Übergriff auf AZ in Reutlingen

Seherin 16.10.2006 15:49 Themen: Antifa Freiräume
Am Freitag, dem 13ten Oktober 2006 gegen 23:30 Uhr betraten überraschend ca. 20 Hooligans, die teilweise dem extrem rechten Spektrum zuzuordnen waren, das Gelände des selbstverwalteten/autonomen Zentrums "Zelle" im schwäbischen Reutlingen.
Sie waren anscheinend nach einem Heimspiel des Fußballvereins SSV Reutlingen zuerst in verschiedenen Kneipen in der Stadt zugegen, bevor Sie sich richtung Zelle aufmachten. Sie sind bereits in der Vergangenheit bei Fußballspielen des SSV durch rassistische Provokationen aufgefallen.

Als Sie erfolglos versuchten, umsonst bzw. verbilligt zum in der Zelle stattfindenden Konzert eingelassen zu werden, sammelten Sie sich im Eingangsbereich und fingen an, BesucherInnen der Zelle sexistisch und rassistisch zu beleidigen. Es begann eine aufgeregte Diskussion und teilweises Gerangel, auch wegen der "thor steinar" Kleidung ( http://www.stop-thorsteinar.de.vu), die von vielen der Hooligans getragen wurde. Nach einer Durchsage im inneren der Zelle, es seien Nazis vor der Türe, strömten fast alle BesucherInnen nach draussen und die Situation verlor sich in Grüppchendiskussionen.

Nach und nach sammelten sich die Hooligans wieder und gingen geschlossen in Richtung Ausfahrt, nicht ohne weitere anwesende Gäste der Zelle zu beleidigen, bedrohen und zu attakieren. Auf der Straße angekommen eskalierte die Situation völlig, und die Zelle-BesucherInnen wurden von den Hooligans mit Flaschenwürfen, Schlägen und Tritten angegriffen. Es entwickelte sich eine Strassenschlägerei, in deren verlauf die Hooligans zurückgedrängt werden konnten. Mit dem eintreffen der Polizei flüchteten die angreifer, eine Zelle-Besucherin musste im Krankenhaus untersucht werden.

Fazit:
Es konnte klargestellt werden, dass Neonazis, Rassisten, Sexisten und sonstige stresssüchte Hohlköpfe in der Zelle & auf der Insel (umliegendes Gelände)nichts zu suchen haben!!!
Abgesehen davon ist dieser Übergriff als Ausdruck einer zunehmend wachsenden, organisierten und selbstbewussten rechten Szene in Reutlingen zu sehen.
Das war bei weitem kein Einzelfall!

Nazis gibts in jeder Stadt
bildet Banden macht Sie Platt!
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Ergänzungen

Gratulation

(muss ausgefüllt werden) 16.10.2006 - 19:07
Ich finde, das klingt ganz schön gut. Hier ist in letzter Zeit oft gepostet worden, dass es nicht gelang, nazis aus Freiräumen zu vertreiben. Das ist eine Katastrophe.
Wie das klingt, habt ihr auch nicht die Übermacht genossen und die Gewalt gesucht, sondern mit breiter Beteiligung die nazis und hools zurückgedrängt. Interessant wäre zu erfahren, wie sich die Polizei verhalten hat, ob sie Personalien von Euch aufgenommen hat etc. Oft folgen auf solch erfolgreiche Widerstände ja in letzter Zeit ätzende Diskussionen in der Stadtverwaltung von wegen "wärt ihr nicht so links gäb´s nicht so einen Stress" und dass dann die AZs als Unruheherde wahrgenommen werden. Das wäre also interessant.

Ansonsten Gratulation und Solidarität mit der Verletzten. Macht weiter so, wo wir sind ist eine Zelle.

re: polizei

seherin 19.10.2006 - 13:30
wg. verhalten der polizei:
also erstmal hats ca 20 bis 30 minuten gedauert, bis sie da waren, obwohl die dienststelle keinen halben kilometer entfernt liegt. es kam auch schon vor, dass die cops wegen eines unfalls auf einer benachbarten mehrspuhrigen strasse "in frühestens drei stunden" da sein konnten.
es kamen erst 2 streifenwagen, die direkt vor der ausfahrt hielten und den verkehr blockierten. mensch musste wirklich ziemlich nerven, bis sie die verfolgung aufnahmen.
unnötige stressereien seitens der polizei sind bisher nicht bekannt geworden, sie kamen auch nicht aufs gelände.
personalien wurden von 2 oder 3 "geschädigten" aufgenommen.

die stadtverwaltung hat sich wegen des gehäuften stresses in den letzten wochen (bei weitem nicht nur nazis) bisher nicht beschwert, es ist aber zu befürchten.
da es die zelle nun seit 38 jahren gibt, sind natürlich auch einige ehemalige aktivist/innen ins establishment übergegangen, was eine etwas größere akzeptanz schafft als bei anderen projekten.
ausserdem finden immer wieder veranstaltungen mit etablierten gruppen/projekten statt (theater, schülervertretungen, jugendgemeinderat, stadt-/kreisjugendring, etc pp), was uns teilweise breite symphatie
verschafft.

natürlich wird die zelle, v.a. in bürgerlichen und rechteren kreisen als "zeckenzentrum" empfunden und manchmal auch angeprangert, aber aufgrund der o.g. gründe ist es bisher nicht zu größeren aktivitäten gegen die zelle gekommen.

wg. warum nicht die polizei:
natürlich wird bei akuter gefahr (waffen, verletzungen) auch die polizei gerufen, schliesslich soll kein risiko eingegangen werden.
grundsätzlich aber versteht sich die zelle als selbstverwaltetes, politisch weitestgehend autonomes zentrum. und da gehört es halt dazu, auch unangenehme dinge selbst in die hand zu nehmen, z.b. stress beizulegen. aus erfahrung kann mensch sagen, dass konsequentes handeln bei der unterbindung von stress unabdingbar ist. leider herrscht bei einigen leuten das bild vor, dass man in der zelle eh machen kann was man will und es im schlimmsten fall zu nervigen diskussionen kommt.
ausserdem erwecken häufige polizeieinsätze den eindruck, dass mensch nicht mehr klarkommt. und wo die zelle nicht mehr klarkommt, schaltet sich die stadt ein. dann gibts halt neben den üblichen zivilbullen noch uniformierte streifen oder videoüberwachung.
einige menschen haben auch ein echtes problem mit der polizei, die zelle ist eindeutig der meinung, dass kein mensch wegen seiner herkunft, seines aufenthaltsstatus, seiner konsumgewohnheiten, seiner politischen ausrichtung (ausser natürlich rassisten, faschisten, sexisten) oder sonst irgendwelchen illegalisierungsmethoden des staates anders behandelt werden darf. also können sich diese menschen nicht mehr sicher fühlen, wenn andauernd die polizei kommt.

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