2005 wurden wegen des Krieges nur 60 Prozent erreicht.

Für die USA sind - bisher - die Kriegsfolgen weniger schwerwiegend. Die meisten Schätzungen liegen bei einer Billion USD, verteilt über einen Zeitraum von 10 Jahren. Das beläuft sich auf rund 1 Prozent des Nationaleinkommens in dieser Zeit.

(Daten und Angaben aus: New York Times, 20.10.2006)

Wal Buchenberg für Indymedia, 22.10.2006
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Ergänzungen

Die Lancet-Studie ist ein Phantasieprodukt

nika 24.10.2006 - 13:30
> Eine jüngere Studie in einer britischen Mediziner-Zeitschrift bezifferte
> die tägliche Todesrate der Irakis sogar auf über 500.

Und zu dieser zweifellos seriösen "Studie eine britischen Mediziner-Zeitschrift" und ihren Zahlen nahm u.a. Iraq Body Count, ein Projekt, das wohl nicht mit dem White House in engerer Beziehung steht, Stellung:  http://www.iraqbodycount.org/press/pr14.php. Danach disqualifiziert sich eigentlich nur noch, wer sich ausgerechnet auf die Lancet-Studie bezieht.