12. Tag im Potsdamer Antifa-Prozess

Soligruppe Potsdam 16.10.2006 19:54
Im Juni 05 wurden 5 Antifas in Potsdam nach einer Auseinandersetzung mit einem Neonazi festgenommen und wegen versuchten Mordes angeklagt. Einziges Mordmerkmal der Staatsanwaltschaft: ihre antifaschistische Einstellung, aufgrund welcher sie jederzeit einen Nazi töten wollen würden. Eine Betroffene saß 5 Monate in U-Haft. Heute fand der 12. Prozesstag statt.
er heutige Prozesstag begann mit der Vernehmung des Zeugen Christoph Kellner. Dieser war im Juni letzten Jahres noch Kellner im Cafe Heider, als solcher stand er hinter dem Tresen und sah durch die geöffnete Terassentür, wie ein Mensch um die Ecke des Cafes gerannt kam und zu Boden fiel, danach sah er noch eine Gruppe von 4-5 dunkel gekleideten Personen, die auf diese Person eingeschlagen hätten. Diese Gruppe flüchtete dann recht schnell in Richtung Hegelallee, einer der anwesenden Gäste, Robert Manzke, hätte dann die Verfolgung aufgenommen und auch einen der Täter eingeholt und festgehalten. Kellner sei dann aus dem Cafe herausgekommen und hätte von dort gesehen, wie sich um Manzke herum, auf den Gleisen vor dem Nauner Tor, eine recht große Gruppe von Menschen versammelt hat. Diese Gruppe beschrieb er vor Gericht als zu groß, als dass sie nur aus den TäterInnen hätte bestehen können, es seien auch aus anderen Richtungen Menschen dazu gekommen.

Der zweite Zeuge war Stefan Kriek, dieser gab an gesehen zu haben wie eine Person um die Ecke des Cafe Heider gerannt kam und eine Gruppe von 4-5 vermummten Personen hinterher kam. Die erste Person sei dann gefallen und die schwarz gekleideten und vermummten Personen hätten sie umringt, eine Person aus dieser Gruppe hätte auf das Opfer mit einem schwarzen, dünnen Gegenstand eingeschlagen und zwar mehrfach und stark. Die Gruppe sei dann in Richtung Hegelallee geflüchtet, Manzke sei dann hinterhergerannt und hätte eine Person festgehalten, die jedoch nicht der oben genante Mensch mit dem Schlagstock sei. Während dieser Flucht seien allerdings noch min. 3 schwarz gekleidete Personen dazugekommen. Kriek gab weiter an, gesehen zu haben wie Jansa, der seinem Kollegen Manzke zur Hilfe eilte, eine Ausholbewegung machte, den konkreten Schlag hätte er nicht gesehen, gehe jdeoch von einer Ohrfeige aus. Hiernach kam die Vorsitzende Richterin auf die Idee, dass es nicht ausreichend sei, wenn sie die eingezogenen Bekleidungsstücke [Jacken, Sturmhaube, Sonnenbrillen etc] den Zeugen nur zeige, sondern sich einer der Angeklagten zumindest eine Sonnenbrille und eine Sturmhaube aufsetzen solle, damit sich das der Zeuge besser vorstellen könne. Da die Anwältin dagegen protestierte und angab, dass ebenso gut auch sie sich diese Vermummung anlegen könne, zur allgemeinen Verdeutlichung, wurde dies dann genauso gehandhabt- und so saß dann schlußendlich eine voll vermummte Anwältin im Gerichtssaal.
Hiernach wurde dann zunächst ein Attest eingeführt, dieses belegt, dass Julia sich am 19.06 in das St. Josephs Krankenhaus begab und dort ein Hämatom und der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert wurde. Hiernach verlas Julia noch einmal die e-mail welche sie noch am selben tag einer Bekannten schrieb und darin den Hergang dieses Abends aus ihrer Sicht schildert.

Als letzter Zeuge für den heutigen Tag wurde dann Hagen T. vernommen. Dieser gab an, an diesem Abend mit einem Bekannten in der Kneipe Hafthorn gewesen zu sein, von dort wollten sie sich dann ins La Leander begeben. Unterwegs hätten sie dann Julia und eine weitere Gruppe von Menschen, welche er schon vorher kannte, getroffen, diese sei auf der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Nauner Tor gerannt. Da seien sie dann mit dem Fahrrad hinterhergefahren, auf Höhe des Nauner Tors dann, sah der Zeuge wie eine recht schmächtige Person festgehalten wurde, von eher kräftig gebauten Männern. Die anderen dunkel gekleideten Personen hätte auf diese Männer eingeredet bzw. eingeschrien, dass sie den Festgehaltenen loslassen sollen. Einer der Kellner, hätte dann Julias Oberkörper nach unten gedrückt und ihr mit dem Knie oder der Faust Schläge versetzt. Hagen T. hätte während dieser Zeit versucht herauszufinden um was es bei dieser Angelegenheit eigentlich ging, hätte aber diesbezüglich auch von umstehenden keine befridigende Antwort bekommen. Nach ein paar Minuten, sei dann die Polize gekommen. Bei dieser gab der Zeuge an, was er gesehen hatte und sah hiernach auch nocheinmal Julia auf der anderen Straßenseite stehen, mit einer Beule “bisher nichtgekannten Ausmaßes”.

Die Verhandlung wird am 18.10 um 14.15 fortgesetzt werden. Da an diesem Tag um neun Uhr noch zwei weitere Prozesse am Amtsgericht und am Landgericht angesetzt sind, rechnen wir mit einer recht starken Präsenz von Neonazis. Bei dem Prozess am Landgericht wird ein Überfall von Neonazis [u.a. Oliver Oeltze] auf zwei Jugendliche verhandelt, der sich am gleichen Tag abspielte wie die Tat die in unserem Prozess verhandelt wird. Bei dem zweiten Prozess wird der Überfall auf eine Konzertbühne in Königswusterhausen verhandelt, auf dieser schliefen zur Tatzeit noch Menschen.
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Ergänzungen