Impressionen von der DGB-Demo in Dortmund

Castro 21.10.2006 18:21 Themen: Soziale Kämpfe

Der DGB lädt zur Großkundgebung und 30.000 ArbeiterInnen folgen.Das Motto der Demo "Das geht besser". Wie genau, darüber hatten viele der beteiligten Gruppen ganz unterschiedliche Auffassungen.

Während der DGB sich für einen sozialeren Kapitalismus einsetzt, waren viele Gruppierungen der Meinung man könne auch ganz auf ihn verzichten. Hier ein paar Impressionen von der bunten (roten) Mischung der Teilnehmer in Dortmund.
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Ergänzungen

Lassen wir uns nicht mehr verarschen!

DGBler 21.10.2006 - 18:50
Der Anteil ausländischer Aktionäre an deutschen Firmen wächst beständig. Vor zehn Jahren lagen etwa 10 Prozent der deutschen Aktionepapiere in ausländischen Depots, inzwischen sind es etwa 17. Fachleute erwarten, daß vor allem die Begehrlichkeiten fremder Renditejäger (die so zutreffend Heuschrecken genannten Kapitalgesellschaften) noch wachsen werden. Vor allem Großunternehmen werden schon heute mehrheitlich von ausländischen Aktionären beherrscht, so BASF, MAN, Adidas, Continental und die Münchener Rückversicherung, die wiederum stark an diversen deutschen Erstversicherern beteiligt ist.
Wie reagiert die Bundesregierung auf den zunehmenden Verlust an Einflußmöglichkeiten und dem wachsenden Ausverkauf Deutschlands? Wie immer: gar nicht!

Es geht aber auch anders hier ein Beispiel:
Der Hamburger Schuhhändler Lunge baut gerade in Mecklenburg-Vorpommern eine eigene Produktion auf. Hier sollen ab nächstem Jahr von zunächst 30 Mitarbeitern 20.000 Schuhe im Jahr produziert werden. Geplant ist bereits ein weiterer Ausbau auf 100 Mitarbeiter. Anders als alle anderen Unternehmen will das mittelständische Unternehmen nicht in Südostasien produzieren, es hat vor Jahren sogar die dortige Mitproduktion aufgegeben, da ihrer Ansicht nach hochwertige Schuhe nur in Deutschland gebaut werden können. Natürlich fiel auch die Wahl auf Mecklenburg-Vorpommern nicht aus Zufall. Neben der räumlichen Nähe zu den eigenen Geschäften in Hamburg und Berlin locken die Wirtschaftsförderung und die im Verhältnis niedrigen Löhne.
Um den Verkauf ihrer Schuhe sorgt sich die Geschäftsleitung nicht, eher um die zu geringe Produktion. Aber die kann ja problemlos erhöht werden. Wir gratulieren, mal wieder eins der (leider viel zu seltenen) Beispiele, daß doch immer noch in Deutschland produziert werden kann! Wenn mehr Unternehmen diesem Beispiel folgen würden, wäre die Arbeitslosigkeit schnell beseitigt. Aber solange Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, von Politik und Medien hofiert werden und die Umzugskosten sogar noch steuermindernd sind, werden die vorbildlichen Beispiele selten.




Meine Eindrücke

Martin Pausch 21.10.2006 - 19:02
Knapp 35000 bis 40000 Menschen waren in Dortmund dabei. Beide Demonstrationszüge vereinigten sich am Stadttheater, es waren soviele Menschen das diese Kreuzung über eine Stunde blockiert war, bis es endlich weiter ging.

Montagsdemos aud dem ganzen Ruhrgebiet konnte man sehen, aber auch Montagsdemos aus Wilelmshaven und anderen Städten aus dem Norden. Die Demo in dortmund wurde nicht durch Plakate bestimmt " Das geht besser " sondern mit Weg mit HARTZ IV.

Allein aus Bocholt sind BenQ Mitarbeiter mit vielen Bussen angereist. Doch nicht nur BenQ war vertreten sondern auch Ford Köln, Opel Bochum, Siemens Uerdingen, Siemens VDO Dortmund, BenQ Kamp-Lintfort, vom Uniklinikum Aachen, der Bergarbeiter-Initiative 'Kumpel für AUF' sowie von den streikenden Kollegen der Verkehrsbetriebe Rheinland.

Von Ford Köln waren allein über 1.000 Kolleginnen und Kollegen mit Bussen angereist, wurde berichtet.

Alle Gewerkschaftsfahnen waren zu sehen, aber nicht nur diese es war ein bunter Zug mit Fahnen von Linkspartei, WASG, MLPD, DKP, attac, Migrantenverbände, Sozialverbände und natürlich den Montagsdemonstranten.

Pünktlich zur Demo hatte auch Petrus eineinsehen und stellte den Wasserkrahn von oben ab. Eine gelungene Demo und ein guter Start für die Zukunft um gegen diese Politik zu kämpfen.

@ich

Du 21.10.2006 - 20:00
Vielleichst solltest Du einfach mal bedenken, daß niemand Mitglied beim DGB werden kann, sondern lediglich bei den einzelnen Gewerkschaften.

Davon wußte der, der den Beitrag geschrieben hat, natürlich nichts.

Aber es reicht offenbar schon, von einer rot-braunen Querfront vom DGB bis zu zur NPD reden zu müssen.

Aber immerhin ist der Beitrag geeigneet als Auftakt für eine weitere Runde einer Diskussion, welche die Linke von dem job abhält, der eigentlich ihr wichtigster sein sollte: die herrschenden Klasse zu attakieren.



@"DGBler"

hartmut 21.10.2006 - 20:45
- also das habe ich ja selbst bei der NPD schon schlauer gelesen:
der "ausländische" Aktienanteil an Konzernen hat nunmal direkt auch gar nix mit dem Produktionsstandort zu tun - die oben geführte Gegenüberstellung der beiden Beispiele ist schwachsinnig
wenn du dir mal die Muehe machtest, die Aktienbesitzverhältnisse und die Produktionsverlagerung ins Ausland in ein Verhältnis zu stellen, wirst du sehen, dass mehrheitl "deutscher" Aktienbesitz daran gar nix ändert, wer sowas behauptet, ist ein völlig fehlinformierter Mensch oder ein dummer Hobbynazi-Schwätzer
Schuhproduktion in MV: super, war da nicht grade eine Importreduktion der EU für Schuhe aus China usw.? Abgesehen davon - was ist mit den SchumacherInnen in Cina? Internationale Solidarität? Will ich Schuhe aus MV? Ich will Schuhe, die billig und gut sind, dabei aber ihren Herstellern ein menschenwürdiges Leben ermöglichen - wer dafür NUR in MV oder der BRD kämpfen will, ist beim DGB wohl leider halbwegs richtig - doch - in diesem Fall zum Glück - interessiert das den Kaiptalimus und die "bösen Heuschrecken" wenig
wer von Ökonomie keine Ahnung hat - besser mal die Fresse halten (und erst nachlesen, nachdenken, nachfragen)

Nazis hatten wenig Spass!!!

Chavez 21.10.2006 - 21:58
Wie wenig die NPD oder andere Faschisten den Fuss in der gewerkschaftlichen Tür haben,
zeigt vielleicht dieser Ausschnitt aus dem Polizei-Bericht:

>> Gegen 13.30 Uhr kam es auf dem Friedensplatz im Bereich der
Bühne zu einem Vorfall, bei dem eine Gruppe von ca. 50 Personen,
Angehörige des linken politischen Spektrums, auf eine 9-köpfige
Gruppe "Rechts" traf. Es kam zu Provokationen und kleineren
körperlichen Auseinandersetzungen. Durch schnelles polizeiliches
Eingreifen wurden die Gruppen getrennt. Neun Personen "Rechts" wurden
anschließend in polizeiliches Gewahrsam genommen. <<

[ http://www.presseportal.de/polizeipresse/p_story.htx?nr=889669&firmaid=4971&keygroup=]

Dabei hatten sich die Faschisten um Dennis Giemsch, Didi Suhrmann, etc.
schon extra neben die Gewerkschaft der Polizei gestellt,
um etwas sicherer zu sein.
Andernfalls hätten sie sicher einen deutlicheren Platzverweis kassiert.
So aber räumten DGB-Ordner die Jungs ab und sie landeten im PG.
Dass sich trotz der Polizisten anbei in DO Leute finden,
die sie mit solchem "Nachdruck" zum Gehen auffordern,
hatte sie sichtlich überrascht und die Muffe ging ihnen auch.

:o) Und tschüß!!!

Ursachen

Ulf Lunge 26.11.2006 - 17:10
Das wir in MV eine Schuhproduktion starten können, grenzt an ein Wunder! Dabei sehe ich die Ursachen dieser Seltenheit nicht bei den Unternehmen. Es sind ganz klar die geltenden Vorschriften und Bestimmungen, die Unternehmen von der Initiative abhalten. Jedes Projekt ist quasi in einer Zwangsjacke. Am schlimmsten treffen die Bestimmungen von Basel II den Unternehmer. Weil "unternehmen" "Risiken eingehen" bedeutet sind die Banken nicht mehr in der Lage Finanzierungen im benötigten Maße anzubieten. Folge: Die Unternehmen verlagern oder warten ab.
Das Unternehmer heute nicht einmal mehr jemanden einstellen können, ohne einen Rechtsanwalt und Steuerberater ist doch traurig und sicher nicht im Interesse derer, die einen Arbeitsplatz suchen. Die Sache ist so kompliziert, daß viele Erben lieber Papas Laden verkaufen, als sich selber damit kaputtzumachen. Das kann es nicht sein! Wir brauchen neue Unternehmer mit Talent und Ideen,ohne viel Geld als Voraussetzung. Die Rechtslage muss einfacher werden! Viele Schutzrechte sind Verhinderungsrechte! Das ist kein kleines Problem der Wirtschaft, sondern Ursache für viele gesellschaftliche Folgeprobleme. Bei diesen Lasten hat KEINER Lust mehr zu tun, als unbedingt nötig = Demotivation.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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