Bericht +Fotos Naziaufmarsch in Leipzig 03.10

Am 03.10.2006 versuchte Worchs Wanderzirkus wieder einmal durch Leipzig zu demonstrieren. Angesichts der bisher desaströsen Versuche durch den linken Stadtteil Connewitz zu marschieren, wurde dieses Vorhaben nun aufgegeben und Worch beschränkte sich auf eine Demonstration vom Hauptbahnhof zum Ostplatz und zurück zum Bahnhof über den Innenstadtring.

Ungefähr 120 Neonazis und 2000 Polizeibeamte standen an diesem Tag, trotz der relativ kurzfristigen Mobilisierung, ca. 3000 GegendemonstrantInnen entgegen. Dabei lässt sich aber insbesondere die Zahl der GegendemonstrantInnen schlecht schätzen, da es dieses mal keine zentrale Demonstration oder Kundgebung gab.
Wie gehabt versammelten sich auch dieses mal wieder viele Menschen am Listplatz um von dort, wie oft in den Letzten Jahren geschehen, den Aufmarsch mit einer Sitzblockade o.ä. zu blockieren. Dass es dieses Jahr anders werden würde, wurde jedoch schnell klar:
Die Polizei hatte, die auf dem Listplatz angemeldete Kundgebung per Auflagenbescheid anscheinend zu weit von der Route der Neonazis abgedrängt. Daher sah sich die IG Metall, als Anmelderin der Kundgebung, gezwungen diese kurzfristig wieder abzumelden. Dies führte schließlich dazu, dass die Polizei viele Menschen schon im Vorfeld daran hinderte in die Nähe des Listplatzes zu kommen und zügig, großflächige Platzverweise aussprach. Trotzdem schafften es mehrere hundert AntifaschistInnen schließlich sich auf dem Listplatz zu sammeln, auf dem die PDS anschließend eine spontane Kundgebung anmeldete. Dort wurde anschließend gewartet bis die Neonazis in Sichtweise kamen, mit der Hoffnung anschließend die Straße betreten und blockieren zu können (so geschehen im Oktober 2005). Die Polizei machte dem allerdings schnell einen Strich durch die Rechnung, indem sie den gesamten Platz mit Einsatzfahrzeugen umstelle und so ein Erreichen der Straßen verunmöglichte. Durch ein entschlosseneres und vor allem zügigeres vorgehen seitens der GegegendemonstrantInnen wäre hier jedoch auch mehr möglich gewesen. Offensichtlich hatte kein Mensch mit dieser, für Leipzig neuen, Maßnahme der Polizei gerechnet.

So konnte nicht verhindert werden, dass die Neonazis um Christian Worch (auch Worchs Wanderzirkus genannt) den Listplatz relativ ungestört passieren konnten. Anschließend versuchten die GegendemonstrantInnen sich eine zeitlang erfolglos wieder vor den Aufmarsch zu begeben, was durch die Absperrungen der Polizei größtenteils unterbunden wurde. Es soll Lediglich zu kleineren Angriffe mit Steinen und Flaschen auf die Neonazis gekommen sein. Dabei wurde eine Scheibe an Worchs LautsprecherPKW zerstört und er selber erlitt eine Prellung an der Hand.
Am Ostplatz angekommen konnten die Neonazis wie geplant ihre Zwischenkundgebung durchführen, zu der ich selber leider nicht mehr berichten kann, da ich dort nicht anwesend war. Zeitlich gelang es den GegegendemonstrantInnen, die teilweise vom Listplatz kamen, auf die Pragerstr. zu gelangen und so den geplanten Rückweg von Worch und Co. durch die Innenstadt zu blockieren. An dieser Blockade beteiligten sich nah einiger Zeit deutlich mehr als 500 Personen, was eine Räumung durch die Polizei ohne größere Straßenschlachten verhinderte.
Die Neonazis mussten den Rückzug zum Hauptbahnhof deshalb auf derselben Strecke antreten, auf der sie bereits gekommen waren. Als dies unter den GegendemonstrantInnen bekannt wurde, verließen diese die Prager Str. und versuchten erneut direkt an den Neonazi Aufmarsch heranzukommen, was durch die Polizei jedoch größtenteils unterbunden werden konnte.
Als die Menschenmasse, die sich vor allem aus autonomen AntifaschistInnen und Punks zusammensetzte, am Hauptbahnhof ankam hatten die Neonazis diesen soeben betreten. Daraufhin wurden die Absperrungen der Polizei massiv mit Steinen angegriffen und ein Vordringen zu den Neonazis zu ermöglichen. Der Angriffsversuch schlug fehl und der Polizei gelang es die AntifaschistInnen zurück in die Innenstadt zu drängen. Dabei kam es mehrfach zum Errichten von Barrikaden, Angriffen auf Polizeibeamte und diversen Einrichtungen, wie z.b. einer Commerzbank.
Als endgültiger Schaden des Tages geisterten schließlich Zahlen von 80.000 bis 100.000 Euro durch die Medien.
Am Abend fand gegen 18 Uhr außerdem noch eine wichtige, aber mäßig gut besuchte, spontane Kundgebung gegen die Polizeigewalt des Tages und die Massenverhaftungen, vor dem Leipziger Polizeipräsidium statt.

Fazit:

Abschließend lässt sich feststellen, dass Leipzig immer noch ein hohes Mobilisierungspotenziel aufweisen kann, selbst wenn die Neonazis nicht versuchen nach Connewitz zu marschieren, was ein eindeutiger Erfolg der antifaschistischen Arbeit der letzten Jahre darstellt.
Nichtsdestotrotz gelang es Worch leider zu mindest bis zum Ostplatz, der vorgesehenen Zwischenkundgebung, zu laufen. Dies dürfte vor allem das Resultat der veränderten Polizeitaktik sein, die sehr brutal und skrupellos gegen vermeintliche AntifaschistInnen vorging. So gab es 200 Verhaftungen, meistens wegen Bagatellen und zahlreiche Verletzte auf linker Seite. Besonders hervortaten sich bei den Prügelorgien wieder die 24. Hundertschaft der Berliner Bereitschaftspolizei. Insbesondere eher bürgerliche GegendemonstrantInnen wurden durch dieses Vorgehen abgeschreckt und zeigten dieses mal vor allem AntifaschistInnen direkt an der Naziroute ihre Präsenz und ihren Protest.


weitere Fotos zu diesem Tag finden sich außerdem noch auf dieser Seite: Fotos zum Naziaufmarsch am 03.10 in Leipzig